Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
P1_1_2.001: Postersession Gesundheitsförderung und Außerschulische Lernorte
Zeit:
Montag, 18.09.2023:
16:00 - 17:00

Chair der Sitzung: Dr. Sonja Schaal
Ort: 2.001

Gebäude 2, Untergeschoss

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Präsentationen

Sex Education: Alltagsvorstellungen zur menschlichen Sexualität von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund

Nadine Tramowsky

Pädagogische Hochschule Freiburg, Deutschland

Die schulische Sexualerziehung spielt eine wichtige Rolle in der Persönlichkeitsentwicklung von Kindern und Jugendlichen in einer offenen Gesellschaft. Allerdings herrscht Uneinigkeit bezüglich der Ziele, Inhalte und Methoden. Untersuchungen legen nahe, dass Lehrkräfte eine entsprechende Aus- und Fortbildung benötigen, um geschlechtliche, sexuelle und kulturelle Vielfalt adäquat zu berücksichtigen. Eine Einbeziehung von Alltagsvorstellungen ist von zentraler Bedeutung für eine effektive Lehre und Lernprozesse. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit den Vorstellungen über Sexualität von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund. Dabei wird auf eine qualitative Untersuchung und konstruktivistische Sichtweise des Lernens zurückgegriffen. Die Theorie des erfahrungsbasierten Verstehens (TeV) eignet sich dabei zur Entwicklung von Lernangeboten für die schulische Sexualerziehung. Im Rahmen des Modells der didaktischen Rekonstruktion wird die Analyse von Alltagsvorstellungen zum Ausgangspunkt genommen. In zwei Teilstudien werden die Alltagsvorstellungen über Sexualität von insgesamt 31 Kindern der Grund- und Werksrealschule (ehem. Hauptschule) sowie von Fachwissenschaftler:innen erhoben und mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Besondere Beachtung wird dabei auf die Vorstellungen der älteren Kinder (n = 13, 11-13 J.) mit und ohne Migrationshintergrund gelegt. Die Ergebnisse werden verglichen, Leitlinien abgeleitet und Lernangebote konzipiert. Es zeigt sich, dass Kinder vielfältige Vorstellungen über Sexualität haben, wobei der Aspekt der Fortpflanzung am häufigsten genannt wird. Unterschiede lassen sich unter anderem bei der Beschreibung der Sexualorgane feststellen. Als Leitlinien für den Biologieunterricht werden unter anderem die explizite Vermittlung der Anatomie und Funktion beider biologischer Geschlechter sowie die kritische Hinterfragung von Geschlechtszuschreibungen und Klischees im Alltag und Medien abgeleitet. Im Vortrag wird außerdem diskutiert, welche Begriffe das fachliche Lernen fördern oder erschweren können.



Diversitätssensible Sexualbildung – eine Frage der Kultur?

Sonja Schaal1,2, Sarah Guschke1

1Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, Deutschland; 2Pädagogische Hochschule Weingarten, Deutschland

Diversitätssensible Sexualbildung bezieht sich auf einen Bildungsansatz, der verschiedene Dimensionen von Diversität berücksichtigt. Dazu gehören unter anderem die Vielfalt sexueller Orientierungen und Geschlechtsidentitäten sowie diverse kulturelle Hintergründe. Interkulturelle Bildung ist laut Beschluss der KMK ist eine Querschnittsaufgabe der Schule, die zur gleichberechtigten und diskriminierungsfreien Teilhabe am gesellschaftlichen Leben befähigt. Dafür sollen in der Lehrkräftebildung entsprechende Kompetenzen erworben werden. Diese beinhalten (i) Wissen der Lehrkräfte über eine kulturell angepasste Pädagogik und Unterrichtstrategien, (b) Einstellungen sowie (c) Fähigkeiten, kultursensible Lernumgebungen zu schaffen. Das Thema Sexualität steht dabei unter einem besonderen Einfluss von kulturell und religiös geprägten Normen und Werten, was bei der Planung und Gestaltung von Unterricht berücksichtigt werden muss. Bislang liegt in der Biologiedidaktik der Fokus bei kultursensiblen Konzepten auf der Diversität der Lernenden und deren Teilhabe in einer diversen Gesellschaft. Die Frage, welchen Einfluss der kulturelle Hintergrund der Lehrkraft auf die eigenen kulturellen Kompetenzen, die kulturelle Selbstwirksamkeitserwartung und somit auf das Unterrichtshandeln in diversen Kontexten hat, ist noch weitestgehend ungeklärt. In der Psychologie und Kulturforschung wird das Konzept des vertikalen und horizontalen Kollektivismus und Individualismus verwendet, um Unterschiede in den sozialen Strukturen und Wertesystemen einer Gesellschaft zu beschreiben. Diese beziehen sich auf die Art und Weise, wie Menschen ihre Identität, ihre sozialen Beziehungen und ihre Rolle in der Gesellschaft wahrnehmen und gestalten.

