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Dramaturgie von Form und Virtuosität in der unvollendeten "Fantasie über Themen aus Figaros Hochzeit und Don Juan von Mozart" von Franz Liszt
Time:
Friday, 04/Oct/2024:
4:40pm - 5:10pm
Location:Room 9.122
Building 9
Lipezker Str. 47
03048 Cottbus
Session Topics:
Music Theory in the Late Nineteenth/Early Twentieth Centuries, Free Proposals
Presentations
Individual presentation Topics: Music Theory in the Late Nineteenth/Early Twentieth Centuries, Free Proposals Keywords: Franz Liszt, Musik über Musik, Form, Virtuosität, Originalität
Dramaturgie von Form und Virtuosität in der unvollendeten "Fantasie über Themen aus Figaros Hochzeit und Don Juan von Mozart" von Franz Liszt
Franz Kaern-Biederstedt
HMT Leipzig, Deutschland
Einen nicht unerheblichen Teil des kompositorischen Schaffens von Franz Liszt machen Bearbeitungen von Werken anderer Komponisten aus, sei es in Form von Transkriptionen, Fantasien, Paraphrasen oder Variationen. Es gab wohl keinen anderen Komponisten, dessen Fantasie sich so häufig und unverhüllt an bereits vorliegenden Errungenschaften anderer entzündete, wie dies bei Liszt der Fall war. Das ist insofern bemerkenswert, als gerade in der Hoch- und Spätromantik Geniekult, Originalität, Individualität, Singularität des Kunstwerks eine übergroße Rolle spielten. Das wird durch Liszts Konzept von Musik über Musik in eigentümlicher Weise durchkreuzt und konterkariert.
Es stellt sich also unweigerlich die Frage, welchen Mehrwert und welchen Grad von schöpferischer Eigenleistung Liszt den jeweiligen Originalen mitgeben konnte. Als Beispiel hierfür soll Liszts Fantasie über Themen aus Figaros Hochzeit und Don Juan von Mozart (S. 697) betrachtet und diskutiert werden, welche er nicht vollendet hat. Zwei später ergänzte Fassungen – von Ferruccio Busoni und von Leslie Howard – versuchen auf unterschiedliche Weise, das Werk in eine abgeschlossene Gestalt zu überführen. Paraphrasen und Fantasien über Opernthemen waren in der Romantik – auch bei anderen Komponisten als Liszt – sehr verbreitet und beliebt, stellten mitunter aber nicht mehr als ein Potpourri schöner Melodien ohne eigenen Kunstanspruch dar. Wie verhält es sich im Falle dieser Fantasie? Welche kompositorischen Strategien und eigenständigen formalen und pianistischen Ansätze verfolgt Liszt hier mutmaßlich? Gelingt es ihm, eine Komposition von eigenem Wert aus den Vorlagen zu generieren? Welchen Überlegungen entspringt mutmaßlich die Auswahl der Themen, die Liszt vornimmt? Welche dramaturgische Idee mag Liszt verfolgen? Und wie gehen ferner Busoni und Howard – gleichsam als Bearbeiter der Bearbeitung – mit Liszts Fragment um?