Veranstaltungsprogramm

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Sitzungsübersicht
Sitzung
Poster (Schiene B): Ausstellung und Präsentation im Zelt
Zeit:
Mittwoch, 17.09.2025:
15:45 - 16:30

Ort: Zelt

Vor dem Schloß

Während der Postersession werden Kaffee und Snacks bereitgestellt. Es wird je ein Posterpreis für das beste natur- bzw. geistes-/sozialwissenschaftliche Poster verliehen (Presiverleihung während des Kongressdinners).

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Präsentationen

B12: Einfluss der Bestimmung des alaktaziden Zeitintervalls auf das simulierte maximale Laktat Steady State

Nitzsche, Nico; Haase, Ralf

TU Chemnitz

EINLEITUNG

Die Leistung am maximalen Laktat Steady State (PMLSS) gilt als Maß für die maximale Dauerleistungsgrenze und wird durch Dauertests bestimmt. Durch Modellierung der muskulären ATP-Regulation kann PMLSS (simPMLSS) bei bekannter maximaler Laktatbildungsrate (vLamax) und maximaler Sauerstoffaufnahme (V ̇ O2max) simuliert werden. Zur Schätzung der vLamax wird das fiktive alaktazide Zeitintervall (talak) benötigt, welches leistungsabhängig ermittelt oder als Konstante angenommen wird und das simPMLSS beeinflusst. Ziel der Studie war, das PMLSS mit dem simPMLSS basierend auf unterschiedlichen Bestimmungen von talak zu vergleichen.

METHODE

16 trainierte männliche Probanden (M = 34.4, SD = 10.2 Jahre alt; M = 76.7, SD = 12.26 kg; M = 178.9, SD = 9.1 cm) absolvierten Dauertests (30 Minuten) zur Ermittlung des PMLSS, isokinetischer Radsprinttest (10s, 130 U*min-1) zur Messung der maximalen Leistung (Pmax) und vLamax sowie einen Rampentest (30s Stufe, 25 W) zur Feststellung der V ̇ O2max. Die Bestimmung von talak erfolgte leistungsabhängig (Pmax – 3.5%, talak_ind) sowie mittels Konstante (3s, talak_fix). Die Simulation von PMLSS erfolgte auf Basis der Modellierung des Energiestoffwechsels (Mader, 2003) mit den Eingabegrößen Körpergewicht, V ̇ O2max sowie vLamax_fix (simPMLSSfix) und vLamax_ind (simPMLSSind). Die empirisch bestimmte PMLSS wurde mit der simPMLSS mittels ANOVA mit Messwiederholung verglichen (= 5 %).

ERGEBNISSE

Die Probanden erreichten eine V ̇ O2max von M = 54.9 (SD = 8.3 ml kg-1) mit Pmax_Rampe = 422.9 (SD = 55.0 W; M = 5.6; 0.9 W*kg-1) sowie eine vLamax_fix von 0.77 (SD = 0.15 mmol*L*s-1 & vLamax_ind = 0.96, SD = 0.18 mmol*L*s-1) mit einer Leistung von Pmax_Sprint = 1115.9 (SD = 225.7 W; M = 14.5, SD = 1.9 W*kg-1). Der Zeitpunkt talak_ind wurde nach 4.4 s (SD = 0.6) bei 1076 W (SD = 217.8; M = 14.0, SD = 1.9 W*kg-1) erreicht. Die ANOVA der Methoden zur Bestimmung von PMLSS ergab einen signifikanten Haupteffekt (F = 10.028, p < .001; η2 = 0.401). Die Post-hoc Analyse ergab das PMLSS (M = 226.2, SD = 38.4 W) und simPMLSSind (M = 204.3, SD = 43.6 W; p = .006) sowie simPMLSSind und simPMLSSfix (M = 217.3, SD = 39.7 W) sich signifikant unterschieden (p < .001) aber keine signifikanten Unterschiede zwischen PMLSS und simPMLSSfix (p > .05) vorlagen.

DISKUSSION

Die Simulation von PMLSS auf Basis einer vLamax mit fixer talak unterscheidet sich nicht signifikant vom PMLSS mittels Dauertests. Dies zeigt, dass ein fixes talak, welches ebenfalls für eine bessere Reliabilität empfohlen wird, derzeit die beste Methode zur Schätzung der vLamax zu sein scheint.

LITERATUR

Mader, A. (2003): Glycolysis and oxidative phosphorylation as a function of cytosolic phosphorylation state and power output of the muscle cell. European Journal of Applied Physiology, 88(4-5), 317–338. https://doi.org/10.1007/s00421-002-0676-3



B14: Vergleich von Calipometrie und Bioelektrischer Impedanzanalyse zur Körperfettbestimmung und Interpretation bei Kaderathlet*Innen

Wagner, Silas; Kopp, Christine; Nieß, Andreas M.; Haigis, Daniel

Abteilung Sportmedizin, Universitätsklinikum Tübingen

EINLEITUNG

Bestimmungen der prozentualen Körperfettmasse (FM%) werden häufig und in verschiedenen Bereichen des Sports durchgeführt. Hierbei stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Allerdings gibt es keine klaren Richtlinien hinsichtlich der Methodenauswahl sowie der Interpretation der Ergebnisse (Meyer et al., 2013). Ziel dieser Studie war es, die Übereinstimmung verschiedener Methoden der FM% Bestimmung bei Athlet:innen und den Einfluss der Methode hinsichtlich der Interpretation der Ergebnisse zu untersuchen.

METHODE

Es wurden Landes- und Bundeskaderathlet:innen in die Studie eingeschlossen, bei denen im Rahmen der sportmedizinischen Jahreshauptuntersuchung die FM % mittels Calipometrie und bioelektrischer Impedanzanalyse (BIA) bestimmt wurde. Zum Vergleich der Geräte wurde der Konkordanz-Korrelationskoeffizient nach Lin (CCC) berechnet sowie abhängige t-Tests und Bland-Altman Plots genutzt. Der Einfluss der jeweiligen Methode bezüglich der Klassifikation einer geringen FM% wurde anhand des McNemar Tests untersucht.

ERGEBNISSE

Insgesamt wurden die Daten von 189 Athlet:innen (M = 16.00, SD = 4.68 Jahre, 69.3 % weiblich) analysiert. Die FM % mittels Calipometrie und BIA war M = 9.52 (SD = 3.37) und M = 17.40 (SD = 6.53). Der CCC zeigte eine geringe Übereinstimmung (ρc = .242) zwischen beiden Methoden und der t-Test ergab einen signifikanten Unterschied mit großem Effekt (t = -21.286, p < .001, d = 1.55). Der McNemar Test zeigte ebenfalls einen signifikanten großen Effekt (χ2 = 79.18, p < .001, g = 0.48) zwischen Calipometrie und BIA hinsichtlich der Klassifikation der geringen FM%.

DISKUSSION

Die Wahl der Methode beeinflusst nicht nur die Bestimmung der FM%, sondern hat einen großen Einfluss auf die Interpretation. Vor dem Hintergrund von Themen wie Körperbild, relativem Energiedefizit im Sport und gestörtem Essverhalten, spielt zudem die Kommunikation und der Umgang mit solchen Werten eine wichtige Rolle. Deshalb ist die Standardisierung einheitlicher Bestimmungen der FM% essenziell. Außerdem stellt sich die Frage, ob solche Bestimmungen der FM% überhaupt benötigt werden. Zukünftig müssen weitere Richtlinien entwickelt und bestehende Vorgaben in die Praxis implementiert werden, um eine angemessene Umsetzung von FM% Bestimmungen zu gewährleisten und die Gesundheit von Athlet:innen nachhaltig zu schützen.

LITERATUR

Meyer, N. L., Sundgot-Borgen, J., Lohman, T. G., Ackland, T. R., Stewart, A. D., Maughan, R. J., Smith, S., & Müller, W. (2013). Body composition for health and performance: a survey of body composition assessment practice carried out by the Ad Hoc Research Working Group on Body Composition, Health and Performance under the auspices of the IOC Medical Commission. British Journal of Sports Medicine, 47(16), 1044–1053. https://doi.org/10.1136/bjsports-2013-092561



B16: „High Performance, Low data?“ – Ein Scoping Review zu Geschlechterunterschieden im Klettersport

Langer, Kaja1; Fleddermann, Marie-Therese2

1TU Darmstadt; 2Goethe-Universität Frankfurt

EINLEITUNG

Mit der Aufnahme in das olympische Programm 2016 gewinnt der Klettersport auch im Leistungssport zunehmend an Bedeutung. Trotz dieser Entwicklung bleibt die sportwissenschaftliche Forschung im Frauensport, wie auch in anderen Sportarten, unterrepräsentiert (Stien et al., 2023). Gerade im Klettersport ist der Transfer von Erkenntnissen aus Forschung von männlichen zu weiblichen Athleten nur sehr bedingt möglich. So zeigen Studien zu physiologischen und anthropometrischen Faktoren signifikante Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Kletternden (Saul et al., 2019) und auch Wettkampfanalysen und Leistungsdiagnostiken belegen geschlechtsspezifische Abweichungen. Mit dem Ziel, einen möglichst umfassenden Überblick über geschlechtsspezifische Unterschiede im Bereich des Klettersports zu erlangen, bestehende Forschungslücken zu identifizieren und daraus Empfehlungen für zukünftige Studien abzuleiten, wurde ein Scoping Review durchgeführt. Erwartet werden u. a. unterschiedliche Verletzungsmuster sowie abweichende Techniken bzw. Kletterstile aufgrund variierender Kraftprofile.

METHODE

Es wurde eine Literaturanalyse anhand der PRISMA Leitlinien in fünf Datenbanken (SURF, PubMed, APA PsychInfo, Web of Science und SPORTDiscus) durchgeführt. Nach Abschluss des Screening-Prozesses werden die inkludierten Studien mittels qualitativer Inhaltsanalyse in Kategorien eingeteilt. In diesen soll in einem nächsten Schritt die Datenlage hinsichtlich der Evidenz für männliche und weibliche Athleten analysiert und in einer vertiefenden Betrachtung geschlechtsspezifische Unterschiede herausgearbeitet werden.

ERGEBNISSE

Insgesamt konnten 7.488 Studien identifiziert werden. 2.313 Duplikate wurden entfernt und nach dem Titel- und Abstract-Screening wurden 484 Studien in das Review inkludiert. Die Ergebnisse des Volltextscreenings sowie die identifizierten Kategorien, einschließlich der darin identifizierten Daten, Evidenzen und Diskrepanzen, werden auf dem Hochschultag vorgestellt.

DISKUSSION

Nach erster Sichtung lassen sich die Artikel voraussichtlich in mehrere Kategorien zusammenfassen (z. B. Koordination und Technik, Verletzungen, etc.). Geschlechtsspezifische Unterschiede, daraus resultierende Diskrepanzen sowie Empfehlungen und Implikationen für zukünftige Forschungsarbeiten werden beim Hochschultag aufgezeigt.

LITERATUR

Saul, D., Steinmetz, G., Lehmann, W., & Schilling, A. F. (2019). Determinants for success in climbing: A systematic review. Journal of Exercise Science & Fitness, 17(3), 91–100.

Stien, N., Riiser, A., Shaw, M. P., Saeterbakken, A. H., & Andersen, V. (2023). Effects of climbing-and resistance-training on climbing-specific performance: a systematic review and meta-analysis. Biology of Sport, 40(1), 179–191.



B18: Veränderungen der Kalziumisotopenverhältnisse nach Fußballtraining bei jugendlichen Athleten – Eine Querschnittsstudie

Scinicarelli, Giordano1; Eisenhauer, Anton2; Wilke, Christiane1

1Deutsche Sporthochschule Köln; 2Osteolabs GmbH

EINLEITUNG

Intensives Training kann bei jugendlichen Fußballern knochenbedingte Überlastungen fördern. Das Urin-Calziumisotopenverhältnis (δ44/42Ca_Urin) gilt als sensitiver Marker für Calciumresorption, es ist im Jugendleistungssport jedoch kaum erprobt. Ziel dieser Studie war es, akute Veränderungen des Kalziumstoffwechsels nach intensiver Belastung zu analysieren.

METHODE

Zur Untersuchung der Belastungsreaktion wurden bei 32 männlichen Nachwuchsfußballern (M = 15.2, SD = 1.4 Jahre) Urinproben zu drei Zeitpunkten erhoben: T1 (morgens nüchtern), T2 (vor dem Training) und T3 (nach dem Training). Der Kalziumstoffwechsels (δ44/42Ca_Urin) wurde mittels validierter Methode (Eisenhauer et al., 2019) analysiert. Die Ausschlusskriterien umfassten u. a. Nierenerkrankungen und Vitamin-D-Mangel. Die Einteilung in zwei Gruppen erfolgte durch Stratifizierung basierend auf der individuellen Reaktionsrichtung zwischen T2 und T3 (Abfall vs. Anstieg). Anschließend, eine zweifaktorielle ANOVA mit Messwiederholung prüfte Zeit-, Gruppen- und Interaktionseffekte (p < .05; η2 > .14), ergänzt durch Bonferroni-Post-hoc-Tests.

ERGEBNISSE

Die Stratifizierung ergab zwei gegensätzliche Reaktionsmuster. Gruppe 1 (n = 23) zeigte einen signifikanten Abfall des δ44/42Ca_Urin nach dem Training (MT2 = 1.63, SD = 0.50; MT3 = 0.96, SD = 0.33 mmol/L; F (22) = 44.6, η2 = .75, p < .001), Gruppe 2 (n = 9) hingegen einen Anstieg (MT2 = 0.90, SD = 0.37; MT3 = 1.11, SD = 0.45 mmol/L; F (8) = 15.1, η2 = .51, p < .001). Die ANOVA bestätigte eine signifikante Gruppen-Zeit-Interaktion (F(1) = 63.8, p < .001, η2 = .68). Zudem lagen die Werte in Gruppe 1 vor dem Training höher (p < .001) und danach niedriger (p = .002) als in Gruppe 2.

DISKUSSION

Die identifizierten Reaktionsmuster deuten auf differenzielle, möglicherweise kompensatorische Kalziumregulationen hin (z. B. in Gruppe 2). Ein longitudinales Monitoring könnte individuelle Belastungsprofile erfassen und zur Entwicklung sportartspezifischer Referenzwerte im Jugendleistungssport beitragen. Um präventive Strategien, wie Kalziumsupplementierung oder Trainingsanpassung bei Risikoprofilen, gezielt ableiten zu können, sind weitere Interventions- und Vergleichsstudien erforderlich.

