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Digitale Edition der "Préludes non mesurés" von Louis Couperin
Zeit:
Freitag, 04.10.2024:
14:20 - 14:50
Ort:Raum 9.118
Gebäude 9
Lipezker Str. 47
03048 Cottbus
Sitzungsthemen:
Damals und heute. Umbrüche im musiktheoretischen Fachdiskurs, Freie Beiträge
Präsentationen
Vortrag Themen: Damals und heute. Umbrüche im musiktheoretischen Fachdiskurs, Freie Beiträge Stichworte: Digitale Edition, 17. Jahrhundert, Generalbass, Prélude
Digitale Edition der "Préludes non mesurés" von Louis Couperin
Niels Pfeffer, Julius Hauth
Universität Tübingen, Deutschland
Im Frankreich des 17. Jahrhunderts begegnen uns zahlreiche unmensuriert notierte Préludes – sogenannte Préludes non mesurés. Prominente Beispiele sind die Cembalo-Préludes von Louis Couperin und Jean-Henri d'Anglebert, aber auch anonyme Préludes liegen, meist handschriftlich überliefert, vor. Sie stellen bereits auf den ersten Blick ein Faszinosum dar: keinerlei Taktstriche finden sich, frei angeordnete Notenköpfe scheinen durch großzügig gezogene Linien zu musikalischen Gesten miteinander verbunden. Das äußere Erscheinungsbild bildet einerseits den quasi-improvisatorischen Gestus der Préludes ab. Beim genaueren Hinsehen zeigt sich aber, dass hinter der notierten Oberfläche Schichten liegen, die einem Plan und einem harmonisch-kontrapunktisch durchaus regelgerechten Satz folgen.
Wie könnte eine digitale Edition jener Préludes non mesurés aussehen, die versucht jenen Weg vom harmonischen Grundgerüst bis hin zur ornamentalen Oberfläche sichtbar zu machen – und welches Potential entsteht daraus? Wie können Préludes mit ihren von bekannten Konventionen abweichenden Notationsform überhaupt sinnvoll kodiert werden?
In unserer auf dem Format der Music Encoding Initiative (MEI) basierenden Kodierung wird zunächst festgelegt, wie – in der Auffassung der Herausgeber – Töne zu Akkorden und Stimmen zusammengefasst werden können und welche Töne als ornamentale Füllungen dieses Gerüstsatzes aufgefasst werden können. Zugleich wird eine Reihenfolge der Ereignisse festgelegt – so, wie sie in der jeweiligen Handschrift auftreten. Außerdem wird das originale Schriftbild in einer Vektorgrafik (SVG) nachgebildet und Note für Note mit der MEI-Kodierung verknüpft. Damit ist nicht nur ablesbar, wie die Töne ursprünglich angeordnet waren, sondern auch ein kritischer Vergleich mit dem oft mehrdeutigen Schriftbilds möglich.
Mittels eines Viewers ist nun der stufenlose Übergang zwischen Struktur (Formaufbau, harmonische Fortschreitungen) und unmensurierter Notation möglich. Der entwickelte Prototyp – abrufbar unter https://pfefferniels.github.io/digital-louis/ – lässt verschiedene Einsatzmöglichkeiten erahnen, nicht zuletzt als didaktisches Werkzeug im Cembalo-, Generalbass- oder Theorieunterricht. Durch die Möglichkeit, ein Prélude weiter zu reduzieren – auf einen Außenstimmensatz, auf einen bezifferten Bass, auf einen Kadenzplan – ermöglicht die digitale Edition einen spielerischen, improvisierenden Umgang mit den Préludes.
Zum derzeitigen Stand liegt eine Kodierung des Prélude 10 von Louis Couperin vor. Künftig sollen weitere Kodierungen aller 16 Louis Couperin zugeschriebenen Préludes erarbeitet werden.. Geplant ist darüber hinaus eine Anreicherung mit Tonaufnahmen, die auf Notenebene mit den vorhandenen Kodierungen verknüpft werden.