In einer international angelegten Studie soll der Einfluss der Kultur einer Lehrkraft und ihrer kulturellen Kompetenzen auf das Unterrichtshandeln in der Biologiedidaktik exemplarisch im Kontext der Sexualbildung geklärt werden. Die zentrale Fragestellung in dieser Pilotstudie ist, inwieweit sich die Kultur, die kulturellen Kompetenzen und die kulturelle Selbstwirksamkeitserwartung von angehenden Lehrkräften operationalisieren, messen und unterscheiden lassen.

Die Entwicklung des Messmodells orientiert sich daher an bestehenden Kompetenzmodellen, die die Kompetenzfacetten Wissen, Motivation/ Einstellung und Handeln einbeziehen. Es werden sowohl etablierte Skalen wie auch eine selbst entwickelte Vignette zur Operationalisierung verwendet.



Geschlechtsspezifische Disparitäten in der Wahl und Nutzung von gestuften Lernhilfen beim digitalen Planen von Experimenten

Andrea Lüscher, Julia Arnold

Pädagogische Hochschule, FHNW, Schweiz

Beim Planen von Experimenten werden an die Lernenden komplexe Anforderungen gestellt, weshalb oft Kompetenzdefizite ausgemacht werden können. Gestufte Lernhilfen wie Hinweis, Beispiellösung und Lösung unterstützen die Lernenden beim Planen. Sie reduzieren den Cognitive Load und helfen die Aufmerksamkeit auf spezifische Aspekte des Lerngegenstands zu richten. Gestufte Lernhilfen haben sich als lernwirksam erwiesen. Sie werden von den Lernenden nach selbsteingeschätztem Bedarf gewählt und genutzt. Es zeigte sich jedoch, dass die Nutzung noch nicht ideal erfolgt. Lernende nutzen Hilfen nicht, obwohl sie welche gebraucht hätten (Hilfen-Vermeidung) oder sie wählen Hilfen, die sie nicht brauchen, um eine Aufgabe möglichst ohne Aufwand zu lösen (Hilfen-Missbraucht). Mangelndes Wissen über den Zweck der Hilfen (konditionales metakogniti-ves Strategiewissen; kmS), unterschiedliche Zielorientierungen sowie geschlechtsspezifische Disparitäten werden als Ursache für die Hilfen-Wahl und Hilfen-Nutzung vermutet.



Komplexe Schlüsselprobleme mit dem One Health-Ansatz für den Biologieunterricht erschließen – eine Delphi-Studie

Sascha Johann1, Benedikt Heuckmann2, Kerstin Kremer1

1Justus-Liebig-Universität Gießen, Deutschland; 2Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Die Herausforderungen der globalen Transformationen stellen aktuell ebenfalls offene Herausforderungen für die Veränderung von Bildungsprozessen im naturwissenschaftlichen Unterricht dar. Viele dieser globalen Probleme unserer Zeit, wie Pandemien oder Antibiotika-Resistenzen, stehen im engen Bezug zu den Biowissenschaften. Didaktisch knüpfen sie an die komplexen Schlüsselprobleme im Sinne Klafkis an und erfordern in ihrem Verständnis und ihrer Bewältigung die Förderung von Scientific Literacy.