LITERATUR

Eisenhauer, A., Müller, M., Heuser, A., Kolevica, A., Glüer, C. C., Both, M., Laue, C., Hehn, U. V., Kloth, S., Shroff, R., & Schrezenmeir, J. (2019). Calcium isotope ratios in blood and urine: A new biomarker for the diagnosis of osteoporosis. Bone reports, 10, 100200. https://doi.org/10.1016/j.bonr.2019.100200



B22: Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit durch handmotorisches Training

Schmitz, Gerd; Hwang, Tong-Hun

Leibniz Universität Hannover

EINLEITUNG

Eine mehrwöchige Intervention mit wiederholter Adaptation des handmotorischen Systems kann laut
Schmitz (2022) die kognitive Leistungsfähigkeit verbessern. Der Effekt wurde bisher nur im Vergleich
zu einer passiven Kontrollgruppe belegt, sodass unklar bleibt, ob die Intervention selbst oder die wiederholte Adaptation verantwortlich ist. Daher wurde in dieser Studie eine Intervention ohne Adaptation
durchgeführt.

METHODE

Vier Frauen und drei Männer (MAlter = 23.7, SD = 2.8 Jahre) trainierten mit Hilfe eines interaktiven
Computerprogramms zielgerichtete Handbewegung zu zeitverzögerten Double-Steps. Dabei springt
das Bewegungsziel 400 ms nach Bewegungsbeginn an eine neue Position, was eine Bewegungskorrektur induziert. Vor und nach 24 Trainingseinheiten wurde die kognitive Leistungsfähigkeit mittels Trail-Making-, Stroop-, Labyrinth-, 5-Punkte-Test, der Zahlenspanne vorwärts sowie dem Frankfurter-Aufmerksamkeitsinventar 2 erfasst.
Zur Leistungserfassung in der handmotorischen Aufgabe wurden die Bewegungsrichtung auf einem
Digitalisiertablett 100 ms nach Bewegungsbeginn, die Reaktions- sowie die Bewegungszeit bestimmt.
Diese Parameter wurden hinsichtlich Veränderungen auf mehreren Zeitskalen analysiert. Die gemittelten, z-transformierten Ergebnisse der kognitiven Leistungstests wurden mit denen von Schmitz (2022) verglichen (n = 24). Die statistische Auswertung erfolgte mittels Varianzanalyse, Kovarianzanalyse sowie bayesianischer Analyse.

ERGEBNISSE

Die Bewegungsrichtung veränderte sich im Laufe der Intervention nicht signifikant. Verbesserungen
sind auf einer kurzfristigen Zeitskala bei der Reaktionszeit, auf allen drei Zeitskalen bei der Bewegungszeit nachweisbar. Die bayesianische Analyse weist auf eine größere kognitive Leistungssteigerung nach Intervention ohne Adaptation im Vergleich zu einer Intervention mit Adaptation hin (Bayes-Faktor 3.21). Darüber hinaus sind Kovariationen zwischen kognitiver und motorischer Leistungssteigerung nachweisbar.

DISKUSSION

Für die Intervention wurde eine motorische Leistungssteigerung, jedoch keine sensomotorische
Adaptation nachgewiesen. Die motorische Leistungssteigerung steht in negativem Zusammenhang
zur kognitiven Leistungssteigerung. Mit Bezug auf Schmitz (2022) wird gefolgert, dass eine Adaptation
die motorische Aufgabe vereinfacht und die kognitiven Effekte im Vergleich zu einer Intervention
ohne Adaptation reduziert. Aufbauend auf den Ergebnissen werden Ideen für eine Implementierung
im sportlichen Training diskutiert.

LITERATUR

Schmitz G. (2022). Enhanced cognitive performance after multiple adaptations to visuomotor transformations. PLOS ONE, 17(9), e0274759. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0274759



B24: Einflussfaktoren auf die Dual-Task-Leistung – Ein Rahmenmodell zur Aufgabenklassifizierung für den Leistungssport

Ahle, Judith; Zentgraf, Karen

Goethe-Universität Frankfurt

EINLEITUNG

Die gleichzeitige Ausführung motorischer und kognitiver Prozesse ist zentral für open-skill-Sportarten und führt in Dual-Task-Paradigmen (DTP) häufig zu Leistungsreduktionen, sog. Kosten (Moreira et al., 2021). Vor dem Hintergrund identifizierter leistungsrelevanter Faktoren sowie heterogener Methodik und Stichproben wurden Klassifizierungsansätze für DTP entwickelt (z. B. McIsaac et al., 2015). Diese wurden bislang jedoch nicht spezifisch auf den Leistungssport übertragen. Ziel dieses Scoping-Reviews ist es, DTP nach aufgaben- und stichprobenbezogenen Merkmalen zu klassifizieren und Kosten auf dieser Basis einzuordnen, um DTP im Leistungssport zu systematisieren.

METHODE

Es wurde eine systematische Literaturrecherche (PubMed, Web of Science) durchgeführt, um Originalstudien zu kognitiv-motorischen DTP bei open-skill-Leistungssportler:innen zu identifizieren. Die DTP wurden anhand literaturbasierter Merkmale (abhängige Variable, Reizmodalität, Kontinuität, Zeitdruck, Komplexität, Unabhängigkeit, Priorisierung, Sportartspezifik) kodiert und in einen Klassifikationsbaum eingeordnet. Die Angaben zu Expertiselevel, Geschlecht und Sportart sowie jeweils entstehende Kosten wurden extrahiert und im Klassifikationsbaum studienspezifisch zugeordnet.

ERGEBNISSE

Die eingeschlossenen 44 Studien wurden basierend auf der motorischen AV in vier Kategorien eingeteilt (Athletik, Kinetik/Kinematik, Posturale Kontrolle, Präzision). Innerhalb dieser Kategorien erfolgte eine schrittweise Kodierung anhand der weiteren Merkmale als Klassifikationsebenen (z. B. Kontinuität: kontinuierlich/diskret). Die explorativen Analysen spezifischer Merkmalskombinationen mittels Heatmaps deuten darauf hin, dass kontinuierliche DTP mit hoher Komplexität unter Zeitdruck besonders kostenintensiv sind. Desiderate sind sportartspezifische kognitive Aufgaben, die einheitliche Definition der Expertisegrade sowie aussagekräftige Untersuchungen von Geschlechterunterschieden.

DISKUSSION

Der Klassifikationsbaum strukturierte DTP anhand ihrer methodischen Eigenschaften, differenzierte Kosten anhand spezifischer Merkmalskombinationen und identifizierte unzureichend untersuchte Anforderungen. Die Analyse der Expertiseeinflüsse erfordert zusätzlich eine studienübergreifende Klassifikation der Expertisegrade.

LITERATUR

McIsaac, T. L., Lamberg, E. M., & Muratori, L. M. (2015). Building a framework for a dual task taxonomy. BioMed Research International, 2015(1), 591475. https://doi.org/10.1155/2015/591475

Moreira, P. E. D., Dieguez, G. T. O., Bredt, S. D. G. T., & Praça, G. M. (2021). The acute and chronic effects of dual-task on the motor and cognitive performances in athletes: A systematic review. International Journal of Environmental Research and Public Health, 18(4), 1732. https://doi.org/10.3390/ijerph18041732ie



B26: Effekte einer telefonbasierten Personal-Health-Coaching-Intervention auf körperliche Aktivität und glykämische Kontrolle bei Menschen mit Typ 2 Diabetes - Eine pragmatische randomisiert kontrollierte Studie

Hohberg, Vivien1,2; Lichtenstein, Eric2; Kreppke, Jan-Niklas2; Kohl, Jan3; Donath, Marc4; Streckmann, Fiona2; Gerber, Markus2; Zahner, Lukas2; Faude, Oliver2

1Deutsche Sporthochschule Köln; 2Universität Basel, Schweiz; 3Universität Freiburg; 4Universitätsspital Basel, Schweiz

EINLEITUNG

Prognosen bestätigen die Steigerung der Prävalenz von Typ-2-Diabetes (T2D) von 10.5 % im Jahr 2021 auf 12.2 % im Jahr 2045 (Sun et al., 2022). Die Förderung eines gesunden Lebensstils kann das Fortschreiten von T2D verlangsamen und potenzielle Begleiterkrankungen vermeiden. Lebensstilinterventionen, die einen gesunden Lebensstil fördern, können sich positiv auf den Verlauf von T2D auswirken (Colberg et al., 2016).

METHODE

Diese Studie untersuchte die Wirksamkeit der dbcoach-Intervention zur Verbesserung des Gesundheitsverhaltens bei Menschen mit T2D. In einer pragmatischen, randomisiert kontrollierten Studie wurden N = 100 Teilnehmer:innen entweder in die Interventionsgruppe randomisiert, in der sie ein telefonbasiertes Coaching mit 24 Telefonsitzungen über ein Jahr zusätzlich zur Standardversorgung erhielten, oder in die Kontrollgruppe (nur Standardversorgung). Primäre Endpunkte waren die mit einem Akzelerometer gemessene, moderate bis intensive körperliche Aktivität (MVPA) sowie glykiertes Hämoglobin (HbA1c). Sekundäre Endpunkte umfassten weitere Bewegungsparameter, Ernährungsqualität, anthropometrische Maße, Medikamenteneinnahme und Lebensqualität. Die Datenerhebung erfolgte zur Baseline sowie nach sechs und 12 Monaten. Zur Auswertung wurden lineare gemischte Modelle verwendet.

ERGEBNISSE

Die Intervention führte zu einer moderaten Steigerung der MVPA (d = 0.51, 95 % KI [0.11; 0.90]) mit einer Zunahme von M = 14.2 [3.0; 25.3] Minuten pro Tag. Der Effekt auf den HbA1c-Wert betrug d = -0.20 [-0.72; 0.32] zugunsten der Kontrollgruppe. Das sitzende Verhalten der Interventionsgruppe konnte reduziert werden (d = -0.20 [-0.71; 0.31]. Während die Rate der Einnahme von Insulin in der Interventionsgruppe um 18 % (RR = 0.82 [0.50; 3.03]) zurückging, stieg die Rate der Einnahme von Diabetesmedikamenten insgesamt um 14 % (RR = 1.14 [0.59, 1.32]). Für Ernährungsqualität (d = -0.12 [-0.78; 0.53]), BMI (d = 0.01 [-0.16; 0.15]) und Lebensqualität (d = -0.16 [-0.61; 0.28]) zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.

DISKUSSION

Trotz der Steigerung der MVPA ist eine Weiterentwicklung der Intervention nötig, um den HbA1c- Wert im Vergleich zur Kontrollgruppe positiv zu beeinflussen.

LITERATUR

Colberg, S. R., Sigal, R. J., Yardley, J. E., Riddell, M. C., Dunstan, D. W., Dempsey, P. C., ... & Tate, D. F. (2016). Physical activity/exercise and diabetes: a position statement of the American Diabetes Association. Diabetes care, 39(11), 2065.

Sun, H., Saeedi, P., Karuranga, S., Pinkepank, M., Ogurtsova, K., Duncan, B. B., et al. (2022). IDF Diabetes Atlas: Global, regional and country-level diabetes prevalence estimates for 2021 and projections for 2045. Diabetes Research and Clinical Practice, 183, 109119.



B28: Freude an Bewegung: Der Schlüssel zu einem gesunden Körpergewicht bei Kindern und Jugendlichen?

Tschuschke, Lara; Niessner, Claudia; Jekauc, Darko; Woll, Alexander; Fiedler, Janis

Karlsruher Institut für Technologie

EINLEITUNG

Psychologische Faktoren wie Freude an Bewegung spielen eine zentrale Rolle für die körperliche Aktivität und können damit potenziell den Gewichtsstatus beeinflussen. Bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass ein höherer Body Mass Index (BMI) nicht mit Freude an Bewegung assoziiert war (Greule et al., 2023); jedoch wurde in diesen Studien nicht der alters- und geschlechtsadjustierte BMI berücksichtigt. Ziel dieser Analysen ist es, den Einfluss von Freude an Bewegung auf den BMI anhand der MoMo 2.0-Studie zu untersuchen.

METHODE

Die Datenerhebung erfolgte von September 2023-Dezember 2024. Geschulte Testleitende maßen nach einem standardisierten Protokoll das Körpergewicht und die Körpergröße. Der BMI wurde berechnet (kg/m²) und gemäß Kromeyer-Hauschild et al. (2001) in alters- und geschlechtsspezifische Perzentile umgewandelt. Freude an Bewegung wurde mit der Kurzform der Physical Activity Enjoyment Scale (PACES) (Chen et al., 2024) erfasst und der Mittelwert gebildet. Eine lineare Regression analysierte den Zusammenhang mit den BMI-Perzentilen.

ERGEBNISSE

Es liegen Daten für 3.802 Kinder und Jugendliche (4-17 Jahre, 48 % weiblich; M = 10.4, SD = 3.7 Jahre) vor. Der mittlere BMI-Perzentilwert lag bei 52.4 (SD = 28.5). Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten, negativen Zusammenhang (p ≤ .01; ꞵ = -0.10; b = -3.84) zwischen Freude an Bewegung und den BMI-Perzentilen.

DISKUSSION

Die vorläufigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass höhere BMI-Perzentile mit einer geringeren Freude an Bewegung verbunden sind, auch wenn der Effekt schwach ist. Zukünftige Analysen sollten untersuchen, ob Freude an Bewegung potentiell den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Gewichtsstatus moderiert.

