Veranstaltungsprogramm

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Die momentane Konferenzzeit ist: 14. Sept. 2025 23:14:56 MESZ

 
 
SitzungsĂĽbersicht
Sitzung
AK5.02: Invited Symposium: Sportunfallforschung und -prävention in Deutschland
Zeit:
Donnerstag, 18.09.2025:
10:00 - 11:30

Chair der Sitzung: David Schulz, Stiftung Sicherheit im Sport
Ort: Raum Bochum (S2)

Schloss 186 Plätze

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Präsentationen

Sportunfallforschung und -prävention in Deutschland

Chair(s): Schulz, David (Stiftung Sicherheit im Sport)

RAHMENABSTRACT

Das Symposium soll den Teilnehmenden anhand ausgewählter Vorträge zu verschiedenen Themenbereichen einen Einblick in die sportwissenschaftliche Forschung zu Sportunfällen und deren Prävention ermöglichen. Hierbei geht es nicht nur um Ergebnisse wissenschaftlicher Studien, sondern insbesondere um die Verbindung theoretischer Erkenntnisse mit der Sportpraxis in unterschiedlichen Sportsettings.

Verletzungsprävention im Sport ist mehr als Techniktraining und Regeneration – sie ist ein komplexer Prozess, der Wissen, Umsetzung und Kontext vereinen muss. Angelehnt an das TRIPP-Modell beleuchten die sich anschließenden Vorträge jeweils eine oder mehrere der sechs Modell-Phasen und zeigen, wie sportwissenschaftliche Forschung zur wirksamen Verletzungsprävention beitragen kann.

Einleitend wird David Schulz, Vorstand der Stiftung Sicherheit im Sport, einen kurzen Überblick über die verschiedenen Sportsettings geben und u. a. erläutern, welche Daten zu Sportunfällen und -verletzungen aktuell erhoben werden und wie die Prävention von Sportverletzungen in Deutschland organisiert ist.

 

Beiträge des Symposiums

 

Einfluss von Sportboden und Sportschuh auf das Verletzungsrisiko im Mannschaftssport

KĂĽnzel, Christoph, Ketterer, Jakob, Granacher, Urs, Gehring, Dominic
Universität Freiburg

EINLEITUNG

Sowohl Sportbodenbeläge als auch die Eigenschaften bzw. Konstruktionsmerkmale von Sportschuhen sind modifizierbare externe Risikofaktoren für akute Verletzungen im Mannschaftssport. Ziel dieser Arbeit ist es, den aktuellen Forschungsstand zum Einfluss von Sportböden und Konstruktionsmerkmalen von Sportschuhen auf das Verletzungsrisiko im Mannschaftssport systematisch zu erfassen und zu bewerten.

METHODE

Im Oktober 2024 wurden zwei systematische Literaturrecherchen in den Datenbanken PubMed, BASE und Web of Science durchgeführt. Eingeschlossen wurden Studien, die Verletzungsinzidenzen im Mannschaftssport in Abhängigkeit von unterschiedlichen Bodenbelägen bzw. Konstruktionsmerkmalen von Sportschuhen untersuchten. Für den Vergleich von Naturrasen und Kunstrasen erfolgte eine Meta-Analyse; für alle weiteren Fragestellungen wurde ein Scoping-Review-Ansatz gewählt.

ERGEBNISSE

Sportboden: In die Metaanalyse konnten 33 Studien eingeschlossen werden. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede im Verletzungsrisiko zwischen Kunststoffrasen und Naturrasen hinsichtlich der Gesamtverletzungen im Spiel und im Training. Auch für Verletzungen des vorderen Kreuzbandes im Spiel ließen sich keine signifikanten Unterschiede feststellen. Jedoch zeigte sich auf Naturrasen im Spiel ein signifikant geringeres Verletzungsrisiko für Verletzungen der unteren Extremitäten (IRR: 0.89; 95 % -KI: 0.84-0.95), des Knies (IRR: 0.84; 95 % CI [0.76-0.93]), des Sprunggelenks (IRR: 0.84; 95 % CI [0.73–0.97]) und insbesondere für Sprunggelenksdistorsionen (IRR: 0.80; 95 % CI [0.72–0.88]. Sportschuh: Eine reduzierte rotatorische Traktion (American Football) und geringere laterale Traktion (Basketball, Handball) waren mit einem niedrigeren Verletzungsrisiko assoziiert. Die Stollenkonfiguration hatte jedoch keinen eigenständigen Einfluss. Dämpfungselemente zeigten in zwei Studien keinen Zusammenhang mit dem Verletzungsrisiko; eine Studie berichtete jedoch ein erhöhtes Risiko bei Basketballschuhen mit Dämpfung.

