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Sitzungsübersicht
Sitzung
007C: Multilingualism and Minority Languages in School
Zeit:
Mittwoch, 21.05.2025:
17:15 - 17:45

Chair der Sitzung: Andrin Büchler
Raum: Flüela



E. Zettl (DaZ)

Sprachliche Minderheiten in einer durch Migration und Grenznähe geprägten Deutschschweizer Unterstufenklasse

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Präsentationen

Sprachliche Minderheiten in einer durch Migration und Grenznähe geprägten Deutschschweizer Unterstufenklasse

Evamaria Zettl

PH Thurgau, Schweiz

An Deutschschweizer Schulen sind Sprachenkompetenzen im Spannungsfeld von Standardsprache, Mundart und Migrationssprachen heterogen und damit potentiell ungleichheitsrelevant. Wie mit dieser Heterogenität umgegangen werden soll, dazu gibt es unterschiedliche, empirisch wenig belegte Empfehlungen und Überzeugungen (vgl. Schaller/Schiesser 2023). Es existieren bislang auch kaum Studien zum sprachlichen Alltag in Deutschschweizer Unterstufenklassen. Ausnahmen sind Krompàk/Preite (2018), die eine Trennung von Migrationssprachen und Mundart vom Schulalltag konstatieren, und Luginbühl/Schmidlin (2023), die beobachten, dass im Beisein von DaZ lernenden Kindern häufiger Standardsprache gesprochen wird.

Hier knüpft das vorgestellte ethnographische Projekt an. Es fokussiert zwei Jahre lang Praktiken im Umgang mit wahrgenommener sprachlicher Heterogenität in einer 1. bzw. 2. Klasse, die von Migration und Nähe zur deutschen Grenze geprägt ist. Dieses Feld wurde wegen der Vielzahl an Migrationssprachen und der geringen Anzahl Mundart sprechender Kinder und Lehrpersonen gewählt; der Längsschnitt trägt dazu bei, mögliche Kontinuitäten und Veränderungen bei ihren Praktiken aufzuzeigen.

Die Fragestellungen für diesen Vortrag lauten: "Wie gehen Schulkinder und ihre Lehrpersonen mit Sprache(n) in ihrer Klasse um? Wann wird auf Mundart, wann auf Standarddeutsch kommuniziert, wann in Migrationssprachen? Wie verändert sich das ggfs. im Längsschnitt?»

Anhand von Feldprotokollen, die mit Grounded Theory untersucht wurden, wird gezeigt: Die Kinder werden von Fachpersonen unterrichtet, die mit Ausnahme der Klassenlehrerin ausschliesslich Standarddeutsch sprechen. Die Klassenlehrerin adressiert die Kinder differenzierend nach Situationen und Adressat:innen in Mundart bzw. Standardsprache, aber auch in einem Translanguaging zwischen den Varietäten. Sie fördert Mundart explizit, z.B. durch Lieder, und thematisiert, dies sei wichtig, weil sie so wenig gesprochen werde. Die migrationsbedingten «Minderheitensprachen» werden in der Schule nicht verwendet, obwohl es jeweils mehrere Kinder gibt, die Albanisch, Italienisch bzw. Kroatisch/Serbisch sprechen; ein Sprachenverbot wurde erwähnt. Zusammenfassend gibt es ein Spannungsfeld im Umgang mit sprachlichen Minderheiten: dem Zelebrieren von «Mundartinseln» und dem Verbot von Migrationssprachen. Bislang zeigt sich im Längsschnitt eine ungleichheitsrelevante Kontinuität dieser Praktiken.



 
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