LITERATUR

Chen, C., Weyland, S., Fritsch, J., Woll, A., Niessner, C., Burchartz, A., Schmidt, S. C. E., & Jekauc, D. (2021). A Short Version of the Physical Activity Enjoyment Scale: Development and Psychometric Properties. International Journal of Environmental Research and Public Health, 18(21), 11035. https://doi.org/10.3390/ijerph182111035

Greule, C., Sudeck, G., Thiel, A., Kastner, L., Janßen, P., Nieß, A., Rapp, F., Junne, F., & Krauß, I. (2024). Correlates of physical activity enjoyment in children and adolescents for a new perspective on the treatment of overweight: A systematic literature review. Obesity Reviews, 25(2), e13655. https://doi.org/10.1111/obr.13655

Kromeyer-Hauschild, K., Wabitsch, M., Kunze, D., Geller, F., Geiß, H. C., Hesse, V., Hippel, A., Jaeger, U., Johnsen, D., Korte, W., Menner, K., Müller, G., Müller, J. M., Niemann-Pilatus, A., Remer, T., Schaefer, F., Wittchen, H.-U., Zabransky, S., Zellner, K., … Hebebrand, J. (2001). Perzentile für den Body-mass- Index für das Kindes- und Jugendalter unter Heranziehung verschiedener deutscher Stichproben. Monatsschrift Kinderheilkunde, 149(8), 807–818. https://doi.org/10.1007/s001120170107



B30: Aktivitätsschnipsel für eine nachhaltige Bewegungsförderung im Berufsalltag von Bus- und StraßenbahnfahrerInnen – Die ActivitySnippets Studie

Reimann, Leonie1; Arnold, Christina1; Klemp, Jonas1; Alfuth, Martin1; Streese, Lukas1,2

1Fachbereich Gesundheitswesen, Hochschule Niederrhein, Krefeld; 2Klinik für Nephrologie, Universitätsklinikum Düsseldorf

EINLEITUNG

Körperliche Aktivität (KA) ist entscheidend für die Prävention nicht-übertragbarer Erkrankungen. Trotz der hohen Evidenz für den Nutzen bereits kleiner Bewegungsimpulse erreicht die Mehrheit der Gesellschaft nicht die WHO-Empfehlungen (Koemel et al., 2024). Besonders Bus- und Straßenbahnfahrer:innen gelten aufgrund ihrer Arbeitsbedingungen als schwer erreichbare Zielgruppe für Bewegungsförderungen (Brodie et al., 2021). Die Studie zielt darauf ab, kurze Aktivitätsschnipsel (AS) zu entwickeln und deren Wirksamkeit zur Reduktion langer Sitzphasen in einer randomisierten, kontrollierten Studie (RCT) zu analysieren.

METHODE

In einem partizipativen Entwicklungsprozess wurden die AS in Zusammenarbeit mit der Zielgruppe sowie sportwissenschaftlicher und physiotherapeutischer Expertise entwickelt. Sie enthalten alltagsnahe Übungen zur Förderung der körperlichen und mentalen Gesundheit und orientieren sich an den Prinzipien der Ritualisierung und Individualisierung. Strukturgebende Elemente wie Kalenderkarten und kurze Übungsdauern sollen die regelmäßige Anwendung im Berufsalltag fördern. Alle drei Wochen erfolgt ein telefonisches Gesundheitscoaching, das auf evidenzbasierten „Behaviour Change Techniques“ basiert. Die Wirksamkeit dieser Intervention wird in einer 16-wöchigen RCT mit 70 Fahrer:innen im Vergleich zu den aktuellen KA-Empfehlungen untersucht. Das primäre Outcome ist die Veränderung der KA im Berufsalltag, gemessen mittels Aktivitätsmonitoren anhand von Sitzunterbrechungen und Herzfrequenzdaten. Sekundäre Outcomes umfassen unter anderem Veränderungen der Körperzusammensetzung, der Beweglichkeit und der Kraftfähigkeit. In der finalen Phase wird die Übertragbarkeit des Konzepts auf weitere inaktive Berufsgruppen überprüft.

ERGEBNISSE

Bis zum dvs-Hochschultag werden erste Ergebnisse zur KA der Zielgruppe und erste Interventionsergebnisse vorliegen. Der RCT wird Ende des Jahres vollständig ausgewertet sein.

DISKUSSION

ActivitySnippets untersucht, wie berufsbedingte Inaktivität durch kurze Bewegungsimpulse aktiviert werden kann, um zu einer aktiveren und gesünderen Gesellschaft beizutragen.

LITERATUR

Brodie, A., Pavey, T., Newton, C., & Sendall, M. (2021). Australian bus drivers’ modifiable and contextual risk factors for chronic disease: A workplace study. PLoS ONE, 16(7), 1-16. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0255225

Koemel, N., Ahmadi, M., Biswas, R. K., Koster, A., Atkin, A., Sabag, A., & Stamatakis, E. (2024). Can incidental physical activity offset the deleterious associations of sedentary behaviour with major adverse cardio-vascular events? European Journal of Preventive Cardiology, 32(1), 77–85. https://doi.org/10.1093/eurjpc/zwae316



B32: Gesundheitsbezogene Lebensqualität und Körperliches Verhalten – Ergebnisse der MoMo 2.0-Studie

Fleps, Manuel1; Burchartz, Alexander1; Volk, Carmen1; Kolb, Simon1; Zöller, Clara1; Tschuschke, Lara1; von Haaren-Mack, Birte2; Woll, Alexander1; Niessner, Claudia1; Fiedler, Janis1

1Karlsruher Institut für Technologie; 2Bundesinstitut für Sportwissenschaft

EINLEITUNG

Das körperliche Verhalten besteht aus der körperlichen Aktivität, dem sedentären Verhalten und dem Schlaf (Trembley et al., 2017). Diese Studie untersucht den Zusammenhang der gesundheitsbezogenen Lebensqualität mit dem gerätebasiert erfassten körperlichen Verhalten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland nach der COVID-19-Pandemie.

METHODE

Um das körperliche Verhalten zu erfassen, wurden 1688 Kinder und Jugendliche mit Akzelerometern ausgestattet und trugen diese acht Tage (24 Stunden). Die gesundheitsbezogene Lebensqualität wurde mit dem KIDSCREEN10 erfasst und anhand der Bella Referenzdaten (Ravens-Sieberer et al., 2008) in drei Gruppen eingeteilt (niedrig, durchschnittlich, hoch). In die Analysen wurden 1395 Kinder (675 weiblich, Alter 6-17 Jahre) eingeschlossen. Es wurden drei lineare Regressionen mit dem körperlichen Verhalten als abhängiger Variable und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität als unabhängiger Variable gerechnet.

ERGEBNISSE

Es zeigt sich, dass eine hohe Ausprägung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität mit einer erhöhten körperlichen Aktivität, längeren Schlafdauer und geringerem sedentärem Verhalten assoziiert ist.
Tab. 1. Unterschiede des körperlichen Verhaltens in Abhängigkeit der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (s. Abstractband)

DISKUSSION

Die Befunde dieser Studie bestätigen frühere Untersuchungen, die einen positiven Zusammenhang zwischen dem körperlichen Verhalten und der Lebensqualität zeigen. Insbesondere die Unterschiede zwischen den Gruppen mit niedriger und hoher Lebensqualität unterstreichen die potenzielle Bedeutung, das körperliche Verhalten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland gezielt zu fördern, um ihre Lebensqualität nachhaltig zu stärken.

LITERATUR

Ravens-Sieberer, U., Erhart, M., Wille, N., Bullinger, M., & the BELLA Study Group. (2008). Health-related quality of life in children and adolescents in Germany: results of the BELLA study. European Child and Adolescent Psychiatry, 17 (Suppl. 1), 148-156. https://doi.org/10.1007/s00787-008-1016-x

Tremblay, M. S., Aubert, S., Barnes, J. D., Saunders, T. J., Carson, V., Latimer-Cheung, A. E., Chastin, S. F., Altenburg, T. M. & Chinapaw, M. J. (2017). Sedentary Behavior Research Network (SBRN) – Terminology Consensus Project process and outcome. International Journal Of Behavioral Nutrition And Physical Activity, 14(1). https://doi.org/10.1186/s12966-017-0525-8



B34: Sportengagement und sportspielbezogene Fertigkeiten von Kindern

Toby, Lukas; Heussner, Florian; Albert, Andreas

Universität Kassel

EINLEITUNG

Unter sozialisationstheoretischer Perspektive werden eine Vielzahl von äußeren und inneren Faktoren betrachtet, welche sich auf das Sportengagement von Kindern auswirken (Burrmann, 2005). Zusammenhänge zwischen Sportengagement und motorischer Leistungsfähigkeit im Kindesalter konnten in mehreren Studien identifiziert werden (Wagner, 2011). Diese Studie untersucht Zusammenhänge zwischen sportspielbezogenen Fertigkeiten und dem Sportengagement von Kindern in non-formalen Vereins- und informellen Freizeitsettings (Neuber & Golenia, 2021). Im Fokus der Studie stehen die Rolle eines unterstützenden familiären Umfeldes sowie mögliche Veränderungen aufgrund des Wechsels von der Grundschule zur weiterführenden Schule auf das Sportengagement.

METHODE

In einer ersten Erhebung wurden 2024 Daten von insgesamt N = 54 Kindern an vier Grundschulen erhoben (8.-10. Lebensjahr, 33 Jungen und 21 Mädchen). Die Kinder nahmen an Ballsportgruppen im Rahmen des Ganztagsangebotes teil, die eine integrative Sportspielvermittlung nach dem Kasseler Modell anstrebten. Zum einen wurde der eigens entwickelte Ballspiel-Test (BST) zur Erfassung des Leistungsstandes der sportspielbezogenen Fertigkeiten durchgeführt (Heussner et al., 2023). Zum anderen wurde mithilfe eines Elternfragebogens sowohl das non-formale Sporttreiben als auch informelle Sportaktivitäten erfasst.

ERGEBNISSE

Es wurde eine moderate positive Korrelation zwischen dem Umfang non-formaler Sportaktivität und dem Leistungsstand sportspielbezogener Fertigkeiten festgestellt (r = .43, p = .004). Zudem zeigen die Auswertungen positive Korrelationen zwischen familiärer Unterstützung und dem Umfang non-formaler Sportaktivität (r = .30, p = .009) sowie familiärer Unterstützung und dem Umfang informeller Sportaktivitäten (r = .30, p = .029).

DISKUSSION

Der Zusammenhang der Leistungen in den sportspielbezogenen Fertigkeiten und dem Sportengagement der Grundschulkinder konnte in der vorliegenden Studie bestätigt werden. Die festgestellten moderaten Korrelationen zwischen dem Umfang sportlicher Aktivitäten und der familiären Unterstützung geben Hinweise zur Bedeutung eines unterstützenden Umfeldes für das Sportengagement der Kinder.

LITERATUR

Burrmann, U. (2005). Zur Einführung. In U. Burrmann (Hrsg.), Sport im Kontext von Freizeitengagements Jugendlicher: Aus dem Brandenburgischen Längsschnitt 1998-2002 (S. 9–22). Sport und Buch Strauß.

Heussner, F., Scheid, V., & Albert, A. (2025). ballstars II: Didaktik und Forschung zu Zielschussspielen im Grundschulalter (Reihe Körperbildung & Sport, Bd. 28). Hofmann.

Neuber, N., & Golenia, M. (2021). Lernorte für Kinder und Jugendliche im Sport. In A. Güllich & M. Krüger (Hrsg.), Sport in Kultur und Gesellschaft (S. 55–68). Springer.

Wagner, M. (2011). Motorische Leistungsfähigkeit im Kindes- und Jugendalter. Hofmann.



B36: Entwicklung eines Fragebogens zur körperlichen Aktivität für Kinder, die einen Rollstuhl nutzen

Seemüller, Selina; Beck, Franziska; Reimers, Anne Kerstin

FAU Erlangen-Nürnberg

EINLEITUNG

Regelmäßige körperliche Aktivität (kA) ist, unabhängig von einer Behinderung, für alle Kinder wichtig, da sie die Gesundheit, Fitness, kognitive Entwicklung und soziale Interaktion fördert. Kinder mit Mobilitätseinschränkungen werden in der Aktivitätsforschung bislang kaum berücksichtigt. Hierfür bedarf es valider und reliabler Messinstrumente wie Fragebögen (Nightingale et al., 2017). Ziel dieses Beitrags ist es, die Entwicklung eines modifizierten Fragebogens zur subjektiven Erfassung der kA bei Kindern im Rollstuhl vorzustellen und dessen Anwendung zur Diskussion zu stellen.

METHODE

Der entwickelte Fragebogen basiert auf dem validierten deutschen MoMo-AFB-Fragebogen (Schmidt et al., 2016). Auf Grundlage einer vorangegangenen Interviewstudie (Seemüller et al., unveröffentlicht) wurden Inhalte und Terminologie angepasst und durch Interviews mit fünf Expert:innen weiterentwickelt. Die erste Version wurde in fünf Think-Aloud-Interviews mit Eltern-Kind-Paaren auf Verständlichkeit und Beantwortbarkeit geprüft. Die Interviews berücksichtigten verschiedene Altersgruppen (7-16 Jahre) und Geschlechter. Die Daten wurden transkribiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse auf mögliche Antwortfehler untersucht. Die Anzahl der Fehler pro Kategorie wurde analysiert, um die Beantwortbarkeit des Fragebogens zu bewerten.

ERGEBNISSE

Im Rahmen der Expert:inneninterviews wurden 37 Items sprachlich und inhaltlich überarbeitet. Die Think-Aloud-Interviews mit fünf Kindern ergaben 42 identifizierte Probleme, hauptsächlich im Bereich des Verständnisses (einzelne Fragen werden nicht wie beabsichtigt verstanden; 60 %) und der Begründung (die abgerufenen Daten können nicht bewertet werden; 20 %). Beispielhaft wurde die Frage zur Alltagsaktivität („Gehst du zu Fuß zur Schule?“) durch die Formulierung („Fährst du mit dem Rollstuhl zur Schule?“) ersetzt.

DISKUSSION

Die Entwicklung und Validierung des Fragebogens gewährleisteten eine inhaltlich und sprachlich zielgruppengerechte Anpassung. In einer weiteren Studie wird der Fragebogen auf seine Reliabilität überprüft und kann dann in der Forschung eingesetzt werden.

LITERATUR

Nightingale, T. E., Rouse, P. C., Thompson, D., & Bilzon, J. L. (2017). Measurement of physical activity and energy expenditure in wheelchair users: methods, considerations and future directions. Sports medicine-open, 3, 1–16.

Schmidt, S., Will, N., Henn, A., Reimers, A., & Woll, A. (2016). Der Motorik-Modul Aktivitätsfragebogen MoMo-AFB: Leitfaden zur Anwendung und Auswertung. Karlsruher Institut für Technologie (KIT). http://dx.doi.org/10.5445/IR/1000062199

Seemüller, S., Beck, F., Bükers, F., Krieger, C., & Reimers, A. (in Begutachtung). Habitual physical activity and its determinants – experiences from the perspective of children using wheelchairs. International Journal of Adolescents and Youth.



