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AK1.12: AK: Kompetenzen & Wissen von Trainer:innen
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Entwicklung und Validierung eines Fragebogens zur bereichsspezifischen Trainingskompetenz in den Dimensionen Kraft und Ausdauer Universität Vechta EINLEITUNG In Deutschland trainieren rund 72 % der über Sechzehnjährigen ausschließlich informell und selbstorganisiert (Repenning et al., 2019), wobei fachliche Anleitung häufig fehlt. Über die Qualität dieses Trainings bzw. die Kompetenz der Personen, sich selbst gezielt und nachhaltig zu trainieren, ist jedoch wenig bekannt. Ziel dieser Studie war daher die Entwicklung und Validierung eines auf Modellen der Trainingssteuerung basierenden Instruments zur Erfassung dieser wahrgenommen Trainingskompetenz in den Bereichen Kraft und Ausdauer. METHODE Ausgehend von trainingswissenschaftlichen Modellen (Hohmann et al., 2020) und Expert:innenbefragungen wurde ein Itempool generiert, der an einer ersten Teilstichprobe junger Erwachsener (n = 694; MAlter = 18.5, SD = 2.9) geprüft und basierend auf Itemanalysen und explorativer Faktorenanalyse optimiert wurde. Die resultierenden Skalen wurden in einer zweiten Teilstichprobe (n = 348; MAlter = 18.4, SD = 2.6) konfirmatorisch geprüft. Zur Untersuchung der Kriteriumsvalidität wurde das physische Selbstkonzept in den Dimensionen Ausdauer und Kraft als Außenkriterium herangezogen, wobei die sportliche Aktivität statistisch kontrolliert wurde (Bühner, 2021). ERGEBNISSE Die explorative Faktorenanalyse ergab eine Einfachstruktur mit den Faktoren Trainingsplanung, -durchführung und -kontrolle für je Ausdauer und Kraft. In der anschließenden konfirmatorischen Prüfung konnte dieses Modell mit gutem Fit (CFI = .92, RMSEA = .05, SRMR = .05) und angemessener Reliabilität (Composite Reliability: ω ≥ .91) bestätigt werden. Zudem zeigten sich signifikante Zusammenhänge der Skalen mit dem entsprechenden Teil des physischen Selbstkonzepts. DISKUSSION Die neu entwickelten Skalen können sowohl zur individuellen Reflexion und Identifikation von Entwicklungspotenzialen als auch in Fitness- und Gesundheitskontexten zur Ermittlung des Unterstützungsbedarfs von Trainierenden eingesetzt werden. Darüber hinaus dienen sie der Evaluation von Maßnahmen zur Vermittlung von Trainingskompetenzen. Die Skalen leisten somit einen Beitrag zur Optimierung individueller Trainingsprozesse sowie zur Qualitätssicherung trainingsbezogener Bildungsangebote. LITERATUR Bühner, M. (2021). Einführung in die Test- und Fragebogenkonstruktion (4. Aufl.). Pearson. Hohmann, A., Lames, M., Letzelter, M., & Pfeiffer, M. (2020). Einführung in die Trainingswissenschaft. Limpert. Repenning, S., Meyrahn, F., an der Heiden, I., Ahlert, G., & Preuß, H. (2019). Sport inner- oder außerhalb des Sportvereins: Sportaktivität und Sportkonsum nach Organisationsform. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) & Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp). Trainingskompetenz von HandbalancingathletInnen Universität Vechta EINLEITUNG Handbalancing ist eine international praktizierte Sportart, die ihren Ursprung in der Zirkusartistik und im Turnsport hat und insbesondere in Europa zunehmend populär wird. Über die Athlet:innen und deren Kompetenz eigenständig gezielt und nachhaltig zu trainieren ist bisher kaum etwas bekannt. Ziel dieser Studie ist es, die Trainingskompetenz (Thienes & Ohrt, 2019) von Handbalancer:innen unterschiedlicher Leistungsniveaus zu untersuchen. METHODE In einem querschnittlichen Design wurden Handbalancer:innen mithilfe eines validierten Fragebogens zur Trainingskompetenz im Krafttraining sowie zu Teilen des physischen Selbstkonzepts (Kraft, Beweglichkeit & Koordination) befragt (Braun et al., 2018). Die Handstandfertigkeit der Athlet:innen wurde von zwei Ratern unabhängig voneinander bestimmt (κ = 1.0) und in zwei Gruppen unterteilt: Experten (Press-to-Handstand oder einarmiger Handstand) und Anfänger (maximal 20 Sekunden freier Handstand). ERGEBNISSE Insgesamt nahmen 54 Athlet:innen (35 weiblich, 19 männlich; M = 30.44, SD = 5.42 Jahre; M = 170, SD = 10 cm) mit einer Trainingserfahrung von M = 76 (SD = 71) Monaten an der Studie teil. Durchschnittlich trainierten sie 13 (SD = 8) Mal im Monat zu je 95 (SD = 43) Minuten. Signifikante Gruppenunterschiede zeigten sich in Kraft (p = .032, d = .657), Beweglichkeit (p = .039, d = .632), Trainingsdurchführungs- (p = .028, d = .675) und Planungskompetenz (p = .031, d = .662) des Krafttrainings. Koordination blieb knapp nicht signifikant (p = .068, d = .555). DISKUSSION Die Ergebnisse zeigten mittelstarke Unterschiede der wahrgenommenen Trainingskompetenz für die Trainingsdurchführungs- sowie Planungskompetenz im Krafttraining zwischen Expert:innen und Anfänger:innen. Erfahrene Athlet:innen schätzten ihre Fähigkeiten in Kraft und Beweglichkeit signifikant höher ein (Uzunov, 2012). Auch wenn die Koordination sich nicht zwischen den Gruppen unterschied, bleibt dieser Aspekt für Handstandtraining relevant (Malíř et al., 2024) und sollte in Folgestudien mit größeren Stichproben untersucht werden. Der verwendete Fragebogen scheint geeignet, Trainingskompetenzen von Handbalancingathlet:innen zuverlässig zu erfassen. LITERATUR Braun, A., Martin, T., Alfermann, D., & Michel, S (2018). Überprüfung der Reliabilität und Validität der Kurzform des Physical Self-Description Questionnaire (PSDQ-S) in den Altersgruppen des frühen und späten Erwachsenenalters. Zeitschrift für Sportpsychologie, 25(3), 115–127, e0302922. Malíř, R., Chrudimský, J., Provazník, A., & Třebický, V. (2024). Are the shoulder joint function, stability, and mobility tests predictive of handstand execution?. PLoS One, 19(5): e0302922. Thienes, G., & Ohrt, T. (2019). Fitnesstraining im Schulsport unter der Zielsetzung: Vermittlung von Trainingskompetenz. In Didaktik innovativen Sportunterrichts: Grundlagen und Unterrichtsmodelle für Schulpraxis und Lehrerbildung (S. 234–243). Schneider-Verlag. Uzunov, V. (2012). Developing the Straddle Sit Press to Handstand. Gym Coach: Journal of Coaching & Sport Science in Gymnastics, 5, 1–5. Hitze- und UV-Risiken durch den Klimawandel: Wissens- und Präventionsdefizite im deutschen Sport Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit (CPD), Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg Im Zuge des Klimawandels wird eine deutliche Zunahme von Hitze- und UV-Belastungen erwartet. Beim Schutz der in Deutschland mehr als 15 Millionen Outdoor-Sportler nehmen Trainer eine Schlüsselrolle ein. Im Rahmen der jüngst abgeschlossenen Climate Change, Coaches and Outdoor Sports (C3O) Study wurden Trainer zu Präventionswissen, -praxis und Handlungsoptionen befragt. Bundesweit wurden 1200 Trainer aus den zehn größten Outdoor-Sportverbänden mit einem durch Expert-Review und Pretest validierten standardisierten asynchronen Online-Fragebogen zwischen Mai 2022 und Juni 2023 repräsentativ befragt. Das Präventionswissen bezüglich Hitze- respektive UV-spezifischer Risiken und Erkrankungen wurde mittels international etablierter Scores operationalisiert (Knowledge of Heat Related Illness Symptoms Index; Range: 0-14; Skin Cancer and Sun Knowledge Scale; Range: 0-25). Die Erfassung realisierter sowie grundsätzlich umsetzbarer Maßnahmen stützte sich auf offizielle Empfehlungen und Leitlinien. Als Vignette wurde ein „wolkenloser, sonniger Sommertag mit einer Außentemperatur von > 30 °C“ vorgegeben. Auf einer 100-Punkte-Likertskala wurde der aktuelle sowie der grundsätzlich im Training realisierbare Umsetzungsgrad von Präventionsmaßnahmen angegeben. Über alle Sportarten hinweg zeigten sich sowohl bezüglich Hitzerisiken (MIndex = 10.31, SD = 1.81) als auch UV-Risiken (MSkalen = 17.76, SD = 2.98) erhebliche Defizite. Besonders ausgeprägt waren diese bei Thema Hitze u.a. bei Trainern im Fußball (M = 10.07, SD = 1.33) und im Golf (M = 10.09, SD = 1.75; pANOVA < .05). Bei UV-Risiken zeigten Fußball- und Tennistrainer, mit Werten von M = 16.90 (SD = 3.39) respektive M = 17.20 (SD = 3.15; pANOVA < .05), die größten Wissensdefizite. Auch bei den tatsächlich im Training umgesetzten Maßnahmen zum Schutz vor Hitze- und UV-Erkrankungen zeigten sich signifikante, sportartspezifische Umsetzungsdefizite. So wurde lediglich in etwa zwei Drittel aller Trainings unter Hitze gemäß den Empfehlungen getrunken (M = 67.38, SD = 27.76). Leitlinienkonforme UV-Prävention wurde im Durchschnitt nur in der Hälfte der Fälle realisiert (M = 53.43, SD = 16.37). Im Übrigen bestand kein Zusammenhang zwischen Gesundheitswissen und praktischer Umsetzung (r2 = .05; p = .858). Hierzulande scheinen Trainer noch nicht ausreichend auf klimawandelspezifische Gesundheitsrisiken vorbereitet zu sein. Künftige Traineraus- und -weiterbildung sollte Wissensvermittlung mit sportartspezifischen Präventionsmaßnahmen kombinieren. |