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Gute Musik zum bösen Spiel. Beobachtungen zu Kompositionstechniken im Film
Elke Reichel
HfM Weimar, Deutschland
›Böse Pläne‹ und ihre Verwirklichung sind seit dem Altertum bedeutsame Elemente der dramatischen Kunst – das französische Wort intrigue bedeutet sowohl ›geheime Machenschaft‹ als auch ›Bühnenhandlung‹. Inspiriert durch Peter von Matts literarische Monografie Die Intrige. Theorie und Praxis der Hinterlist aus dem Jahr 2006 setzt sich der Beitrag mit Kompositionstechniken für die Ausführung ›heimtückischer Pläne‹ im Spielfilm als einer modernen Form dramatischer Kunst auseinander.
Bereits in der Poetik des Aristoteles wird die Melopoeia als einer der sechs essentiellen Teile der Tragödie herausgehoben. Doch wirkt Filmmusik gerade in spannenden Szenensequenzen oft unterschwellig. Nur selten steht sie im Zentrum der Aufmerksamkeit, wenn Zuschauer*innen die Umsetzung einer ebenso komplexen wie teuflischen Idee auf Leinwand oder Bildschirm verfolgen. Jenseits bewusster Wahrnehmung oder gar analytischer Auseinandersetzung wirkt die Musik unmittelbar auf emotionaler Ebene und entfaltet so eine als manipulativ zu bezeichnende Wirkung. Sie wird auf diese Weise Teil eines übergeordneten Plans mit dem Ziel, das Publikum in den Bann der Handlung zu ziehen. Der Einsatz von Kompositionsmitteln erfolgt dabei höchst zielgerichtet und unter Bezugnahme auf Elemente und Strategien mit jahrhundertealter Tradition. Wird der Beitrag der Musik zum Gelingen des Filmkunstwerks also unterschätzt?
Zur vergleichenden Analyse wird Musik aus verschiedenen zeitlichen und geografischen Entstehungskontexten sowie unterschiedlichen Genres herangezogen, u. a. aus Florian Henckel von Donnersmarcks Oskar-prämiertem Filmdrama Das Leben der Anderen, dessen Musik Gabriel Yared und Stéphane Moucha komponierten, und aus dem vielfach preisgekrönten Film Parasite des südkoreanischen Regisseurs und Drehbuchautors Bong Joon-ho mit Musik von Jung Jae-il.