Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
P3_3_2.001: Postersession Kompetenzorientierung und didaktische Prinzipien
Zeit:
Mittwoch, 20.09.2023:
11:00 - 12:00

Chair der Sitzung: Prof. Dr. Holger Weitzel
Ort: 2.001

Gebäude 2, Untergeschoss

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Präsentationen

Auswirkungen konstruktionsorientierter Lernangebote bei domänenübergreifenden Problemstellungen auf intrinsische Motivation und biologisches Fachwissen bei Schüler:innen der Sekundarstufe I

Markus Reiser, Holger Weitzel

Pädagogische Hochschule Weingarten, Deutschland

Der Forschungsstand zur intrinsischen Motivation bzw. des Interesses an biologischen Themen zeigt, dass praktische Tätigkeiten das Interesse von Schüler:innen an naturwissenschaftlichen und technischen Themen positiv beeinflussen können (Swarat et al., 2012). Die Aspekte der Problemorientierung (Wijnia et al. 2011) sowie der Erfüllung der psychologischen Grundbedürfnisse sind hierbei von besonderer Bedeutung (Tsai et al., 2008).

Bisherige Forschungsarbeiten hierzu beziehen sich hauptsächlich auf naturwissenschaftliche praktische Tätigkeiten. Bislang wenig untersucht sind Arbeitsweisen im Schnittfeld zwischen Biologie und Technik, etwa dem Konstruieren von Prototypen, bei denen auf der Basis biologischen Wissens technische Lösungen entwickelt werden. Bei einem solchen Ansatz überschneiden sich Biologie und Technik bezüglich ihrer Ähnlichkeiten in den Arbeitsweisen (vgl. NRC, 2011) und inhaltlich in der Betrachtung von Struktur- und Funktionszusammenhängen (Reiser et al., 2021).

Aufbauend auf Erkenntnissen zur Interessenentwicklung von Schüler:innen in der Biologie haben wir problembasierte domänenübergreifende Lernangebote entwickelt, in denen Schüler:innen Lösungen über Konstruktionsprozesse generieren, für die biologische Phänomene als Ideengeber dienen. Dieser Überlappungsbereich aus Technik und Biologie beinhaltet die mögliche Lernchance, biologische Struktur- und Funktionszusammenhänge in einen technischen Anwendungsbezug zu transferieren.

In einer zur Zeit laufenden Studie in 27 Klassen (erwartetes N > 300) wird in einem quasi-experimentellen Design die Auswirkung eines konstruktionsorientieren Ansatzes auf die intrinsische Motivation und das Fachwissen untersucht und mit Lernarrangements verglichen, in denen Schüler:innen ein Produkt, inspiriert von biologischen Struktur- und Funktionszusammenhängen, nach Anleitung nachbauen oder in denen Struktur- und Funktionszusammenhänge an weiteren biologischen Phänomenen erschlossen werden.

In der Studie werden die intrinsische Motivation (Prä/ Post), das Fachwissen (Prä/ Post/ Follow-up) sowie die kognitiven Fähigkeiten der Schüler:innen erhoben. Hierdurch soll die Auswirkung der Ansätze gezeigt und Aussagen darüber ermöglicht werden, welcher Ansatz für welche Lernenden (Geschlecht, Alter, IQ) besonders geeignet ist. Ergebnisse werden an der Tagung präsentiert.



Untersuchung des Einflusses der Förderung von Kompetenzerleben und Autonomieerleben auf den Fachwissenszuwachs und das situationale Interesse von Schülerinnen und Schülern beim Experimentieren im Schülerlabor

