Veranstaltungsprogramm

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Die momentane Konferenzzeit ist: 14. Sept. 2025 20:52:20 MESZ

 
 
SitzungsĂŒbersicht
Sitzung
AK1.08: AK: Menstruationszyklus und Sport
Zeit:
Mittwoch, 17.09.2025:
8:30 - 9:30

Chair der Sitzung: Hanna de Haan, Deutsche Sporthochschule Köln
Ort: Raum Köln (H3)

Schlossplatz 46 192 PlÀtze

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PrÀsentationen

Auswirkungen der Menstruationszyklusphase auf objektive sportliche LeistungsfÀhigkeit und damit verbundene physiologische Parameter: Ein systematisches Review methodisch hochwertiger Studien

Schlie, Jennifer; Krassowski, Vivien; Schmidt, Annette

UniversitĂ€t der Bundeswehr MĂŒnchen

EINLEITUNG

Ob sich unterschiedliche Phasen des Menstruationszyklus auf die sportliche LeistungsfĂ€higkeit auswirken, ist Gegenstand eines anhaltenden wissenschaftlichen Diskurses. Die Phasenverifizierung ohne tatsĂ€chliche Bestimmung der Sexualhormonkonzentration und heterogene Probandinnenproben erschweren die Analyse. Ziel dieser Übersichtsarbeit war die Analyse der PrĂ€valenz hoher methodischer Standards zur Phasenbestimmung und die ReprĂ€sentativitĂ€t von Spitzensportlerinnen in diesen Studien. Außerdem sollte der Einfluss der Zyklusphase auf die sportliche LeistungsfĂ€higkeit untersucht werden.

METHODE

Dieses Review berĂŒcksichtigte daher ausschließlich Studien, welche 17ÎČ-Östradiol- und Progesteron im Blutserum analysierten und zusĂ€tzlich den Anstieg des luteinisierenden Hormons zur Phasenbestimmung heranzogen. Eine systematische Suche erfolgte in vier Datenbanken nach Studien, die sportliche Leistung und leistungsbezogene Parameter in ≄ 2 Zyklusphasen bei eumenorrheischen Frauen untersuchten.

ERGEBNISSE

Hundertneunzeh Studien (Gesamtstichprobe: N = 279, MAlter = 25.6, SD = 3,6 Jahre, MStichprobengrĂ¶ĂŸe = 13.9, SD = 7) wurden inkludiert, wobei Spitzensportlerinnen unterreprĂ€sentiert waren. Die meisten verglichen drei Zyklusphasen, insbesondere die frĂŒhe Follikelphase (EF). 58 % der Studien berichteten ĂŒber signifikante Phaseneffekte auf mindestens einen leistungsbezogenen Parameter, wenngleich Richtung und Ausmaß dieser Effekte zwischen den Studien variierten. Die EF wurde in einer Studie als ungĂŒnstig fĂŒr die VO2max und in zwei Studien als ungĂŒnstig fĂŒr die maximale Sprintleistung identifiziert. Die Ventilation bei submaximaler Belastung war in der EF reduziert. Maximal- und Explosivkraft blieben weitgehend unbeeinflusst. Drei Studien berichten ĂŒber eine verbesserte neuromuskulĂ€re Koordination wĂ€hrend der Ovulation. Das Verzerrungsrisiko – insbesondere in Bezug auf Randomisierung und Ergebnisdarstellung – wurde als mĂ€ĂŸig bis hoch eingestuft.

DISKUSSION

Trotz der BeschrÀnkung auf Studien mit hohen methodischen Standards erschwert die HeterogenitÀt der untersuchten Zyklusphasen und Stichproben die systematische Analyse. Die Verbreitung der Serumhormonanalytik im Spitzensportbereich erscheint unzureichend. Das hohe Verzerrungsrisiko legt nahe, dass Schlussfolgerungen hinsichtlich der Existenz oder Nichtexistenz von Zykluseffekten mit Vorsicht zu interpretieren sind.



