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Sitzungsübersicht
Sitzung
S3_2_1.250: Vortragssymposium: Das Refined Consensus Model of PCK in der Biologiedidaktik - Was nützt es uns?
Zeit:
Mittwoch, 20.09.2023:
8:30 - 10:30

Chair der Sitzung: Dr. Dagmar Traub
Ort: 1.250

Gebäude 1, zweiter Stock

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Präsentationen

Das Refined Consensus Model of PCK in der Biologiedidaktik – Was nützt es uns?

Chair(s): Dagmar Traub (Ludwig-Maximilians-Universität München)

Diskutant*in(nen): Alexander Büssing (Leibniz Universität Hannover)

Das Professionswissen von Lehrkräften ist ein wesentlicher Faktor für erfolgreiches Handeln in komplexen Situationen, wobei das fachdidaktische Wissen (PCK) ein wesentlicher Bestandteil ist. Das Refined Consensus Model of PCK (RCM) ist ein von internationalen Wissenschaftler:innen entwickeltes Modell zur genaueren Ausdifferenzierung des fachdidaktischen Wissens, das zwischen drei PCK-Facetten unterscheidet: dem collective PCK (cPCK), dem personal PCK (pPCK) und dem enacted PCK (ePCK). Im Symposium wird die Förderung, Entwicklung und Beschreibung fachdidaktischen Professionswissens aus Perspektive des RCM diskutiert. Es wird die Frage gestellt, was das Modell für die Untersuchung fachdidaktischen Professionswissens und die Weiterentwicklung der Lehramtsaus- und -weiterbildung im Fach Biologie leisten kann.

Im ersten Beitrag geht es um die PCK-Förderung bei Biologielehramtsstudierenden in einer videobasierten Lernumgebung. Die Studierenden erhielten Scaffolds, die verschiedene PCK-Facetten adressierten. Es zeigte sich, dass kurze vorwissensaktivierenden pPCK-Scaffolds signifikant zu einer Steigerung des PCK beitragen konnten. Der zweite Beitrag fokussiert auf die PCK-Entwicklung bei Biologielehramtsstudierenden. Eine Längsschnittuntersuchung über drei Studienjahre hinweg analysierte den Zusammenhang zwischen der Entwicklung des PCK und den Lerngelegenheiten für PCK. Es wurde festgestellt, dass nur zwischen dem Zeitaufwand im Selbststudium und dem Zuwachs von PCK ein signifikanter Zusammenhang besteht, der sich jedoch von positiv auf negativ ändert. Im dritten Beitrag wird untersucht, welche Filter die Transformation zwischen den unterschiedlichen PCK-Facetten moderieren. Dazu wurde in einer Prä-Post-Studie das fachdidaktische Professionswissen von Biologielehramtsstudierenden erhoben. Es konnte gezeigt werden, dass Knowledge-Based Reasoning als Filter zwischen dem pPCK und dem ePCK der Studierenden gesehen werden kann. Der vierte Beitrag befasst sich mit der Analyse und Beschreibung von Unterrichtsplanungskompetenz auf Basis eines Scoping Review. Die Auswertung zeigte, dass der Fokus hauptsächlich auf dem ePCK und weniger auf dem pPCK liegt. Die Ergebnisse der Studien weisen darauf hin, dass das RCM ein vielversprechendes Konzept zur Untersuchung fachdidaktischen Professionswissens und zur Weiterentwicklung der Lehrerausbildung im Fach Biologie sein kann.

 

Beiträge des Symposiums

 

Förderung des pPCK/ePCK von Lehramtsstudierenden mit Hilfe von Scaffolds in einer videobasierten Simulationsumgebung

Dagmar Traub, Marie Irmer, Christian Förtsch, Birgit J. Neuhaus
Ludwig-Maximilians-Universität München

Zur genaueren Beschreibung fachdidaktischen Wissens (PCK) von Naturwissenschaftslehrkräften, kann das Refined Consensus Model of PCK (RCM) herangezogen werden. Hierbei wird zwischen drei PCK-Facetten unterschieden: collective PCK (cPCK), personal PCK (pPCK) und enacted PCK (ePCK). Innerhalb des ePCK werden zudem zwei plan-teach-reflect cycles (micro- und macro-cycle) beschrieben, die sich auf die konkrete Unterrichtsplanung, Durchführung und Reflexion beziehen. Da die Performance einer Lehrkraft eng mit ihrem PCK verknüpft ist, kann es sinnvoll sein bereits während der Lehrkräfteausbildung mit Hilfe von simulationsbasierten Lernumgebungen praktische Einblicke in Unterrichtssituationen zu ermöglichen.