Fabian Schürmann, Christine Florian, Angela Sandmann

Universität Duisburg-Essen, Deutschland

Naturwissenschaftlicher Unterricht hat das Ziel, Interesse von Schüler:innen an naturwissenschaftlichen Themen zu wecken. Für das Fach Biologie kann jedoch ein Interessenabfall im Verlauf der Schullaufbahn festgestellt werden. Schülerlabore haben in diesem Zusammenhang die Zielsetzung, dem Trend entgegenzuwirken und sollen den Schulunterricht als eine interessensfördernde Lernumgebung ergänzen sowie den Schüler:innen ein eigenständiges Experimentieren unter Anwendung moderner Arbeitstechniken, wie der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) und Gelelektrophorese, ermöglichen. Schüler:innen weisen jedoch bezüglich molekulargenetischer Themen Defizite im Fachwissen und gleichzeitig ein geringes Sachinteresse auf. Eine Anregung des situationalen Interesses in Form von Schülerlaborbesuchen kann eine positive Entwicklung des Fachwissens begünstigen, da das situationale Interesse als motivationale Bedingung für das schulische und außerschulische Lernen gilt. Zur Gestaltung einer interessensfördernden Lernumgebung sind die Erfüllung der psychologischen Grundbedürfnisse von großer Bedeutung. Die Kombination einer komplexen Experimentiersituation und eines fachlich anspruchsvollen Themas kann die Schüler:innen jedoch überfordern, was wiederum auch Einfluss auf den Lernerfolg von Schüler:innen hat. Somit ist die Förderung der psychologischen Grundbedürfnisse nach Autonomie- und Kompetenzerleben im Schülerlabor zum Themenbereich der Molekulargenetik von besonderer Bedeutung. Darauf basierend soll die Fragestellung untersucht werden, ob eine Lernumgebung, die die Wahrnehmung von Autonomie- und Kompetenzerleben von Schüler:innen fördert, das situationale Interesse und den Lehrerfolg von Schüler:innen zum Themenbereich der molekularen Genetik im Schülerlabor positiv beeinflussen kann. Dazu wird in der Pilotstudie eine digitale Lernumgebung evaluiert, die an geeigneten Stellen im Experimentierablauf autonomie- oder kompetenzfördernde Prompts präsentiert. Die digitale Lernumgebung soll die Schüler:innen bei fachlich-theoretischen Inhalten und auch bei der praktischen Durchführung der molekularbiologischen Arbeitstechniken der PCR und der Gelelektrophorese unterstützen. Dabei wird einmal vor der Intervention (T1) das Fachwissen und das Interesse am Fach Biologie, sowie nach der Intervention (T2) das Fachwissen, die Wahrnehmung des Kompetenz- und Autonomieerlebens sowie das situationale Interesse erhoben.



Mit Simulationen Kompetenzen für das 21. Jahrhundert fördern: MINTübergreifendes Verständnis von Modellieren und Modell- bzw. Modellierkompetenz, Risiko und Risikokompetenz sowie Unsicherheit und vom Umgang mit Unsicherheit

Carolin Christmann1, Karin Binder2, Simon Blauza1, Theresa Büchter3, Andreas Eichler3, Leroy Großmann4, Kerstin Kremer5, Dirk Krüger4, Aljoscha Peters4, Ralf Romeike4, Benedikt Heuckmann1

1Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Deutschland; 2Ludwig-Maximilians-Universität München, Deutschland; 3Universität Kassel, Deutschland; 4Freie Universität Berlin, Deutschland; 5Justus-Liebig-Universität Gießen, Deutschlamnd

