Veranstaltungsprogramm
Sitzung | ||
AK6.02: AK: Nachhaltigkeit in der Trainer:innenbildung
| ||
Präsentationen | ||
Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit als Themenfelder in Richtlinien, Lizenzcurricula und Lehrgangskonzepten der Trainer*innenbildung Deutsche Sporthochschule Köln EINLEITUNG Die Agenda 2030 samt ihrer 17 Ziele fokussiert eine soziale, wirtschaftliche und ökologisch nachhaltige Entwicklung. Sie stellt ein gesamtgesellschaftliches Ziel dar, aus dem eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung erwächst (United Nations, 2023). Dies betrifft auch den Sport bzw. Spitzensport. Im Unterziel 4.7 der Bildungsagenda 2030 ist die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in formalen und non-formalen Bildungsbereichen als Ziel festgehalten (Deutsche UNESCO Kommission e. V., 2017). Im organisierten Sport bietet die Deutsche Sportjugend z. B. durch einen BNE-Selbstlernkurs für Fachkräfte Bildungsanlässe. Jene Angebote sind jedoch nur als Ergänzung zur Trainer:innenbildung zu sehen, da diese vorrangig in den Spitzenverbänden des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) oder in der Trainerakademie Köln im DOSB (TA) stattfinden. Wie die Themen Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit in Richtlinien, Lizenzcurricula und Lehrgangskonzepten jener Trainer:innenbildungsinstitutionen abgebildet sind, wird in diesem Forschungsprojekt untersucht. METHODE Hierzu wird eine Dokumentenanalyse (Hoffmann, 2018) mit einer anschließenden qualitativen Inhaltsanalyse (Mayring, 2022) vorgenommen. ERGEBNISSE Ausführliche Ergebnisse werden auf dem Hochschultag präsentiert. In den Rahmenrichtlinien des DOSB (RRL) und Curricula der TA lässt sich bisher erkennen, dass Klima-, Umweltbildung und Nachhaltigkeit unterschiedliche Beachtung finden. In den RRL werden Inhalte lediglich zur Umweltbildung im Sport vermittelt. Im Diplomstudiengang der TA sind jene Themenfelder gar nicht ausgewiesen. Anders ist es in der Zertifikatsausbildung von Trainer:innen im Nachwuchsleistungssport der TA, wo vier Lerneinheiten zur Klimaanpassung und zum nachhaltigen Handeln unterrichtet werden. DISKUSSION Um als Vorbilder für Athlet:innen hinsichtlich eines nachhaltigen Handelns zu fungieren, sollten Trainer:innen in die Lage versetzt werden, Training und Wettkämpfe möglichst klima-, umweltgerecht und nachhaltig zu planen und durchzuführen. Zukünftige RRL, Lizenzcurricula sowie Lehrgangskonzeptionen von Aus- und Fortbildung sollten diese Themen in ihrer Vielschichtigkeit in Breite und Tiefe abbilden. LITERATUR Deutsche UNESCO Kommission e.V. (2017). Bildungsagenda 2030 – Aktionsrahmen für die Umsetzung von Sustainable Development Goal 4. https://www.unesco.ch/wp-content/uploads/2017/01/Bildungsagenda-2030.pdf Hoffmann, N. (2018). Dokumentenanalyse in der Bildungs- und Sozialforschung. Beltz. Mayring, P. (2022). Qualitative Inhaltsanalyse Grundlagen und Techniken (14. Auflage). Beltz. United Nations (2023). The Sustainable Development Goals Report – Special edition. https://unstats.un.org/sdgs/report/2023/The-Sustainable-Development-Goals-Report-2023.pdf Klimawandelspezifische Gesundheitsrisiken im Sport – Defizite in den Bildungsangeboten deutscher Landessportbünde und Landesfachverbände 1Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit (CPD), Medizinische Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg; 2Department of Health and Sport Sciences, Technische Universität München EINLEITUNG Laut WHO zählen Outdoorsportler:innen zu den Hauptrisikogruppen klimawandelspezifischer Gesundheitsrisiken. Trainer:innen spielen beim Schutz der hierzulande weit über 15 Millionen Outdoorsportler:innen eine Schlüsselrolle. Zentrale Forderung aktueller Anpassungsstrategien ist deswegen deren gezielte Fort- und Weiterbildung (Schneider, 2024a). Untersucht wurde die Frage, ob Landessportbünde und Landesfachverbände, die Sportarten im Freien repräsentieren, hierzulande zu diesem Thema Bildungsangebote für Trainer:innen und Übungsleiter:innen vorhalten. METHODE Basierend auf theoretischen Vorarbeiten zur