Menstrueller Blutverlust als initialer Auslöser fĂŒr die Anpassung des Eisenstoffwechsels bei Sportlerinnen

Nolte, Svenja; Maier, Celina; KlĂŒgel, Simon; Weyh, Christopher; KrĂŒger, Karsten

Abteilung fĂŒr Leistungsphysiologie und Sporttherapie, Justus-Liebig UniversitĂ€t Gießen

EINLEITUNG

FĂŒr Sportlerinnen stellt der monatliche menstruelle Blutverlust (menstrual blood loss – MBL) eine zusĂ€tzliche Herausforderung fĂŒr die ohnehin verringerte EisenverfĂŒgbarkeit dar (Zhu, 1997). WĂ€hrend bisherige Studien primĂ€r zyklusabhĂ€ngige HormonverĂ€nderungen als Einflussfaktor auf den Eisenstoffwechsel untersuchten, wĂ€hlte die vorliegende Studie einen alternativen Ansatz und prĂŒfte, ob der MBL selbst als initialer Trigger einer physiologischen Anpassung des Eisenstoffwechsel bei Athletinnen fungiert.

METHODE

An der Studie nahmen elf gesunde, eumenorrhoische, semiprofessionelle Fußballspielerinnen (MAlter = 24.5, SD = 4.4 Jahre) teil. Der Menstruationszyklus wurde ĂŒber einen Zeitraum von fĂŒnf Monaten mittels symptothermaler Methode dokumentiert und durch luteinisierende Hormon(LH)-Tests ergĂ€nzt. Blutproben wurden jeweils in der frĂŒhen Follikelphase (early follicular phase - EFP), Zyklustag 3-5, sowie in der mittleren Lutealphase (mid luteal phase - MLP) 7-9 Tage nach positivem LH-Test entnommen und auf relevante Hormonparameter (Progesteron, Östradiol, FSH, LH), sowie hĂ€matologische und Eisenstoffwechselparameter analysiert. Zur Erfassung des MBL wurde in zwei Zyklen ein validiertes pictorial blood assessment chart (PBAC) eingesetzt und ein Score (Higham-Score) berechnet. Die Blutabnahmen erfolgten morgens, nĂŒchtern und unter standardisierten Bedingungen. Neben Korrelationsanalysen wurde ein lineares gemischtes Modell gerechnet.

ERGEBNISSE

Es zeigte sich eine signifikante Korrelation zwischen der Retikulozytenzahl und dem MBL (r = .64, p .05). DarĂŒber hinaus bestand in der frĂŒhen Follikelphase (EFP) eine signifikante Korrelation zwischen Hepcidin und Erythropoetin (EPO) (r = -.71, p  .05). In einem linearen gemischten Modell zeigte sich, dass der menstruelle Blutverlust signifikant negativ mit den Ferritinwerten assoziiert war (ÎČ = -.29, SE = .09, 95 %-KI [-.46; -.12], p = .001). Auch der Ferritinindex zeigte eine signifikant positive Assoziation mit dem MBL (ÎČ = .005, SE = .002, 95 % KI [.001, .009], p = .010).

DISKUSSION

Die Ergebnisse zeigen, dass der MBL einen relevanten physiologischen Stimulus fĂŒr die Anpassung des Eisenstoffwechsels und die Erythropoese bei eumenorrhoischen Athletinnen darstellen kann. Diese Anpassungen scheinen in unserem Modell unabhĂ€ngig von zyklusbedingten Hormonschwankungen zu verlaufen. Die Einbeziehung von MBL in die Beurteilung des Eisenstatus liefert daher einen wichtigen Beitrag zum besseren VerstĂ€ndnis individueller BedĂŒrfnisse weiblicher Athletinnen.

LITERATUR

Zhu, Y. I., & Haas, J. D. (1997). Iron depletion without anemia and physical performance in young women. The American journal of clinical nutrition, 66(2), 334–341.