Eine zeitgemäße MINT-Bildung verlangt eine interdisziplinäte Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Herausforderungen und Zukunftsthemen wie z. B. dem Klimawandel oder dem Biodiversitätsverlust. In den MINT-Wissenschaften werden dazu zunehmend Computersimulationen eingesetzt, um Erkenntnisse zu komplexen Sachverhalten zu gewinnen oder sie angemessen in die Öffentlichkeit zu kommunizieren. Die Arbeit mit Simulationen gewinnt damit für Schulen zunehmend an Bedeutung. Mit Blick auf 21st Century Skills lassen sich Simulationen dabei als Erkenntniswerkzeuge betrachten, bei denen das Modellieren als zentrale Arbeitsweise der MINT-Fächer Anwendung findet, um mit Risiko und Unsicherheit besetzte Entscheidungen zu treffen. Der Beitrag thematisiert, wie in der schulischen MINT-Bildung zu diesen Themenfeldern mit Simulationen Modell- bzw. Modellierkompetenz, Risikokompetenz und der Umgang mit Unsicherheit gefördert werden können. Diese Kompetenzen eint, dass sie in der Tradition der MINT-Fächer bislang meist disziplinär konzeptionalisiert, aber nur selten interdisziplinär untersucht wurden. Vor diesem Hintergrund stellt der Beitrag eine Delphi-Studie mit Expert*innen der MINT-Fächer vor. Sie geht der Frage nach, inwiefern ein MINT-übergreifendes Begriffsverständnis von Modellieren und Modell- bzw. Modellierkompetenz, Risiko und Risikokompetenz sowie Unsicherheit und vom Umgang mit Unsicherheit formuliert werden kann. Befragt werden Expert*innen aus Fachwissenschaft und Fachdidaktik, die sich in ihren Forschungsschwerpunkten den untersuchten Konstrukten widmen. Dazu erhalten die Expert*innen im ersten Schritt eine literaturbasierte Definitionen der Konstrukte Modellieren und Modellierkompetenz, Risiko und Risikokompetenz sowie Unsicherheit und dem kompetenten Umgang mit Unsicherheit. Mithilfe von Leitfragen werden die disziplinären Verständnisse im offenen Antwortformat identifiziert. Darauf aufbauend werden den Expert*innen im zweiten Schritt überarbeitete Definitionen vorgelegt, die mit geschlossenen Antwortformaten konsensorientiert bewertet werden. Der Beitrag stellt (erste) Ergebnisse der Delphi-Studie vor und gibt einen Ausblick zum weiteren Vorgehen. Dabei werden aufbauend auf der Delphi-Studie und einer thematischen Analyse gemeinsam mit Stakeholdern aus der Schulpraxis ko-konstruktiv Lehr-Lernkonzepte zur Förderung von Modell- bzw. Modellierkompetenz, Risikokompetenz und Umgang mit Unsicherheit mit Simulationen entwickelt und der Kompetenzerwerb in empirischen Studien untersucht.



DigiProMIN-SimEGK: Förderung der Diagnosekompetenz von Biologielehrkräften mit dem simulierten Klassenraum im Kontext Modellierung

Sabine Meister1, Daniela Fiedler2, Moritz Krell2, Birgit Neuhaus3, Helmut Prechtl4, Annette Upmeier zu Belzen1

1Humboldt-Universität zu Berlin; 2IPN – Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik; 3Ludwig-Maximilians-Universität München; 4Universität Potsdam

Die Diagnosekompetenz von Lehrkräften ist eine Voraussetzung, um an individuelle Lernstände angepassten Unterricht zu gestalten. Zur Förderung der Diagnosekompetenz gilt der Einsatz digitaler Simulationen als chancenreich, vor allem mit Blick auf prozessdiagnostische Fähigkeiten, die eine Kombination aus deklarativem und prozeduralem Professionswissen erfordern. Der Simulierte Klassenraum Biologie SKRBIO hat sich als Tool zur Förderung mit Blick auf die Identifikation und Evaluation von Lernschwierigkeiten im Sachkontext Evolution in der universitären Lehrkräftebildung bewährt. Neben Alltagsvorstellungen in Sachkontexten zeigen empirische Studien, dass Lernende Schwierigkeiten im Verständnis von Modellen und Modellieren aufweisen. Da Modellieren in der Biologie eine wesentliche Arbeitsweise zur Generierung von Erkenntnissen darstellt, sollten Lehrkräfte in der Lage sein, Schwierigkeiten von Lernenden im Kontext Modellierung zu diagnostizieren und adäquate Förderung anzubieten. Das Projekt ist Teil des Verbundprojektes DigiProMIN-Sim, in welchem digitale Simulationen für die zweite und dritte Phase der Lehrkräftebildung weiterentwickelt, in Fortbildungen integriert und empirisch evaluiert werden. Ziel dieses Teilprojekts ist die Entwicklung und Evaluation eines digitalen Fortbildungsmoduls mit Fokus auf Modellierkompetenz unter Nutzung des SKRBIO. Auf Grundlage von Studienergebnissen zu Alltagsvorstellungen über Modelle und Modellierung werden Lernendenprofile für den SKRBIO entwickelt und integriert, sowie ein Fortbildungsmodul konzipiert. Das Fortbildungsmodul wird zunächst qualitativ mit den Methoden Lautes Denken und retrospektiven Interviews evaluiert. Darüber hinaus gibt die individuelle Bearbeitung des Moduls Aufschluss über die Diagnosekompetenzen der Nutzenden, deren Zusammenhang mit deklarativem und prozeduralem Wissen über Modellierung durch den Einsatz etablierter Testinstrumente untersucht wird. Basierend auf bisherigen Ergebnissen zur Förderung von Diagnosekompetenz bei Lehrkräften mit der Fallmethode und den Vorteilen des Einsatzes digitaler Simulationen ist davon auszugehen, dass ein Fortbildungsmodul mit dem Fokus auf Diagnose von Modellierkompetenz im SKRBIO vielversprechend in der zweiten und dritten Phase der Lehrkräftebildung eingesetzt werden kann. Ein Zusammenhang zwischen deklarativem und prozeduralem Wissen über Modellierung wird mit Blick auf die Ergebnisse im Sachkontext Evolution angenommen.