Bislang fehlen jedoch Erkenntnisse, wie komplexe Schlüsselprobleme im Unterricht gewinnbringend vermittelt werden können. Für die Förderung dieses Verständnisses wurde der One Health-Ansatz gewählt. Dieser nutzt die Vernetzung humaner, zoologischer und ökologischer Bereiche für das Verständnis komplexer Schlüsselprobleme. Der One Health-Ansatz kann als Linse verstanden werden, die didaktisch über komplexe Herausforderungen gehalten wird, um diese als Lernender in allen Facetten zu erschließen und zu bewerten. Da der Ansatz jedoch keine originäre Bildungsperspektive darstellt, soll der mögliche Transfer von der Forschung in den Biologieunterricht untersucht werden.

Ziel des Projektes ist es, durch eine mehrschrittige Befragung von Expert:innen, Charakteristika des One Health-Ansatzes herauszuarbeiten, die für Bildungsprozesse zu Grand Challenges relevant sind. Dies soll mit Hilfe der Delphi-Methode erfolgen. Im ersten Schritt steht zunächst die Charakterisierung des Ansatzes im Fokus. Hierzu wird eine Expertenbefragung von Wissenschaftler:innen aus den Clustern Mensch – Tier - Umwelt mit Forschungsbezug zu One Health durchgeführt. Die aktuell sich in der Pilotierungsphase befindliche erste Befragungsrunde zielt mit einem offenen Fragebogen auf eine breite Aggregation der transdisziplinären Zugänge. In einer zweiten, breiter angelegten Befragungsrunde werden auf Basis der Charakterisierung von One Health Expert:innen aus dem Bildungsbereich (Schule und Hochschule) hinsichtlich ihrer Bewertung der Umsetzungsperspektiven von One Health befragt.

Am Poster werden erste Ergebnisse aus der ersten Befragungsrunde hinsichtlich der inhaltlichen Fragestellungen und Kontexte als auch den Prozessen der One-Health-Forschung präsentiert, sowie der Mehrwert für die Auseinandersetzung mit komplexen Schlüsselproble-men diskutiert.



Entwicklung und Validierung einer Skala zur Messung der allgemeinen Gesundheitseinstellung bei Kindern und Jugendlichen

Maren Flottmann1, Marie Brüggemann1,2, Prof. Dr. Florian G. Kaiser2, Prof. Dr. Kirsten Schlüter1

1Institut für Biologiedidaktik, Universität zu Köln, Deutschland; 2Institut für Psychologie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Deutschland

Das derzeitige Gesundheitsverhalten vieler Kinder und Jugendlicher birgt ein erhöhtes Risiko für spätere Krankheiten und eine geringere Lebensqualität. Daher besteht ein erhöhter Handlungsbedarf im Bereich der Gesundheitsförderung im Kindes- und Jugendalter. Um die Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen der Gesundheitsförderung zu überprüfen, ist eine valide Messung der Gesundheitseinstellung von Kindern und Jugendlichen entscheidend. Aus diesem Grund wollen wir eine Skala zur Gesundheitseinstellung entwickeln und prüfen, ob diese valide manifestes Gesundheitsverhalten vorhersagen kann. Als theoretische Grundlage dient das Campbell-Paradigma, das Gesundheitsverhalten einer Person durch ihre Einstellung und die Kosten (z.B. finanzieller oder zeitlicher Aufwand) des spezifischen Gesundheitsverhaltens beschreibt. Die neu entwickelte Skala umfasst insgesamt 53 Items aus den Gesundheitsbereichen: Ernährung, Hygiene, Stressabbau, Risikoprävention und körperliche Aktivität. Zur Validierung soll der Fragebogen bei 300 Schüler:innen weiterführender Schultypen getestet werden. Zusätzlich sollen 100 weitere Schüler:innen bei konkreten Verhaltensweisen (Auswahl eines Getränks, Aktivität während einer bewegten Pause, Einholen von Gesundheitsinformationen) beobachtet werden. Bisher haben 74 der geplanten 400 Schüler:innen (M = 14.67, SD = 0.8 Jahre) den Fragebogen ausgefüllt. Insgesamt unterstützen die ersten Ergebnisse die Validität der entwickelten Skala. Die geplante Erhebung an einer größeren und heterogeneren Stichprobe sowie die Überprüfung der Kriteriumsvalidität können weitere wichtige Informationen über die Qualität der Gesundheitseinstellungsskala für Kinder und Jugendliche liefern.