B38: Körperliche Aktivität von Kindern im Grundschulalter: Die Rolle intrapersoneller und umgebungsbezogener Prädiktoren

Melzer, Pia; Speer, Andreas; Streicher, Heike; Wagner, Petra

Universität Leipzig

EINLEITUNG

Ein bewegter Lebensstil ist förderlich für eine gesunde Entwicklung im Kindesalter. Trotzdem erreicht die Mehrheit der Kinder nicht die nationalen Bewegungsempfehlungen. Die KOMPASS(2)-Studie (Streicher et al., 2024) überprüft auf Basis eines sozial-ökologischen Mehrebenenansatzes (MEA) das Zusammenwirken ausgewählter individueller und umweltbezogener Kontextfaktoren für die körperliche Aktivität (KA) von Grundschulkindern.

METHODE

Die Studie analysiert Querschnittsdaten von N = 594 Erstklässler:innen (M = 7.4, SD = 0.4 Jahre, weiblich: 49.04 %) zur KA, zu individuellen (u. a. Geschlecht, Körperfettanteil) und umweltbezogenen (Wohn- und Schulumgebung) Korrelaten, die mittels Elternfragebogen und Screening ermittelt wurden. Das Erreichen der nationalen Bewegungsempfehlungen waren leitend für die Bewertung der KA. Aufgrund der fehlenden Konvergenz gemischter Modelle des MEA wurden zur Varianzaufklärung der KA robuste multiple Regressionen gerechnet.

ERGEBNISSE

27.4 % der Teilnehmenden erfüllen die Bewegungsempfehlungen. Es gibt keine Geschlechtsunterschiede. Die Verfügbarkeit von Sportequipment (β = .096), die Nähe zu Spielplätzen (β = -.096) und der prozentuale Körperfettanteil (β = -0.128) haben signifikante Einflüsse auf die KA (p < .05). Geschlechtsspezifische Analysen zeigt, ergaben nur für die Jungen eine signifikante Varianzaufklärung der KA durch diese Prädiktoren (R2 = .103, korr. R2 = .058, p <. 05). Weder Schulkontext- (Sportstundenanzahl, zusätzliche Bewegungsangebote) noch Wohnumgebungsfaktoren (Attraktivität, Lage, Sicherheit, Ausstattung) tragen zur Varianzaufklärung bei.

DISKUSSION

Über 70 % der Kinder erfüllen nicht die nationalen Bewegungsempfehlungen und machen eine effizientere Bewegungsförderung nötig. Der Körperfettanteil war neben umweltbezogenen Einflussfaktoren der Bedeutendste für KA von Jungen. Die künftige Bewegungsförderung sollte daher infrastrukturelle und edukative Maßnahmen verknüpfen, auch zum Gewichtsmanagement im Kindesalter. Ein umfassenderes Verständnis zur Varianzschätzung der KA erfordert die Berücksichtigung zusätzlicher Determinanten.

LITERATUR

Streicher, H., Estorff, I., Ebert, B., Pawellek, S., Speer, A., Wulff, H., Ziegeldorf, A., & Wagner, P. (2024). Evaluation of Motor Performance, Physical Activity and Health of Primary School Children – A Study Protocol (KOMPASS(2)). Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 75(1), 14–20.



B42: Trainingseffekte eines 30-minütigen Einsatztrainings im Sportunterricht der Klasse 11

Lowin, Mike

Georg-August-Universität Göttingen

EINLEITUNG

In Folge körperlicher Inaktivität ist in den letzten Jahrzehnten ein allgemeiner Rückgang der körperlichen Fitness im Kindes- und Jugendalter erkennbar (Ferrauti et al., 2020). Ein Krafttraining im Sportunterricht kann diesen Aspekten entgegenwirken (Büsch et al., 2017), wobei die damit verbundenen Interventionen zumeist mit großem Zeit- und Organisationsaufwand in Form von mehreren Serien und Trainingseinheiten pro Woche verbunden sind (Granacher et al., 2009). Daher wurde im Rahmen dieser Studie eruiert, inwiefern ein 30-minütiges Einsatz-Zirkeltraining, welches über sieben Wochen einmal wöchentlich durchgeführt wird, eine Steigerung der Kraftfähigkeiten von Schüler:innen der Klasse 11 bewirken kann.

METHODE

Einundsechzig Proband:innen im Alter von M = 16.4 Jahren (SD = 0.5) wurden im Prä-/Posttest-Design untersucht. Das Testverfahren bestand aus Übungen des DMT 6-18 sowie des IPPTP 9-17 und des Fitnessgrams. Die Interventionsgruppe führte einmal wöchentlich innerhalb von 30 Minuten ein Zirkeltraining mit neun verschiedenen Übungen mit Differenzierungsstufen durch, die Kontrollgruppe absolvierte im Regelunterricht die Themen Badminton und Volleyball.

ERGEBNISSE

Die IG verbesserte sich beim Standweitsprung (p = .019, d = 0.37), beim Medizinballwurf (p = .022, d = .36), beim Klimmzughang (p = .017, d = .39) und bei den Liegestützen (p < .001, d = .58) signifikant, wobei sich die Ergebnisse bei den Liegestützen (p = .043), beim Medizinballwurf (p = .011) und beim Klimmzughang (p = .041) signifikant von der KG abhoben. Auch der Gesamtkraftzuwachs unterschied sich signifikant (p = .016).

DISKUSSION

Insgesamt stellt das Interventionsprogramm infolge der positiven Effekte eine altersgerechte und sinnvolle Maßnahme gegen den Rückgang der körperlichen Fitness dar. Hierbei kann durch die Differenzierung des Trainings eine Förderung aller Schüler:innen gewährleistet werden. Durch die kurze Zeitspanne wird eine Integration des Krafttrainings als supplementäre Einbindung neben dem Regelunterricht möglich, sodass eine Durchführung über längere Zeiträume sowie die Vermeidung von Detrainingseffekten gewährleistet werden kann.

LITERATUR

Büsch, D., Prieske, O., Kriemler, S., Puta, C., Gabriel, H., & Granacher, U. (2017). Krafttraining im Kindes- und Jugendalter: Bedeutung, Wirkung und Handlungsempfehlungen. Schweizerische Zeitschrift für Sportmedizin und Sporttraumatologie, 65(3), 34–42.

Ferrauti, A., Stadtmann, T., Ulbricht, A., & Kappenstein, J. (2020). Training im Kindes- und Jugendalter. In A. Ferrauti (Hrsg.), Trainingswissenschaft für die Sportpraxis: Lehrbuch für Studium, Ausbildung und Unterricht im Sport (S. 507–546). Springer.

Granacher, U., Kriemler, S., Gollhofer, A., & Zahner, L. (2009). Neuromuskuläre Auswirkungen von Krafttraining im Kindes-und Jugendalter: Hinweise für die Trainingspraxis. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 60(2), 41–49.



B44: Digitale Technologien zur Analyse von Gang und motorischen Funktionen bei älteren Erwachsenen: Studienprotokoll eines Umbrella Reviews

Drewes, Carolin1; Sejnova, Gabriela2; Stepanova, Karla2; Wollesen, Bettina1

1Deutsche Sporthochschule Köln; 2Tschechische Technische Universität in Prag, Tschechien

EINLEITUNG

Viele Pflegebedürftige bevorzugen es, zu Hause zu altern (Jong et al., 2022). Dies führt oft zu einer hohen subjektiven Belastung pflegender Angehöriger, insbesondere wenn sie weit entfernt leben und nur eingeschränkt unterstützen können (Gräßel & Behrndt, 2016; Teubner & Eggert, 2022). Daher sind innovative Ansätze für individualisiertes Gesundheitsmonitoring wichtig. Ziel dieses Umbrella Reviews ist es, bestehende systematische Übersichtsarbeiten zu digitalen Technologien zur Beurteilung des Gangbildes und der motorischen Funktionen bei älteren Erwachsenen zu identifizieren, zu bewerten und zusammenzuführen.

METHODE

Vier Datenbanken (MEDLINE, PsycInfo, CINAHL, Web of Science) werden durchsucht, um systematische Übersichtsarbeiten zu identifizieren, die Gangparameter (z. B. Ganggeschwindigkeit, Schrittlänge), motorische Funktionen (z. B. posturale Stabilität, Tremor) und die Genauigkeit digitaler Technologien bewerten. Die Datenextraktion erfolgt durch zwei unabhängige Reviewer, die Studien anhand vordefinierter Kriterien inkludieren und relevante Daten (Studiencharakteristik, Demografie, Methodik, Hauptergebnisse) extrahieren. Die methodische Qualität der systematischen Übersichtsarbeiten wird mit der AMSTAR 2-Checkliste bewertet. Eine quantitative Synthese der Effektgrößen sowie der diagnostischen Genauigkeit der Technologien erfolgt bei ausreichender Datenlage.

ERGEBNISSE

Das Studienprotokoll folgt den PRISMA-PRIOR-Richtlinien. Die Suchergebnisse werden in einem PRISMA-Flussdiagramm dargestellt, ergänzt durch die zentralen Merkmale und Ergebnisse der eingeschlossenen Übersichtsarbeiten sowie der Bewertungen der methodischen Qualität. Erste Ergebnisse werden zum dvs Hochschultag verfügbar sein.

DISKUSSION

Digitale Technologien bieten vielversprechende Möglichkeiten zur objektiven Beurteilung von Gang und motorischen Funktionen älterer Erwachsener. Die systematische Synthese ermöglicht es, Stärken und Limitationen verschiedener Technologien zu identifizieren und die diagnostische Genauigkeit zu bewerten.

LITERATUR

Gräßel, E., & Behrndt, E.-M. (2016). Belastungen und Entlastungsangebote für pflegende Angehörige. In K. Jacobs, A. Kuhlmey, S. Greß, J. Klauber & A. Schwinger (Hrsg.), Pflege-Report 2016. Die Pflegenden im Fokus (S. 169–187). Schattauer.

Jong, L. de, Zeidler, J., & Damm, K. (2022). A systematic review to identify the use of stated preference research in the field of older adult care. European journal of ageing, 19(4), 1005–1056. https://doi.org/10.1007/s10433-022-00738-7

Teubner, C., & Eggert, S. (2022). Distance Caregiving. Unterstützung und Pflege auf räumliche Distanz. Abruf unter https://www.zqp.de/wp-content/uploads/Analyse_DistanceCaregiving.pdf



B46: Statistische Analysen zur Ermüdungsbewertung im Athleten-Monitoring von Profibasketballspielern

Wellm, Dennis; Wieland, Björn; Zentgraf, Karen

Goethe-Universität Frankfurt

EINLEITUNG

Der datenbasierte Einsatz eines Monitoring-Verfahrens zur Einschätzung der individuellen Leistungsbereitschaft (LB) ist in der Praxis weit verbreitet (Mercer et al., 2022). Diese Verfahren zeichnen sich jedoch durch eine enorme Heterogenität aus wodurch sich auf individueller Ebene oft keine zuverlässigen Aussagen treffen lassen (Harry et al., 2024). Vor diesem Hintergrund zielte die vorliegende Untersuchung darauf ab, den Einfluss der externen Belastung des Vortags auf die tagesaktuelle LB auf individueller Ebene zu analysieren.

METHODE

Über ein Tracking-System (Catapult Sports©) wurde die externe Belastung (Player Load, PL) von neun Basketballprofis während des Balltrainings (Wettkampfsaison, August bis Februar) aufgezeichnet. Zur Einschätzung der LB am Folgetag wurden vor jedem Balltraining Tests der Griffkraft, der maximalen Tappingfrequenz (TF, 5 sec), der Harmonic to Noise Ratio, des Countermovement Jump durchgeführt sowie die Kurzskala ‚Erholung und Belastung‘ eingesetzt. Alle Werte wurden abhängig vom PL des Vortags (hoch vs. niedrig, individuelle Median Splits) aufgeteilt. Zur Analyse der Unterschiede wurden für jeden Spieler drei statistische Verfahren berechnet: Bayes‘sche t-Tests prüften Mittelwertunterschiede hoch vs niedrig auf individueller Spielerebene, der Smallest Worthwhile Change (SWC, Faktor 2,0) bewertete hohe Abweichungen vom Mittelwert des jeweiligen Tests und Spielers und Assoziationsregeln (AR) untersuchten Zusammenhänge zwischen PL und den einzelnen Testergebnissen für jeden Athleten.

ERGEBNISSE

Die Bayes‘sche Analyse zeigte nur bei einem Spieler Unterschiede in der Griffkraft, während für die übrigen Spieler und Tests keine klaren Effekte nachweisbar waren. Der SWC ergab 70 auffällige Werte (28 nach hoher, 42 nach niedriger Belastung). Die AR offenbarte individuelle Muster, wobei bei acht von neun Spielern ein Zusammenhang (Lift >1) zwischen hoher Vorbelastung im PL und niedriger TF am Folgetag bestand.

DISKUSSION

Die Ergebnisse zeigen keine konsistenten, sondern individuelle Muster – unabhängig vom Auswerteansatz. Dies spricht für ein personalisiertes Monitoring und verdeutlicht den Bedarf an methodischer Weiterentwicklung, um valide individuelle Schlüsse zu ermöglichen. Der Test der TF scheint nach den Aussagen der AR am ehesten die Belastungen zu detektieren.

LITERATUR

Harry, J. R., Hurwitz, J., Agnew, C., & Bishop, C. (2024). Statistical tests for sports science practitioners: Identifying performance gains in individual athletes. Journal of Strength and Conditioning Research, 38(5), e264–e272. https://doi.org/10.1519/JSC.0000000000004727.

