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AK3.02: Invited Symposium: 100 Jahre Sportwissenschaft – Von Turnlehrerbildungsanstalten zum Master of Science
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100 Jahre Sportwissenschaft – Von Turnlehrerbildungsanstalten zum Master of Science RAHMENABSTRACT Die Idee einer Sport-Wissenschaft war von Anfang an nicht unumstritten, doch sie hat sich als recht nachhaltig erwiesen. Von den Turnlehrerbildungsanstalten des 19. Jahrhunderts zur universitären Sportwissenschaft war es ein „langer Weg“ (Buss, 2020). Die Anfänge der Sportwissenschaft lassen sich nicht genau datieren. Schon bevor es offizielle Institute gab, unterrichteten Fecht- und später Turnmeister – oft im Rahmen von Burschenschaften und dann auch als Angestellte der Universitäten – die noch kleine Zahl an Studenten. In den 1920er Jahren wurde dann die private Deutsche Hochschule für Leibesübungen (DHfL) gegründet, und an vielen staatlichen Universitäten wurden – oft zum Unmut der Professorenschaft – Institute für Leibesübungen gegründet. Ihre Aufgabe bestand nicht darin, Forschung zu betreiben, sondern vor allem den Hochschulsport zu organisieren. Die angehenden Akademiker sollten gesund und fit sein. Zunehmend kümmerten sich die Institute für Leibesübungen aber auch um die Ausbildung künftiger Turnlehrkräfte. Auf ihrem also mindestens 100 Jahre umfassenden Weg erlebte die Sportwissenschaft u. a. Phasen der Instrumentalisierung, Pädagogisierung, Verwissenschaftlichung, Liberalisierung, Internationalisierung, Verschulung und Modularisierung. Und doch gibt es sie bis heute. In dem Symposium sollen einige exemplarische Stationen dieser Geschichte im In- und Ausland vorgestellt, verglichen und diskutiert werden. LITERATUR Buss, W. (2020). „Der lange Weg der Sportwissenschaft“. SportZeiten, 20(2), 7–43. Beiträge des Symposiums Sportwissenschaft in der Volksrepublik Polen (1944-1989) – Zwischen Sport, Wissenschaft und Politik EINLEITUNG Im Vortrag wird ein Überblick über die Entwicklung der Sportwissenschaft in der VR Polen gegeben, der vor dem Hintergrund der soziopolitischen Situation und im Kontext der Gesamtentwicklung des polnischen Sports dargestellt wird. Dabei soll es in erster Linie um die Ziele und Strukturen der Sportwissenschaft gehen. METHODE Der Vortrag basiert auf polnischer Fachliteratur, die in Deutschland bislang kaum rezipiert wurde und verschiedenen schriftlichen und bildlichen Quellen. Zum Verständnis der Quellen wurde eine hermeneutisch-kritische Textanalyse verfolgt. In einem zweiten Schritt wurden die Quellen ins Verhältnis mit der sozialen und politischen Situation der Zeit gesetzt. ERGEBNISSE Nach dem 2. Weltkrieg wurden alle sportwissenschaftlichen Traditionen verändert, ideologisch modifiziert und in ein sowjetisches Muster eingepasst. Die sportwissenschaftliche Ausbildung in Polen wies mehrere Merkmale auf, die sie von den Systemen in anderen europäischen Ländern unterschieden. Hier ist vor allem die Ausbildung der Sportlehrer zu nennen, die isoliert von der Ausbildung der Lehrer anderer Fächer stattfand. Ein weiteres Element, das die Sportwissenschaft in der VR Polen von Anfang an prägte, waren die staatlichen Erwartungen an den Leistungssport, der Polen im Bewusstsein der internationalen Gemeinschaft verankern sollte. Der akademische Leistungssport und die Leichtathletik im Rahmen des „Sport-Dies“ in den 1950er- und 1960er-Jahren an der Philipps-Universität Marburg EINLEITUNG Der Sport-Tag wurde 1949 gegründet, um den akademischen Leistungssport und allgemeinen Studentensport zu fördern und fand jährlich an einem vorlesungsfreien Tag am Ende des Sommersemesters statt. QUELLEN/METHODE Der Beitrag beruht insbesondere auf der Überlieferung des AStA-Sportreferats und des Instituts für Leibesübungen der Universität Marburg in den 1950er- und 1960er-Jahren. ERGEBNISSE Der „Sport-Dies“ war eine Kooperation zwischen dem Allgemeinen Studenten-Ausschuss (AStA), dem Institut für Leibesübungen und dem Senat der Universität. Ausgehend von der Vorgeschichte des „Sport-Dies“ seit den 1920er-Jahren und in der Zeit des Nationalsozialismus werden dessen Zielsetzung, Konzeption und Entwicklung nachvollzogen. Dabei wird insbesondere die Entwicklung von einem überwiegend leistungssportlichen Wettkampf in der Leichtathletik zu einem breitensportlichen Fest der Studierenden und auch der Lehrenden fokussiert. Von der Ausbildungsstätte für Sportlehrkräfte zur nationalen Sportuniversität – Die Deutsche Sporthochschule Köln als Sportwissenschaftsstandort EINLEITUNG In der deutschen Hochschullandschaft nimmt die Deutsche Sporthochschule Köln (DSHS) eine besondere Stellung ein. Seit der Auflösung der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig im Zuge der deutschen Wiedervereinigung ist sie die einzige nationale Sportuniversität. Sie umfasst derzeit 19 wissenschaftliche Institute mit etwa 6,000 Studierenden. Gegründet wurde die „Spoho“ 1947 als zentrale Ausbildungsstätte für Sportlehrkräfte. Den Status als Universität mit Satzungs-, Promotions- und Habilitationsrecht erhielt sie erst über 20 Jahre später im Jahr 1970. Dieses Ringen um Anerkennung und die anschließende Behauptung als Sportwissenschaftsstandort sollen im Vortrag, der im Kern den Zeitraum 1947 bis 1979 behandelt, dargestellt werden. QUELLEN/METHODE Der Vortrag basiert auf Fachliteratur zur Geschichte der Deutschen Sporthochschule Köln, vor allem aber auf Archivmaterial; insbesondere wurden die im Carl und Liselott Diem-Archiv der Deutschen Sporthochschule Köln vorliegenden Nachlässe von Carl und Liselott Diem (Hochschul-Leiter bzw. -Rektorin von 1947−1962 bzw. von 1967−1969) sowie von Werner Körbs (Hochschul-Leiter/-Rektor von 1962−1967 sowie von 1971−1972) mit der hermeneutischen Methode ausgewertet, weiterhin Dokumente aus der NRW-Landespolitik. ERGEBNISSE Am 7. April 1970 wurde das neue Hochschulgesetz des Landes Nordrhein-Westfalen verkündet, erstmals wurde auch die DSHS unter den wissenschaftlichen Hochschulen aufgeführt. Mit der Anerkennung als Universität verbunden war das Satzungs-, Promotions- und Habilitationsrecht. Eine zentrale Rolle in diesem Prozess spielte der Sportmediziner Wildor Hollmann, von 1969−1971 Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln. Auch der 1969 von Hollmann als Ziel genannte Ausbau der Institution nahm zügig Form an. In den 1970er Jahren prägten neben der kontinuierlichen Erweiterung der Institutslandschaft umfassende Baumaßnahmen das Hochschulleben. Begleitet wurde diese Aufbaudynamik allerdings von den Plänen der NRW-Landespolitik, Gesamthochschulen einzurichten. Das Vorhaben, die DSHS als Fachbereich Sportwissenschaft in eine Gesamthochschule Köln zu integrieren, rief starken Widerstand an der jungen Sportuniversität hervor. Erst mit der Novelle des Gesetzes über die wissenschaftlichen Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen wurden 1979 die Selbstständigkeit und der wissenschaftliche Status der Deutschen Sporthochschule Köln endgültig bestätigt, und die Sportuniversität konnte sich als selbstständiger Wissenschaftsstandort etablieren. LITERATUR Die Literatur ist bei der Autorin zu erfragen. Vom deutsch-amerikanischen Turnlehrerwanderseminar zum Department of Exercise & Kinesiology der Indiana University EINLEITUNG Das organisierte deutsch-amerikanische Turnwesen geht auf das Jahr 1848 zurück und war in seinen Hochzeiten um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in fast allen amerikanischen Bundesstaaten durch Vereine vertreten. Bis ins 20. Jahrhundert spielte es auch eine führende Rolle in der Ausbildung von Turn- und später auch Sportlehrkräften und der Entwicklung von Physical Education (Leibeserziehung) an den amerikanischen Schulen. In diesem Beitrag soll ein Einblick in die verschiedenen Phasen und Inhalte des Turnlehrerwanderseminars bis zu seinem institutionellen Anschluss an die Indiana University (IU) und Ansiedlung am heutigen Department of Exericise & Kinsiology gegeben werden. QUELLEN/METHODE Die Forschung zur Turnbewegung in den USA und der Geschichte des Department of Exercise & Kinesiology der Indiana University in Indianapolis basiert auf Archivalien aus zahlreichen, oft regionalen und lokalen Archiven in den USA. ERGEBNISSE In den USA weist nahezu jede Universität ein sportwissenschaftlich geprägtes Institut auf, in dem auch die Ausbildung von Sportlehrkräften (Physical Education Teacher Education, PETE) angesiedelt ist. Einige dieser Institute haben ihren Ursprung im 19. Jahrhundert. Zu den ältesten Ausbildungszentren für Sportlehrende zählt das heutige Department of Exercise & Kinesiology der Indiana University in Indianapolis. Dieses hat seine Wurzeln im ehemaligen Turnlehrerwanderseminar des Nordamerikanischen Turnerbundes. LITERATUR Hofmann, A. (2001). Aufstieg und Niedergang des deutschen Turnens in den USA. Hofmann. Hofmann, A. (2010). The American Turner Movement: A History from its Beginnings to 2000. Max Kade. |