Veranstaltungsprogramm

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Die momentane Konferenzzeit ist: 14. Sept. 2025 20:36:14 MESZ

 
 
Sitzungsübersicht
Sitzung
dvs-Nachwuchspreis: Präsentation der Beiträge der drei Finalist:innen
Zeit:
Donnerstag, 18.09.2025:
15:30 - 16:45

Chair der Sitzung: Till Koopmann, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Ort: Raum München (H1)

Schlossplatz 46 806 Plätze

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Präsentationen

Discovering Joy in Exercise - Das FEEL Bewegungsprogramm

Bührer, Martin Robert

Universität Bern, Schweiz

EINLEITUNG

Bewegungsprogramme für körperlich inaktive Personen zeigen häufig eher kleine und wenig nachhaltige Effekte auf das Bewegungsverhalten. Dies könnte darauf zurückzuführen sein, dass affektive Prozesse während und nach körperlicher Aktivität nicht ausreichend berücksichtigt werden. Weiter werden Personen unzureichend befähigt, ihr affektives Wohlbefinden durch Bewegung selbstständig zu regulieren. Die bewegungsbezogene Affektregulationskompetenz (BAR) ist jedoch für ein nachhaltiges Bewegungsverhalten bei körperlich inaktiven Personen zentral (Sudeck & Pfeifer, 2016). Das achtwöchige FEEL Programm adressiert diese Lücke. Ziel ist es, die BAR sowie positive affektive Bewegungserfahrungen (Ekkekakis et al., 2021) in einem gezielt gemeinschaftlichen Gruppensetting zu fördern. Im Rahmen verschiedener Bewegungsformen (u. a. kleine Spiele, Krafttraining, Jogging, Yoga) werden zentrale Themen wie affektbasierte Intensitätssteuerung, Aufmerksamkeitsfokus und die individuelle motivbezogene Passung von Sportaktivitäten aufgegriffen und erfahrungsbezogen reflektiert.

METHODE

In einer randomisiert-kontrollierten Studie wird das FEEL Programm mit einem zertifizierten funktionellen Fitnessprogramm mit Fokus auf die BAR verglichen. Beide Bedingungen umfassen acht Gruppensitzungen à 90 Minuten mit jeweils rund 15 Personen. Teilnehmende (N = 160) sind 18- bis 35-jährige sportlich inaktive Erwachsene. Die Datenerhebung erfolgt an drei Zeitpunkten (Prä, Post, 8-Wochen-Follow-up). Geplant ist eine quantitative Auswertung mittels Mehrebenenanalysen. Zusätzlich werden halbstandardisierte Interviews mit den Teilnehmenden des FEEL Programms durchgeführt, um subjektive Erfahrungen vertieft zu untersuchen. Die Datenerhebung ist im August 2025 abgeschlossen.

DISKUSSION

Dieses Dissertationsprojekt untersucht die Auswirkungen einer facettenreichen Intervention in der Primärprävention. Sie könnte wertvolle Einblicke bieten, wie affektive Prozesse und damit verbundene Kompetenzen in Bewegungsprogrammen besser berücksichtigt werden können. Erste Hinweise aus einer vorgängigen Pilotstudie (N = 20) zeigten bereits vielversprechende Effekte (z. B. d = 1.21 für BAR). Am dvs-Hochschultag 2025 können erste quantitative und qualitative Ergebnisse der Hauptstudie vorgestellt werden. Bei Bestätigung der Wirksamkeit bietet FEEL ein innovatives Modell für die Bewegungsförderung.

LITERATUR

Ekkekakis, P., Zenko, Z., & Vazou, S. (2021). Do You Find Exercise Pleasant or Unpleasant? The Affective Exercise Experiences (AFFEXX) Questionnaire. Psychology of Sport & Exercise, 55, 101930. https://doi.org/10.1016/j.psychsport.2021.101930

Sudeck, G., & Pfeifer, K. (2016). Physical activity-related health competence as an integrative objective in exercise therapy and health sports – conception and validation of a short questionnaire. Sportwissenschaft, 46(2), 74–87. https://doi.org/10.1007/s12662-016-0405-4



Oberkörperleistungsfähigkeit als leistungsrelevanter Faktor im Skilanglauf und Biathlon – Einfluss struktureller und funktioneller Anpassungen auf die VO2peak des Oberkörpers und die Wettkampfleistung

Wagner, Carl-Maximilian

Leuphana Universität Lüneburg, Deutschland

EINLEITUNG

Technologische Entwicklungen und eine zunehmende Bedeutung oberkörperdominierter Techniken haben im Skilanglauf und Biathlon zu einer Verschiebung der leistungsrelevanten Einflussfaktoren geführt. Insbesondere bei Bewegungsformen mit geringer Muskelmassenrekrutierung, wie dem Doppelstockschub, könnten die Leistungsgrenzen weniger durch die zentrale kardiopulmonale Kapazität, sondern vielmehr durch periphere Faktoren wie Muskelmasse, Maximalkraft und bewegungsspezifischer Spitzensauerstoffaufnahme (VO2peak) definiert sein.