Mercer, R. A. J., Russell, J. L., McGuigan, L. C., Coutts, A. J., Strack, D. S., & McLean, B. D. (2022). Understanding ‘monitoring’ data-the association between measured stressors and athlete responses within a holistic basketball performance framework. PloS one, 17(6). https://doi.org/10.1371/journal.pone.0270409



B48: Interindividuelle Anpassung an Schnellkrafttraining: Einfluss des Force-Velocity-Profils und des Genotyps

Carl, Felix1; Bachmann, Philipp1; Reichert, Lukas1; Hacker, Sebastian2; Krüger, Karsten2; Zentgraf, Karen1

1Goethe-Universität Frankfurt; 2Justus-Liebig Universität Gießen

EINLEITUNG

Eine Verbesserung der Schnellkraft geht in vielen Sportarten mit einer gesteigerten sportartspezifischen Leistung einher (Suchomel et al., 2016). Zudem deuten Studien auf interindividuelle Unterschiede in der Anpassung an Schnellkrafttraining, z. B. auf Grundlage des individuellen Force-Velocity-Profils (FVP; Morin & Samozino, 2016) oder der Genetik (Alvarez-Romero et al., 2021), hin. Inwiefern beide Aspekte die Anpassung an ein Schnellkrafttraining beeinflussen, wird in dieser laufenden Studie eruiert.

METHODE

Aktuell absolvierten 21 Proband:innen (w = 10) eine 7-wöchige Schnellkraftintervention (SKI) bestehend aus Countermovement Jumps (CMJ; 120/Woche). Alle Proband:innen absolvierten vor und nach der Intervention eine FVP-Diagnostik und wurden einer Kraft- oder Geschwindigkeitsdefizit-Gruppe (FVP-Gruppe) zugeordnet. Sportbezogene Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs) wurden aus Vollblut mittels DNA-Analyse erfasst. Die Analyse erfolgte mithilfe einer 2x2 ANOVA (Zeit, FVP-Gruppe) mit der abhängigen Variable Sprunghöhe im CMJ sowie einer Spearman-Korrelation zwischen der Veränderung im CMJ und spezifischen SNPs auf Genen wie ACE, ACTN3 oder PPARA.

ERGEBNISSE

Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten Haupteffekt für Zeit (F(1,19) = 48.65, p < .001, ηp² = 0.72) und für FVP-Gruppe (F(1,19) = 7.29, p = .014, ηp² = 0.28), jedoch keinen signifikanten Interaktionseffekt (p > .05). Zudem zeigt sich ein Zusammenhang zwischen dem SNP PPARA rs4253778 und der Veränderung im CMJ (ρ = .57, p = .006), der jedoch nach Bonferroni-Korrektur zur Anpassung an multiples Testen als nicht signifikant erachtet wird (korrigiertes α = .002).

DISKUSSION

Die Ergebnisse des aktuellen Standes der Untersuchung induzieren, dass alle Proband:innen, zunächst unabhängig der FVP-Gruppe, ihre Sprunghöhe im CMJ durch eine systematische SKI steigern konnten. Zudem könnte eine positive CMJ-Veränderung in Zusammenhang mit PPARA rs4253778 stehen. PPARA rs4253778 beeinflusst z. B. die muskuläre Energieversorgung und könnte so die individuelle Trainingsanpassung modulieren.

LITERATUR

Alvarez-Romero, J., Voisin, S., Eynon, N., & Hiam, D. (2021). Mapping robust genetic variants associated with exercise responses. International Journal of Sports Medicine, 42(1), 3–18.

Morin, J. B., & Samozino, P. (2016). Interpreting power-force-velocity profiles for individualized and specific training. International Journal of Sports Physiology and Performance, 11(2), 267–272.

Suchomel, T. J., Nimphius, S., & Stone, M. H. (2016). The Importance of muscular strength in athletic performance. Sports Medicine, 46(10), 1419–1449.



B52: Effekte eines prähabilitativen Trainings vor Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes auf die Extensionsfähigkeit des Kniegelenks – eine einfach-verblindete, randomisiert kontrollierte Studie

Abel, Rebecca1; Niederer, Daniel2; Offerhaus, Christoph3; Glowa, Alexander4; Hansen, Niklas1; Wilke, Christiane1

1Deutsche Sporthochschule Köln; 2Goethe-Universität Frankfurt; 3Universität Witten/ Herdecke, Sana Dreifaltigkeitskrankenhaus Köln; 4PhysioSport PACE GmbH, Köln

EINLEITUNG

Das Ziel der Studie war der Vergleich der Wirksamkeit eines individuell anpassbaren, angeleiteten, Kriterien gestützten Prähabilitationsprogramms (IG) mit einem eigenständig durchgeführten Heimtraining (VG) vor Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes (VKB) im Hinblick auf die prä- und postoperative Extensionsfähigkeit des Kniegelenks.

METHODE

Teilnehmende (TN) im Alter von 16 bis 60 Jahren mit einer einseitigen VKB-Ruptur und geplanter VKB-Rekonstruktion mit einem Hamstrings- oder Quadrizeps-Sehnenautograft wurden rekrutiert und block-randomisiert zugewiesen (IG oder VG). Das aktive Bewegungsausmaß des Kniegelenks wurde an sieben Messzeitpunkten mittels Goniometer erhoben (Anamnese (t1), 1-7 Tage vor OP (t2), am OP-Tag (t3) sowie 30 (t4), 60 (t5), 90 (t6) und 180 (t7) Tage postoperativ). Lineare gemischte Modelle basierend auf den Veränderungswerten seit der Anamnese wurden nach der Imputation fehlender Werten berechnet.

ERGEBNISSE

N = 114 TN (MAlter = 31.03 Jahre, SD = 10.30, 47 % männlich, 53 % weiblich) wurden analysiert. Die Interaktion Gruppe x Zeit zeigte keine signifikanten Ergebnisse, jedoch konnte das Extensionsdefizit in der IG präoperativ (t1 zu t2) verringert werden, während es in der VG größer wurde (vgl. Tab. 1, siehe Abstractbuch)

DISKUSSION

Ein postoperatives Extensionsdefizit steht in Zusammenhang mit der präoperativen Extensionsfähigkeit (Mauro et al., 2008), was die Relevanz der effektiven Reduktion eines präoperativen Extensionsdefizits betont. Da beim angeleiteten Training im Vergleich zum eigenständigen Training eine qualitativ hochwertige Bewegungsausführung durch eine:n Therapeut:in sichergestellt werden kann, ist dieses zur Reduktion eines Extensionsdefizits besonders geeignet.

LITERATUR

Mauro, C. S., Irrgang, J. J., Williams, B. A., & Harner, C. D. (2008). Loss of extension following anterior cruciate ligament reconstruction: analysis of incidence and etiology using IKDC criteria. Arthroscopy: The Journal of Arthroscopic & Related Surgery, 24(2), 146–153.



B54: Die Rolle der Stuhlkonstruktion in der zahnärztlichen Ergonomie: Kinematische Analyse und ergonomische Risikobewertung von Bewegungsabläufen

Ohlendorf, Daniela1; Holzgreve, Fabian1; Preuß, Jasmin1; Erbe, Christina2; Wanke, Eileen M.1; Brüggmann, Dörthe1; Groneberg, David A.1; Maurer-Grubinger, Christian1

1Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Goethe-Universität Frankfurt; 2Abteilung für Kieferorthopädie, Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz

EINLEITUNG

An Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) sind in der Zahnmedizin 68-100 % der Behandelnden betroffen, vor allem in den Regionen unterer Rücken, Schultern und Nacken (Ohlendorf et al., 2020). Ursache sind häufige ungünstige und statische Zwangshaltungen. Diese Studie untersucht den Einfluss von fünf Stuhltypen bei zahnärztlicher Tätigkeit mittels kinematischer Analyse und der anschließenden Einstufung dieser durch das Rapid Upper Limb Assessement (RULA).

METHODE

Es nahmen 22 (14w/8m) rechtshändige Zahnärzt:innen (M = 32.9, SD = 8.9 Jahre) mit einer Berufserfahrung von M = 7.5 (SD = 9.6) Jahren an der Studie teil. Mit dem inertialen Messsystem Xsens Awinda wurden kinematische Daten während der Durchführung zahnmedizinischer Tätigkeiten an einem Phantomkopf erfasst. Die kinematischen Daten wurden in ein kontinuierliches RULA-Schema konvertiert (Maurer-Grubinger et al., 2021). Anschließend wurden statistische Methoden zum Vergleich der RULA-Scores der Stühle oder der Gelenkwinkelverläufe (statistical parametric mapping, SPM samt Cohen‘s d) verwendet. Das Signifikanzniveau lag bei p ≤ .05.

ERGEBNISSE

Die RULA-Analyse zeigte bei allen getesteten Arbeitsstühlen ein erhöhtes ergonomisches Risiko (RULA ≥ 5), jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den Stühlen. Die SPM-Analyse ergab signifikante Unterschiede beim relativen Auftreten der Gesamtgelenkwinkel: zwischen Stuhl 1 und 5 (p ≤ .03 für Schulter links, Flexion-Extension), Stuhl 2 und 4 (p ≤ .03 für Schulter rechts, Flexion-Extension), Stuhl 1 und 3 (p ≤ .03 für Rumpf rechts, Flexion-Extension; p ≤ .04 für Rumpf, Lateralflexion; p ≤ .05 für Ellbogen links, Flexion-Extension), Stuhl 3 und 4 (p ≤ .05 für Schulter links, Flexion- Extension; p ≤ .01 für Schulter rechts, Flexion-Extension) sowie zwischen Stuhl 2 und 3 (p ≤ .05 für Ellbogen links, Flexion-Extension). Die Effektstärken von Cohen's d liegen zwischen 0.63 und 0.85.

DISKUSSION

Die Wahl des Arbeitsstuhls hat keinen signifikanten Einfluss auf das RULA-Risiko der oberen Extremität – es war über alle Stühle hinweg vergleichbar hoch. Die Analyse der Gelenkwinkel zeigte beim Ghopec-Stuhl (Stuhl 3) tendenziell größere Auslenkungen, jedoch ohne konsistenten Trend und klinische Relevanz. Die Ergebnisse betonen das potenzielle Risiko der zahnärztlichen Arbeitshaltung für Muskel-Skelett-Erkrankungen, bei untergeordneter Bedeutung der Stuhlergonomie.

LITERATUR

Maurer-Grubinger, C., Holzgreve, F., Fraeulin, L., Betz, W., Erbe, C., Brueggemann, D., Wanke, E. M., Nienhaus, A., Groneberg, D. A, & Ohlendorf, D., (2021). Combining Ergonomic Risk Assessment (RULA) with Inertial Motion Capture Technology in Dentistry-Using the Benefits from Two Worlds. Sensors, 21(12), 4077.

Ohlendorf, D., Naser, A., Haas, Y., Haenel, L., Fraeulin, L., Holzgreve, F., Erbe, C., Betz, W., Wanke, E. M., Brueggemann, D., Nienhaus, A., & Groneberg, D. A. (2020). Prevalence of Musculoskeletal Disorders among Dentists and Dental Students in Germany. Int J Environ Res and Public Health, 17(23), 8740.



B56: Nachhaltigerer Sport durch den Fokus auf die Ökoeffektivität

Schneider, André

Hochschule Mittweida

EINLEITUNG

Eine besondere Herausforderung für die Sportbranche stellt der notwendige Wandel von einer bisherigen ressourcenaufbrauchenden und rückgewinnungsarmen Produkt- und Servicepolitik hin zu einem umweltfreundlicheren Wertschöpfungsnetzwerk dar. Viele der in der Wissenschaft und Praxis diskutierten nachhaltigkeitsorientierten Ansätze konzentrieren sich jedoch auf die Ökoeffizienz, d. h. einer reinen Schadensreduktion, Einsparungen an Rohstoffen und Energie sowie deren Nutzung (Schneider & Uhlig, 2023). Der Cradle-to-Cradle-Ansatz verfolgt hingegen das Ziel der Ökoeffektivität, indem dieser in einem technischen und biologischen Kreislauf, schadstofffreie und umweltverträgliche Materialien einsetzt und damit Produkte und auch Serviceprozesse erzeugt, die unbedenklich für Gesundheit und Umwelt sind (Braungart & McDonough, 2012).

METHODE

Der konzeptionelle Beitrag stellt den Ansatz der Ökoeffizienz, dem der Ökoeffektivität gegenüber. Neben einer Gegenüberstellung von Vor- und Nachteilen, werden die Treiber einer Transformation hin zu ökoeffektiveren Wertschöpfungsmodellen aufgezeigt und anhand von Fallbeispielen verschiedener Akteure des Sport-Ökosystems diskutiert.

ERGEBNISSE

Cradle-to-Cradle stellt einen geeigneten Ansatz zur Steigerung der Nachhaltigkeit im Sport-Ökosystem dar. Wichtige Treiber einer Transformation hin zu einem ökoeffektiven System sind: die Neuausrichtung von Wertschöpfungsketten (von linear zu circular) sowie kreislauffähiges Service- und Produktdesign (Schneider & Uhlig, 2023), der Einsatz erneuerbarer Energien (Braungart & McDonough, 2012); angepasstes Konsum- und Nutzungsverhalten der Akteure (Borrello et al., 2017); die Etablierung von Sharing-Ansätzen (Kim & Lee, 2022).

DISKUSSION

Ökoeffizienz und Ökoeffektivität schließen sich als Ansätze für einen nachhaltigen Sport nicht aus, sondern ergänzen sich. Jedoch ist der Effekt der Ökoeffizienz begrenzt, da selten eine vollständige Reduzierung bzw. Vermeidung von Ressourcenverbräuchen möglich ist. Die Ökoeffektivität hingegen ermöglicht durch Kreislaufprozesse und ein intelligentes Service- und Produktdesign der gesamten Value Chain ein nachhaltiges Wachstum im Sport.

LITERATUR

Borrello, M., Caracciolo, F., Lombardi, A., Pascucci, S., & Cembalo, L. (2017). Consumers‘ Perspective on Circular Economy Strategy for Reducing Food Waste. Sustainability, 9(1), 1–18, 141.

Braungart, M., & McDonough, W. (2012). Einfach intelligent produzieren: Cradle to Cradle: Die Natur zeigt, wie wir die Dinge besser machen können, (7. Aufl.). Piper.

Kim, S., & Lee, K. (2022). Influence of the Characteristics of Sports Sharing Economy Services on Intention of Use: The Mediating Effect of Consumer Attitude and Trust. Social Sciences, 11(2), 57.

Schneider, A., & Uhlig, S. (2023). Von der Ökoeffizienz zur Ökoeffektivität: Ansätze einer nachhaltigeren Transformation von servicebasierten Geschäftsmodellen in der Eventbranche. In M. Bruhn & K. Hadwich (Hrsg.), Gestaltung des Wandels im Dienstleistungsmanagement Band 1: Innovationsperspektive–Digitalisierungsperspektive–Nachhaltigkeitsperspektive (S. 545–565), Springer.



