Veranstaltungsprogramm

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
Bitte wählen Sie einen Ort oder ein Datum aus, um nur die betreffenden Sitzungen anzuzeigen. Wählen Sie eine Sitzung aus, um zur Detailanzeige zu gelangen.

 
 
Sitzungsübersicht
Sitzung
V4_4_1.250: Vortragssession Artenvielfalt und Diversität
Zeit:
Donnerstag, 21.09.2023:
9:00 - 10:15

Chair der Sitzung: Sabine Müller
Ort: 1.250

Gebäude 1, zweiter Stock

Zeige Hilfe zu 'Vergrößern oder verkleinern Sie den Text der Zusammenfassung' an
Präsentationen

Insektenbezogenes Wissen und Einstellungen von Lernenden

Roxanne Gutowski1, Petr Novotný2, Vanda Janštová2, Jörg Großschedl1

1Universität zu Köln, Deutschland; 2Karls-Universität Prag, Tschechien

Der Biodiversitätsverlust stellt neben dem Klimawandel eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit dar. Die Insekten, als artenreichste Gruppe, finden im öffentlichen Diskurs jedoch kaum Betrachtung. Gleichzeitig wird Insekten und anderen Invertebraten oftmals eine ablehnende Haltung entgegengebracht. Der bisherige Forschungsstand zeigt, dass die Einstellung gegenüber Tiergruppen häufig mit dem Wissen über diese in Zusammenhang steht. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass das Wissen über Arten mit steigendem Bildungsgrad zunimmt. Im Rahmen eines Kooperationsprojektes mit der Karls-Universität Prag werden in diesem Beitrag erste explorative Ergebnisse zum insektenbezogenen Wissen und den insektenbezogenen Einstellungen von Lernenden in Deutschland vorgestellt. Die Stichprobe umfasst N = 537 Lernende aus Nordrhein-Westfalen verschiedener Bildungsgrade (Lernende zu Beginn der Sekundarstufe I, n = 82; zum Ende der Sekundarstufe I, n = 109; in der Sekundarstufe II, n = 171 und im Masterstudiengang des Biologielehramts, n = 212). Eine univariate Varianzanalyse und anschließende wiederholte Kontrastanalysen deuten an, dass das insektenbezogene Wissen von Lernenden im Laufe der Bildungskarriere zunimmt. Erwartungskonforme Unterschiede ergeben sich auch hinsichtlich der insektenbezogenen Einstellung. Es treten jedoch Unterschiede in den Befunden der Lernenden in der Sekundarstufe II auf: Die Einstellungen dieser Gruppe weisen eine geringe Ausprägung auf, während das Wissen im Vergleich höher ausgeprägt ist. Außerdem ließen sich starke Korrelationen zwischen dem Wissen und den Einstellungen bei allen Lernendengruppen nachweisen. Lediglich bei den Lernenden zu Beginn der Sekundarstufe I und den Biologielehramtsstudierenden wurden moderate Zusammenhänge festgestellt. Die Ergebnisse spiegeln den bisherigen Forschungsstand wider und leisten zudem einen Beitrag für die Schulpraxis, da sie die Bedeutsamkeit von Einstellungen für die Förderung des insektenbezogenen Wissens insbesondere bei jüngeren Lernenden aufzeigen.



Gefüllt oder ungefüllt – die Eignung von Gartenpflanzen als Nahrungsquelle für Wildbienen aus Sicht von Lehramtsstudierenden