DISKUSSION

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Verletzungsrisiko auf Kunststoffrasenflächen insbesondere für Verletzungen des Sprunggelenks und des Kniegelenkes höher ist als auf Rasenflächen. Bei Sportschuhen können Traktionseigenschaften das Verletzungsrisiko beeinflussen, während die Stollenkonfiguration und Dämpfungselemente nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die Befunde unterstreichen die Bedeutung von Boden- und Schuhmerkmale für die Prävention im Mannschaftssport.

 

Psychologische Aspekte von Sportverletzungen

Kleinert, Jens
Deutsche Sporthochschule Köln

Nach der grundsätzlichen Darstellung der Relevanz psychologischer Betrachtungen von Sportverletzungen ist der Beitrag in zwei Abschnitte strukturiert. Der erste Abschnitt besteht aus einer Übersicht zu wesentlichen Erkenntnissen der letzten 50 Jahre sportpsychologischer Verletzungsforschung. Hierbei werden drei grundsätzlich verschiedene Prozessphasen unterschieden, nämlich die 1. Verletzungsentstehung, 2. Rehabilitation und 3. Sekundärprävention von Sportverletzungen, wobei sich in der zuletzt genannten Phase die Rehabilitation (Genesung und Wiederherstellung) und die Prävention (Vermeidung einer weiteren Verletzung) treffen. Für alle drei Phasen werden sowohl zentrale Forschungsergebnisse als auch die wichtigsten modelltheoretischen Grundlagen beschrieben.

In Hinsicht auf die Verletzungsentstehung orientiert sich die Darstellung an den drei zentralen theoretischen Zugängen Persönlichkeit, Stress (Andersen & Williams, 1988) und Handlung (Hackfort & Kleinert, 2007). Die Gegenüberstellung dieser drei Zugänge macht gleichsam die Einschränkungen der bisherigen und die Forderungen für zukünftige Forschung deutlich. In Hinsicht auf den Rehabilitationsprozess stehen in der Forschung psychische und psychosoziale Folgen von Sportverletzungen im Vordergrund (Wiese-Bjornstal et al., 1998). Zunehmend werden jedoch auch Fragen der Verhaltensregulation in der Rehabilitation betrachtet. In Hinsicht auf Sekundärprävention ist von besonderem Interesse, wie sich psychische Verletzungsfolgen auf die Sportfähigkeit und auf ein Risiko von Wiederverletzungen auswirken.

Der zweite Abschnitt des Beitrags betrachtet die Konzeption und die Effektivität von psychologisch ausgerichteten Interventionen im Bereich der Verletzungsprävention und der Rehabilitation. Hierbei wird sowohl auf die theoretischen Grundlagen dieser Konzeptionen eingegangen als auch auf die Evidenzbasierung ihrer Entwicklung. An diese Betrachtung schließt sich eine kritische Analyse bisheriger Interventionen und ein Ausblick für zukünftige Arbeiten in der sportpsychologischen Verletzungsforschung an.

LITERATUR

Andersen, M. B., & Williams, J. M. (1988). A model of stress and athletic injury: Prediction and prevention. Journal of Sport & Exercise Psychology, 3, 294–306.

Hackfort, D., & Kleinert, J. (2007). Research on Sport Injury Development: Former and Future Approaches from an Action Theory Perspective. International Journal of Sport and Exercise Psychology, 5, 324–339.

Wiese-Bjornstal, D. M., Smith, A. M., Shaffer, S. M., & Morrey, M. A. (1998). An integrated model of response to sport injury: Psychological and sociological dynamics. Journal of Applied Sport Psychology, 1, 46–69.

 

Sicherheitsförderung im und durch Schulsport

Schnabel, Gerrit
Unfallkasse NRW

SICHERHEIT ALS HERAUSFORDERUNG IM SCHULSPORT

Das Unfallgeschehen im Schulsport ist seit Jahren auf einem gleichbleibend hohen Niveau. Insbesondere bei den Ballspielen verletzen sich Schülerinnen und Schüler relativ häufig (DGUV 2019). Hieraus ergibt sich die Frage, wie Sicherheitsförderung im Schulsport und vor allem im Sportunterricht gelingen und die Risikokompetenz von Schülerinnen und Schülern v.a. bei den Sportspielen gestärkt werden kann.