Conceptual Change Stories – das übergreifende Konzept Wechselwirkung verstehbar machen

Cornelia Averdunk, Jörg Zabel, Alexander Bergmann-Gering

Universität Leipzig, Deutschland

Der Biologieunterricht soll Lernende zur gesellschaftlichen Teilhabe befähigen, indem er Ökosystemverstehen fördert. Ein zentrales Konzept im ökologischen Kontext ist Wechselwirkung. Im Sinne kumulativen Lernens erscheint es sinnvoll, Wechselwirkung als übergreifendes Konzept bereits in der frühen Sekundarstufe I einzuführen, wofür sich das Thema „Nahrungsbeziehungen eines Ökosystems“ besonders eignet.

Allerdings erschweren initiale (vorunterrichtliche) Konzepte von Lernenden das Verstehen nicht-linearer, dynamischer Wechselwirkungen. Es bedarf es unterrichtlicher Strategien, die gezielt diese Konzepte thematisieren. Das Projekt entwickelt und untersucht die Wirkung sogenannter Conceptual Change Stories. Diese greifen initiale Konzepte zu Nahrungsbeziehungen in Form von Geschichten auf und forcieren die Entwicklung fachlich angemessener Konzepte bei jüngeren Lernenden. Im Fokus steht die Frage, inwiefern das Verstehen von Nahrungsbeziehungen mithilfe von Conceptual Change Stories gefördert werden kann.

In derzeit laufenden Datenerhebungen wird die Wirkung von zwei Conceptual Change Stories zum Thema Nahrungsbeziehungen eines Ökosystems erprobt. Mithilfe von Einzelinterviews und der Methode des Lauten Denkens wird das Verständnis von Lernenden der Klassenstufe 6 (N = 29) jeweils vor und nach dem Lesen der Texte erhoben. Die Auswertung der Daten erfolgt mittels adaptierten Codierleitfadens nach Grotzer & Bell Basca (2003) und Hogan (2000). Zudem erfolgt die Rekonstruktion einer Learning Progression für das Verstehen von Nahrungsbeziehungen.

Im Rahmen einer Pilotstudie mit Lernenden der Klassenstufe 6 (N = 5) konnten positive Effekte des Einsatzes einer Conceptual Change Story gezeigt werden. Die Komplexität der Beschreibungen von Nahrungsbeziehungen nahm insgesamt zu: Beispielsweise waren Lernende in der Lage, nicht nur Effekte zwischen Räuber- und Beutepopulationen zu beschreiben, sondern auch Effekte zwischen konkurrierenden Populationen. Die Forschungsergebnisse der laufenden Untersuchung werden im Rahmen des Tagungsbeitrags ausführlich vorgestellt.

Die bisherigen Ergebnisse deuten an, dass Conceptual Change Stories ein geeignetes Lernmedium darstellen können, um Nahrungsbeziehungen als Form von Wechselwirkungen verstehbar zu machen. Es lässt sich vermuten, dass die Thematisierung der initialen Lernenden-Konzepte und die narrative Textgestaltung eine frühe Förderung von Verstehen im ökologischen Kontext ermöglichen.



