Veranstaltungsprogramm

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
Bitte wählen Sie einen Ort oder ein Datum aus, um nur die betreffenden Sitzungen anzuzeigen. Wählen Sie eine Sitzung aus, um zur Detailanzeige zu gelangen.

 
 
Sitzungsübersicht
Sitzung
Keynotes 2: Ariane Jeßulat and Monika Herzig
Zeit:
Samstag, 23.09.2023:
9:00 - 11:00

Chair der Sitzung: Ludwig Holtmeier
Chair der Sitzung: Philipp Teriete
Ort: Wolfgang-Hoffmann-Saal


Zeige Hilfe zu 'Vergrößern oder verkleinern Sie den Text der Zusammenfassung' an
Präsentationen
9:00 - 10:00

Forschungsgesten - Potentiale und Grenzen künstlerischer Forschung (Keynote)

Ariane Jeßulat

Universität der Künste Berlin, Deutschland

In der 2020 von Veronika Darian und Peer de Smit herausgegebenen Publikation Gestische Forschung – Praktiken und Perspektiven betonen die Herausgebenden im Vorwort, dass es sich bei dem neuen Ansatz der im Sammelband enthaltenen Beiträge weniger um eine Auffrischung zwischen 1940 und 2010 intensiv erfolgter Forschungen zu Leiblichkeit, Semantik, Sozialität, Phänomenologie und Ästhetik von Gesten handelt als vielmehr um eine Auseinandersetzung mit den eigenen Forschungsmethoden und -praktiken, die epistemologische Konsequenzen hat: Bringt doch das im Wortsinn übergreifende und hybride Potential des Gestischen Erweiterungen und Verschiebungen von Forschungsstandards mit sich. Im Zuge dieser Verschiebung wird gerade den Künsten ein maßgeblicher Anteil an der Wissensproduktion und -speicherung zugeschrieben und das nicht nur aus den Künsten selbst. Auch ist ein solches „Wissen der Künste“ nicht zwangsläufig ein kunstbezogenes Wissen, sondern schließt naturwissenschaftliche, anthropologische und ontologische Perspektiven mit ein. Waren es in der Dekonstruktion entwickelte Gedanken, die ‒ in Texten von Derrida, Cixous, Barthes, Nancy und anderen ‒ das sprachliche Paradigma aus seiner Statik und diskursiven Gebundenheit befreiten, so sind es in künstlerischer Forschung gerade nicht sprachlich vermittelte, nicht übersetzbare Wissensformen, die an die Stelle von sprachlich oder durch andere Formen der Datenerhebung fasslicher Forschungsergebnisse treten. Wie Derrida die Alltagsprache dahingehend korrigiert, dass „Übersetzungen“ tatsächlich „Transformationen“ sind, so artikuliert sich auch künstlerische Forschung oft gestisch-transformierend. Ein adäquates „Lesen“ dieser Forschungsgesten ist weder aus den Wissenschaften übertragbar noch selbstverständlich.

Musiktheorie als von jeher hybride Disziplin bietet die Chance zur Sensibilisierung, zur Schärfung und zum Nachvollzug solcher Transformationen. Wenn Roland Barthes in seinem Kommentar zu Robert Schumanns Kreisleriana anscheinend ebenso banale wie abwegige Gestik in eine virtuelle Körperlichkeit der Musik hineininterpretiert und dabei die Unabhängigkeit dieses „corps“ von regelhafter und diskursiv stimmiger Analyse betont, dann bieten musiktheoretische Differenzierungen die Chance, aus der Hermetik beider Texte, Schumann wie Barthes, eine verstehende Bewegung, ein gestisches Denken abzuleiten.

Der Vortrag versucht an weiteren Beispielen künstlerisch forschender Gestik wie an Arbeiten aus der zeitgenössischen Choreographie und dem zeitgenössischen Musiktheater exemplarische Forschungssituationen zu präsentieren, in denen musiktheoretische Sensibilisierung ein Wissen der Künste erschließt, welches transdisziplinär als forschende künstlerische Praxis über die traditionellen Grenzen des Fachs hinausgreift.



10:00 - 11:00

But Can She Play? Artistic Research and the Shape of Jazz to Come (Keynote)

Monika Herzig

Jam Music Lab Private University, Österreich

Stereotype threat occurs in situations where existing negative attitudes about a person’s group result in concerns of judgment and thus undermine performance and expression as discussed in Spencer et al (2016). The art form jazz still has the lowest participation of female instrumentalists, thus making them a minority group often under the crucial 15% mark, the numerical value that often triggers deep-rooted assumptions and stereotype threat. Research on possible solutions has been approached from many angles – historical analysis, social observations, experimental deductions, building theories, but very little from an artistic research perspective. What is the impact of stereotyping on the creative process and the musical outcomes? As a female jazz pianist, how do I respond to stereotype threat in various situations and how does that affect my performance and musical process? How might the sound of jazz change as stereotype threat slowly disappears with more inclusive policies and diversification? Artistic research helps us understand these questions and communicate answers through the language of music, reaching far beyond words. In this keynote address audiences will experience stereotyping and various research approaches. Priniples of Artistic Research will be discussed and exemplified.

Lit.: Spencer SJ, Logel C, Davies PG. Stereotype Threat. Annu Rev Psychol. 2016; 67:415-37.



 
Impressum · Kontaktadresse:
Datenschutzerklärung · Veranstaltung: GMTH 2023
Conference Software: ConfTool Pro 2.8.101+TC
© 2001–2024 by Dr. H. Weinreich, Hamburg, Germany