Schulische und außerschulische Bildungsangebote für Biologie ganzheitlich betrachten

Nina Janßen, Michael Ewig

Universität Vechta, Deutschland

Außerschulischer Bildung wird bei der Vermittlung biologischer Inhalte und dem Aufbau damit korrespondierender Kompetenzen eine große Rolle zugeschrieben. Allerdings sind die Bildungsziele und Rahmenkonzepte außerschulischer Lernorte und deren Komplementarität zu denen des schulischen Lernens weitestgehend unerforscht. Das Forschungsvorhaben beschäftigt sich daher zum einen damit, die Bildungsziele außerschulischer Lernorte zu ermitteln. In einer qualitativen Fallstudie werden die außerschulischen Lernorte des MINT-Clusters ‚MINT4YOUth‘ der Region Cloppenburg, Diepholz und Vechta hinsichtlich ihrer biologischen Bildungsziele untersucht. Erhoben werden diese durch leitfadengestützte Interviews mit Mitarbeitenden der Standorte und durch die systematische Sammlung und Analyse der didaktischen Materialien der Lernumgebungen. Zum anderen werden die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen diesen und den Bildungszielen schulischen Lernens herausgestellt. Dafür werden die erhobenen Bildungsziele außerschulischen Lernens mit in den Bildungsstandards im Fach Biologie für den Mittleren Schulabschluss beschriebenen Bildungszielen inhaltsanalytisch verglichen. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Unterschieden der jeweiligen Bildungsziele: Diese zeigen auf, wo schulisches und außerschulisches Lernen (bisher) nicht zusammengedacht werden und an welchen Stellen ein synergistisches Potenzial vorliegt, das zu einem gesteigerten Kompetenzaufbau in der Biologie führen kann.



Zusammenspiel individueller Eigenschaften und fachlich-situativer Kontexte während eines Museumsbesuchs

Alexandra Moormann1, Anna Beniermann2, Lena Roemer3, Annette Upmeier zu Belzen2, Matthias Ziegler2

1Museum für Naturkunde Berlin, Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung; 2Humboldt-Universität zu Berlin; 3Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften

Das Interesse einer Person hat einen positiven Einfluss auf situationsbezogenes Lernen, dies gilt auch im Kontext von Lernen über Evolution. Für das Verstehen und Handeln in Bezug auf globale Herausforderungen wie Gesundheit, Ernährung und Biodiversitätsverlust ist ein Wissen und damit verbunden ein Interesse an Evolution von großer Bedeutung. Museen können an dieser Stelle einen wichtigen Beitrag zum Lernen über Evolution leisten. Bisher fehlt es an Studien, wie genau sich Museumsbesuche auf das Interesse von Schüler:innen auswirken und ob es individuelle Unterschiede gibt. Vor diesem Hintergrund wurde in der vorliegenden Studie untersucht, inwieweit eine Führung durch ein Naturkundemuseum das situative Interesse von Schüler:innen wecken kann, abhängig von ihrem Wissen zu Evolution und ihren allgemeinen Interessen. Mit Hilfe eines webbbasierten Fragebogens wurden 251 Schüler:innen der Jahrgangsstufe 10-13 eine Woche vor dem Museumsbesuch (trait) und unmittelbar vor, während und nach einer Museumsführung zum Thema Evolution (state) befragt, um stabile und momentane Persönlichkeits-, Interessenausprägungen und Wissen zu Evolution zu erfassen. Im Ergebnis zeigt sich, dass es drei unterschiedliche Interessenverläufe gibt, die sich in ihren Gruppengrößen unterscheiden. Schüler:innen der Gruppe „Responder“ zeigen eine Zunahme des Interesses während Schüler:innen der „Non-Responder“-Gruppe ein niedriges Interesse aufweisen, das sich im Verlauf der Führung nicht ändert. Schüler:innen der „High-Level Responder“-Gruppe zeigen ein relativ hohes Interesseniveau zu Beginn der Führung, das im Laufe der Tour anstieg. Die Ergebnisse zeigen, dass die Schüler:innen am besten auf die Führung reagierten, wenn sie ein gewisses Maß an Aufgeschlossenheit mitbrachten, was sich in einem höheren allgemeinen Interesse an wissenschaftsbezogenen Themen und Aktivitäten sowie einem gewissen Maß an Vorwissen zeigt. Insbesondere die Gruppe der „Non-Responder“ mit ihren heterogenen Verläufen sollte z. B. durch qualitative Interviews untersucht werden. Darüber hinaus sollte zukünftig untersucht werden, wie Museumsguides diese Gruppe unterstützen und auf die Bedürfnisse und Interessen der Schüler:innen eingehen können.



