Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
Jazz- und Popularmusik II
Zeit:
Samstag, 23.09.2023:
16:30 - 18:30

Chair der Sitzung: Georg Thoma
Ort: Raum 117


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Präsentationen
16:30 - 17:00

Modal improvisation in western music

David Klüglich

Musikhochschule Freiburg, Deutschland

Der Beitrag hat zum Ziel, die sich aus künstlerischer ebenso wie wissenschaftlicher Sicht ergebenden Implikationen eines modalen Ansatzes in historischer und aktueller Improvisation stilgebundener westlicher Musik nachzuverfolgen.

Modale Improvisation wird in westlichen Kulturkreisen primär mit modal jazz oder außereuropäischer Musik in Verbindung gebracht. Aber auch in Stilen klassischer Musik, des Pop oder anderen Sparten des Jazz finden modale Improvisationstechniken Verwendung. Diese zu analysieren und mit eher tonalen oder harmoniebezogenen Improvisationstechniken zu vergleichen, kann dabei sowohl die Improvisationsfähigkeiten als auch das theoretische Verständnis bereichern.

Auf spielpraktischer Ebene beeinflusst das Denken in modalen, tonalen oder harmonischen Zusammenhängen unterschiedliche melodische Aspekte, wie etwa Phrasierung, Formgestaltung, Tonwahl und viele weitere. Häufig führt dies zu stiltypischen Merkmalen einer Epoche oder eines Genres. Für den ausübenden Musiker kann somit eine theoretische Betrachtung dessen insbesondere für den Bereich der stilgebundenen Improvisation nützlich sein. Andersherum eröffnet die Analyse verwendeter Improvisationstechniken Einsichten auf eine bestimmte Epoche oder einen bestimmten Stil prägende Einflüsse, didaktische Prinzipien und musikalische Struktur.

Vorgestellt werden Analysen modaler, tonaler und harmoniebezogener Improvisationskonzepte in Stilen klassischer westlicher Musik, des Jazz und der Popularmusik. Im Kern steht dabei die Frage nach den Grundprinzipien melodischer Improvisation und der Anwendung und Interpretation modaler Improvisationstechniken. Innerhalb des zeitlichen und stilistischen Rahmens lassen sich dabei wechselseitige Einflüsse, Gemeinsamkeiten und Unterschiede nachzeichnen. Dabei werden Themen wie außereuropäische Melodiekonzepte, historische und aktuelle Improvisationspraxis, die Diskussion „modaler“, „tonaler“ und „harmoniebezogener“ Musik, Genrecharakteristika stilgebundener Improvisation sowie gesamtmusikalische Ideen und Konzepte gestreift.



17:00 - 17:30

Guilty Pleasure. Ein musiktheoretisches Plädoyer für die deutschsprachigen Kabarettlieder und Schlager von 1920 - 1940

