Sessione | ||
012C: Social Multilingualism and Migration
M. Stopfner Schüler:innen als Akteur:innen sozialen Wandels – Plurilinguale Jugendliche und ihre sich entwickelnde Sicht auf Sprachen in multilingualen Regionen | ||
Presentazioni | ||
Schüler:innen als Akteur:innen sozialen Wandels – Plurilinguale Jugendliche und ihre sich entwickelnde Sicht auf Sprachen in multilingualen Regionen Eurac Research Bolzano & Universität Innsbruck, Italy Soziale Institutionen, verstanden als symbolische Netzwerke relativ dauerhafter Regeln und Handlungsgewohnheiten im Schnittpunkt von Bedürfnissen und Interessen, sozialen Normen und kulturellen Werten, Interaktion und Herrschaft (Waschkuhn 1987, S. 71), spielen eine entscheidende Rolle bei der Herausbildung von sozialem Zusammenhalt. Da Institutionen nur so lange existieren, wie die einzelnen sozialen Akteure ihr Handeln an den Normen, Zielen und der sozialen Ordnung ausrichten, die das konventionalisierte institutionelle Umfeld kennzeichnen, sind sie jedoch offen für Veränderungen (Agha 2005, S. 56). Durch die Kombination der soziokulturellen Perspektive von Agency als "soziokulturell vermittelte Handlungsfähigkeit" (Ahearn 2001, S. 112) mit einem Verständnis sozialer Praktiken als bestimmte Arten des „Sagens, Tuns und Beziehens“ innerhalb von Gemeinschaften (Kemmis et al. 2014, S. 31) untersucht der Vortrag, wie Schüler:innen aktiv „ihre Welt und ‚soziale Ordnung‘ verhandeln und erschaffen“ (Duff und Doherty 2015, S. 57) und inwiefern mehrsprachige Bildungsansätze hier die agierende Rolle der Schüler:innen in der Bildung fördern und erleichtern. Auf der Grundlage von Längsschnittdaten, die in Schulen der Sekundarstufe I über einen Zeitraum von drei Jahren von der ersten bis zur letzten Klasse der Mittelstufe erhoben wurden, beleuchtet die Analyse von mehr als 150 Stunden systematischer Unterrichtsbeobachtung, mehr als 80 Stunden semi-strukturierter Leitfadeninterviews mit Lehrpersonen und Schulführungskräften und mehr als 300 Meinungstexten von Schülerinnen und Schülern zur Sprachbildungspolitik in der mehrsprachigen Region Südtirol die Rolle von Heranwachsenden für sozialen Wandel. Die Ergebnisse der Langzeitstudie zeigen aber auch, wie sich die Sichtweisen auf Sprachen und Positionierungen in der Gesellschaft ändern und entwickeln, indem die Schülerinnen und Schüler an der Wende vom Kind ins Jugendalter das institutionalisierte soziale Gefüge akzeptieren oder aber in Frage stellen.
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