Inklusion an außerschulischen Lernorten: Herausforderungen und Gestaltungsmöglichkeiten für neue Lehrkonzepte am Beispiel Serious Games

Tim Bauermeister, Michael Ewig

Universität Vechta, Deutschland

Biologielehrkräfte können bei der Unterstützung ihrer Unterrichtseinheiten auf ein breites Spektrum an außerschulischen Lernorten (ALO) zurückgreifen. Mit dem Besuch von Naturkundemuseen, Nationalparkhäusern oder Umweltzentren ist oft der Wunsch verbunden, dass dort gemachte (Primär-)Erfahrungen bei Schüler*innen Interesse am behandelten Thema generieren und die Inhalte des Lernorts als Grundlage oder Vertiefung anschlussfähig an Inhalte aus schulischen Lernsituationen sind. Aus dem Blickwinkel Inklusion bieten ALO Chancen und Herausforderungen: Während einerseits im Vergleich zum Schulkontext zusätzliche Lernzugänge geschaffen werden, wovon heterogene Lerngruppen profitieren könnten, ergeben sich andererseits inhaltlich und körperlich neue Barrieren — beispielsweise durch Texttafeln oder die Geländetopographie. ALO stehen deshalb vor der Aufgabe, die Heterogenität ihrer Besucher*innen in Lehr- und Ausstellungskonzepten zu berücksichtigen.

Ähnlich wie außerschulische Lernorte sind digitale Serious Games eine Möglichkeit, die Grenzen des Schulunterrichts zu erweitern. Sie ähneln den ALO darin, dass sie Informationen nicht nur durch Fachtexte, sondern auch über Bilder und Ton sowie über narrative und interaktive Elemente vermitteln. Zudem ähnelt die Selbststeuerung durch die Lernenden dem eigenständigen Vorgehen an außerschulischen Lernorten.

In der Forschung werden überwiegend die motivationalen Wirkungen digitaler Spiele betrachtet, nur selten die Gestaltungsmöglichkeiten für Inklusion. Während an ALO also ein Bedarf an Strategien und Ideen für eine inklusive Gestaltung naheliegend ist, ergibt sich bei Serious Games möglicherweise ein Potenzial. Das Forschungsvorhaben untersucht Verbindungsmöglichkeiten der beiden Konzepte.

In Leitfadeninterviews mit Mitarbeitenden an ALO (N=25) wurde erhoben, welche Herausforderungen im Umgang mit heterogenen Lerngruppen als schwierig empfunden werden und inwiefern eine Unterstützung durch digitale Möglichkeiten konzeptuell denkbar ist. Die Auswertung legt nahe, dass ALO auf körperliche Barrieren gut eingestellt sind, es aber als herausfordernd betrachtet wird, sprachlich und inhaltlich schwächere Schüler*innen in ihrem Zuwachs von (Fach-)Wissen zu unterstützen. Auf Basis der Ergebnisse sowie einer Literaturrecherche wird ein Serious Game konzeptioniert und entwickelt, welches zur Nachbereitung eines ALO-Besuchs dient und 2024 erprobt wird.