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B61: „Wir sind auch normal.“ – Leben und Sport mit Hämophilie (zurückgezogen)

Nauschütz, Tabea1; Theobald, Ulrich2

1Philipps-Universität Marburg; 2Pädagogische Hochschule Ludwigsburg

EINLEITUNG

Sport und Bewegung sind essenziell für körperliche und psychische Gesundheit sowie individuelle Entwicklungsprozesse (Finger et al., 2017). Der Teilhabebericht der Bundesregierung zeigt jedoch, dass u. a. Menschen mit chronischen Erkrankungen aufgrund verschiedener Barrieren seltener an Sportangeboten teilnehmen (BMAS, 2021). Auch Personen mit Hämophilie (Blutgerinnungsstörung) treiben weniger Sport als ihre Peers ohne Hämophilie (Moretti et al., 2021). Lange galt Sport wegen des Blutungsrisikos als riskant – inzwischen betont man bei adäquater Therapie jedoch seine positiven Effekte wie muskuläre Stabilität und Prävention von Folgeerkrankungen (von Mackensen et al., 2016). Ziel dieses Projekts ist es, Einblicke in die sportbezogene Lebenswelt Jugendlicher mit Hämophilie zu gewinnen und Ansätze für den Abbau von Barrieren zu entwickeln.

METHODE

Zusammen mit dem Universitätsklinikum Frankfurt/Main werden zwei Sport-Wochenenden (11/2024, 05/2025) für junge Menschen mit Hämophilie (14–30 Jahre) organisiert, auf denen verschiedene Sportarten ausprobiert werden können. An beiden Terminen werden Teilnehmende (n = 30) in Form von Gruppendiskussionen zu sportbezogenen Barrieren und Förderfaktoren befragt. Die Gespräche werden mit Hilfe der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz und Rädiker (2024) ausgewertet.

ERGEBNISSE

Das Poster zeigt die Ergebnisse der Gruppendiskussionen beider Termine anhand eines Kategoriensystems zu Barrieren und Förderfaktoren. Eine Differenzierung nach Sportarten erfolgt nicht, da die Fallzahlen gering und die Perspektiven explorativ sind. Die Analyse verdeutlicht: Alter, Lebensumstände und körperliche Verfassung beeinflussen die Wahrnehmung sportbezogener Barrieren (z. B. eingeschränkter Schulsport) und Förderfaktoren (z. B. unterstützende Lehrkräfte). Diese Aspekte sind spezifisch für junge Menschen mit Hämophilie und sollten bei der Entwicklung inklusiver Sportangebote berücksichtigt werden.

LITERATUR

Bundesministerium für Arbeit und Soziales (Hrsg.). (2021). Dritter Teilhabebericht der Bundesregierung über die Lebenslagen von Menschen mit Beeinträchtigungen. Teilhabe – Beeinträchtigung – Behinderung. Abruf von https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/a125-21-teilhabebericht.pdf?__blob=publicationFile&v=7.

Finger, J. D., Manz, K., Krug, S., & Mensik, G. B. (2017). Epidemiologie der körperlichen Aktivität und Inaktivität. In W. Banzer (Hrsg.), Körperliche Aktivität und Gesundheit. Präventive und therapeutische Ansätze der Bewegungs- und Sportmedizin. Springer.

Kuckartz, U., & Rädiker, S. (2024). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Umsetzung mit Software und künstlicher Intelligenz, (6. Auflage). Beltz Juventa.

Moretti, L., Bizzoca, D., Buono, C., Ladogana, T., Albano, F., & Moretti, B. (2021). Sports and Children with Hemophilia: Current Trends. Children, 8(11).

von Mackensen, S., Harrington, C., Tuddenham, E., Littley, A., Will, A., Fareh, M., Hay, C. R. M., & Khair, K. (2016). The impact of sport on health status, psychological well-being and physical performance of adults with haemophilia. Haemophilia, 22(4), 521–530.



B62: Inklusiver Sportunterricht für Schüler:innen mit chronischer Erkrankung: ein Scoping Review

Theobald, Ulrich1; Mayer, Jochen2; Giese, Martin1

1Philipps-Universität Marburg; 2Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd

EINLEITUNG

Die Planung und Durchführung von Sportunterricht für Schüler:innen mit chronischen Erkrankungen(cE) ist herausfordernd. Mit Blick auf Kinder und Jugendliche mit Bedarf an sonderpädagogischerUnterstützung stellen Schüler:innen mit einer chronischen körperlichen oder psychischen Erkrankung eine äußerst heterogene Untergruppe dar. Abhängig von der jeweiligen gesundheitlichen Disposition können individuelle körperliche, psychische und motivationale Voraussetzungen sehr verschieden sein (Vickerman & Maher, 2019). Manche Schüler:innen können am Unterricht in einer allgemeinen Schule teilnehmen, andere sind auf „Schulen für Kranke“ oder alternative Settings angewiesen (Maher et al., 2025).

METHODE

Ein diversitätssensibler Zugang zu Sportunterricht für Schüler:innen mit cE muss die unterschiedlichen individuellen Potenziale berücksichtigen, um gehaltvolle Bildungserfahrungen zu ermöglichen (Giese & Weigelt, 2015) und Lernerfahrungen in unterschiedlichen Domains anzubahnen (Theobald, 2021). Aus diesem Grund wurde im Rahmen eines Scoping Literaturreviews der einschlägige Literaturkorpus in diesem Bereich aufgearbeitet, um den aktuellen Forschungsstand sowie etwaige Wissenslücken zu skizzieren. Dazu wurden die Datenbanken PubMed, PsycInfo, SportDiscus und ERIC systematisch nach Literatur durchsucht. Der Forschungsstand wurde thematisch zusammengefasst und kartiert.

ERGEBNISSE

Der Schwerpunkt aktueller Forschung zu Sportunterricht für Schüler:innen mit cE liegt auf einzelnen Krankheits- und Störungsbildern sowie den positiven Auswirkungen körperlicher Aktivität. Studien zu pädagogischen und didaktischen Konzepten oder zu relevanten Kompetenzen seitens der Lehrkräfte sind in der Unterzahl.

DISKUSSION

Zukünftige Forschungsvorhaben sollten daran ausgerichtet sein, die genannten Forschungslücken im pädagogischen und didaktischen Bereich zu schließen.

LITERATUR

Giese, M., & Weigelt, L. (Hrsg.). (2015). Inklusiver Sportunterricht in Theorie und Praxis. Meyer & Meyer.

Maher, A. J., Quarmby, T., Hooper, O., Wells, V., & Slavin, L. (2025). Physical education in alternative provision schools: A case of spatial (in)justice? British Educational Research Journal, 51(1). https://doi.org/10.1002/berj.4064

Theobald, U. (2021). Kompetenzorientierter Sportunterricht für Schülerinnen und Schüler mit motorischen Beeinträchtigungen. Zeitschrift für Heilpädagogik, 72(11), 580–591.

Vickerman, P. & Maher, A. (2019). Teaching Physical Education to Children with Special Educational Needs and Disabilities (2nd. edition). Routledge.



B64: Tanz und Wirkung - Das sportpädagogische Projekt StuDance ProSchool

Weiß, Kathrin; Kirsch, Silke

Universität Augsburg

EINLEITUNG

Die tanzwissenschaftliche Forschung attestiert dem Komplex Tanz im Kontext Schule unter anderem eine hohe Effizienz bei der Förderung kultureller Bildungsimpulse, der Verbesserung des Klassen- und Schulklimas und eine Stärkung des allgemeinen Selbstkonzepts. Dabei bedient Tanz viele Kompetenzfacetten, die nur schwerlich durch andere Unterrichtsinhalte abgedeckt werden können (Conzelmann et al., 2011; Keuchel, 2013). Trotz der positiven Wirkungen von Tanz in der Schule ist dieser Bereich allerdings immer noch wenig im Sportunterricht präsent. Dieser Herausforderung stellt sich das Institut für Sportwissenschaft der Universität Augsburg im Rahmen der Sportlehrkräfteausbildung mit dem sportpädagogischen Projekt StuDance ProSchool.

METHODE

Aus den Ergebnissen qualitativer Interviews vorangegangener Projekte ergibt sich für vorliegende empirische Studie die Zielstellung, Veränderungen des Wohlbefindens sowie des physischen Selbstkonzepts der Schülerinnen und Schüler während der Projektteilnahme zu überprüfen. Hierzu wird eine Fragebogenerhebung im Prä-Posttest-Design durchgeführt. Als Erhebungsinstrument kommen Skalen zum Wohlbefinden (KINDL-R, Ravens-Sieberer & Bullinger, 1998) sowie zum Physischen Selbstkonzept (Stiller et al., 2011) zum Einsatz. Die Stichprobe setzt sich aus N = 189 (Klasse 5-10; MAlter = 13.5 Jahre; 21 % männlich, 79 % weiblich) Schülerinnen und Schülern zusammen.

ERGEBNISSE

Die Ergebnisdaten attestieren in Bezug auf das Wohlbefinden dem Selbstwert und dem schulischen Wohlbefinden sowie in Bezug auf das physische Selbstkonzept der Ausdauer und der allgemeinen körperlichen Leistungsfähigkeit eine signifikante Mittelwertsteigerung von Prä- zu Posttest.

DISKUSSION

Aus den Erkenntnissen der empirischen Studie sowie zu Grunde liegender theoretischer Auseinandersetzungen werden Implikationen für die Praxis abgeleitet, die auf die Förderung schwer abdeckbarer Kompetenzfacetten sowie auf die Schaffung innovativer Gelegenheiten zur langfristig positiven Persönlichkeitsweiterentwicklung durch Tanzprojekte abzielen.

LITERATUR

Conzelmann, A., Schmidt, M., & Valkanover, S. (2011). Persönlichkeitsentwicklung durch Schulsport. Theorie, Empirie und Praxisbausteine der Berner Interventionsstudie Schulsport (BISS). Huber.

Keuchel, S. (2013). Kulturelle Teilhabe junger Menschen in der zeitlichen perspektive. Ergebnisse aus dem 2. Jugend-KulturBarometer. In Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) Referat Kulturelle Bildung. Perspektiven der Forschung zur kulturellen Bildung. Dokumentation der Fachtagung am 6. Und 7. Juni 2013 in Berlin. (S. 77–79). Werbeproduktion Bucher.

Ravens-Sieberer, U., & Bullinger, M. (1998). Assessing health-related quality of life in chronically ill children with the German KINDL: First psychometric and content analytical results. Quality of Life Research, 7(5), 399–407. https://doi.org/10.1023/A:1008853819715

Stiller, J., Würth, S., & Alfermann, D. (2004). Die Messung des physischen Selbstkonzepts (PSK). Zeitschrift Für Differentielle Und Diagnostische Psychologie, 25(4), 239–257. https://doi.org/10.1024/0170-1789.25.4.239



B66: Zwischen Schule und Sport: Zeitaufwendungen und Motivationsunterschiede von Nachwuchsleistungssportler:innen

Walter, Melina; Niehues, Maike

Universität Hamburg

EINLEITUNG

Nachwuchsleistungssportler:innen stehen vor der Herausforderung, eine duale Karriere erfolgreich zu bewältigen (Lupo et al., 2012). Bisherige Studien zeigen, dass Individualsportler:innen eine geringere akademische, aber ähnliche athletische Motivation haben und mehr trainieren als Teamsportler:innen, wobei sich die Trainingszeiten und Motivation zwischen den Geschlechtern nicht unterscheiden (Lupo et al., 2012; Baron-Thiene, 2014). Diese Studie analysiert geschlechts- und sportartenspezifische Unterschiede in den Zeitaufwendungen und der Motivation im sportlichen und schulischen Bereich.

METHODE

In einer schriftlichen Befragung wurden bei N = 340 leistungssportlich aktiven Sportler:innen (MAlter = 16.93 Jahre, 42 % weiblich) die wöchentliche Zeitinvestition für schulische Aufgaben und Training, die Wettkampfanzahl der letzten 12 Monate, das Geschlecht, die Sportart sowie die akademische und athletische Motivation erfasst. Es wurden t-Tests und Pearson-Korrelationen berechnet.

ERGEBNISSE

Individualsportler:innen investierten signifikant mehr Zeit ins Training als Teamsportler:innen (p < .001, d = 0.40). Sportlerinnen wendeten signifikant mehr Zeit für schulische Aufgaben auf als Sportler (p < .001, d = -0.68). Außerdem zeigte sich eine höhere Wettkampfdichte in den Teamsportarten im Vergleich zu den Individualsportarten (p < .001, d = -1.23). Die Analyse der akademischen Motivation zeigte, dass Sportlerinnen höhere Werte aufwiesen (p < .001, d = -0.40), während sich Sportler im Geschlechtervergleich (p = .034, d = 0.24) und Teamsportler:innen im Sportartenvergleich (p < .001, d = -0.50) athletisch motivierter zeigten. Zudem korrelierten die akademische Motivation und die Zeitaufwendungen für schulische Aufgaben (p < .001, r = .26) sowie die athletische Motivation und die Zeitaufwendungen für das sportliche Training (p < .001, r = .20) und die Anzahl der Wettkämpfe (p < .001, r = .22).

DISKUSSION

Die Unterschiede in den Zeitaufwendungen stimmen mit den bisherigen Befunden überein, während die Ergebnisse zur akademischen und athletischen Motivation im Widerspruch dazu stehen. Diese Differenzen könnten auf unterschiedliche kulturelle Einflüsse zurückzuführen sein. Zukünftige Studien sollten Clusteranalysen nutzen, um unterschiedliche Motivationsprofile detaillierter zu untersuchen. Diese sind für die adäquate Auswahl von Unterstützungsmaßnahmen für Nachwuchsleistungssportler:innen besonders wertvoll.

LITERATUR

Baron-Thiene, A. (2014). Das Dropout-Phänomen: Eine Untersuchung an Eliteschulen des Sports in Sachsen. Universität Leipzig, Leipzig.

Lupo, C., Tessitore, A., Capranica, L., Rauter, S. & Doupona Topic, M. (2012). Motivation for a dual-career: Italian and Slovenian student-athletes. Kinesiologia Slovenica, 18(3), 47–56.



