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Digitale Peer-Interaction – Lernpotentiale fördern durch Heterogenität
Malte Michelsen1, Denis Messig2, Jorge Groß1
1Philipps-Universität-Marburg, Deutschland; 2Friedrich-Otto-Universität-Bamberg, Deutschland
Kognitive Heterogenität wird in schulischen Settings meist als Problem wahrgenommen. Im Gegensatz dazu erreicht die Peer-Interaction-Methode durch Heterogenität ihre Wirksamkeit. In dieser qualitativen Studie (N=6) werden die Vorstellungen Lernender zum Thema Pflanzenernährung diagnostiziert, um gezielt einen Aushandlungsprozess zwischen Lernenden mit einem unterschiedlichen Verständnis des Themas hervorzurufen. Auf diese Weise soll der Mechanismus der Veränderung von Vorstellungen weiter aufgeklärt werden. Die Vorstellungen werden durch die kognitionslinguistische Analyse von Sprache und von Zeichnungen mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse erhoben. Die Ergebnisse zeigen Lernfortschritte für alle Beteiligten. Die beobachteten Vorstellungsänderungen legen einen Konflikt zwischen der sozialen und der kognitiven Ebene nahe.
Die Differenzierungsmatrix als Grundlage für eine Lernumgebung zu ausgewählten Aspekten der Evolutionsbiologie unter Berücksichtigung von Heterogenität in der Grundschule
Karl Porges
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland
Die unterrichtliche Behandlung evolutionsbiologischer Themen ist curricularer Standard. Dennoch zeigen Diskussionen um den Kreationismus, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht per se anerkannt werden. Erfolgt der Unterricht der Fachdisziplin Evolutionsbiologie ausschließlich in der Sekundarstufe, bleibt zudem die Frage, ob sie damit ihrer Bedeutung gerecht werden kann. Ferner verfügen Kinder bereits in der Grundschule über heterogene Vorstellungen und Präkonzepte zur Evolutionsbiologie, zeigen Interesse am Thema und sind kognitiv in der Lage, dieses zu verarbeiten. Die Materialien der Evokids-Boxen stellen hier ein hilfreiches Bildungsangebot dar. Im Vortrag wird gezeigt, wie diese Materialien unter Beachtung der Hetereogenität einer inklusiven Lerngruppen (N = 29, 6–10 Jahre, mit und ohne Förderbedarf) aufbereitet wurden. Als Grundlage diente die Differenzierungsmatrix, ein handlungsorientiertes Modell für die Planung, Durchführung und Reflexion inklusiven Unterrichts auf der Basis entwicklungs- und lernpsychologischer sowie pädagogisch-didaktischer Überlegungen. Vor und während der einwöchigen Intervention (fünf Themenfelder mit je fünf Abstraktionsstufen) fanden Gesprächsrunden statt. Zur Ermittlung der Lernergebisse nach der Intevention wurden sowohl quantitative Erhebungen der erreichten Lernergebnisse (Umfang, Güte, Abstraktionsniveau), als auch qualitative Erhebungen in Form von Einzelinterviews durchgeführt. Im Ergebnis zeigt sich, dass von der Lerngruppe alle Themen und auch alle Niveaustufen bearbeitet wurden. Auffällig war, dass sich viele Kinder für praktische Tätigkeiten interessierten, eine Gelingensbedingung (nicht nur) für den Sachunterricht. Die Analyse der Ergebnisse legte zudem offen, dass eine dauerhafte Einteilung der Schülerinnen und Schüler in Jahrgangsstufen kritisch hinterfragt werden muss. Als Fazit für den Unterricht bleibt, dass mit dem Einsatz der Differenzierungsmatrix inklusiver Unterricht bereits in der Grundschule gelingen kann. Selbst komplexe Themenfelder aus der Evolutionsbiologie können so für Lernende be-„greifbar“ gemacht werden.
Heterogenität als Grundlage für Digitalität - Entwicklung einer Tagfalter-Bestimmungsapp von Schüler:innen für Schüler:innen im Rahmen des DPaCK-Modells
Birgit Baumann, Jorge Groß, Jorge Groß
Philipps Universität Marburg, Deutschland
Digitale Kompetenz, Biodiversität und Artenkenntnis sind entscheidende Themen, die in den Unterricht implementiert werden müssen, um zukünftigen Generationen die notwendigen Werkzeuge an die Hand zu geben, um die großen Probleme des Naturschutzes anzugehen. Im Projekt „ID-Nature“ wurde eine neue digitale Lernumgebung entwickelt, die Schüler:innen (SuS) befähigt, eine App von Schüler:innen für Schüler:innen zur Artenbestimmung von Tagfalter zu entwickeln. Dazu kombiniert es die Vermittlung von digitalen Kompetenzen mit Artenkenntnissen. Die App basiert auf dem interaktiven Bestimmungstool „ID-Logics“ (Groß et al., 2018), dessen Content Management System (CMS) zur einfachen Bedienung umgestaltet wurde. Basierend auf qualitativen Erhebungen in verschiedene Entwicklungsphasen (N=32, Gymnasium) werden Vorstellungen der SuS erhoben. Die Daten sind Grundlage für die Entwicklung bei der Erstellung der Merkmalsgrafiken und von Erklärvideos im Bestimmungsprozess. Die Daten zeigen, dass sowohl durch Dokumentation als auch durch Partizipation im Rahmen der Gestaltung eines digitalen Tools SuS digitale Kernkonzepte erfahren. Die Übernahme der Expertenrolle und die damit verbundene Verantwortung ist darüber hinaus durch die Digitalität erfahrbar. Die Fokussierung der SuS auf eine einzelne Arten und wenig Austausch durch begrenzte Zeit beschränkt jedoch die Vielfalt der erlernten Merkmalskriterien. Die App wurde im Sommer 2023 im Rahmen einer Schüler-Convention veröffentlicht.