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Sitzungsübersicht
Sitzung
Session 3
Zeit:
Freitag, 15.11.2024:
9:00 - 10:30

Chair der Sitzung: Laura Bollack
Ort: KG 6 - 109


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Präsentationen

Die Lehramtsbildung Musik im Zeitalter der Turing-Galaxis. Postdigital und transkulturell aufgestellt

Norbert Schläbitz

Universität Münster, Deutschland

Sowohl Produktionsprozesse in Sachen Musik als auch Lebenspraxen junger Menschen, die sowohl digital als auch analog aufgestellt sind, sind heute untrennbar verwoben. Was Chat-GPT bei Texten, sind in der Musik komponierende Algorithmen, die zunehmend KI-gesteuert sind. Sounds des Weiteren sind immer seltener auf einen analogen Ursprung zurückzurechnen. Das Prinzip Hyperrealität (Baudrillard) ist längst zum gesellschaftlichen Regelfall geworden. Realer als real: das ist postdigital.

Wo verstorbene Künstlerinnen und Künstler längst als Hologramm wieder die Bühne betreten und auch neue Songs produzieren, altgewordene Stars ihr junges Ebenbild als Avatar auf Tour schicken, geht der lineare Fluss von Zeit auf in einer immer breiter werdenden Gegenwart. Ursprungszurechnungen oder -szenarien werden immer fragwürdiger. Digitale Netzwerke haben zudem das globale Dorf von McLuhan umfänglich realisiert. Die Welt des Postdigitalen, Turing-Galaxis genannt, macht des Weiteren eine transkulturelle Prägung unhintergehbar. So die gesellschaftliche Kurzdiagnose.

Der Vortrag bedenkt die musikpädagogischen Implikationen, die sich aus den geschilderten Verhältnissen für das Lehramt Musik ergeben.

  • Inwieweit trägt die Musikpädagogik konzeptionell diesen Entwicklungen Rechnung?
  1. Inwieweit sind Bildungsvorstellungen der Revision überstellt und schlagen sich umfänglich in Seminarinhalten nieder?
  2. Inwiefern wird Musik ohne Ursprungsdiktum relevant, global respektive transkulturell gedacht und welche Folgen hat das konkret?
  3. Inwiefern vollzieht sich der Wandel vom Prinzip Erwartungshorizont zum Prinzip Ermöglichungssinn?
  4. Inwiefern wird dort, wo der Mensch als Schnittstelle im Medienverbund oszilliert und damit rekursiv verwoben ist, das Prinzip Humanismus umfänglich eingelöst und wie schlägt sich das im Unterrichtsalltag nieder?
  5. Inwieweit erfährt die praktische Ausbildung am Instrument eine Novellierung?

Die Ausführungen sind einerseits theoretisch motiviert, greifen darüber hinaus aber immer immer wieder beispielhaft auf eine längst geübte Praxis am Institut für Musikpädagogik, FB15 - MHS, der Universität Münster zurück. Bspw. sind seit 2018 erstmals bundesweit am Institut digitale Medien (Hauptfach Producing) Instrumenten wie Geige, Klavier... gleichgestellt, was beispielhaft für andere Institute geworden ist, die mittlerweile folgten. Auch schlagen sich vom Institut ausgegangene in Praxis gewendete musikpädagogische Konzeptionen in Seminarinhalten als auch ganz konkret im Musikunterricht nieder.

Der Vortrag reflektiert - von Theorie unterfüttert - diese Praxis.



„Und ich will nicht immer nur Glockenspielen...“ Unterrichtskulturen im Kontext (post-)digitalen Musikunterrichts

Jonas Völker1, Matthias Krebs2, Veronika Phung2, Esther-Marie Verbücheln3, Moritz Kuck2

1HfM Detmold, Deutschland; 2Universität zu Köln, Deutschland; 3Leuphana Universität Lüneburg, Deutschland

Die Anforderungen an (Musik-)Lehrkräfte sind im Zuge des bildungspolitischen Auftrags zur Vermittlung digitaler Kompetenzen in der Schule (vgl. DigitalPakt Schule, Digitalstrategie Schule NRW) erheblich gestiegen: Musiklehrende sollen als Expert*innen digitale Musikmachdinge (Ahlers et al., 2022) technisch beherrschen und Schüler*innen darin unterstützen, zu selbstständigen Produzent*innen zu werden. Darüber hinaus sollen sie reflektiert haben, welche Auswirkungen die technologischen Entwicklungen auf musikkulturelle Alltagspraxen haben und wie sich dadurch der Fachunterricht verändert (Weidner & Stange, 2022). Erste quantitative Untersuchungen zum Professionswissen von Musiklehrkräften weisen jedoch auf defizitäre Kompetenzen im Umgang mit (digitalen) Technologien hin (Godau & Fiedler, 2018). Zugleich fehlt es – mit wenigen Ausnahmen (Weber & Rolle, 2020) – an korrespondierenden qualitativen Einsichten.

An dieser Stelle setzt das Erkenntnisinteresse des Projektes ComeArts an der Universität zu Köln an. Ziel ist es, das „in der selbsterlebten Praxis […] erworben[e]“ (Bohnsack, 2020, S. 50) Wissen von Musiklehrkräften zum Thema Digitalisierung zu rekonstruieren. Hierfür führen wir im Anschluss an unsere Fortbildungsveranstaltungen Gruppendiskussionen mit den Teilnehmenden zum Thema durch. Die leitende Fragestellung lautet, wie und woran sich Teilnehmer*innen von Weiterbildungen zu (post-)digitalem Musikunterricht orientieren, wenn Sie die vermittelten Inhalte für den Einsatz in ihrer schulischen Praxis bewerten. Die zu rekonstruierenden praxisinhärenten Normen und Orientierungen bilden eine empirisch fundierte Grundlage für die (Weiter-)Entwicklung unserer Fortbildungsmodule. Methodisch ist unser Forschungs- und Entwicklungsdesign an der dokumentarischen Evaluationsforschung (Bohnsack & Nentwig-Gesemann, 2020) ausgerichtet. Im Rahmen des eingereichten Vortrags sollen erste Ergebnisse unserer dokumentarischen Interpretationen sowie Grundzüge des Evaluationsforschungsdesigns präsentiert und diskutiert werden.



 
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