B72: Netzwerkanalyse im studentischen Gesundheitsmanagement: Kommunikation als Schlüssel für Vielfalt und Nachhaltigkeit

Kubin, Nathalie1; Dr. Preuß, Manuela1; Dr. Preuß, Peter1; Prof. Dr. Renner, Robert2

1Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn; 2Hochschule Rhein-Waal

EINLEITUNG

Obwohl das Studentische Gesundheitsmanagement (SGM) an Hochschulen an Relevanz gewinnt, fehlt es bislang an fundierten Analysen zur Struktur hochschulinterner Kommunikationsprozesse. Kommunikation gilt jedoch als zentrale Voraussetzung, um nachhaltige Strukturen zu etablieren und Vielfalt zu fördern. Gerade im Bereich der Gesundheitsförderung können strukturierte Kommunikationsprozesse dazu beitragen, bedarfsgerechte Angebote für Studierende wirksam zu gestalten. Hochschulen übernehmen damit sowohl eine Bildungs-, als auch eine gesundheitsbezogene Sozialisationsfunktion. Hieraus ergibt sich folgende Fragestellung: Welche Akteur:innen an der Universität Bonn spielen eine zentrale Rolle im Bereich des SGMs? Wie wird kommuniziert – und was kann optimiert werden?

METHODE

Zur Beantwortung dieser Fragestellungen wurde eine explorative Netzwerkanalyse als Querschnittstudie durchgeführt – angelehnt an das methodische Vorgehen von Bachert et al. (2021). Anhand semistrukturierter Interviews mit 18 von 23 identifizierten internen Akteur:innen wurden deren Kommunikationsbeziehungen im Kontext des SGMs an der Universität Bonn erfasst. Die Auswertung erfolgte mithilfe von EXCEL, SPSS, UCINET 6 und GEPHI.

ERGEBNISSE

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass neben dem Universitären Gesundheitsmanagement (UGM) der Hochschulsport im Netzwerk des SGMs eine zentrale Rolle einnehmen und die Häufigkeit sowie Struktur der Kommunikationsbeziehungen von Bedeutung sind. Eine Netzwerkkarte und Kenngrößen identifizieren hier Schwachstellen. 14 thematische Schwerpunkte, allen voran Studienberatung und Stressbewältigung, wurden hinsichtlich ihrer Relevanz für die Studierendengesundheit von den Befragten priorisiert. Auf Grundlage der Ergebnisse wurden Handlungsempfehlungen entwickelt, die Vielfalt und nachhaltige Maßnahmen unter Berücksichtigung von Sport und Gesundheit fördern.

DISKUSSION

Die Ergebnisse verdeutlichen: Effektive Kommunikationsstrukturen sind unerlässlich für nachhaltige und vielfältigkeitsfördernde Gesundheitsmaßnahmen. Netzwerkanalysen dienen der strukturellen Bewertung an Hochschulen, da sie neben Aktivitäten auch Veränderungen erfassen. Die Identifikation zentraler Akteur:innen und Kommunikationslücken stärkt die Steuerung im Netzwerk. Ein ganzheitlich vernetztes UGM bildet so eine Grundlage zur Förderung des sozialen Aspekts der Nachhaltigkeit.

LITERATUR

Bachert, P., Wäsche, H., Albrecht, F., Hildebrand, C., Kunz, A. M., & Woll, A. (2021). Promoting students' health at university: Key stakeholders, cooperation, and network development. Frontiers in Public Health, 9. https://doi.org/10.3389/fpubh.2021.680714



B74: Empowerment of women with the aim of a sustainable society: ”The spirit of no one behind”

Sone, Junya

Osaka University Health and Sport Sciences, Japan

INTRODUCTION

Misogynistic comments by the former president of the 2021 Tokyo Olympics and the Olympics Creative Director garnered criticism as a gender discrimination issue. These incidents exposed the reality of the misogyny and lack of recognition of the dignity of others in Japanese sports. To address this issue of female empowerment through sports education, the present study aimed to demonstrate the relationship concept in Makiguchi’s value-creation theory and consider how sports education can foster solidarity.

METHODS

Semi-structured interviews were conducted in October 2023 using a version of the phenomenological approach by Hirose (1992). The subjects were two women’s baseball players (24 & 27). The results were analyzed using hermeneutic text analysis and differentiated into three categories: 1) a relationship that makes us display an attitude of aesthetic reaction, 2) a relationship that makes us adopt an attitude of profitable reaction, and 3) a relationship that makes us take an attitude of international or practical reaction. This is Makiguchi’s method of emphasizing the science of inner life as applied science focused on value creation to find the laws of cause and effect.

RESULTS

Both athletes expressed their feelings of joy, happiness and interest in sports. They also described situations and self-perceptions in which they experienced profitable reaction. In relation to others and the competitive environment, statements were made regarding undesired competition and rivalry as well as strategies of sports education to deal with corporal punishment. Detailed quotes are presented at the conference.

DISCUSSION

In the results, sports education as an opportunity for feelings of joy and happiness is the value of beauty expressed by Makiguchi. Makiguchi sees additional value in recognizing oneself as working hard and strong enough to live and see one’s own mental and physical health through sports education. This is found in the “2020 Beauty is #NOCOMPETITION” declaration, highlighting undesired competition. Sports education needs to undergo a paradigm shift towards the dignity of life. Here, experience of contacts and interactions can be a starting point for experiencing solidarity (Isidori, 2015). Through sports education, people can perceive the effort being undertaken by oneself and others and lead a life that recognizes the presence of and empathizes with others. Shifting one’s mind-set to solidarity and the empowerment of women will contribute to the realization of a sustainable and peaceful environment.

LITERATURE

Ikeda, D. (2020). 2020 Peace Proposal: Toward Our Shared Future: Constructing an Era of Human Solidarity. Soka Gakkai International.

Isidori, E. (2015). Sport Pedagogy and Well-Being: A Phenomenological Approach. International Journal of Social Science and Humanities Research, 3(4), 1–6.

Hirose, H. (1992). A study of an application of phenomenological approach in nursing research: Focusing on the process of the development of a phenomenological analysis method for interpreting nurse counseling. Journal of the Japanese Academy of Nursing Science, 12(2), 45–57.

Makiguchi, T. (1964). The Philosophy of Value, Translated by Translation Division Overseas Bureau, Seikyo Press Tokyo.



B76: Entwicklung bedarfsgerechter Bewegungsangebote im Betreuten Wohnen – Ergebnisse einer qualitativen Bedarfsanalyse

Maier, Leonie; Krafft, Jelena; Bergmann, Matteo; Krell-Roesch, Janina; Woll, Alexander; Barisch-Fritz, Bettina

Karlsruher Institut für Technologie

EINLEITUNG

Mit beginnender Pflegebedürftigkeit nimmt bei älteren Personen die allgemeine Leistung sowie die Fähigkeit der Ausübung von Aktivitäten des täglichen Lebens progredient ab. Um diesem Prozess entgegenzuwirken, müssen für vulnerable Zielgruppen wie Personen im Betreuten Wohnen bedarfsgerechte Bewegungsprogramme entwickelt werden, die dem Abbau der Leistungs- und Alltagsfähigkeit entgegenwirken. Im Rahmen des Projekts wird ein multimodales Bewegungsprogramm für Senior:innen im Betreuten Wohnen entwickelt, evaluiert und implementiert. Ziel dieser Untersuchung ist es, auf Basis einer qualitativen Bedarfsanalyse, die sich am Consolidated Framework for Implementation Research (CFIR) orientiert, eine erfolgreiche Implementierung in die Versorgung zu forcieren.

METHODE

Im Rahmen der Bedarfsanalyse werden drei Fokusgruppen mit Senior:innen aus dem Setting Betreutes Wohnen durchgeführt. Die Leitfäden beinhalten Fragen zu möglichen Inhalten von Bewegungsprogrammen, Barrieren und Förderfaktoren bei der Umsetzung sowie zur allgemeinen Einstellung der Teilnehmer:innen in Bezug auf Bewegungsförderung. Der Aufbau der Interviewleitfäden orientiert sich dabei an den Domänen des CFIR, zugeschnitten auf die erwartete Expertise der Zielgruppe (Domänen Senior:innen: „innovation“, „inner setting“, „individuals“ und „outer setting“). Es wird eine Teilnehmer:innenzahl von sechs bis acht Personen pro Fokusgruppe angestrebt, insgesamt wird eine Teilnehmer:innenzahl von 18 angestrebt. Zum jetzigen Zeitpunkt wurden bereits zwei Fokusgruppen mit jeweils sechs Teilnehmer:innen durchgeführt. Die Auswertung erfolgt in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz, unterstützt durch die Auswertungssoftware MAXQDA (Kuckartz, 2018).

ERGEBNISSE

Die erwarteten Ergebnisse in Bezug auf die Bedürfnisse und Bedarfe von Senior:innen sollen dazu beitragen, die Entwicklung und Implementierung eines multimodalen Bewegungsprogramms im Betreuten Wohnen vorzubereiten und zu gewährleisten. Die Ergebnisse werden in das CFIR eingeordnet und beziehen sich inhaltlich auf die Domänen „inner setting“, „outer setting“, „implementation process“, „innovation“ und „individuals“.

DISKUSSION

Die Ergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse für die zukünftige Entwicklung und Implementierung weiterer Interventionen und Projekte. Außerdem bieten die Ergebnisse eine gute Grundlage für die weitere Ausgestaltung der Intervention.

LITERATUR

Kuckartz, U. (2018). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Beltz Juventa.



B78: Wie inhaftierte Frauen Sport im Gefängnis erleben: Ein systematisches Review qualitativer Studien

Müller, Johannes1; Norman, Mark2; Meek, Rosie3; Mutz, Michael4

1Universität Wien, Österreich; 2St. Francis Xavier University, Canada; 3Royal Holloway University of London, UK; 4Justus-Liebig Universität Gießen

EINLEITUNG

Weltweit sind aktuell über 740.000 Frauen in Gefängnissen inhaftiert (Fair & Walmsley, 2022). Genauso wie in Männergefängnissen ist Sport auch in Frauengefängnissen in den meisten Ländern ein Bestandteil des Haftalltags. Die bisherige sportsoziologische Forschung zum Gefängnissport hat sich jedoch primär auf die männliche Gefängnispopulation konzentriert. Vor diesem Hintergrund befasst sich dieser Beitrag mit Sport in Frauengefängnissen und geht der Frage nach, wie inhaftierte Frauen Sport im Gefängnis erleben und welche Bedeutungen sie Sport beimessen.

METHODE

Die Untersuchung wurde als systematisches Literaturreview qualitativer Studien konzipiert, die zwschen 2000 und 2024 veröffentlicht wurden. Die prozessuale Studienauswahl wurde nach PRISMA durchgeführt (Moher et al., 2015). Durch systematische Literaturrecherche in den Datenbanken Web of Science, ERIC und SURF haben wir N = 13 qualitative Studien identifiziert, die unsere Einschlusskriterien erfüllten. Die Auswertung der aus den Studien extrahierten Daten erfolgte auf der Grundlage einer Inhaltsanalyse.

ERGEBNISSE

Auf übergeordneter Ebene zeigt unsere vergleichende Analyse, dass inhaftierte Frauen den Sport im Gefängnis unterschiedlich wahrnehmen. Einerseits erleben einige Insassinnen den Sport äußerst positiv, da sie a) im Sport gesundheitsfördernde Erfahrungen machen, b) der Sport ihnen hilft, die Belastungen der Haft zu bewältigen und c) sie im Sport selbstwertstärkende Erfahrungen machen und eine persönliche Entwicklung wahrnehmen. Sport erweist sich somit in einigen Fällen als positiver Erfahrungsraum. Andererseits wird Sport von inhaftierten Frauen mitunter negativ erlebt, da sie a) zwischenmenschliche und emotionale Spannungen erfahren, b) die Teilnahme am Sport körperbezogene Ängste und Sorgen auslöst und c) sie oftmals einen Sport nach männlichen Vorstellungen akzeptieren müssen. Sport erweist sich daher in einigen Fällen auch als negativer Erfahrungsraum.

DISKUSSION

Unser Review zeigt, dass inhaftierte Frauen den Sport im Gefängnis deutlich negativer erleben als Männer (Müller & Mutz, 2019) und liefert gleichzeitig Anhaltspunkte, für die in früheren Studien berichtete, geringe Sportbeteiligung inhaftierter Frauen.

LITERATUR

Fair, H., & Walmsley, R. (2022). World female imprisonment list. London, UK: Institute for Crime and Justice Policy Research.

Moher, D., Shamseer, L., Clarke, M., Ghersi, D., Liberati, A., Petticrew, M., Shekelle, P., Stewart, L. A., & PRISMA-P Group. (2015). Preferred reporting items for systematic review and meta-analysis protocols (PRISMA-P) 2015 statement. Systematic reviews, 4, 1–9.

Müller, J., & Mutz, M. (2019). Sport im Strafvollzug aus der Perspektive der Inhaftierten: Ein systematisches Review qualitativer Forschungsarbeiten. Sport und Gesellschaft, 16(2), 181–207.



B82: Motiv-Image-Analyse von Jugendlichen im Hallenhandball: Ergebnisse einer qualitativen Studie

Hartmann, Ulrike; Boss, Martin; Wiesen, Theresa; Kleinert, Jens

Deutsche Sporthochschule Köln

EINLEITUNG

Aufgrund der gering ausgeprägten Mitgliederzahlen im Hallenhandball ist das Ziel des BISp-Projekts (in Kooperation mit dem Deutschen Handballbund), Mechanismen der Vereinspartizipation von Jugendlichen zu analysieren, um Handlungsempfehlungen abzuleiten. Theoretisch wird angenommen, dass Motive (z. B. Bedürfnisbefriedigung; Deci & Ryan, 1985) zur Vereinspartizipation in Einklang mit dem Image des Handballsports stehen müssen, damit Jugendliche für den Sport motiviert sind. Ziel der qualitativen Teilstudie ist es, die Unterschiede in vereinsbezogenen Motiven und dem Image zwischen Jugendlichen der drei Phasen der Vereinspartizipation (nicht Aktive, Aktive, nicht-mehr Aktive) zu analysieren.