In einer vorherigen Studie konnte gezeigt werden, dass in der videobasierten Simulationsumgebung DiKoBi PCK-Scaffolds Studierende beim Aufbau ihres PCK unterstützen konnten. Um die Gestaltung der PCK-Scaffolds genauer zu analysieren, wurden in der vorliegenden Studie Scaffolds verwendet, die entsprechend des RCM unterschiedliche Facetten des PCK adressieren (cPCK- vs. pPCK-Scaffolds). Es wird die Frage untersucht: Welche PCK-Facetten müssen mit Hilfe von Scaffolds adressiert werden, um Biologielehramtsstudierende in ihrer Entwicklung von fachdidaktischen Professionswissen zu unterstützen.

Die Studie wurde mit N=78 Biologielehramtsstudierenden in einer frühen Phase ihres Studiums durchgeführt. In einem prä-post-Design mit Intervention bearbeiteten die Studierenden die Lernumgebung DiKoBi, wobei sie entweder cPCK-Scaffolds, pPCK-Scaffolds oder keine Scaffolds erhielten. Gemessen wurde das fachdidaktische Professionswissen anhand der Anzahl spezifischer Fachtermini, die in offenen Antwortfeldern verwendet wurden. Eine mixed ANOVA zeigte keinen signifikanten Interaktionseffekt zwischen dem Messzeitpunkt und dem Treatment (F(2,75)=1.193, p=.309, partial η2=.031 n = 78), jedoch einen signifikanten Haupteffekt für den Messzeitpunkt auf die Anzahl an Keywords (F(1,75)=5.596, p=.021, partial η2=.069, n=78). Post-hoc Tests zeigen, dass Studierende, die pPCK-Scaffolds erhielten, im Post-Test signifikant mehr Keywords verwendeten. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass pPCK-Scaffolds dazu beitragen können, das fachdidaktische Wissen von Biologielehramtsstudierenden zu fördern. Dies kann als wichtige Erkenntnis für die Gestaltung simulationsbasierter Lernumgebungen genutzt werden, um angehende Lehrkräfte in ihrer Entwicklung von fachdidaktischem Wissen zu unterstützen.

 

Lerngelegenheiten und die Entwicklung fachdidaktischen Wissens angehender Biologielehrkräfte

Denise Bock1, Daniela Mahler2, Ute Harms1
1IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik, 2Freie Universität Berlin

Diese längsschnittliche Studie adressiert die Lerngelegenheiten für fachdidaktisches Wissen (FDW) von Biologielehramtsstudierenden und untersucht deren Zusammenhang mit der Entwicklung des FDW über die ersten drei Studienjahre. FDW ist eine wesentliche Komponente professioneller Kompetenz von Lehrkräften und spielt für das fachliche Lernen von Biologie eine wichtige Rolle. Die Lehrkräftebildung zielt entsprechend darauf ab, dass die Studierenden umfangreiches FDW entwickeln. Dabei ist die Entwicklung des FDW durch den Lernkontext bedingt, zu dem auch die Lerngelegenheiten (LG) für FDW im Lehramtsstudium gehören. Aus querschnittlichen Untersuchungen ist bekannt, dass Unterschiede in den LG im Zusammenhang mit dem Umfang des FDW stehen und es schließt sich die Frage an, inwiefern LG für FDW den Zuwachs im FDW von Biologielehramtsstudierenden erklären können. Diese Fragestellung wurde mit Daten aus der KeiLa-Längsschnittstudie (Kompetenzentwicklung in mathematischen und naturwissenschaftlichen Lehramtsstudiengängen) des IPN untersucht. In Haupt- und Zwischenerhebungen wurden u.a. FDW und Angaben zu LG für FDW erhoben. Zur Analyse wurden die Daten über die ersten drei Studienjahre einzeln als drei Längsschnitte mit jeweils zwei Zeitpunkten verwendet (längsschnittliche Stichprobengrößen pro Studienjahr: n1 = 65, n2 = 52, n3 = 64). In Autoregressionsmodellen wurden dann die Prädiktoren Intensität von Ausbildungsinhalten, Umfang der Veranstaltungen und Zeitaufwand für Selbststudium als Merkmale von LG gemeinsam aufgenommen. Nur der Zusammenhang von Zeitaufwand im Selbststudium und dem Zuwachs im FDW über 2. und 3. Studienjahr ist signifikant, wechselt jedoch von positiv auf negativ. Die Befunde zeigen, dass die hier untersuchten selbstberichteten Merkmale von LG möglicherweise keine hinreichenden bzw. stabilen Indikatoren für den Wissenszuwachs im FDW darstellen. Weitere Untersuchungen sind notwendig, um relevante Merkmale von LG zu identifizieren und so den im Refined Consensus Modell beschriebenen Lernkontext von Biologielehramtsstudierenden im Hinblick auf die Verbesserung des Lehramtsstudiums präziser charakterisieren zu können.

