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Die momentane Konferenzzeit ist: 09. Mai 2025 22:57:04 MESZ

 
 
Sitzungsübersicht
Sitzung
Neues Material vs. historische Satztechniken. Klauseln und Kontrapunkt in Thomas Adès' "Traced Overhead"
Zeit:
Freitag, 04.10.2024:
14:20 - 14:50

Ort: Raum 11.301

Gebäude 11 Lipezker Str. 47 03048 Cottbus
Sitzungsthemen:
Freie Beiträge

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Präsentationen
Vortrag
Themen: Freie Beiträge
Stichworte: Thomas Adès, Analysemethode, Neue Musik, Tonale Assoziationen, Satztechnik

Neues Material vs. historische Satztechniken. Klauseln und Kontrapunkt in Thomas Adès' "Traced Overhead"

Sophia Susanne Westenfelder

HMT Rostock, Deutschland

In seiner Musik verknüpft Thomas Adès (*1971) serielle Organisationsprinzipien mit an Klauseln erinnernden Stimmführungen und etabliert so eine hintergründige, jedoch hörbare tonale Struktur. Anhand von Auszügen aus Traced Overhead (1996) wird herausgearbeitet, wie Adès durch die Verwendung von Partikeln historischer Satztechniken tonale Anklänge erzeugt, und wie diese multiperspektivisch betrachtet werden können. Jene Anklänge konstituieren sich beispielsweise im Aufeinandertreffen von Akkorden, deren verbindende Stimmführung Adès häufig durch Klauseln, Klauselvarianten, bzw. kontrapunktischen Stimmführungsrelikten der Common Practice Period gestaltet, bzw. anreichert. Beispielsweise Aetheria, der zweite Satz von Traced Overhead, ist durch auf Terzschichtungen beruhenden Akkordverbindungen geprägt, die nur teils funktional interpretierbar sind. Selbst bei nicht-funktionalen Verbindungen finden sich Stimmführungen, in denen sich etwa eine Dur-Terz gleich einer Sopranklausel nach oben bewegt, oder eine Septime sekundweise abwärts weitergeführt wird.

Unterschiedliche Forschungen zu Adès' Musik beziehen sich bereits auf derartige stimmführungstechnische Aspekte, heben bisher jedoch ausschließlich deren serielle Struktur hervor. Philip Stoecker (2014, 2016) interpretiert diese Satztechnik im Kontext von „Aligned Cycles“, John Roeder (2021) interpretiert bestimmte Strukturen als Sequenzierung unterschiedlicher Permutationen einer Keimzelle. Eine solche Keimzelle besteht laut Roeder aus einer Quinte und einer kleinen Terz, die durch einen Halbtonschritt und ein Quartintervall miteinander verbunden sind. (Er nutzt das Akronym „RICH“ für „retrograde-inversion-chain“.) Obwohl die Ansätze von Stoecker und Roeder wichtige strukturelle Aspekte hervorheben, bilden sie die hörbaren tonalen Anklänge in Adès' Musik nicht adäquat ab.

Zu Beginn des Vortrags wird zuerst anhand von Beispielen demonstriert, wie sich die erwähnte hintergründige Tonalität in Adès‘ Werken klanglich manifestiert. Anschließend wird kurz anhand ausgewählter Passagen die Prinzipien der „RICH“-Intervallkerne und „Aligned Cycles“ vorgestellt, bevor sich der Rest des Vortrags auf die Betrachtung der klangprägenden Klauseln und kontrapunktischen Verbindungen konzentriert. Der Vortrag wird neben der Analyse auch einen methodischen Ansatz zur Untersuchung dieser Satztechniken erörtern. Hierbei werden Analysemethoden zur Hervorhebung serieller Aspekte angewendet, jedoch durch die Analyse von Stimmbewegungen innerhalb der Akkordstrukturen ergänzt, um ihre Bedeutung für den Klang zu erfassen. Die vorgestellte Methodik lädt zur weiteren Anwendung bezüglich Musik ein, die trotz serieller oder anderer generativer Organisationsprinzipien charakteristische tonale Implikationen erzeugt, die bei der Analyse Berücksichtigung finden sollen.



 
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