Veranstaltungsprogramm

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Die momentane Konferenzzeit ist: 14. Sept. 2025 20:45:41 MESZ

 
 
SitzungsĂĽbersicht
Sitzung
AK8.01: AK: Heterogenität im Schulsport
Zeit:
Freitag, 19.09.2025:
12:00 - 13:00

Chair der Sitzung: Jessica SĂĽĂźenbach, Leuphana Universitat Lueneburg
Ort: Raum Freiburg (S9)

Schloss 151 Plätze

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Präsentationen

Sportunterricht und die Vielfalt jugendlicher Freizeiten – passt das noch?

Grob, Julia; Theis, Christian; Bindel, Tim

Johannes Gutenberg Universität Mainz

EINLEITUNG

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Sportkultur rasant verändert. Das digitale Leben bringt neue Perspektiven mit sich und führt zu Individualität, Vielfalt und kommerziellen Megatrends. Junge Menschen in modernen demokratischen Ländern wachsen einerseits mit neuen Bedürfnissen und andererseits mit bestimmten Bedenken gegenüber traditionellen kulturellen Selbstverständlichkeiten auf (Bindel, 2021). In diesem Vortrag wird erörtert, wie ein Bildungssystem (insbesondere der Sport) auf dieses Tempo reagieren kann. Zwei Forschungsprojekte werden dazu beitragen, das Problem zu verdeutlichen.

METHODE

Die erste Studie umfasst eine quantitative Fragebogenstudie (n = 500), die Einstellungen von Jugendlichen (Alter 14 bis 17) gegenĂĽber bestimmten Charakteristika der aktuellen Sportkultur in Deutschland untersucht. Dies ist fĂĽr Diskurse ĂĽber Inhalte des Schulsports relevant, da der Lehrplan Sport fĂĽr die Sekundarstufe I in Rheinland-Pfalz eine starke inhaltliche Orientierung an der traditionellen deutschen Sportvereinskultur aufweist. Die zweite Untersuchung befasst sich mit dem Megatrend Fitness bei Jugendlichen (Theis, 2023). Basierend auf ethnographischen Feldstudien und qualitativen Interviews mit jungen Fitnesssportlern werden fitnesskulturelle Charakteristika und deren Potenziale bzgl. des Sportunterrichts untersucht.

ERGEBNISSE

Die Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche sich derzeit stark ausdifferenzieren. Einstellungen und Anliegen beeinflussen die Wahl bestimmter Sportsettings. Dahingehend ist die Entwicklung geeigneter, diversifizierter Sportumgebungen, die verschiedene Typen von Jugendlichen zur Teilnahme bewegen, sowohl inner- als auch außerhalb der Schule, hochaktuell. Beide Studien deuten an, dass sich besonders die Inhalte des Sportunterrichts verstärkt am Alltag junger Menschen orientieren sollten, um ein lebensweltlich relevantes Bildungssetting darzustellen. Im Vortrag wird thematisiert, dass die kulturelle Orientierung an der traditionellen Sportkultur den Bedürfnissen und Einstellungen vieler Jugendlicher kaum gerecht wird. Diesbezüglich bietet sich besonders ein Blick in Richtung der Fitnesssportkultur an, die exemplarisch als alternatives und zunehmend bedeutsames Setting für Jugendliche analysiert wird. Die diesbezüglichen Erkenntnisse helfen bei der Optimierung und Gestaltung entwicklungs- und lebensweltorientierter Sportumgebungen in der Schule und im Alltag.

LITERATUR

Bindel, T. (2021). Youth On-Demand Culture. A Boost for Informal Sports. Playground@Landscape, 5, 24–37.

Theis, C. (2023). Wissen für den Körper – Eine Ethnographie über Jugend und Fitness. Shaker.



Geschlechterbezogene Differenzierungen im Sportunterricht – eine empirische Analyse von Schüler*innen-Perspektiven

Bensch, Angelika

Universität Münster

EINLEITUNG

Der Beitrag folgt einer akteurtheoretischen Einordnung und fasst Geschlechterkonstruktionen im Sportunterricht als wechselseitige Konstitution sozialer Strukturen und individuellen Handelns (Hartmann-Tews, 2008; Schimank, 2016). Leistungsbetonende Unterrichtsstrukturen stabilisieren geschlechterhierarchische Ordnungen (Gieß-Stüber & Sobiech, 2017) und wirken handlungsrahmend auf Schüler:innen. Ein geschlechtersensibler Sportunterricht kann dem mit Reflexion und Partizipation begegnen und Geschlechterkompetenz fördern. Diese umfasst Wissen, Haltung und Handlungsstrategien zur Infragestellung tradierter Erwartungen und zum Abbau geschlechterbezogener Benachteiligungen (Diketmüller & Krause, 2021). Während bisherige Studien vorwiegend Sportlehrkräfte in den Blick nahmen, fehlen Erkenntnisse dazu, wie Schüler:innen geschlechterbezogene Differenzierungen wahrnehmen, deuten und als Akteur:innen mitgestalten. Der Beitrag untersucht daher, a) in welchen unterrichtlichen Kontexten Geschlechterunterscheidungen aufrechterhalten oder aufgelöst werden und b) wie die Geschlechterkompetenz der Schüler:innen ausgeprägt ist.

