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Sitzungsübersicht
Sitzung
002C: Multilingualism and Identity
Zeit:
Mittwoch, 21.05.2025:
14:00 - 14:30

Chair der Sitzung: Irene Zingg
Raum: Flüela



J. A. Panagiotopoulou & Y. Uçan

„Es gab keine Schule, keine Sprache, keine Identität...“ - Family-Language-Policy in sprachlich minorisierten Familien in der deutschen Migrationsgesellschaft: Mehrsprachigkeit als Chance?

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Präsentationen

„Es gab keine Schule, keine Sprache, keine Identität...“ - Family-Language-Policy in sprachlich minorisierten Familien in der deutschen Migrationsgesellschaft: Mehrsprachigkeit als Chance?

Julie A. Panagiotopoulou, Yasemin Uçan

Universität zu Köln, Deutschland

Internationale Studien zur familiären Sprachenpolitik (King et al. 2017; Curdt-Christiansen 2016) zeigen, dass die Aufrechterhaltung familiärer Mehrsprachigkeit in eine Vielzahl von Kontexten eingebettet ist. Dazu gehören sowohl innerfamiliäre Kontexte, wie die Aushandlung zwischen Erziehungsberechtigten und Kindern (Kheirkhah/Cekaite 2017), als auch historische, soziale, ökonomische und politische Kontextfaktoren, die die Ausgestaltung der familiären Sprachpraxis beeinflussen (Caldas 2012). Das Zusammentreffen mehrsprachiger Eltern mit der an der Ideologie staatlicher Einsprachigkeit orientierten Mehrheitsgesellschaft und ihren Bildungsinstitutionen gilt daher als besonders konfliktträchtig (de Houwer 2017; [anonymisiert] 2023). In diesem Zusammenhang ist insbesondere für Deutschland die monolinguale Ausrichtung von Bildungsinstitutionen zu konstatieren, die in einem Spannungsverhältnis zur familiären Mehrsprachigkeit steht (Montanari/Panagiotopoulou 2019). Darüber hinaus ist auf die von mehrsprachigen Eltern erlebte staatliche Sprachenpolitik im Herkunftsland hinzuweisen, wo ihre Sprachen als Minderheitensprachen gesellschatlich stigmatisiert bzw. im Schulsystem nicht vertreten oder verboten sind. Diese sprachbiographischen Erfahrungen wirken sich auch im Migrationskontext auf die familiäre Sprachenpolitik aus (Brizić 2008; [anonymisiert] 2022). Studien, die sich mit den Perspektiven sprachlich minorisierter Familien beschäftigen, sind in Deutschland jedoch noch marginal ([anonymisiert] 2024). Vor diesem Hintergrund soll in dem Vortrag dargestellt werden, wie kurdisch-türkischsprachige sowie tschetschenischsprachige Eltern, die bereits vor ihrer Migration nach Deutschland einer minorisierten Sprachgemeinschaft angehörten, familiäre Mehrsprachigkeit in der deutschen Migrationsgesellschaft verhandeln und inwiefern sie ihre Mehrsprachigkeit und die ihrer Kinder als Chance begreifen. Dabei sollen Themen wie der (befürchtete) familiäre Sprachverlust sowie Spannungsfelder zwischen den Erziehungsvorstellungen der Eltern zum frühkindlichen Mehrspracherwerb, ihrer alltäglich gelebten Mehrsprachigkeit sowie mit Vertreter*innen der Bildungsinstitutionen (v.a. Kita und Schule) fokussiert werden. Die Datengrundlage bilden qualitative Interviews mit Müttern und Vätern, die im Sinne einer „Dekolonisierung der Methodologie“ mittels „Translanguaging“ (Li 2022) translingual, d.h. türkisch-deutsch bzw. tschetschenisch-deutsch, durchgeführt und von einem mehrsprachigen Forschungsteam mittels der Grounded Theory (Charmaz 2014) ausgewertet wurden.