METHODE

Es wurden 23 halbstrukturierte Interviews mit Jugendlichen geführt (13-18 Jahre, nicht Aktive, Aktive, nicht-mehr Aktive). Die Interviews wurden gemäß der qualitativen Inhaltsanalyse sowohl induktiv (Kuckartz, 2016) als auch deduktiv aufgrund der Theoriebildung (Gründe für/gegen Vereinspartizipation, Image Handballsport) mit MAXQDA ausgewertet.

ERGEBNISSE

Aus der induktiven Analyse ergeben sich sowohl für als auch gegen die Vereinspartizipation sechs Hauptaspekte (soziale, emotionale, körperliche, leistungsbezogene, strukturelle, sportartspezifische). Der soziale Aspekt ist sowohl bei Aktiven als auch bei nicht-mehr Aktiven und nicht Aktiven (bzgl. ihrer Sportart) am stärksten ausgebildet. Der deduktive Schritt zeigt, dass sich die theoretischen Konstrukte (z. B. Bedürfnisbefriedigung) in diesen Hauptaspekten systematisch abbilden, jedoch auch Lücken in der theoretischen Konstruktion offenbaren. Beispielsweise findet sich die Befriedigung körperlicher Bedürfnisse im Theoriemodell (Selbstbestimmungstheorie) nicht unmittelbar wieder. Während das Image von Aktiven und nicht-mehr Aktiven durch eigene Spielerfahrungen und soziale Medien geprägt ist, erhalten nicht Aktive ihr Bild über den Sport auch durch Erzählungen von Bekannten.

DISKUSSION

Die fehlende theoretische Sättigung des induktiven Kategoriensystems zeigt, dass aus theoretischer Sicht Motiv-Modelle angepasst bzw. erweitert werden müssen. Aus Sicht des Images sind zusätzlich verschiedene Phasen der Vereinspartizipation mit verschiedenen Quellen des Images verbunden. Das zeigt, welche Quellen hinsichtlich der Ansprache und Werbung von Jugendlichen besondere Relevanz haben. Die vorliegenden Ergebnisse gehen in die Konstruktion einer quantitativen Analysephase des Projekts ein und sollen abschließend zu differenzierten Handlungsempfehlungen führen.

LITERATUR

Deci, E. L. & Ryan, R. M. (1985). Intrinsic Motivation and Self-Determination in Human Behavior. Springer Science & Business Media.

Kuckartz, U. (2016). Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung (3. Aufl.). Beltz.



B84: 360°-Videos in der Sportlehrkräftebildung: Förderung des professionellen Blicks durch immersive Lernumgebungen

Brandt, Swantje; Heemsoth, Tim

Europa Universität Flensburg

EINLEITUNG

Immersiven Lernumgebungen, etwa mit 360°-Videos, wird zugesprochen, den professionellen Blick, d. h. die Fähigkeit, relevante Unterrichtssituationen zu erkennen, besonders gut fördern zu können. Insbesondere im Sportunterricht, mit seinen vielfach parallelen Handlungsabläufen, bietet sich der Einsatz von 360°Videos an. In bisherigen Studien – außerhalb des Sportunterrichts – konnte gezeigt werden, dass immersive Medien die Motivation unterstützen, aber auch eine erhöhte mentale Belastung verursachen können (Daltoé et al., 2024). Fachübergreifend fehlen jedoch Studien zur Wirkung von verschiedenen Darstellungsweisen von 360°Videos auf den professionellen Blick. Vor diesem Hintergrund untersucht der Beitrag folgende Forschungsfrage: Wie wirken sich unterschiedliche Darstellungsformate von 360°Videos auf das affektiv-kognitive Erleben (z. B. Immersion, Motivation, mentale Belastung) sowie den professionellen Blick bei Sportlehramtsstudierenden aus?

METHODE

123 Sportlehramtsstudierende wurden in einem quasi-experimentellen Design auf drei Gruppen randomisiert aufgeteilt: Sie betrachteten entweder 1. zwei parallele Standardvideos, ein 360°-Video 2. am Laptop oder 3. im VR-Headset. Dabei sollten sie relevante Ereignisse im Sportunterricht identifizieren und in einer offenen Textform benennen. Die Antworten wurden mit einem standardisierten Kodiermanual ausgewertet (vorläufiges Cohen‘s Kappa im Bereich .70 - .85). Zudem wurden nach der Intervention die Maße Immersion, Emotionen, Motivation und mentale Belastung über etablierte Likert-Skalen erhoben (.78 < α < .90).

ERGEBNISSE

Die Ergebnisse zeigen signifikante Unterschiede zwischen den Darstellungsweisen: Die Nutzung eines VR-Headsets führte zu höherer Immersion, gesteigerter Motivation und intensiverem emotionalen Erleben im Vergleich zum Standardvideo (p < .05). Nahezu alle anderen paarweisen Vergleiche sind nicht signifikant. Befunde zum professionellen Blick liegen zum Zeitpunkt der Posterpräsentation vor.

DISKUSSION

Die Befunde deuten darauf hin, dass 360°-Videos insbesondere in VR-Umgebungen das motivational-emotionale Erleben fördern können, was auch einem professionellen Blick entgegenkommen könnte (Befunde stehen hier noch aus). Der gezielte Einsatz von immersiven 360°-Videos in der Lehrkräftebildung könnte daher nicht nur die Unterrichtswahrnehmung vertiefen, sondern auch die Motivation und Professionalisierung angehender (Sport-)Lehrkräfte nachhaltig fördern.

LITERATUR

Daltoè, T., Ruth-Herbein, E., Brucker, B., Jaekel, A.-K., Trautwein, U., Fauth, B., Gerjets, P., & Göllner, R. (2024). Immersive insights: Unveiling the impact of 360-degree videos on preservice teachers’ classroom observation experiences and teaching-quality ratings. Computers & Education, 213, 104976. https://doi.org/10.1016/j.compedu.2023.104976



B86: Ungewissheitsmomente inszenieren – eine empirische Analyse reflektierter Praxis im Sportunterricht

Engelhardt, Sophie1; Serwe-Pandrick, Esther2

1Universität Koblenz; 2TU Braunschweig

EINLEITUNG

Sportpädagogische und -didaktischen Konzepte wie das der reflektierten Praxis fordern die Verknüpfung von Praxis und Theorie im Sportunterricht, die durch die Reflexion sport- und bewegungsbezogener Erfahrungen bei Schüler:innen angeregt werden kann (Serwe-Pandrick, 2013). Reflexion lässt sich entlang der Fragen nach ihrer Begründung, ihrem Gegenstand, ihrer Zielrichtung und ihrer didaktischen Inszenierung ordnen. Zur didaktischen Inszenierung können Sportlehrkräfte Ungewissheitsmomente schaffen, in denen sport- und bewegungsbezogene Gewissheiten irritiert werden (Bjørke & Quennerstedt, 2023). Empirische Studien zeigen jedoch, dass Lehrkräfte mitunter Schwierigkeiten haben, Ungewissheitsmomente zu gestalten und stattdessen oftmals auf Gewissheitslogiken traditioneller Unterrichtsverständnisse zurückgreifen (Stabick, 2025). Unser Fokus richtet sich deshalb auf die gezielte didaktische Inszenierung von Ungewissheitsmomenten, in denen sport- und bewegungsbezogene Gewissheiten irritiert und thematisch verhandelt werden. Unterricht wird dabei als kommunikatives Geschehen verstanden. Der Beitrag fragt daher, wie Sportlehrkräfte Ungewissheitsmomente kommunikativ inszenieren, um Schüler:innen zur Reflexion anzuregen.

METHODE

In einem fachdidaktischen Unterrichtsentwicklungsprojekt wurden in Kooperation von Schulen, Universitäten, Seminaren und Fachberatung Unterrichtsvorhaben entwickelt, die auf die Umsetzung einer reflektierten Praxis abzielen. Eine ausgewählte achtstündige Unterrichtsreihe (Sek II) wurde videographiert und die Unterrichtsgespräche transkribiert. Die Gespräche werden mittels reflexiver thematischer Analyse ausgewertet (Braun & Clarke, 2022).

ERGEBNISSE & DISKUSSION

Die vorläufige Ergebnisinterpretation deutet an, dass Sportlehrkräfte zur didaktischen Inszenierung von Ungewissheitsmomenten die gewohnte Sportunterrichtspraxis bewusst verfremden (Thema 1), sport- und bewegungsbezogene Erfahrungen aus verschiedenen Kontexten kontrastieren (Thema 2) und Schüler:innen theoretisches Wissen durch sportliche Erfahrungen prüfen lassen (Thema 3). Die Ergebnisse tragen dazu bei, didaktisch Inszenierungsstrategien für eine reflexive Praxis auf einer kommunikativen Ebene zu konkretisieren, um Sportlehrkräfte pädagogisch und praktisch an Ungewissheitsmomente heranzuführen.

LITERATUR

Bjørke, L., & Quennerstedt, M. (2023). Reflecting on student reflections in physical education practice: moving beyond a theory-and-practice divide. Physical Education and Sport Pedagogy, 1–14. https://doi.org/10.1080/17408989.2023.2281913

Braun, V., & Clarke, V. (2022). Thematic Analysis: A practical guide. SAGE.

Serwe-Pandrick, E. (2013). „The reflective turn”? Fachdidaktische Positionen zu einer “reflektierten Praxis“ im Sportunterricht. Zeitschrift für sportpädagogische Forschung, 1(2), 25–44.

Stabick, O. (2025). Ungewissheit als Dimension pädagogischen Handelns in einem aktivierenden Sportunterricht. Dissertation. Universität Hamburg.



B88: Herausforderungen und Gelingensbedingungen im Gerätturnen an bayerischen Gymnasien aus Lehrkräftesicht

Fehr, Uli

Universität Bayreuth

EINLEITUNG

Gerätturnen stellt Lehrkräfte im Schulsport vor besondere Herausforderungen (Tross, 1992). Deren Identifikation für bayerische Gymnasien ist Ziel der Studie, um sie gegebenenfalls verstärkt in der Lehrkräfteausbildung berücksichtigen zu können.

METHODE

Mittels standardisierter Onlinebefragung (EFS Survey, Tivian XI GmbH) wurde eine Ad-hoc-Stichprobe von 165 Sportlehrkräften an bayerischen Gymnasien (54 % ♀, MAlter = 44.8, SD = 9.8 Jahre, MBerufserfahrung = 15.8, SD = 9.3 Jahre) in Anlehnung an Tross (1992) anonym zu Herausforderungen und Gelingensbedingungen im Schulturnen befragt.

ERGEBNISSE

96.9 % der Lehrkräfte sehen sich beim Gerätturnen in Einklang mit den Befunden von Tross (1992) mit besonderen Herausforderungen konfrontiert.

Tab. 1. Einfluss vorgegebener Herausforderungen (5-stufige Skala von 1 „sehr wenig“ bis 5 „sehr stark“) (s. Abstractband)

DISKUSSION

Unzureichende Ausbildung wird von Lehrkräften nur nachrangig als Herausforderung identifiziert. Die verstärkte Thematisierung der höher gewichteten Herausforderungen in der Ausbildung sollte dennoch in Erwägung gezogen werden.

LITERATUR

Tross, R. (1992). Untersuchung zur Entwicklung und zum Stellenwert des Gerätturnens an Gymnasien in Baden-Württemberg (Dissertation, Universität Heidelberg).



B89: Sportwissenschaftliche Professuren in Deutschland – Bestandsaufnahme und Berufsperspektiven

Fehr, Uli1,2

1Universität Bayreuth; 2Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs)

EINLEITUNG

Die Chance auf eine der 269 etablierten Professuren in Deutschland (Destatis, 2024) als Karriereziel reduziert sich durch Fachausrichtung und Neubesetzungszeitpunkt. Der Beitrag soll Nachwuchswissenschaftler:innen diesbezügliche Informationen liefern und zudem ein Bild der Sportwissenschaft anhand ihrer aktuellen Lehrstuhlbesetzungen zeichnen.

METHODE

Die Informationen zu Lehrstühlen und Besetzungen wurde über eine Internetrecherche erhoben und sowohl die Sprecher:innen der dvs-Sektionen um Vervollständigung gebeten als auch Personen mit fehlendem Geburtsjahr zweimal per E-Mail um Auskunft gebeten.

ERGEBNISSE

Zum 20.03.2025 wurden an 58 staatlichen Hochschulen 289 Professuren mit einem Frauenanteil von 26.1 % identifiziert. Weitere 63 Professuren an 18 privaten Hochschulen – der Frauenanteil liegt dort bei 19.0 %. Bei je mindestens zehn Professuren bewegt sich die Frauenquote von 11.0 % in Hessen bis 36.4 % in Hamburg. In der Trainingswissenschaft sind 9.4 % weiblich besetzt, in der Gesundheitswissenschaft dagegen 46.4 %. 32.4 % der Professoren sind in Wikipedia vertreten – bei Professorinnen sind es dagegen nur 21.0 %. Sportpädagogische Professuren sind mit 16.4 % am meisten vertreten, gefolgt von der Sportmedizin mit 11.6 %. Von den 72.8 % mit bekanntem Hochschulabschluss haben 72.0 % (auch) Sport studiert, davon 35.7 % Lehramt. Beim Studium der „Mutterwissenschaften“ dominieren Psychologie (n = 17; 24.3 %) und Medizin (n = 14; 20.0 %). Die Denomination beinhaltet zu 66.1 % „Sport“, zu 21.5 % „Bewegung“ und zu 11.0 % „Gesundheit“. Die altersbedingt potenziell freiwerdenden Professuren in Deutschland zeigt Tabelle 1. (s. Abstractband)

Tab. 1. Aufgrund des rechnerischen Ruhestandalters potenziell neu zu besetzende sportwissenschaftliche Professuren an Hochschulen in Deutschland (Auszug, 17.4 % fehlende Daten)

DISKUSSION

Der Frauenanteil liegt mit 24.7 % noch unter den 36.7 % aller Fächergruppen (Destatis, 2024) und zeigt Handlungsbedarf auf. Bedenklich können auch die fast nur noch singulär existenten Denominationen Sportphilosophie, Sportgeschichte und Sportmotorik stimmen.

LITERATUR

Destatis Statistisches Bundesamt (2024). Statistischer Bericht - Statistik des Hochschulpersonals 2023. Abgerufen von https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/Publikationen/_publikationen-innen-hochschulen-personal.html