 

Das Refined Consensus Model of PCK aus biologiedidaktischer Perspektive: Welche Filter moderieren den Transformationsprozess zwischen den einzelnen PCK-Bereichen?

Franziska Behling, Christian Förtsch, Birgit J. Neuhaus
Ludwig-Maximilians-Universität München

Das Refined Consensus Model of Pedagogical Content Knowledge (RCM) beschreibt das fachdidak-tische Wissen von Lehrkräften (PCK) und unterscheidet dabei zwischen drei Bereichen: collective PCK, personal PCK und enacted PCK. Zwischen diesen werden Filter angenommen, die den Trans-formationsprozess zwischen den PCK-Bereichen moderieren. Ziel dieser Studie war es, diese Filter am Beispiel von PCK im Bereich Bildungs- und Fachsprache im Biologieunterricht zu identifizieren. Mit Hilfe von Moderationsmodellen sollten Filter zwischen collective PCK und personal PCK identifi-ziert werden; als solche wurden Motivationale Orientierungen und Professionelle Werthaltungen angenommen. Dazu wurden Prätest-personal PCK als unabhängige Variable, Posttest-personal PCK als abhängige Variable, und Motivationale Orientierungen bzw. Professionelle Werthaltungen als Moderatorvariable definiert. Weitere Moderationsmodelle sollten Filter zwischen personal PCK und enacted PCK identifizieren; als solche wurden Noticing und Knowledge-Based Reasoning ange-nommen. Dazu wurden Posttest-personal PCK als unabhängige Variable, enacted PCK als abhängi-ge Variable, und Noticing bzw. Knowledge-Based Reasoning als Moderatorvariablen definiert. Die Ergebnisse zeigen nur einen Moderationseffekt durch Knowledge-Based Reasoning (ΔR² = 12.95%, F(1,19) = 12.53, p < 0.01). Dieses moderiert die Transformation von personal PCK in enacted PCK und wirkt damit als Filter. In der Lehramtsausbildung sollte daher Knowledge-Based Reasoning zu-sammen mit dem PCK gefördert werden. Weitere Filter sollten in weiteren Studien identifiziert werden.

 

Unterrichtsplanungskompetenz in den Naturwissenschaftsdidaktiken – ein Scoping Review

Maren Koberstein-Schwarz1, Leroy Großmann2, Daniel Scholl3, Dirk Krüger2, Anke Meisert1
1Universität Hildesheim, 2Freie Universität Berlin, 3Universität Siegen

Obwohl die Unterrichtsplanung eine der Kernaufgaben von Lehrkräften darstellt und gegenwär-tig eine Tendenz zur Empirie gestützten Entwicklung von fachübergreifenden Modellen der Un-terrichtsplanungskompetenz (UPK) beobachtbar ist, stellt sich das facettenreiche Forschungsfeld zur UPK in den Naturwissenschaftsdidaktiken als insgesamt unübersichtlich und eher inhomo-gen dar. Unklar ist insbesondere, wie UPK in der empirischen Forschung bislang operationali-siert wird und von welchen Faktoren der Erwerb von UPK beeinflusst wird. Das Refined Con-sensus Model bietet eine Grundlage für die Systematisierung der Untersuchungsansätze für UPK und kann dafür genutzt werden, das bisher noch unsystematische Feld der Forschung über UPK von Naturwissenschaftslehrkräften zu erschließen. Dafür wird in diesem Beitrag die Methodolo-gie des Scoping Reviews genutzt. In einer systematischen Datenbanksuche wurden 66 englisch-sprachige Artikel aus Zeitschriften mit Peer-Review-Verfahren im Zeitraum 1987-2022 identifi-ziert, die in Passung zu dem Vorhaben festgelegte Einschlusskriterien erfüllten. Die Forschungs-aktivität zur UPK findet überwiegend in den USA, seit 2005 und mit kleinen Stichprobengrößen statt, die vor allem Studierende und seltener erfahrene Lehrkräfte umfassen. Ein Schwerpunkt der Artikel liegt auf der Analyse des kreierenden Planungshandelns, wohingegen legitimierendes Planungshandeln kaum berücksichtigt wird. Als Indikatoren für UPK werden fast ausschließlich einzelne Facetten fachdidaktischen Wissens (PCK) und deutlich seltener Strategiewissen genutzt, wobei sich Strategien bzgl. der Entscheidungsfindung (z. B. Sequenzierung von Planungsent-scheidungen) und dem Prozess übergeordnete Strategien (z. B. Nutzung von planning guides) unterscheiden lassen. Im Vortrag werden wir Implikationen für die Ausbildung von Lehrkräften und Desiderate für die zukünftige Forschung zur UPK präsentieren.



 
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