In Frankreich ist aufgrund gesetzlicher Bestimmungen paritätischer zweisprachiger Unterricht lediglich erlaubt, wenn dieser Französisch und eine „Regionalsprache“ umfasst (Huck, 2007, S. 85). Im Elsass wurde in den 1980er Jahren dem „Deutschen“ den Status von „Regionalsprache“ zugeschrieben. Doch auch wenn „Deutsch“ in der institutionellen Definition im Elsass das Hochdeutsche sowie die alemannischen und fränkischen Dialekte umfasst, die von den Sprecher*innen oft als „Elsässisch“ bezeichnet werden (Huck & Erhart, 2019, S. 156), wurde bis Ende 2022 an den öffentlichen Schulen im Elsass Hochdeutsch bevorzugt (Geiger-Jaillet, 2007). Elsässisch, abgesehen von Einzelfällen, war als Unterrichtssprache völlig ausgeschlossen.
In diesem Kontext wurden im September 2023 von den Schulbehörden experimentelle Vorschulklassen in vier elsässischen écoles maternelles (Kinder von 3 bis 6 Jahren) eröffnet. Das mehrsprachige Unterrichtsmodell, das auf der Grundlage bilingualer paritätischer Vor- und Grundschulklassen basiert, umfasst einen Unterricht auf Deutsch, Elsässisch und, in einem geringeren Umfang, auf Französisch.
Da die drei Sprachen zum ersten Mal zusammen vertreten sind, stellt sich die Frage, welche Rolle die Akteure, die an der Gestaltung des Unterrichtsmodells beteiligt sind — insbesondere Lehrkräfte, Ausbilder*innen, Schul(general)inspektor*innen —, letzterem zuschreiben. Diesen Aspekt zu untersuchen erscheint umso relevanter, als dass seit 2015 im institutionellen Diskurs zunehmend von einer „mehrsprachigen Sprachpolitik“ im elsässischen Bildungsbereich die Rede ist. Beruht eines der Ziele des dreisprachigen Unterrichts darin, die sich entwickelnde Mehrsprachigkeit der Schüler*innen zu fördern? Welche pädagogischen Ansätze — was die Mehrsprachigkeit betrifft — werden von den verschiedenen Akteuren bevorzugt? Wie bewerten sie das Unterrichtsmodell (z. B. Vorteile der Mehrsprachigkeit (García, 2009, S. 93–94), Hindernisse)?
Um diese Fragen zu beantworten, werden Audiomitschnitte von Ausbildungsseminaren analysiert (2023-2024), an denen die Lehrkräfte teilgenommen haben, die im Rahmen des oben genannten Unterrichtsmodells tätig sind. Diese Forschungsunterlagen gewähren einen Einblick in die Unterrichtspraktiken sowohl durch den Diskurs der Lehrkräfte als auch durch Standpunkte interner Beobachter der Bildungsbehörden.