METHODISCHE ANSÄTZE ZUR SICHERHEITSFÖRDERUNG

Risikokompetente Menschen besitzen die Fähigkeiten, Fertigkeiten, Kenntnisse und Einstellungen, ihr psychisches und physisches Wohlbefinden für sich und andere immer wieder herzustellen. Sicherheit als Teil von Gesundheit ist folglich weder objektive Größe noch ein statischer Zustand. Zu diesen für Sicherheit wesentlichen Teilkompetenzen gehören die Wahrnehmungskompetenz, Beurteilungskompetenz, Entscheidungskompetenz und Handlungskompetenz. Diese Teilkompetenzen werden auch als Risikokompetenz bezeichnet (vgl. Walter, 2014).

Ausdruck von Sicherheits- und Gesundheitskompetenzen von Schülerinnen und Schülern ist auf der für die Lehrkraft erkennbaren Verhaltensebene einsichtiges Handeln, angepasstes Risikobewusstsein und Wagnisverhalten, selbständiges Lösen von Problemen und Konflikten, selbstverständliche Fairness und Toleranz und eine für die motorischen Anforderungen adäquate Bewegungskompetenz.

Eine differenzierte Wahrnehmungsfähigkeit und das Sammeln von unterschiedlicher materialer Erfahrung ist Grundvoraussetzung für sicheres und gut koordiniertes Bewegungshandeln. Die Entwicklung und Erweiterung der Wahrnehmungsfähigkeit trägt zur Verbesserung der Bewegungskompetenz bei und führt darüber zum sicheren Handeln und Umgang miteinander.

STÄRKUNG DER SELBSTREGULATION ZUR ERWEITERUNG DER RISIKOKOMPETENZ

Angesichts des Unfallgeschehens und der o. g. Herausforderungen für Schulen und den sich verändernden gesellschaftlichen Prozessen erscheint die Stärkung gerade der sogenannten exekutiven Funktionen (Arbeitsgedächtnis, Inhibition, kognitive Flexibilität) und der Selbstregulation ein wichtiger Ansatz zu sein, Sportlehrkräften konkrete Hilfestellungen bei der Stärkung der Risikokompetenz geben zu können. Werden Schülerinnen und Schüler in Hinblick auf die Leistung ihres Arbeitsgedächtnisses, ihrer Inhibitionsfähigkeit gegenüber Fehlreizen und ihrer kognitiven Flexibilität gefördert, wird sich dies sowohl auf das Unfallgeschehen als auch auf die Lernleistung positiv auswirken (vgl. Kubesch, 2016).

LITERATUR

Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (2020). Statistik zum SchĂĽlerunfallgeschehen 2019. https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/3896 (abgerufen am 26.02.2020)

Kubesch, S. (2016). Exekutive Funktionen und Selbstregulation. Neurowissenschaftliche Grundlagen und Transfer in die pädagogische Praxis. Hogrefe

Walter, E. (2014). Risikokompetenz als Konzept der Informationsverarbeitung. bfu – Beratungsstelle für Unfallverhütung. bfu-Grundlagen.

 

Unfallmonitoring am Beispiel Motorsport

Gorks, Sabrina
Stiftung Sicherheit im Sport

EINLEITUNG

Motorsportveranstaltungen bergen vielfältige Risiken für Fahrer:innen, Sportwart:innen, Techniker:innen, Boxencrews sowie Zuschauer:innen. Mit über 400 Veranstaltungen jährlich ist die Sicherheit eine zentrale Aufgabe des Deutschen Motor Sport Bundes e. V. (DMSB) (DMSB, 2025). Er arbeitet mit Akteuren aus Sport, Industrie und Technik an der Weiterentwicklung praxisnaher Sicherheitslösungen und -standards (DMSB, 2025). Zukünftig soll diese Arbeit durch ein systematisches Unfallmonitoring ergänzt werden, um Präventionsmaßnahmen künftig datenbasiert ableiten und in die Sportpraxis umsetzen zu können.

METHODE

Im Projekt wurde ein Unfallmonitoringsystem entwickelt. Angelehnt an das TRIPP-Modell (Finch, 2006), erfolgte eine Analyse vorhandener Daten und Unfallprotokolle (z. B. med. Berichte, Kartsportdokumentationen, Meldungen techn. Kommissare). AuĂźerdem wurden Expert:innenwork-shops durchgefĂĽhrt, um Perspektiven und Bedarfe der Stakeholder zu erfassen und in das Monitoringsystem einflieĂźen zu lassen (Finch & Donaldson, 2010).

ERGEBNISSE

Die Analyse offenbarte Defizite hinsichtlich der Aussagekraft, Struktur und Systematik bestehender Unfallberichte. Daraus konnten Anforderungen fĂĽr das Monitoringsystem abgeleitet werden. Wesentliche Komponenten der Systementwicklung waren u. a. die disziplinspezifische Gestaltung von Fragenkatalogen, die Definition einer einheitlichen Informationsschnittmenge sowie die Integration einer datenschutzkonformen Benutzerverwaltung. Die zielgruppenspezifische Anpassung der Module wurde dabei als Erfolgsfaktor identifiziert.