METHODE

Es wurden 26 teilstrukturierte Interviews mit SchĂĽler:innen der gymnasialen Oberstufe aus NRW gefĂĽhrt und mittels inhaltlich-strukturierender qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.

ERGEBNISSE

a) Aus Schüler:innen-Perspektiven stabilisieren geschlechterbinäre Leistungsbewertungen hierarchische Verhältnisse, während technik- und taktikorientierte Settings gleichberechtigte Teilhabe ermöglichen. b) Die Wissensbestände reichen von essentialistischen bis zu transformativen Deutungen. Eigene Benachteiligungserfahrungen führen zu unterrichtlichen Interventionen, die tradierte Geschlechterkonstruktionen infrage stellen.

DISKUSSION

Die Ergebnisse verweisen auf anhaltenden Handlungsbedarf für geschlechtersensible Unterrichtsgestaltung, da Reflexionsanlässe fehlen und Gleichstellungsfragen von Schüler:innen teils mit Ablehnung begegnet wird.

LITERATUR

Diketmüller, R., & Krause, A. (2021). Genderkompetenz im Sportunterricht: Grundlagen und Umsetzungsbeispiele für den (selbstständigen) Erwerb von Gender-Wissen und kritischer Haltung von Schüler*innen. Mädchen im Turnsaal. Schriftenreihe des Frauenforum Bewegung & Sport, 6–9.

Gieß-Stüber, P., & Sobiech, G. (2017). Zur Persistenz geschlechtsbezogener Differenzsetzungen im Sportunterricht. In G. Sobiech & S. Günter (Hrsg.), Sport & Gender – (inter)nationale sportsoziologische Geschlechterforschung. Theoretische Ansätze, Praktiken und Perspektiven (S. 265–280). Springer VS.

Hartmann-Tews, I. (2008). Geschlechterordnung im Sport. In K. Weis, R. Gugutzer & A. Abraham (Hrsg.), Handbuch Sportsoziologie (S. 179–188). Hofmann.

Schimank, U. (2016). Handeln und Strukturen. EinfĂĽhrung in die akteurtheoretische Soziologie. Beltz.



Inklusionsentwicklung an Einzelschulen im Fach Sport

BrĂĽggemann-Kons, Nicole

Universität Osnabrück

EINLEITUNG

Seit dem Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention (2009) stellt die Inklusionsentwicklung sowohl Einzelschulen als auch ihre Akteur:innen vor erhebliche Herausforderungen. Dies hat zu verstärkten Forschungsbemühungen geführt, auch im Fach Sport. Anknüpfend an den Ansatz einer „Schul-Fach-Kultur-Forschung“ (Thiele & Schierz, 2014) wird im vorliegenden Beitrag folgender Forschungsfrage nachgegangen: Wie wird die Inklusion an zwei ausgewählten Einzelschulen (IGS, OBS) von den Schulleitungen und im Organisationsmilieu der Sportlehrkräften bearbeitet und in welchem (Nicht-)Passungsverhältnis befinden sich die Schulkultur und die Fachkultur des Fachs Sport zueinander?

METHODE

Es wurden zunächst die Schulhomepages gesichtet, um einen Einblick in das Imaginäre der Schulkultur (Leitbild, Schulprogramm) zu erhalten. Mithilfe der Rekonstruktion einer Schulleiterrede sowie der Interviews mit den beiden Schulleitungen sowie zwei ausgewählten Sportlehrkräften (Kernfälle) konnten zwei umfassende Schul(sport-)portraits erstellt werden. Als Auswertungsmethode wurde die Dokumentarische Methode (Bohnsack, 2021) gewählt, da sie einen Zugang zur Schul- und Fachkultur, zur Handlungspraxis und den impliziten Wissensbeständen der Interviewten gewährt.

ERGEBNISSE

An den beiden untersuchten Einzelschulen konnten differente Bearbeitungsmuster der Inklusion rekonstruiert werden: das Muster der „Kreativität“ (IGS) und der „Resignation“ (OBS). Während an der IGS die Schul- und Fachkultur in einem eher harmonischen Passungsverhältnis zueinanderstanden, weil die Schulleitung und Sportlehrkräfte im Kontext der Inklusion vorwiegend positiv eingestellt waren, zeigte sich an der OBS, dass diese hinsichtlich der Durchsetzung schul- und fachkultureller Sinnordnungen in symbolischen Kämpfen miteinander verstrickt waren. Einige Sportlehrkräfte lehnten sich in oppositionellen Organisationsmilieus gegen die Umsetzung der Inklusion auf.

