Transferfragen in der Sportdidaktik – Irritationen und ein Angebot zur Lösung
Neuber, Nils1; Pfitzner, Michael2
1Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Deutschland; 2Universität Duisburg-Essen, Deutschland
Die Feststellung von Klafki, Keuffer und anderen, dass fachdidaktische Forschung zwar empirisch analytischen Kriterien standhalte, allerdings kaum Antworten darauf gäbe, wie die Ergebnisse für die schulische Praxis nutzbar gemacht werden, irritiert. Vertreter*innen der Sportdidaktik wie die Vortragenden, die forschungsbasiert die Praxis im Zusammenhang mit Bewegung, Spiel und Sport bereichern, Zielsetzungen prüfen und Methoden der Bildungs- und Erziehungsarbeit hinterfragen und weiterentwickeln möchten, können es nicht bei diesem Befund der Kolleg*innen belassen.
Eine symbiotische Implementationsstrategie mit verschiedenen Schulsportentwicklungsprojekten im Anschluss an eine Wirkungsstudie zu den Effekten zum Zusammenhang von Lernen und Bewegung verspricht ein Stück weit einen Schluss der beklagten Lücke zwischen sportdidaktischer Forschung und einer darauf basierenden Bereicherung der schulischen Arbeit, ruft aber auch weitergehende Fragen hervor, die es zu diskutieren gilt.
Kognitive Aktivierung im Sportunterricht – ein Transfer aus der Empirischen Bildungsforschung in die Fachdidaktik
Engelhardt, Sophie1; Hapke, Julia1; Töpfer, Clemens2
1Eberhard Karls Universität Tübingen, Deutschland; 2Friedrich-Schiller-Universität Jena, Deutschland
In der empirischen Bildungsforschung gilt Kognitive Aktivierung als bedeutsame Dimension von Unterrichtsqualität, die aber fachspezifisch konkretisiert werden muss. In diesem Beitrag wird gefragt, wie Kognitive Aktivierung für das Fach Sport konzeptualisiert und umgesetzt wird. Um diese Fragen zu beantworten und den aktuellen Forschungsstand umfassend darzustellen, wurde ein Scoping Review durchgeführt, in welchem 52 englisch- und deutschsprachige Studien analysiert wurden. Auf Ebene der Konzeption wurden verschiedene Zielperspektiven (z. B. Wissenserwerb, Spielfähigkeit und -verständnis) und methodische Merkmale (z. B. Offene Aufgaben, Reflexion des sportlichen Handelns, Aktivierung des Vorwissens) eines kognitiv aktivierenden Sportunterrichts identifiziert. Auf Ebene der Umsetzung zeigt sich, dass diese methodischen Merkmale im Sportunterricht umgesetzt werden, Lehrkräfte bei einzelnen Merkmalen aber mitunter große Schwierigkeiten haben (z. B. bei der Gestaltung von Reflexionsphasen). Damit einher gehen ambivalente Haltungen von Sportlehrkräften zu einem kognitiv aktivierenden Sportunterricht (z. B. Akzeptanz vs. wahrgenommener Konflikt zur Bewegungszeit). Weiterer Forschungsbedarf besteht in der Entwicklung alltagspraktischer Good-Practice-Beispiele und der Untersuchung der Schüler*innenperspektive hinsichtlich eines kognitiv aktivierenden Sportunterrichts.
Peerbeziehungen in der Schulklasse - Soziale Netzwerke im (Sport-)Unterricht
Heim, Rüdiger; Holler, Cornelius
Univerität Heidelberg, Institut für Sport und Sportwissenschaft, Deutschland
Peerbeziehungen gelten als relevante Faktoren für schulische Leistungen, selbstbezogene Einschätzungen oder die Lern- oder Leistungsmotivation, wurden allerdings zumeist ohne Berücksichtigung ihres relationalen Charakters untersucht. Der Beitrag konzeptualisiert Schüler*innenbeziehungen demgegenüber als soziale Netzwerke mit sowohl generischen als auch fachspezifischem Charakter. Aus netzwerktheoretischer Perspektive konstituieren sich soziale Netzwerke in der Schulklasse zudem kontextspezisch in mehr oder weniger typischen Unterrichtssituationen sowie entlang der analytischen Differenzierung von affektiven und instrumentellen Beziehungen.
Um zu untersuchen, inwieweit soziale Netzwerke in der Schulklasse fach- und kontextspezifische Ausprägungen im Mathematik- und Sportunterricht aufweisen, wurden insgesamt 205 Sechstklässler*innen in zehn Klassen gebeten, Nominierungen im Hinblick auf Sympathie und auf jeweils drei typische Unterrichtskontexte vorzunehmen. Die Unterrichtskontexte in beiden Fächern dürften sich zudem graduell im Verhältnis von affektiven und instrumentell getönten Beziehungen unterscheiden.
Differenzen bzw. Ähnlichkeiten sowie Zusammenhänge wurden mithilfe von Jaccard-Koeffizienten sowie über Logistic Regression Quadratic Assignment Procedures (LRQAP) untersucht, die zwar analog zu konventionellen logistischen Regressionsmodellen verfahren, aber spezifisch für relationale Daten entwickelt wurden.
Es fanden sich klare deskriptive Muster, dass soziale Netzwerke in der Schulklasse sowohl fach- als auch kontextspezifisch geprägt sind. Zwar spielten affektive (generische) Sympathiebeziehungen in allen fach- und kontextspezifischen Netzwerken eine Rolle, doch mit zunehmenden instrumentellen Tönungen wurden die Netzwerke in beiden Fächern spezifischer.
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