SystemThink - Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Systemverständnisses in Biologie, Chemie, Geographie und Physik

Maike Sauer, Tobias Przywarra, Dirk Felzmann, Alexander Kauertz, Björn Risch, Sandra Nitz

Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU), Deutschland

Aktuelle gesellschaftliche Herausforderungen wie z.B. die Klimakrise oder globale Pandemien weisen systemische Eigenschaften auf. Die Auseinandersetzung mit solchen komplexen und dynamischen Problemen erfordert eine systemische Betrachtungsweise, bei der die dynamischen Zusammenhänge zwischen Systemelementen analysiert, modelliert und Prognosen für die Entwicklung des Systems abgeleitet werden. Eine systemische Perspektive auf naturwissenschaftliche Phänomene stellt eine gemeinsame Leitidee in den MINT-Fächern dar. Trotz der Relevanz des systemischen Denkens für den MINT-Unterricht und einer guten Forschungslage hinsichtlich Kompetenzmodellen und Fördermöglichkeiten zeigt der Blick auf die Unterrichtspraxis jedoch nur eine geringe Implementierung systemischen Denkens, die zudem fachspezifische Unterschiede aufweist. Die MINT-Fächer teilen zwar ein naturwissenschaftliches Systemverständnis nach Bertalanffy (1950), aber jedes einzelne Fach adressiert zudem eine spezifische Perspektive auf Systeme und weist (potentiell) fachspezifische Herangehensweisen auf. Hinzu kommt für den MINT-Unterricht mit Blick auf die konstruktive Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Herausforderungen noch eine weitere Perspektive, die naturwissenschaftliche sowie gesellschaftswissenschaftliche Perspektiven miteinander verknüpft. Es können somit potenziell fachspezifische Perspektiven von einer fächerübergreifend naturwissenschaftlichen Perspektive und einer allgemeinen domänenübergreifenden Perspektive unterschieden werden. In dieser Studie sollen diese verschiedenen Systemperspektiven in der Biologie, Chemie, Geographie und Physik ausdifferenziert werden. Zu diesem Zweck werden verschiedene Datenquellen (Fachliteratur und fachdidaktische Literatur in den einzelnen Fächern, Expert:inneninterviews mit Wissenschaftler:innen und Lehrkräften der Fächer) herangezogen und mittels einer qualitativen Inhaltsanalyse analysiert. Auf dieser Basis werden die verschiedenen Systemperspektiven in den Fächern und Unterrichtsfächern rekonstruiert. Die Analysen werden derzeit durchgeführt. Mit Fokus auf das Fach Biologie werden auf der Tagung die fachspezifischen Systemperspektiven sowie ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu anderen naturwissenschaftlichen Unterrichtsfächern beschrieben.



Science Communication on Research involving Animal Experimentation – A Delphi Study on Challenges and Challenge-specific Coping Strategies

Sebastian Löser, Susanne Bögeholz

Georg August Universität Göttingen, Deutschland

Science communication on research involving animal experimentation in general–and especially on research with non-human primates (NHPs)–represents a challenging task for researchers and science communicators. So far, little attention has been paid to the specific challenges occurring when communicating about these controversially discussed socioscientific issues (SSIs). This raises the question of what these challenges are and–since the species of test animal used in the given research influence the public’s attitude toward that research–how meaningful they are depending on the animal used. To identify and evaluate these challenges as well as challenge-specific coping strategies, we conduct a three-round Delphi study. Among the experts for this study are researchers conducting animal experimentation with NHPs, companion animals, livestock, and other test animals. Science communicators that are experienced with communication about SSIs complete the expert panel. Following current best-practice, the Delphi study uses iterative survey rounds interspersed with anonymized feedback to ascertain the experts’ opinions. To enable qualitative surveying of coping strategies in the first round, a list of challenges is provided by a literature review. Rounds two and three then enable a quantitative evaluation and re-evaluation of the importance of challenges and the potential of coping strategies. Further survey items let experts evaluate their confidence in their ratings enabling a weighted analysis of ratings. Additionally, the extent to which strategies are already being practised is projected to yield valuable results. The final analysis enables a comparison of challenges and challenge-specific coping strategies across groups of test animals. The results from this study are intended to help researchers conducting animal experimentation as well as science communicators in communicating this controversially discussed research. Furthermore, the results find application in the design of educational modules and science communication measures.



