Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
Digitalisierung und Methodik I
Zeit:
Freitag, 22.09.2023:
14:30 - 16:00

Chair der Sitzung: Konrad Georgi
Ort: Raum 137 (Rhythmiksaal)


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Präsentationen
14:30 - 15:00

Lassus Tricinium Project: Eine interaktive Website als digitales Lehrmaterial für den Kontrapunktunterricht

Wolfgang Drescher

Hochschule für Musik Freiburg, Deutschland

Das «Lassus Tricinium Project» ist eine digitale Edition der «Geistlichen Psalmen» von Orlando und Rudolph di Lasso. Die Kompositionen basieren auf den «Psalmen Davids» von Caspar Ulenberg. Vorlage dieser Edition ist das Digitalisat des Drucks von 1588 der Bayerischen Staatsbibliothek München. Die Tricinien wurden im **kern Format mit der Humdrum Syntax ediert und sind auf GitHub einsehbar.

Dieses Format ermöglicht es, die Tricinien auf einer Website interaktiv zu betrachten, wobei gewisse Parameter durch eine vorgängige fachliche Analyse integriert wurden. Bestimmte Eigenschaften und Merkmale können auf diese Weise auf der Website einfach abgerufen werden. So ist es z.B. möglich die alte Schlüsselung per Knopfdruck in eine heute übliche umzuwandeln, einen Intervallsatz und die Skalenstufen anzuzeigen, den Liedtext aus- und einzublenden, Kadenzen isoliert zu analysieren oder die Klauseln nach bestimmten Kadenzfluchten zu durchsuchen, uvm. Ausserdem ist über IIIF und mit dem Verovio Humdrum Viewer eine direkte Integration der Scans des Münchener DigitalisierungsZentrums gegeben. So kann per Doppelklick auf einzelne Noten die entsprechende Zeile des originalen Drucks angezeigt werden.

Die 50 Tricinien werden damit in einer dynamischen und vor allem interaktiven Art und Weise aufbereitet, die es Forschenden und Studierenden ermöglicht, die Antworten auf spezifische Fragestellungen schnell zu finden und für die Analyse zu nutzen. Studierende beispielsweise, die im Laufe ihrer Ausbildung mit dem Renaissance-Kontrapunkt in Berührung kommen, können mit Hilfe der digitalen Werkzeuge auf der Website die wichtigsten Parameter des musikalischen Satzes – wie die Verwendung der Modi, der Imitationen, des Ambitus und der Textbehandlung – schnell zu erfassen um sie in eigene Stilkopien einzubeziehen.

Der relativ kleine und homogene Corpus der Tricinien eignet sich besonders gut für die Entwicklung computergestützter Werkzeuge, die in späteren Projekten auch für grössere Corpora und komplexere Strukturen angewendet werden könnten.

In meinem Referat wird das Tricinium-Projekt vorgestellt und die Anwendung als methodisches Werkzeug demonstriert. Darüber hinaus werden Perspektiven für eine Weiterentwicklung zur Diskussion gestellt.



15:00 - 15:30

»Tickt der noch ganz richtig?« – Open Educational Resources und institutionelle Rahmenbedingungen des Fachs Musiktheorie

Ulrich Kaiser

Hochschule für Musik und Theater München, Deutschland

Angesichts des Hypes um Künstliche Intelligenz (KI), ChatGPT & Co. dürfte niemand mehr bezweifeln, dass die Digitalisierung einen tiefgreifenden Wandel in unserer Gesellschaft bewirken wird. Alle Bereiche des privaten, beruflichen und öffentlichen Lebens werden davon betroffen sein und die Hochschulen sind aufgefordert, diesen Wandel aktiv zu gestalten. In der Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wird eine Funktion freier Lehr- und Lernmaterialien (Open Educational Resources bzw. OER) darin gesehen, im Bereich der Bildung eine Chancengerechtigkeit zu fokussieren. OER-Strategien von Bund und Ländern treffen dabei in der Musiktheorie auf personelle und institutionelle Gegebenheiten, die das Fach auf eine ganz neue Art herausfordern. Insbesondere die Einstellungen zu den Lizenzen freier kultureller Bildung (den sog. Creative-Commons-Lizenzen) werden Differenzen offenbar, die zwar sozial- und institutionsgeschichtlich verständlich sind, jedoch alte Ressentiments derart verstärken könnten, dass das Fach Musiktheorie daran zerbricht.



15:30 - 16:00

KoALa – Eine kollaborative Annotations- und Lernanwendung für den Musikunterricht

Sarah Platte1, Tanja Spatz2, Moritz Heffter1, Markus Rombach1

1Hochschule für Musik Freiburg, Deutschland; 2Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

Die webbasierte KoALa-App ermöglicht einen kollaborativen Austausch über Musik durch die Sammlung von Annotationen. Beim Hören eines Musikstückes können die Teilnehmer*innen in einer Session entsprechend der formulierten Höraufgaben und mittels sogenannter Marker einzelne Zeitpunkte oder Passagen markieren sowie Verläufe zeichnen. Die Software sammelt diese Annotationen und stellt sie – dem Zeitpunkt im Hörbeispiel visuell zugeordnet – dar. Alle Annotationen können zusätzlich mit eigenen Text- und Audiokommentaren ergänzt werden.

Die Software fasst die individuell erstellten Annotationen zusammen und stellt sie in einer Synopse dar, die der/die Leiter*in individuell gestalten kann. Auf Basis dieser Synopse kann im Anschluss über das Stück (und die dazu entstandenen Annotationen) gesprochen werden. Die Erstellung der Annotationen kann dabei entweder live in einer gemeinsamen Unterrichtssituation oder auch zeitversetzt in Einzelarbeitsphasen bzw. als Selbststudium (bspw. in einem flipped classroom Szenario) stattfinden.

Im Lecture-Recital wird die App mit ihren Funktionen zunächst vorgestellt und die ersten Erfahrungen aus dem Unterricht (v.a. Musiktheorie, Gehörbildung und Musikwissenschaft) werden reflektiert. Danach folgt eine gemeinsame Session mit den Zuhörer*innen des Lecture-Recitals, die einen Austausch über das Tool ermöglicht. Ergänzt wird dies durch einen Ausblick auf weitere Anwendungsmöglichkeiten im Instrumental- oder Schulunterricht. Auch Einsatzmöglichkeiten im Bereich der empirischen Forschung und in der künstlerischen Praxis (Fernunterricht, live Konzerte) werden diskutiert.

Die Entwicklung der KoALa-App wurde gefördert durch die Stiftung Innovation in der Hochschullehre (StIL) im Projekt Freiraum 2022, der Audiokommentar als ergänzende Funktion wurde mittels eines Fellowships für Lehrinnovationen als gemeinsames Programm des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg und des Stifterverbandes gefördert.



 
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