Bedeutung der Climate Health Literacy im Sport (Schneider, 2024b) wurden neben den Angeboten der Landessportbünde die fünf mitgliederstärksten Landesfachverbände eingeschlossen. Zur Qualitätssicherung erfolgte zunächst eine vollständige Suche anhand der Suchbegriffe „Klima“, „Klimawandel“, „Klimakrise“, „Hitze“ und „Hitzeschlag“. Anschließend wurden die insgesamt 102 Bildungsportale zusätzlich händisch durchsucht. Alle Suchen erfolgten doppelblind. Eingeschlossen wurden sämtliche zum 01.01.2025 online veröffentlichten Fort- und Weiterbildungsangebote zur Verlängerung einer Trainerlizenz für das Jahr 2025. Ausgeschlossen wurden Erst- und Assistenzausbildungen, Managementlizenzen u. Ä. ERGEBNISSE Insgesamt wurden drei relevante Fortbildungsangebote identifiziert (Cronbachs α = 1.00). Bei diesen handelte es sich ausschließlich um Angebote der Landessportbünde. Die Angebote zielen auf die Stärkung der Fähigkeiten von Sportgruppenleitungen, die Gesundheitskompetenz und Adaptationsfähigkeit von Sportler:innen zu fördern. Die sportartspezifischen Landesfachverbände aus dem Fußball, dem Tennis, der Leichtathletik, dem Golf und dem Alpensport boten keine einschlägigen Fortbildungen an. DISKUSSION Aktuell finden Trainer:innen in Deutschland kaum Weiterbildungsangebote zum Thema Klimawandel und Gesundheit. Mangelhafte Kenntnisse von Risiken und ihrer Vermeidung gefährden die in der Obhut der Trainer:innen befindlichen – oft minderjährigen – Sportler:innen. Diese ethnographische Analyse übersieht aufgrund Methodik und Suchstrategie möglicherweise Angebote und Inhalte aus nicht erfassten Kontexten. LITERATUR Schneider, S. (Hrsg.). (2024). Gesundheitsrisiko Klimawandel: Neue Herausforderungen für Sport, Beruf und Alltag. Hogrefe AG. https://doi.org/10.1024/86286-000 Schneider, S., Niederberger, M., Kurowski, L., & Bade, L. (2024). How can outdoor sports protect themselves against climate change-related health risks? – A prevention model based on an expert Delphi study. Journal of Science and Medicine in Sport, 27(1), 37–44. Identifikation von Fachwissen zu Anforderungssituationen von Trainer:innen – Eine interdisziplinäre Expert:innenbefragung FAU Erlangen-Nürnberg EINLEITUNG Anforderungssituationen von Trainer:innen, also regelmäßig auftretende Ereignisse, die Trainer:innen zum aktiven Handeln auffordern, bilden – gemäß DOSB-Kompetenzmodell – den zentralen Ausgangspunkt der Trainer:innenbildung (Möhrle et al., 2023). Im Rahmen der kompetenzorientierten Weiterentwicklung der Trainer:innenbildung identifizierten Möhrle et al. (2023) 46 solcher Anforderungssituationen (z. B. Trainer:in trainiert Trainingsgruppe. Für die nächsten Wochen steht Verbesserung der allgemeinen Fitness an.). Um diese zu bewältigen, sollten Trainer:innen in der Trainer:innenbildung das dafür relevante Fachwissen erwerben. Bislang liegen für die Trainer:innenbildung allerdings kaum empirische Befunde zum Fachwissen von Trainer:innen vor (Heim et al., 2018). Das BISp-Forschungsprojekt QuaTrA geht daher der Forschungsfrage nach, welches Fachwissen Trainer:innen zur Bewältigung ihrer Anforderungssituationen benötigen. METHODE Die Beantwortung der Forschungsfrage erfolgte mittels leitfadengestützter Interviews von N = 14 Expert:innen aus sieben sportwissenschaftlichen Teildisziplinen. Die Expert:innen identifizierten aus Perspektive ihrer Teildisziplin relevantes Fachwissen zu 15 der insgesamt 46 Anforderungssituationen, die gemäß Möhrle et al. (2023) sportartübergreifend auf Leistungssport-Trainer:innen zutreffen. Die Datenauswertung erfolgt explorativ inhaltsanalytisch. Der Fokus liegt zunächst auf der Identifikation von Fachwissen in Bezug auf die Kernaufgabe jeder einzelnen Anforderungssituation (= zeitlich erste notwendige Handlung). ERGEBNISSE Die Ergebnisse zeigen, dass Fachwissen aus allen beteiligten Teildisziplinen zur Bewältigung der Anforderungssituationen herangezogen werden kann. In Bezug auf die Kernaufgaben (z. B. Planung eines Mesozyklus) deutet sich an, dass mehr Fachwissen aus der Trainings- und Bewegungswissenschaft (z. B. zur