Walther Stuhlmacher

Conservatorium van Amsterdam, Niederlande

Einer meiner ersten pianistischen "Guilty Pleasures" war Ich küsse Ihre Hand, Madame von Ralph Erwin aus dem Jahre 1928. Da der Komponist ideologisch unbelastet war, war das 'Schuldige' des Pläsirs nicht ethischer, sondern musikästhetischer Art. Die Vorliebe für die leichte Muse zwischen Klassik und Jazz wurde zum Beruf: Musiktheoretiker. Jazz und Klassik. Nach Jahrzehnten des Lernens und Lehrens ist diese Faszination eigentlich immer noch eine Art "Guilty Pleasure" geblieben. Zwar stehen die Jazz Standards im Unterricht zentral — I Kiss Your Hand ist selbst einer geworden —, aber das Interesse der Jazztheorie gilt vor allem den Jazzversionen. Das Handwerk der Komponisten, Textdichter und der frühen Arrangeure bleibt weitgehend unbeachtet. Eine Lehre der musikalischen 'arti minori', wie sie die Italiener nennen, eine 'Poiesis' der Gattung, gibt es nicht. Liegt hier nicht eine wunderbare Aufgabe für "Artistic Research"? Aus der niederländischen Perspektive betrachtet, bietet die deutschsprachige Musiktheorie einen besonders guten Nährboden hierfür. Satzmodelle, Gerüstsätze, Topoi: der Begriffsapparat steht bereit, und Studien wie die von Ludwig Holtmeyer, Felix Diergarten und Johannes Menke über die Händelschen Satzlehrübungen können als inspirierendes Vorbild dienen. In meinem Beitrag möchte ich an einigen Beispielen demonstrieren, wie man der großen kleinen Tonsatzkunst der Songwriters dadurch näher kommen kann, dass man versucht, ihren handwerklichen Kniffen auf die Schliche zu kommen. Was ich schon seit einiger Zeit mit dem American Songbook ausprobiere, kann man mit dem deutschsprachigen Repertoire genauso machen. Die Vorlieben ähneln sich sehr, wie zum Beispiel die #2̂ als übermäßige Quinte im Dominantseptakkord oder als Grundton des verminderten Septimakkords, zu dem sich dann der zur Sechste abbiegende Leitton gesellt, ein "Guilty Pleasure", über das sich Sir Hubert Parry schon 1911 empört hatte. Vielleicht findet man so, 'artistically researching', in den Noten auch die Merkmale, die das hiesige Repertoire von dem amerikanischen unterscheiden. So manche Kabarettlieder und Schlager haben die Zeit recht gut überdauert. Haben diese charmanten Kleinode unseres kulturellen Erbgutes nicht auch ihren Platz im musiktheoretischen Walhalla verdient?


17:30 - 18:30

Applied Jazz Research as an alternative to Artistic Jazz Research

Wouter Turkenburg1, Kurt Ellenberger2

1IASJ International Association of Schools of Jazz, Netherlands, The; 2Grand Valley State University Libraries, USA

Abstract

‘Artistic jazz research’, the currently leading type of jazz research, is largely modelled after artistic research in classical music, which itself is modelled after research methods in the sciences and in philosophy. Where music theory once reigned supreme, now ‘artistic jazz research’ has taken its place.

Is ‘artistic jazz research’ the right format for jazz in the 21st Century? The price paid for fitting into academia is adapting to traditional musicological approaches, to dutifully follow scientific research methods, and to subordinate to an outdated peer-review system.

For many in the jazz world, it is not offering the needed framework for jazz research. The direct link is missing to the practice of jazz, to the applicability of the outcome of the research in jazz performance and education. Jazz performance is real time, applied jazz theory. In ‘artistic research’ the link to music theory is seldom made.[1]

‘Applied jazz research’ offers an alternative to ‘artistic jazz research’:

Research that is fed by, and that is feeding jazz performance and jazz education.

Applied jazz research links to:

  • Jazz performance;
  • The direction of jazz as artform;
  • New applicable insights in music education, including music theory;
  • The use of modern technology in the teaching of music theory.

Instead of the outdated ‘blind peer review’ system, the ‘dynamic review system,’ is chosen. The world-wide jazz community is the forum to respond to, elaborate on, and evaluate the outcomes of applied jazz research.

The platform for ‘applied jazz research’ is the online ‘IASJ Journal’[2], published by Grand Valley State University Libraries.

Panel topics:

- Clarifying the terminology: artistic jazz research, applied jazz research, practice-based research, (ethno)musicology, popular music studies, etc.;

- The old review policy versus ‘dynamic peer review;

- Grand Valley State University Library and the IASJ, the Research Catalogue, music theory publishers, online/new media courses and applied jazz research;

- The differences between various types of jazz research in academies, conservatories, and universities;

- How to connect the current jazz research and jazz theory initiatives.

./.


[1] See ‘Journal for artistic jazz research’ published by Routledge; see the Research Catalogue

[2] See: https://scholarworks.gvsu.edu/iasj_journal/



 
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