Menstruation im Sport aus sportsoziologischer Perspektive

Schmechel, Corinna

Georg-August-UniversitÀt Göttingen

EINLEITUNG

In den letzten Jahren wird das Thema Menstruation im Sport in der Sportwissenschaft und in der breiten Öffentlichkeit zunehmend relevant. Die wachsende PopularitĂ€t von zyklusbasierten Trainingskonzepten im Leistungs- wie auch im Amateur- und Freizeitsport und vermittelt durch populĂ€rwissenschaftliche Print- und Online-Medien eröffnet viele sport-, geschlechter- und wissenssoziologische Fragestellungen.

METHODE

Mittels qualitativer inhaltlich-strukturierender Inhaltsanalysen von drei ausgewÀhlten zyklusbasierten Trainingsmanualen und einer Fernsehreportage wurde untersucht, wie das Thema Menstruation im Sport verhandelt wird, was zentrale Themen und Aussagen sind und welches Formen von Geschlechterwissen (Wetterer, 2008) hierbei aufgerufen werden. Dies wird im Vortrag dargestellt und geschlechter- und sportsoziologisch eingeordnet.

ERGEBNISSE UND DISKUSSION

Die Enttabuisierung der Menstruation kann als Überwindung eines tradierten Androzentrismus in Sport und Sportwissenschaft gewertet werden. Allerdings zeigt sich eine nicht unwesentliche Diskrepanz zwischen der populĂ€ren Darstellung und der tatsĂ€chlichen sportmedizinischen und trainingswissenschaftlichen Evidenz (McNulty et al., 2020) und der generellen KomplexitĂ€t von Geschlecht und seinen körperlichen Auswirkungen (Krieger, 2003). Der weibliche Körper wird als defizitĂ€res ‚Anderes‘ konstruiert. Dadurch schließen diese Diskurse an (historische) naturalistische/biologistische Legitimierungen des Ausschlusses von Frauen aus dem Sport aufgrund einer essentialisierten weiblichen VulnerabilitĂ€t an, die intensives Sporttreiben fĂŒr Frauen als gesundheitliche Gefahr darstell(t)en. (Pfister, 2010; GĂŒnter, 2018) Der Beitrag schließt mit einem PlĂ€doyer fĂŒr eine selbstreflexive Sportwissenschaft, die gerade von der interdisziplinĂ€ren Zusammenarbeit natur- wie sozialwissenschaftlicher AnsĂ€tze profitiert, was am konkreten Beispiel des ambivalenten PhĂ€nomens ‚zyklusbasiertes Training‘ deutlich wird.

LITERATUR

GĂŒnter, S. (2018). „MĂ€nnlicher Widerwille gegen weibische Weichlichkeit“ (GutsMuths (1793) 1893, 26): Historische und aktuelle Perspektiven auf hegemoniale MĂ€nnlichkeitskonstruktionen im Feld des Sports. In M. K. Schweer (Hrsg.), Sexismus und Homophobie im Sport: InterdisziplinĂ€re Perspektiven auf ein vernachlĂ€ssigtes Forschungsfeld, 21−37. Springer.

Krieger, N. (2003). Genders, Sexes, and Health: What are the Connections--and why does it matter? International Journal of Epidemiology, 32(4), 652−657.

McNulty, K. L., Elliott-Sale, K. J., Dolan, E., Swinton, P. A., Ansdell, P., Goodall, S., Thomas, K., & Hicks, K. M. (2020). The Effects of Menstrual Cycle Phase on Exercise Performance in Eumenorrheic Women: A Systematic Review and Meta-Analysis. Sports Medicine, 50(10), 1813−1827.

Pfister, G. (2010). Women in Sport – Gender Relations and Future Perspectives. Sport in Society, 13(2), 234−248.

Wetterer, A. (2008). Geschlechterwissen & soziale Praxis: GrundzĂŒge einer Typologie des Geschlechterwissens. In A. Wetterer (Hrsg.), Geschlechterwissen und soziale Praxis. Theoretische ZugĂ€nge – empirische ErtrĂ€ge (S. 39−63). Helmer.