Historische Gärten als außerschulische Lernorte erschließen: Entwicklung und Validierung eines Erhebungsinstruments im Rahmen einer DBR-Studie

Daniel Emge, Volker Wenzel

Goethe-Universität Frankfurt, Deutschland

Historische Gärten und Parks sind landschaftliche (Kultur-)denkmal und zugleich Orte des Naturerlebens. Barocke Residenzgärten, naturnahe Landschaftsparks und ähnliche Anlagen ermöglichen eine Verknüpfung biologischer, historischer und ästhetischer Bezüge. Aus biologiedidaktischer Perspektive sind historische Gärten allerdings kaum erforscht. Es fehlen praxistaugliche und evidenzbasierte Lehr-Lern-Arrangements, die entsprechende Anlagen als außerschulische Lernorte adressieren. Im Zuge einer laufenden DBR-Studie entsteht daher ein Vermittlungskonzept, welches Lehrkräfte in die Lage versetzten soll, eigene Führungen im „Lernort Gartendenkmal“ durchzuführen. Im Mittelpunkt steht dabei das Ziel, Schüler*innen für die Schutzwürdigkeit historischer Gartenanlagen zu sensibilisieren.

Für die Evaluation des Lehr-Lern-Arrangements wurde eine neue Skala zur Messung von Einstellungen (attitudes) gegenüber historischen Gärten entwickelt. Dieses Erhebungsinstrument bildet die drei Komponenten des Einstellungskonstrukts ab (Affekt, Kognition und Verhalten). Nach der Prüfung der Drei-Komponenten-Struktur im Rahmen einer explorativen Faktorenanalyse folgte eine Reliabilitätsprüfung (interne Konsistenz und Retest-Reliabilität). Anschließend wurde die Skala einer weiteren Stichprobe vorgelegt; auf Grundlage dieses Datensatzes wurde das explorativ ermittelte Faktorenmodell mithilfe einer konfirmatorischen Faktorenanalyse geprüft. Zuletzt wurde die Validität durch eine Korrelation mit einer divergenten und einer konvergenten Referenzskala geprüft.

Die Ergebnisse weisen auf eine hinreichende Reliabilität und Validität hin, die Skala eignet sich daher für eine Evaluation des Lehr-Lern-Arrangements. Darüber hinaus kann sie in weiteren Kontexten Anwendung finden. Auf diese Weise kann sie dazu beitragen, einen bis dato wenig beachteten Lernort der (fachdidaktischen) Forschung zuzuführen.



Das Verständnis vom Wesen der Naturwissenschaften bei Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I fördern – Gelingt es durch Biologieunterricht im Freien? Ergebnisse einer Interventionsstudie an den Lernorten Biologiefachraum und Schulgarten

Torsten Kreher, Carolin Retzlaff-Fürst

Universität Rostock, Deutschland

Die Vermittlung einer naturwissenschaftlichen Grundbildung ist u. a. Aufgabe des naturwissenschaftlichen Fachunterrichts. Als wesentliches Element der naturwissenschaftlichen Grundbildung wird ein Verständnis vom Wesen der Naturwissenschaften gesehen. Dieses kann durch fachpraktisches und reflektiertes naturwissenschaftliches Arbeiten gefördert werden. Im Rahmen einer quasi-experimentellen Interventionsstudie mit 112 Schülerinnen und Schülern (Alter = 15 Jahre; MD = 14,71; SD = 0,576) einer neunten Jahrgangsstufe wurde der Forschungsfrage nachgegangen, ob die Wahl des Lernortes einen Einfluss auf die Förderung des Verständnis vom Wesen der Naturwissenschaften hat. Hierzu wurde regulärer Biologiefachunterricht im Themenfeld „Ökologie“ geplant und durchgeführt. Schwerpunkt des Unterrichts im Themenfeld bildeten dabei die naturwissenschaftlichen Arbeitsweisen der Bildungsstandards bzw. des Rahmenplans. Die Schülerinnen und Schüler der Kontrollgruppe (n = 60) wurden im naturwissenschaftlichen Fachunterrichtsraum unterrichtet. Der Unterricht für die Schülerinnen und Schüler der Interventionsgruppe (n = 52) fand am Lernort Schulgarten statt. Der Lernort Schulgarten wird als ein Ort charakterisiert, der prädestiniert ist, um naturwissenschaftlich zu Arbeiten.

