In aktuellen Filmen sind immer häufiger filmübergreifend genutzte Gestaltungskonstellationen aus vergleichbarem musikalischen, visuellen und dramaturgischen Design zu beobachten (“Filmmusikalische Topologien”). Filmkomponisten ist dieses Phänomen bekannt (siehe bspw. Schneider 2011, Kümpel 2008), jedoch fehlt es bislang an einem Forschungszweig, der diese Zusammenhänge findet, beschreibt und weiterführend untersucht (siehe u.a. Murphy 2013).
Im Vortrag wird am konkreten Beispiel der filmmusikalischen Topologie zur Charakterisierung von Hauptschreckensschauplätzen aufgezeigt, welche fachbereichsübergreifenden Möglichkeiten des Erkenntnisgewinns die Erforschung dieses gestalterischen Phänomens bietet: Dazu wird zunächst kurz die angewandte analytisch-empirische Methode zur Erforschung solcher Gestaltungskonstellationen vorgestellt, sowie ein Überblick über mögliche industrielle (siehe u.a. Erdmann & Becce 1927, Lissa 1965, Gervink & Bückle 2012) und rezeptionelle (siehe u.a. Marshall & Cohen 1988, Lehmann 1994, Gabrielsson & Lindström 2010) Hintergründe der Entstehung derselben gegeben. Anschließend wird anhand der Ergebnisse einer empirischen Untersuchung basierend auf der GEMS (Zentner et al. 2008) zu den musikevozierten Emotionen jener musikalischen Gestaltung außerhalb des Filmkontextes das Potenzial filmmusikalischer Topologien zur stärkeren Verknüpfung musiktheoretischer und musikpsychologischer Erkenntnisse erörtert.
Literatur
Erdmann, H., & Becce, G. (1927). Allgemeines Handbuch der Film-Musik. Schlesinger and Lienau.
Gabrielsson, A., & Lindström, E. (2010). The role of structure in the musical expression of emotions. In
Handbook of music and emotion: Theory, research, applications (S. 367–400). Oxford University Press.
Gervink, M., & Bückle, M. (2012). Lexikon der Filmmusik: Personen, Sachbegriffe zu Theorie und Praxis, Genres. Laaber-Verlag.
Kümpel, P. (2008). Filmmusik in der Praxis. Komponieren–Produzieren–Verkaufen. PPVMedian GmbH.
Lehmann, A. C. (1994). Habituelle und situative Rezeptionsweisen beim Musikhören: Eine einstellungstheoretische Untersuchung (Bd. 600). Lang.
Lissa, Z. (1965). Ästhetik der Filmmusik. Henschelverlag.
Marshall, S. K., & Cohen, A. J. (1988). Effects of musical soundtracks on attitudes toward animated geometric figures. Music Perception, 6(1), 95–112. https://doi.org/10.2307/40285417
Murphy, S. (2013). Transformational Theory and the Analysis of Film Music. In The Oxford Handbook of Film Music Studies (S. 471–499). Oxford University Press. https://doi.org/10.1093/oxfordhb/9780195328493.013.019
Schneider, E. (2005). Komponieren für Film und Fernsehen: Ein Handbuch (4. Auflage 2011). Schott Musik GmbH & Co KG.
Zentner, M., Grandjean, D., & Scherer, K. R. (2008). Emotions evoked by the sound of music: Characterization, classification, and measurement. Emotion, 8.4, 494–521. https://psycnet.apa.org/doi/10.1037/1528-3542.8.4.494