Trainingssteuerung), Sportdidaktik und -psychologie notwendig ist als Fachwissen aus der Sportmedizin (z. B. zu Kenngrößen), -pädagogik und -soziologie. DISKUSSION Die Studie liefert einen umfassenden, interdisziplinären Überblick über relevantes Fachwissen von Trainer:innen. Dass einzelne Teildisziplinen mehr Fachwissen zur Bewältigung der Kernaufgaben der Anforderungssituationen beizutragen haben als andere ist vermutlich auf den hohen Anteil an Anforderungssituationen zum Trainieren zurückzuführen (7 von 15). LITERATUR Heim, C., Ennigkeit, F., & Ullrich, M. (2018). Assessing coaches’ professional knowledge. German Journal of Exercise and Sport Research, 48(2), 252–262. https://doi.org/10.1007/s12662-018-0508-1 Möhrle, A., Liebl, S., & Sygusch, R. (2023). Anforderungssituationen als Ausgangspunkt einer kompetenzorientierten Trainer:innenbildung im Leistungssport – Eine explorative Mixed-Methods-Studie. Zeitschrift für sportpädagogische Forschung, 11(1), 31–57. https://doi.org/10.5771/2196-5218-2023-1-31 Kompetenzorientierte Aufgabenkultur in der Trainer:innenbildung. Konzept und Evaluation FAU Erlangen-Nürnberg EINLEITUNG Das DOSB-Kompetenzmodell für die Trainer:innenbildung umfasst das Constructive Alignment aus Lernzieltaxonomie, Aufgaben- und Prüfungskultur (Sygusch et al., 2020). Die kompetenzorientierte Aufgabenkultur bietet einen Rahmen zur zielorientierten Gestaltung von Lehr-Lernsituationen. Dabei wird zwischen Lernaufgaben und der moderierenden Lernbegleitung durch Ausbilder:innen unterschieden (u. a. Pfitzner & Neuber, 2022). Als grundlegende Merkmale gelten kognitive Aktivierung, Lebensweltbezug sowie Lernreflexion der eigenen Kompetenzentwicklung (ebd.). Seit 2015 erforschen wir in drei aufeinander aufbauenden vom BISp geförderten Projekten die kompetenzorientierte Aufgabenkultur in Lizenz-Lehrgängen ausgewählter DOSB-Spitzenverbände. Untersucht wird, inwieweit Prinzipien der o. g. Merkmale in Lernaufgaben und Lernbegleitung angewandt und sichtbar werden. METHODE Die Analyse von Lernaufgaben erfolgte mittels Dokumentenanalysen der Lehrgangskonzeptionen, die Analyse der Lernbegleitung mittels Videobeobachtungen der Ausbilder:innen. Zur Datenauswertung wurde in Projekt ein eigenes Kategorien- und Kodiersystem induktiv entwickelt. Dieses wurde in Projekt II und III angelehnt an die Aufgabenkultur-Merkmale des DOSB-Kompetenzmodells zunehmend ausdifferenziert und standardisiert. ERGEBNISSE & DISKUSSION Projekt I (2015-2018) befasste sich mit dem Status quo der Trainer:innenbildung in vier Spitzenverbänden. Fokussiert wurde die Lernbegleitung in N = 24 Lehr-Lerneinheiten. Insg. zeigten sich hier nur marginale Bezüge zu den Merkmalen kompetenzorientierter Aufgabenkultur. Im Projekt II (2018- 2022) wurde das o.g. DOSB-Kompetenzmodell in die Trainer:innenbildung von drei Spitzenverbänden implementiert. Die Evaluation (N = 23 Lehrskizzen) ergab, dass kognitive Aktivierung in schriftlichen Lernaufgaben zumeist modellnah aufgegriffen wird. In der Lernbegleitung dagegen sind kognitive Aktivierung und v.a. Lernreflexion nur modellfern identifizierbar. Auf Grundlage dieser Befunde wurden im Projekt III (2023-2025) Workshops zur Lernbegleitung mit den Ausbilder:innen integriert. Die Evaluation (N = 12 Lehrskizzen) zeigt hier, dass alle o. g. Merkmale sowohl in den schriftlichen Lernaufgaben als auch in der Lernbegleitung weitgehend modellnah angewandt werden. Der Beitrag fokussiert die Befunde im Projektverlauf. Deutlich wird, dass kognitive Aktivierung, Lebensweltbezug und Lernreflexion erst über eine systematische Implementation Eingang in die Ausbildungswirklichkeit der kompetenzorientierten Trainer:innenbildung finden. LITERATUR Pfitzner, M., & Neuber, N. (2022). Aufgabenkultur im Sport. Von Lern- und Bewegungsaufgaben. In R. Sygusch, J. Hapke, S. Liebl, & C. Töpfer (Hrsg.) (2022), Kompetenzorientierung im Sport (S. 68–86). Hofmann. Sygusch, R., Muche, M., Liebl, S., Fabinski, W., & Schwind-Gick, G. (2020). Das DOSB-Kompetenzmodell für die Trainerbildung. Teil 2: Aufgabenkultur und Prüfungskultur. Leistungssport, 50(2), 45–49. |