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Sitzungsübersicht
Sitzung
Tonartenaffekte/Zeit und Tempo
Zeit:
Freitag, 22.09.2023:
14:30 - 16:00

Chair der Sitzung: Clemens Wöllner
Ort: Raum 101


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Präsentationen
14:30 - 15:00

Tonartenaffekte: eine musikalisch-praktische Perspektive

Julia Lorenz

HfM Freiburg Studentin, Deutschland

Die Zuschreibung von Affekten zu bestimmten Tonarten wird im 18. Jahrhundert, wie auch schon im vorhergehenden überlieferten musikgeschichtlichen Diskurs, kontroversiell diskutiert – man bedenke etwa die widersprüchliche Behandlung des Themas in Traktaten Matthesons und Heinichens. Die Einnahme einer künstlerisch-praktischen Perspektive auf das Konzept der Tonartenaffekte bietet die Möglichkeit, unabhängig von einer qualitativen Wertung des Konzeptes die Frage zu stellen, inwiefern sich verschiedene Tonarten akustisch voneinander unterscheiden. Im Bereich des historisch informierten praktischen Musizierens finden sich Aspekte, die einen Einfluss auf das klangliche Erscheinungsbild einer Tonart ausüben. Offene Saiten von Streichinstrumenten, die Temperatur von Tasteninstrumenten sowie instrumentenspezifische Zuordnungen zu Tonarten, wie im Fall der Pauken und Trompeten, tragen zu einer differenzierten Klanglichkeit von Tonarten bei. Das klangliche Erscheinungsbild einer Tonart bietet häufig die Grundlage für die Entwicklung einer assoziativen Tonartensymbolik, die auch unabhängig von der konkreten Besetzung eines Musikstücks ihre Gültigkeit behält. In meinem Vortrag möchte ich die genannten musikalisch-praktischen Aspekte vorstellen und ihren Einfluss anhand von Kompositionen des frühen 18. Jahrhunderts beispielhaft untersuchen.



15:00 - 15:30

Tempus fugit? – Über den musiktheoretischen Zeitbegriff

Martin Kohlmann

Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, Deutschland

Die Musiktheorie sieht sich regelmäßig mit der Anwendung des Zeitbegriffs auf musikalische Werke konfrontiert, wenn etwa davon gesprochen wird, dass in einer Abfolge bestimmte musikalische Ereignisse früher oder später als andere stattfinden, dass Zeit manchmal langsamer oder schneller fließen oder scheinbar gar stillstehen kann. Der Zeitbegriff wird dann aber zumeist metaphorisch oder umgangssprachlich, jedoch nicht theoretisch fundiert gebraucht. Man erkennt auch sofort, dass sich ein Zeitbegriff für Musik von der physikalischen (sog. äußeren) Zeit unterscheiden muss, allein schon weil Musik sich auf individuell oder intersubjektiv wahrgenommene Ereignisabfolgen bezieht und damit Grundfragen der Philosophie des Geistes bzw. der Kognitionswissenschaften adressiert: Wie kommt es überhaupt zur Wahrnehmung von Abfolgen und nicht bloß zur Abfolge von Wahrnehmungen?
Der Beitrag stützt sich auf drei grundlegende philosophische Konzepte zur Zeitwahrnehmung, in die kurz eingeführt wird und die anschließend an geeigneten Werkausschnitten illustriert werden, um typische Grundfragen zur Zeitwahrnehmung in der Musik zu reflektieren:
Kant spricht bezogen auf die Zeit von „Form des inneren Sinnes“ (KrV A 33/B 49), dessen interne Dynamik er selbst aber in keiner Weise elaboriert. Eine Philosophie eines inneren Zeitbewusstseins wurde etwa von Edmund Husserl ausgearbeitet und birgt Potential für die Anwendbarkeit auf Musik. Eine der einflussreichsten Theorien der Zeit wurde von dem englischen Philosophen John McTaggart in seinem Aufsatz ‚The Unreality of Time‘ (1908) vorgeschlagen, mit der Intention, die Unwirklichkeit von Zeit zu beweisen. Sein Zeitkonzept unterscheidet sog. A-, B- und C-Reihen und erweist sich bei der Anwendung auf Musik ebenfalls als gewinnbringend. Dass sich die Dimension der Zeit mit der für das menschliche Bewusstsein einfacher erfassbaren Dimension des Raums in Verbindung bringen lässt, ist ein Ausgangspunkt für eine semiotische Theorie von Musik nach Eric Clarke und Charlie Ford (1981), die wiederum auf dem Aufsatz ‚A Theory of Semiotics‘ (1977) von Umberto Eco fußt.
Tempus fugit? Der Beitrag möchte verschiedene Sichtweisen auf das „Fließen von Zeit“ in der Musik aufzeigen und beispielhaft vergleichen und somit zum Nachdenken über den musikalischen Zeitbegriff anstoßen.



15:30 - 16:00

Dirigierende Maschinen. Musik mit technikgestützter Tempovermittlung (Buchpräsentation)

Philippe Kocher

Zürcher Hochschule der Künste ZHdK, Schweiz

In der musikalischen Aufführungspraxis ist es normalerweise der Mensch, der das Tempo erzeugt. Innerlich ein Tempo zu etablieren und es an das der mitmusizierenden Personen anzugleichen, ist eine grundlegende musikalische Fähigkeit. Was bedeutet es also, wenn das Tempo von einem technischen System vorgegeben wird? Diese besondere Art der Mensch-Maschine-Interaktion wird einer musikgeschichtlichen, technikgeschichtlichen und medienarchäologischen Betrachtung unterzogen. Zudem wird über eine eigene wissenschaftlich-künstlerischen Studie berichtet, in dessen Rahmen ein eigenes System zur technikgestützten Tempovermittlung entwickelt und in der Praxis angewendet wurde.

https://doi.org/10.14361/9783839465042



 
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