DISKUSSION

Mit dem Unfallmonitoring übernimmt der DMSB eine Vorreiterrolle unter den deutschen Sportverbänden. Durch die Erhebung und Auswertung von Unfalldaten können Präventionsmaßnahmen künftig gezielter entwickelt und auch Standards – z. B. in der Ausbildung von Sportwart:innen oder medizinischem Personal – angepasst werden. Die im Projekt entwickelte Vorgehensweise könnte auch auf andere Sportarten übertragen werden und als Blaupause für ein umfassendes Sicherheitsmonitoring im organisierten Sport dienen.

LITERATUR

Deutscher Motorsport Bund e.V. (2025, April 9). Aufgaben und Ziele. https://www.dmsb.de/de/ueber-uns/aufgaben-und-ziele

Deutscher Motorsport Bund e.V. (2025, April 9). https://www.dmsb.de/de/ueber-uns/leitbild-und-werte

Finch, C. (2006). A new framework for research leading to sports injury prevention. Journal of Science and Medicine in Sport, 9(1–2), 3–9. https://doi.org/10.1016/j.jsams.2006.02.009

Finch, C. F., & Donaldson, A. (2010). A sports setting matrix for understanding the implementation context for community sport. British Journal of Sports Medicine, 44(13), 973–978. https://doi.org/10.1136/bjsm.2008.056069

 

Die Big-6 der Verletzungsprävention im bezahlten Mannschaftssport

Bloch, Hendrik
Bezirksverwaltung Bielefeld

EINLEITUNG

Abb. 1. Die „Big-6 der Verletzungsprävention“. (s. Abstractband)

Bei der Betrachtung des Verletzungsgeschehens wird deutlich, dass sich rund 40 Prozent aller Verletzungen im professionellen Mannschaftssport in Deutschland ohne direkte Gegnereinwirkung ereignen (Klein et al., 2024). Zudem ist rund jede sechste Verletzung auf eine strukturelle Überbeanspruchung zurückzuführen (Klein et al., 2019). Die aufgezeigten hohen Verletzungsraten sowie deren sportartspezifischen Ausprägungen unterstreichen den großen Bedarf an wirksamen und differenzierten Strategien zur Verletzungsprävention. Die „Big-6 der Verletzungsprävention“ geben hierzu eine Orientierung über die wesentlichen Handlungsfelder, die es in der Praxis zu berücksichtigen gilt (Abb. 1).

Die einzelnen Handlungsfelder ergänzen sich gegenseitig und sind somit als Teil eines systematischen Präventionskonzepts zu betrachten. Hierbei sei darauf hingewiesen, dass diese sechs Bereiche keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Umso höher das Spielniveau, desto größer der Trainer- und Betreuerstab und umso höher auch die Anforderung an gute Kommunikation zwischen den beteiligten Professionen (Bloch & Klein, 2024). Dies verdeutlicht, dass die Gesunderhaltung von Sportlern eine interdisziplinäre Aufgabe von verschiedenen Professionen mit unterschiedlicher Fachexpertise in den einzelnen Handlungsfeldern ist. Gute Kommunikation zwischen den einzelnen Akteuren sowie eine klare Verteilung von Zuständigkeiten bilden hierbei immer die Grundlage für eine erfolgreiche Zusammenarbeit. Der Vortrag gibt einen Einblick in die sechs aufgeführten Handlungsfelder und zeigt praktische Anwendungsbeispiele auf.

LITERATUR

Bloch, H., & Klein, C. (2024). Verletzungsprävention im Fußball. Die Orthopädie, 53(6), 420–426. https://doi.org/10.1007/s00132-024-04503-9

Klein, C., Bloch, H., Burkhardt, K., Kühn, N., Pietzonka, M., Schäfer, M., Woller, M., & Toumi, N. (2024). VBG-Sportreport 2024 – Analyse des Verletzungsgeschehens in den zwei höchsten Ligen der Männer: Basketball, Eishockey, Fußball, Handball. VBG

Klein, C., Bloch, H., Burkhardt, K., Kühn, N., Schäfer, M. (2019). VBG-Sportreport 2019 – Analyse des Unfallgeschehens in den zwei höchsten Ligen der Männer: Basketball, Eishockey, Fußball, Handball. Eine Längsschnittbetrachtung drei aufeinanderfolgender Spielzeiten. VBG