Die Auswertung des Pretests zeigt, dass die Schülerinnen und Schüler vor der Interventionsmaßnahme eine naive bis teilweise schon transformierte Vorstellung zum Wesen der Naturwissenschaften besitzen. Die vergleichende Betrachtung des Pre- und Posttests der Schülerinnen und Schüler zeigt eine erwünschte Veränderung der Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler in Richtung „adäquatere Vorstellungen“. Präsentiert und diskutiert werden die Ergebnisse des Pre-Posttest-Vergleichs zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe unmittelbar nach der Interventionsmaßnahme. Die Ergebnisse zeigen, dass das Interesse und die späteren Berufswünsche einen stärkeren Einfluss auf die Veränderung der Vorstellungen als der Lernort allein betrachtet hat. Der Einfluss des Lernortes auf die Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler zum Wesen der Naturwissenschaften am Beispiel des Themengebiets „Ökologie“ wird über einen längeren Zeitraum betrachtet. Hierzu wurden die Vorstellungen der Schülerinnen und Schüler über eine Dauer von sechs Monaten mittels geschlossenem Fragebogen erhoben. Hier zeigt sich, dass es zu signifikanten „Verbesserungen“ – teilweise in beiden Gruppen – kommt.



Überzeugungen von Biologielehrkräften zu den Zielen schulischer Gesundheitsförderung, Gesundheitsbildung und Gesundheitserziehung

Philipp Schwegmann, Benedikt Heuckmann

Zentrum für Didaktik der Biologie, Westfälische Wilhelms-Universität Münster

Gesundheitsförderung (GF), Gesundheitsbildung (GB) und Gesundheitserziehung (GE) zählen in Deutschland zu den schulischen Querschnittsaufgaben. Eine effektive Umsetzung dieser Aufgaben gelingt vor allem dann, wenn vielfältige Determinanten von Gesundheit in den Blick genommen und wenn in einem ganzheitlichen Ansatz unterrichtliche Inhalte mit schulorganisatorischen und außerschulischen Maßnahmen verknüpft werden. Befragungen von Lehrkräften zeigen jedoch, dass GF, GB und GE primär als unterrichtsbezogene Informationsvermittlung verstanden werden, die sich schwerpunktmäßig an individuellem Gesundheits- und Risikoverhalten orientieren. Ein umfassenderer Blick unter Berücksichtigung struktureller und gesellschaftlicher Einflussfaktoren auf Gesundheit wird selten berichtet.

Durch die zentrale Stellung biomedizinischer Inhalte im Unterrichtsfach Biologie werden Biologielehrkräfte in einer hervorgehobenen Rolle gesehen, wenn es darum geht, gesundheitsbezogene Inhalte und Maßnahmen einerseits zwischen verschiedenen Unterrichtsfächern und andererseits zwischen Unterrichtsebene, Schulebene und außerschulischen Akteuren abzustimmen. Handlungsleitend für ein entsprechendes pädagogisches Wirken können hier die berufsbezogenen Überzeugungen (teachers‘ beliefs) der Biologielehrkräfte sein, da diese unter anderem Vorstellungen über ihre professionelle Rolle im Schulkontext sowie über die Natur von Lehr-Lernprozessen und von Lerninhalten umfassen.

Hieran anknüpfend verfolgt unser Vorhaben das Ziel, die Überzeugungen von Biologielehrkräften der Sekundarstufe I in Deutschland zu den Zielen schulischer GF, GB und GE zu identifizieren und vor dem Hintergrund der Forschungsliteratur zu systematisieren. In einem ersten Schritt werden dafür aktuell Biologiestudierende (M.Ed.), Berufseinsteigende und erfahrene Biologielehrkräfte aller Schulformen der Sek. I in Niedersachsen und NRW mithilfe von Leitfadeninterviews befragt und die identifizierten Überzeugungen im Hinblick auf ihre Kohärenz mit konkreten Planungsüberlegungen zu einer Unterrichtsreihe zum Thema Blutkreislauf und Atmung untersucht. Mittelfristig besteht die übergeordnete Zielsetzung des Vorhabens darin, auf Basis der ersten Datenerfassung ein Instrument zur Erhebung unterschiedlicher Typen von Überzeugungen zur schulischen GF, GB und GE bei Biologielehrkräften zu entwickeln. Auf dieser Grundlage sollen adressatengerechte Fortbildungen für Lehrkräfte angeboten und die Veränderbarkeit von entsprechenden Überzeugungen untersucht werden.



 
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