Schwierigkeiten von Lernenden beim Abbilden von Prozessen

Christian Alexander Scherb1, Sandra Nitz2

1Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau, Deutschland; 2Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau, Deutschland

Die Konstruktion externer bildlicher Repräsentationen im Sinne des Zeichnens ist bedeutsam für den Biologieunterricht und kann die Bildung mentaler Modelle unterstützen. Eine Grundvoraussetzung dafür ist jedoch, dass sich die Lernenden primär mit den Lerninhalten auseinandersetzen können und wenig bis keine Aufmerksamkeit der Bewältigung vom beim Zeichnen auftretenden Schwierigkeiten zukommen muss. Insbesondere Novizen treffen beim Zeichnen häufiger auf Schwierigkeiten. Diese wurden vor allem im Zusammenhang mit Liniendiagramme nicht jedoch für andere Repräsentationsformen vertieft untersucht. Neben dem Zeichnen von Diagrammen kommt im Biologieunterricht auch dem Abbilden von Prozessen eine bedeutsame Rolle zu. Vor diesem Hintergrund ergibt sich die Forschungsfrage: Welche Schwierigkeiten treten bei Lernenden während der Konstruktion von Prozessdarstellungen auf? 21 Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe konstruierten eine Prozessdarstellung auf Grundlage eines von vier Texten/Kontexten. Um Einblick in ablaufende kognitive Prozesse zu erhalten, mussten sie parallel zum Zeichnen laut denken. Ergänzend beantworteten sie zu ihrem Vorgehen retrospektiv gestellte Fragen. Die gesamte Untersuchung wurde videografisch dokumentiert. Der Analyse lagen zwei Kategoriensysteme zugrunde, die den Zeichenprozess (Tätigkeiten) und die Schwierigkeiten betreffen. Jeder Auswertungsteilschritt wurde zweitkodiert. Insgesamt konnten 31 Schwierigkeiten (163 Belege) identifiziert werden, auf die die Teilnehmenden während der Anfertigung ihrer Zeichnungen trafen. Die Befunde erlauben die Gruppierung einzelner Schwierigkeiten zu sieben Hauptkategorien: Attentive Schwierigkeiten, planungsbezogene Schwierigkeiten, Schwierigkeiten in Verbindung mit der Textgrundlage, Schwierigkeiten in Folge von Kontrollversäumnis, Schwierigkeiten bei der Selbsteinschätzung, Schwierigkeiten in Folge von fehlenden Hilfestellungen und Schwierigkeiten in Folge der Nichtberücksichtigung zeichnerischer Konventionen. Die Anzahl der bei den Teilnehmenden aufgetretenen Schwierigkeiten liegt zwischen 2 und 17 (M = 7,7, SD = 3,6). Vor allem im Zuge der retrospektiv gestellten Fragen zeigte sich, dass Teilnehmende, die auf zahlreiche Schwierigkeiten trafen, nur eingeschränkt in der Lage waren, ein elaboriertes mentales Modell aufzubauen. Die Pluralität an Kontexten steigerte die empirische Belastbarkeit der Befunde. Die beiden entstandenen Kategoriensysteme können leicht für andere Repräsentationsformen adaptiert werden.



Selbstbestimmung im Biologiestudium – Eine Befragung Studierender im Rahmen des Projekts SelVi@ur