DISKUSSION

Der aufgezeigte mehrperspektivische Zugang eröffnet einen differenzierten Einblick in die schulischen Prozesse der Inklusionsentwicklung zweier Einzelschulen. Es konnten jedoch noch nicht alle Ebenen gleichermaßen in den Blick genommen werden. Daher erscheint eine Erweiterung des Fokus auf lernkulturelle Praktiken, z. B. in Form von teilnehmenden Beobachtungen im inklusiven Sportunterricht, in zukünftigen Projekten lohnenswert.

LITERATUR

Bohnsack, R. (2021). Rekonstruktive Sozialforschung. EinfĂĽhrung in qualitative Methoden (10. Aufl.). Budrich.

Thiele, J., & Schierz, M. (2014). Schulsportforschung als Schul-Fach-Kultur-Forschung. Überlegungen zur theoretischen Fundierung qualitativer Mehrebenenanalysen im Schulsport. Zeitschrift für sportpädagogische Forschung, 2(2), 5–20.



Sport und Ganztag: Perspektiven von Steuerungsgruppen auf die Gestaltung des Ganztags an Grundschulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter SchĂĽlerinnen und SchĂĽler

Schröder, Stefan; Süßenbach, Jessica

Leuphana Universität Lüneburg

EINLEITUNG

Vor dem Hintergrund des Rechtsanspruchs auf ganztägige Bildung ab 2026 rückt die Entwicklung von Ganztagsgrundschulen in den Fokus. Besonders in sozial benachteiligten Stadtteilen sind bislang unverbundene Akteure gefordert, Schule ganztägig neu zu denken und umzusetzen. Bewegung, Spiel und Sport können dabei als niedrigschwelliges, identitätsstiftendes Handlungsfeld Potenziale für soziale Teilhabe und sozialräumliche Vernetzung zwischen Bildungsakteuren entfalten (Süßenbach, 2021). Zwölf Startchancenschulen werden bundesweit ko-konstruktiv begleitet, um Erkenntnisse und Empfehlungen für eine qualitätsvolle Ganztagsgestaltung mit Sport zu gewinnen. Theoretische Orientierung bietet eine an Fischer et al. (2011) angelehnte Heuristik für außerunterrichtliche Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote (Schröder et al., 2025). Das Erkenntnisinteresse gilt (1) der Entwicklung und Arbeitsweise multiprofessioneller Steuerungsgruppen sowie (2) der Ausgestaltung des Ganztags mit Sport.

METHODE

Neben Hospitationen, Workshops und einem standortübergreifenden Netzwerktreffen wurden an neun Standorten leitfadengestützt jeweils 90-minütige Gruppeninterviews mit insgesamt N = 36 Personen durchgeführt, darunter Schulleitungen, pädagogisches Personal und Vertreter:innen von Sportorganisationen. Die Auswertung folgt der inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2012), mit deduktiven Kategorien aus der o. g. Heuristik sowie induktiv gebildeten zu empirisch gewonnenen Steuerungslogiken und Entwicklungsmustern.

(ERSTE) ERGEBNISSE & DISKUSSION

Ganztagsschulen entwickeln unterschiedliche Strategien zur Kooperation und Vernetzung im Sozialraum. Zentrale Erfolgsfaktoren liegen bspw. in der positiven Haltung der Schulleitung und in der gemeinsamen Zielschärfung – flankiert von stabilen finanziellen und personellen Ressourcen. Steuerungsgruppen und die Einrichtung von sozialraumorientierten Bewegungskoordinierungsstellen scheinen eine zentrale Gelingensbedingung für die multiprofessionelle Zusammenarbeit zu sein.

LITERATUR

Fischer, N., Holtappels, H. G., Stecher, L., & Züchner, I. (2011). Theoretisch-konzeptionelle Bezüge – Ein Analyserahmen für die Entwicklung von Ganztagsschulen. In N. Fischer, H. G. Holtappels, E. Klieme, T. Rauschenbach, L. Stecher, & I. Züchner (Hrsg.), Ganztagsschule: Entwicklung, Qualität, Wirkungen. Längsschnittliche Befunde der StEG (S. 18–29). Beltz Juventa.

Kuckartz, U. (2012). Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, ComputerunterstĂĽtzung. Beltz Juventa.

Schröder, S., Kehne, M., Neuber, N., & Süßenbach, J. (2025). Qualitätsentwicklung von Bewegungs-, Spiel- und Sportangeboten im Ganztag – Ansatzpunkte für einen Orientierungsrahmen. Forum Kinder- und Jugendsport, 6(1), 42–48. https://doi.org/10.1007/s43594-025-00151-9

Süßenbach, J. (2021). Der Kinder- und Jugendsport in kommunalen Bildungslandschaften – wo geht die Reise hin? In N. Neuber (Hrsg.), Kinder- und Jugendsportforschung in Deutschland – Bilanz und Perspektive (S. 225–243). Springer Fachmedien. https://doi.org/10.1007/978-3-658-30776-9_11