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Die momentane Konferenzzeit ist: 09. Mai 2025 22:58:55 MESZ

 
 
Sitzungsübersicht
Sitzung
,,Mein Gott, wie viele Regeln!’’ -Tschaikowsky’s Ansichten zur Harmonielehre
Zeit:
Freitag, 04.10.2024:
15:00 - 15:30

Ort: Raum 9.122

Gebäude 9 Lipezker Str. 47 03048 Cottbus
Sitzungsthemen:
Musiktheorie im Fin de siècle

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Präsentationen
Vortrag
Themen: Musiktheorie im Fin de siècle
Stichworte: Harmonielehre, Tschaikowsky, Osteuropa, Generalbass, Funktionstheorie

,,Mein Gott, wie viele Regeln!’’ -Tschaikowsky’s Ansichten zur Harmonielehre

Jakob Kasakowski

Hochschule für Musik Saar, Deutschland

Die Harmonielehren von Peter Tschaikowsky und Nikolai Rimsky-Korsakow bieten einen aufschlussreichen Einblick in die Entwicklung der Musiktheorie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Tschaikowsky, der viele Jahre als Musiktheorieprofessor am Moskauer Konservatorium tätig war, verfasste 1871 die erste russischsprachige Harmonielehre, die stark an das Werk von Ernst Friedrich Richter angelehnt war und auf Generalbassübungen setzte. Im Gegensatz dazu entwickelte Rimsky-Korsakow 1885 eine eigene Harmonielehre, die neue pädagogische Ansätze und eine systematische Theoriebildung betonte, wobei er einen proto-funktionstheoretischen Ansatz verwendete.

Ein zentrales Anliegen dieses Vortrags ist es, den Übergang der Harmonielehre von einer traditionellen pragmatischen Kompositionspropädeutik zu einer systematischen und methodischen Theoriebildung in der russischsprachigen Musiktheorie des späten 19.Jahrhunderts aufzuzeigen. Tschaikowskys Harmonielehre zielte nach eigener Aussage darauf ab, praktische Anweisungen für angehende Komponisten zu geben, ohne tief in theoretische Überlegungen einzutauchen. Rimsky-Korsakov kritisierte Tschaikowskys mangelnde Systematik und strebte nach einer umfassenderen und methodischeren Struktur für die Harmonielehre. Dieser Paradigmenwechsel wird durch die Analyse von Originaldokumenten, darunter Tschaikowskys Kommentaren zu Rimsky-Korsakows Harmonielehre und der Briefwechsel zwischen den beiden Komponisten, illustriert.

Besonders hervorzuheben sind hierbei die handschriftlichen Kommentare Tschaikowskys in seinem Exemplar von Rimsky-Korsakows Harmonielehre, die bisher nur in russischer Sprache zugänglich waren und im Rahmen des Beitrags erstmals ins Deutsche übersetzt wurden. Diese Kommentare beleuchten Tschaikowskys kritischen Blick auf Rimsky-Korsakows Werk und seine eigenen Vorstellungen zur musiktheoretischen Ausbildung.

Durch die Analyse dieser Harmonielehren und ihrer historischen Kontextualisierung im Vergleich zu westeuropäischen Einflüssen wie Adolf Bernhard Marx und Moritz Hauptmann wird verdeutlicht, wie sich die russischsprachige Musiktheorie im Fin de siècle sowohl inhaltlich als auch methodisch weiterentwickelte. Der Vortrag trägt somit zum Verständnis der vielfältigen Strömungen und Innovationen in der Musiktheorie dieser Epoche bei und zeigt auf, wie diese Entwicklungen die theoretische Ausbildung von Musikern und Komponisten nachhaltig beeinflussten.



 
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