Philip Lechner, Arne Dittmer

Universität Regensburg, Deutschland

Um mit digitalen Lernumgebungen das Lehrangebot von Vorlesungen hochschuldidaktisch zu innovieren und individuelle Lernprozesse zu ermöglichen, werden im Rahmen des Projektes SelVi@ur (Selbstlernphasen bei Vorlesungen virtuell und interaktiv begleiten) digitale Module entwickelt. In diesen sollen Studierende interaktiv, veranstaltungsbegleitend und eng auf die Vorlesungsinhalte bezogen, Kompetenzen zum selbstregulierten Lernen erwerben (Zimmerman, 2002). Eine essenzielle Voraussetzung für selbstreguliertes Lernen ist Motivation (Schunk & Zimmerman, 2008). Um dies in den zu entwickelnden Modulen zu berücksichtigen, wurden die Module auf Grundlage der Selbstbestimmungstheorie der Motivation entwickelt (Deci & Ryan, 2008; Jeno et al., 2021; Ryan & Deci, 2017). Um bei den Studierenden Motivation zu fördern und die psychologischen Grundbedürfnisse zu erfüllen, wurde im Teilprojekt der Fakultät für Biologie und Vorklinische Medizin ein semesterbegleitendes Peer-Feedback Modul entwickelt. Studien zeigen einen positiven Effekt auf die psychologischen Grundbedürfnisse und die Motivation (Bombaerts & Nickel, 2017; Fidan & Gencel, 2022; Rafiee & Abbasian-Naghneh, 2020). Das digitale Peer-Feedback Modul wurde in die Vorlesung Physik für Biologen und Biochemiker im Wintersemester 2022/23 implementiert. Trotz intensiver Begleitung der Vorlesung fand das Modul nur wenig Resonanz. In der Evaluation des Moduls (Interviews) gaben die Studierenden an, dass das Modul eine gute Idee und sinnvoll sei, die Prioritäten im Studium jedoch woanders lägen. Die Studie setzt sich auf Grundlage der geringen Resonanz des Peer-Feedback Moduls mit der Frage auseinander, welche Bedeutung hochschuldidaktische Interventionen, wie Sie im Projekt SelVi@ur entwickelt wurden, für die Studierenden in Bezug auf Selbstbestimmungsförderung haben. Als Erhebungsmethode sind weitere halbstandardisierte Interviews mit Studierenden geplant. Die Ergebnisse werden mit Blick auf die aktuelle Hochschulpolitik und die Bedeutung der Universität als Ort der Hochschulsozialisation (Portele & Huber, 1983) und Aneignung fachkulturell geprägter Lehr- und Lernpraktiken diskutiert.



Der Einfluss Leichter Sprache auf den Wissenszuwachs im Biologieunterricht

Melanie Schaller, Michael Ewig

Universität Vechta, Deutschland

Der Einfluss Leichter Sprache auf den Wissenszuwachs im Biologieunterricht

Schulen weisen aufgrund von Inklusion und Migration eine heterogene Schüler*innenschaft hinsichtlich der Sprachkompetenzen auf. Damit gewinnt das Konzept der Leichten Sprache, welches sich an bestimmte, auch in Schulen anzutreffende Personen (z. B. Menschen mit Migrationshintergrund) richtet und Verständlichkeitsbarrieren in Texten abbauen soll, im Bildungskontext zunehmend an Bedeutung (Maaß, 2015). Insbesondere das Fach Biologie bietet eine hohe Anzahl möglicher Verständnisbarrieren, so z. B. eine hohe Anzahl an Fachbegriffen und Nebensätzen (u.a. Schmellentin et al., 2017). Die Modifikation von Unterrichtstexten aus dem Biologieunterricht nach den Regeln der Leichten Sprache zeigt Möglichkeiten auf, zahlreiche Verständlichkeitsbarrieren abzubauen (Schaller & Ewig, 2019). In einem Prä-Post-Test-Design wurde daher mit Hilfe quantifizierbarer Items der mögliche Einfluss von Unterrichtstexten in Leichter Sprache auf den Zuwachs inhaltsbezogener Kompetenzen von Fünftklässler*innen (N = 100) im Biologieunterricht untersucht. Obwohl keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Haupt- und den Subgruppen (unterschiedlicher Sprachförderbedarf gem. C-Test nach Andreas et al., 2011) festgestellt werden konnte, fand ein signifikanter Zuwachs an fachinhaltlichen Kompetenzen nur in allen Subgruppen der Versuchsgruppe und in der Subgruppe 'ohne Sprachförderbedarf' in der Kontrollgruppe statt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Leichte Sprache als eine Differenzierungsvariante ggf. nicht deutlich ausreichend den individuellen Ausgangsniveaus entspricht, aber auch, dass standardsprachliche Unterrichtstexte für Schüler*innen mit Sprachförderbedarf zu schwer sein könnten. Die Studie gibt interessante Hinweise auf Herausforderungen im inklusiven Unterricht und kann für die Entwicklung zukünftiger Schulbücher von Nutzen sein.



 
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