METHODE

Das Promotionsprojekt ist als kumulative Dissertation angelegt und umfasst eine methodisch komplementäre Studienarchitektur. Dazu zählen explorative Querschnittsanalysen, kontrollierte Interventionsstudien sowie feldgestützte Leistungsdiagnostik unter realen Wettkampfbedingungen. Untersucht werden unter anderem Sauerstoffaufnahme, verschiedene Kraft- und Leistungsparameter, Muskeldicke und anthropometrische Kennwerte. Die Datenerhebung erfolgt mittels validierter Verfahren wie Kraftdiagnostik, Spirometrie, Ultraschall sowie GPS- und IMU-gestütztem Tracking. Die Zielgruppe umfasst Nachwuchs- und Eliteathlet:innen aus nationalen und internationalen Kadern des nordischen Skisports.

ERGEBNISSE

Bereits publizierte Studien zeigen, dass hypertrophieorientiertes Krafttraining zu einem signifikanten Anstieg der VO2peak im Oberkörper führt, ohne die VO2max zu verändern. Die Ergebnisse stützen die Annahme, dass periphere Faktoren die sportartspezifische Ausdauerleistungsfähigkeit bei oberkörperdominierter Belastung limitieren. Darüber hinaus konnten geschlechterspezifische Unterschiede in der Oberkörperleistungsfähigkeit maßgeblich durch fettfreie Muskelmasse und Maximalkraft erklärt werden. Aktuell liegen umfangreiche Datensätze aus einer 16-wöchigen Interventionsstudie, einer Querschnittsanalyse sowie aus feldgestützten Wettkampfanalysen vor.

DISKUSSION

Die bisherigen Ergebnisse legen nahe, dass periphere muskuläre Anpassungen eine zentrale Rolle für die Ausdauerleistungsfähigkeit bei oberkörperdominierten Bewegungen einnehmen – insbesondere im Kontext sportartspezifischer Techniken mit begrenztem Muskelmassenanteil. Das Projekt liefert einen Beitrag zur differenzierten Bewertung von Hypertrophie, Kraft und VO2peak als leistungsrelevante Determinanten im Skilanglauf. Es zeigt auf, dass strukturelle Veränderungen durch Krafttraining bislang unterschätzt wurden. Besonders im Nachwuchsleistungssport ergeben sich daraus relevante Implikationen für die Trainingssteuerung – einschließlich geschlechterspezifischer Aspekte.



Treffsicher durch Vorhersagen: Wie unser Gehirn visuelle Aufmerksamkeit lenkt, um Bewegungslernen zu verbessern

Brand, Theresa

Justus-Liebig-Universität Gießen, Deutschland

EINLEITUNG

In den letzten Jahrzehnten hat umfangreiche Forschung gezeigt, dass Menschen die Konsequenzen ihrer eigenen Handlungen durch sogenannte Vorwärtsmodelle intern vorhersagen (z. B. Wolpert, 1997). Diese sensomotorischen Vorhersagen könnten helfen, die Informationsverarbeitung beim Bewegungslernen zu optimieren, indem sie Aufmerksamkeit gezielt auf räumliche Positionen lenken, die für die Bewertung von Bewegungsergebnissen und für Anpassungen von Versuch zu Versuch entscheidend sind.

METHODE

Um diese Forschungsfrage zu beantworten, werden in drei aufeinanderfolgenden Experimenten Blickbewegungen erfasst, während Versuchspersonen eine halb-virtuelle, zielgerichtete Wurfaufgabe ausführen. Experiment 1 untersucht, ob sensomotorische Vorhersagen den Blick auf aufgabenrelevante Feedback-Positionen lenken. Experiment 2 prüft, ob sensomotorische Vorhersagen, einschließlich der prädiktiven Ergebnisbewertung (Treffer vs. Fehler), räumlichen Positionen verschiedene Aufmerksamkeitsprioritäten zuweisen. Experiment 3 analysiert, wie sensomotorische Vorhersagen („top-down“) die Aufmerksamkeit im Wettbewerb mit auffälligen (= salienten) Störreizen („bottom-up“) steuern.

ERGEBNISSE

Experiment 1 zeigt, dass sensomotorische Vorhersagen den Blick auf zukünftige Handlungseffekte lenken können, wobei die prädiktiv gewählten Blickpositionen einen hohen Informationswert für die Feedbackverarbeitung bieten. Letzteres wird durch eine systematische Modulation der Dauer der Informationsaufnahme am prädiktiv gewählten Ort in Abhängigkeit vom Bewegungsergebnis widergespiegelt. Experiment 2 zeigt, dass Treffer- oder Fehlererwartungen die Gewichtung lernrelevanter Informationen dynamisch anpassen, was eine zweckorientierte Zuweisung von Aufmerksamkeitsressourcen zwischen konkurrierenden Stimuli in der Umgebung sicherstellt. In Experiment 3 wird erwartet, dass saliente Störreize insbesondere dann unterdrückt werden, wenn ein Bewegungsfehler vorhergesagt wird und gezielte Informationsaufnahme erforderlich ist.

DISKUSSION

Die bisherigen Ergebnisse zeigen, dass sensomotorische Vorhersagen den Blick gezielt auf lernrelevante Informationen ausrichten und so eine effiziente Fehlerkorrektur unterstützen können. Ausgehend von diesen Erkenntnissen können Lernstrategien zur Unterstützung einer fehlerorientierten Blickstrategie entwickelt werden, um die Wahrnehmung ergebnisentscheidender Bewegungsinformationen zu verbessern.

LITERATUR

Wolpert, D. M. (1997). Computational approaches to motor control. Trends in Cognitive Sciences, 1(6), 209–216. https://doi.org/10.1016/S1364-6613(97)01070-X