Martin Remmele1,2, Petra Lindemann-Matthies2

1TU Braunschweig, Deutschland; 2PH Karlsruhe, Deutschland

Gärten kommt eine hohe Bedeutung für den Schutz von Wildbienen zu, wenn in ihnen bienenfreundliche Pflanzen kultiviert werden. Allerdings beherbergen Gärten oftmals Blütenpflanzen, die nach ästhetischen Kriterien gezüchtet wurden, als Nahrungsquelle für Wildbienen aber ungeeignet sind. Hierzu gehören sterile Formen, deren Staubblätter zu Blütenblättern umgewandelt wurden (gefüllte Blüten) und damit keinen Pollen bieten. Damit Menschen reflektieren können, wie wildbienenfreundlich sie ihre Gärten gestalten möchten, ist eine Kenntnis über gefüllte und ungefüllte Blüten und deren Bedeutung für Wildbienen unabdingbar. Schulunterricht bietet das Potential, Wissen über wildbienenfreundliche Pflanzen aufzubauen. So liefert das Fach Biologie im Dreiklang von Botanik, Zoologie und Ökologie Anknüpfungspunkte. Vor diesem Hintergrund rücken das Wissen und die Wahrnehmung von Lehramtsstudierenden als Multiplikator*innen von morgen in den Blick. Daher untersuchte die vorliegende Studie, wie Lehramtsstudierende von vier Hochschulen (N = 246) gefüllte und ungefüllte Blüten von Gartenpflanzen wahrnehmen und für wie geeignet sie diese als Nahrungsquelle für Wildbienen halten. Hierzu wurden 36 Blütenpflanzen ausgewählt, die jeweils in einer gefüllten sowie einer ungefüllten Form vorkommen und auf verschiedene Fragebogenversionen aufgeteilt. Es zeigte sich, dass gefüllte Blüten hinsichtlich ihrer Eignung meist falsch, ungefüllte hingegen korrekt eingeordnet wurden. Die Wahrnehmung einer Pflanze als „vertraut“ stand in signifikant positivem Zusammenhang mit der Charakterisierung der Pflanze als geeignet – ungeachtet ihrer tatsächlichen Eignung. Dies zeigt, dass Lehramtsstudierende mutmaßlich nicht in der Lage sind dieses Thema angemessen in ihren Unterricht zu integrieren. Dies verdeutlicht, dass in Zeiten des Rückgangs an Bestäubern auch das Wissen um Gartenpflanzen inklusive derer steriler Formen in die Ausbildung von Lehramtsstudierenden integriert werden sollte. Gleichzeitig bietet der Umstand, dass die als „vertraut“ wahrgenommenen Blüten als besonders geeignet angesehen wurden, einen vielversprechenden Ansatz, um sich des Fehlens eigener valider fachlicher Konzepte bewusst zu werden sowie um das Reflektierenvon eigenen Wahrnehmungen und deren Zusammenhang mit Fachwissen einzuüben.



Wie wird der Verlust der Biodiversität in der Gesellschaft wahrgenommen? Validierung der Biodiversity Loss Perception scale (BiLoPs)

Annike Eylering, Jana Borghorst, Kerstin Neufeld, Florian Fiebelkorn

Biologiedidaktik, Universität Osnabrück

Um die biologische Vielfalt zu erhalten, ist es entscheidend zu verstehen, wie die Menschen den Verlust der biologischen Vielfalt wahrnehmen. Bis heute gibt es im Vergleich zum Klimawandel wenige geeignete Messinstrumente zur Erfassung der Wahrnehmung des Biodiversitätsverlustes. Daher wurde in dieser Studie die Climate Change Perception Scale von Van Valkengoed et al. (2021) an den Kontext des Biodiversitätsverlustes angepasst, indem bei den Items dieser Skala der Begriff „Klimawandel“ durch „Verlust von biologischer Vielfalt“ ersetzt wurde. Die sogenannte BiLoPs (Biodiversity Loss Perception scale) misst fünf Dimensionen der Wahrnehmung des Biodiversitätsverlustes (Realität und Ursachen des Biodiversitätsverlustes, Valenz der Konsequenzen, räumliche und zeitliche Distanz zu den Konsequenzen des Biodiversitätsverlusts). Für eine Untersuchung wurden im September 2021 Daten einer repräsentativen Stichprobe in Deutschland mittels eines Online-Fragebogens (n = 404, 54 % weiblich, MAlter = 49.07, SD = 16.8) erhoben. In der Analyse wurde mittels der Oblique Multiple Group Method und konfirmatorischen Faktorenanalyse untersucht, ob die theoretisch angenommenen Dimensionen das Konstrukt der Wahrnehmung des Biodiversitätsverlusts in Deutschland valide messen können. Zusätzlich wurde die konvergente und prädiktive Validität mit theoretisch verwandten Skalen überprüft. Ergebnisse zeigen, dass die BiLoPs eine klare und konsistente Faktorenstruktur aufweisen konnte, was ihre Validität und Reliabilität unterstützten. Im Bildungskontext kann die BiLoPs eingesetzt werden, um die Herausforderung um das Wissen und die Wahrnehmung des Biodiversitätsverlusts in einer Gesellschaft zu untersuchen. Die Ergebnisse deuten bereits auf eine hohe Wahrnehmung der Gesellschaft hinsichtlich des Biodiversitätsverlust hin. Deshalb ist es von Bedeutung vor allem die Selbstwirksamkeit von Individuen zu stärken, sodass sie einen positiven Beitrag zum Schutz der biologischen Vielfalt leisten können. Insgesamt ist die BiLoPs ein einfach zu verwendendes Instrument, das auch für verschiedene gesellschaftliche Gruppen nützlich sein könnte, um konkrete Bildungs- und Aufklärungskampagnen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt zu konzipieren.



 
Impressum · Kontaktadresse:
Datenschutzerklärung · Veranstaltung: FDdB-Tagung 2023
Conference Software: ConfTool Pro 2.8.101
© 2001–2024 by Dr. H. Weinreich, Hamburg, Germany