Veranstaltungsprogramm

Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung.
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Die momentane Konferenzzeit ist: 14. Sept. 2025 20:45:40 MESZ

 
 
SitzungsĂŒbersicht
Sitzung
Poster (Schiene B): Ausstellung und PrÀsentation im Zelt
Zeit:
Mittwoch, 17.09.2025:
15:45 - 16:30

Ort: Zelt

Vor dem Schloß

WĂ€hrend der Postersession werden Kaffee und Snacks bereitgestellt. Es wird je ein Posterpreis fĂŒr das beste natur- bzw. geistes-/sozialwissenschaftliche Poster verliehen (Presiverleihung wĂ€hrend des Kongressdinners).

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PrÀsentationen

B12: Einfluss der Bestimmung des alaktaziden Zeitintervalls auf das simulierte maximale Laktat Steady State

Nitzsche, Nico; Haase, Ralf

TU Chemnitz

EINLEITUNG

Die Leistung am maximalen Laktat Steady State (PMLSS) gilt als Maß fĂŒr die maximale Dauerleistungsgrenze und wird durch Dauertests bestimmt. Durch Modellierung der muskulĂ€ren ATP-Regulation kann PMLSS (simPMLSS) bei bekannter maximaler Laktatbildungsrate (vLamax) und maximaler Sauerstoffaufnahme (V ̇ O2max) simuliert werden. Zur SchĂ€tzung der vLamax wird das fiktive alaktazide Zeitintervall (talak) benötigt, welches leistungsabhĂ€ngig ermittelt oder als Konstante angenommen wird und das simPMLSS beeinflusst. Ziel der Studie war, das PMLSS mit dem simPMLSS basierend auf unterschiedlichen Bestimmungen von talak zu vergleichen.

METHODE

16 trainierte mĂ€nnliche Probanden (M = 34.4, SD = 10.2 Jahre alt; M = 76.7, SD = 12.26 kg; M = 178.9, SD = 9.1 cm) absolvierten Dauertests (30 Minuten) zur Ermittlung des PMLSS, isokinetischer Radsprinttest (10s, 130 U*min-1) zur Messung der maximalen Leistung (Pmax) und vLamax sowie einen Rampentest (30s Stufe, 25 W) zur Feststellung der V ̇ O2max. Die Bestimmung von talak erfolgte leistungsabhĂ€ngig (Pmax – 3.5%, talak_ind) sowie mittels Konstante (3s, talak_fix). Die Simulation von PMLSS erfolgte auf Basis der Modellierung des Energiestoffwechsels (Mader, 2003) mit den EingabegrĂ¶ĂŸen Körpergewicht, V ̇ O2max sowie vLamax_fix (simPMLSSfix) und vLamax_ind (simPMLSSind). Die empirisch bestimmte PMLSS wurde mit der simPMLSS mittels ANOVA mit Messwiederholung verglichen (= 5 %).

ERGEBNISSE

Die Probanden erreichten eine V ̇ O2max von M = 54.9 (SD = 8.3 ml kg-1) mit Pmax_Rampe = 422.9 (SD = 55.0 W; M = 5.6; 0.9 W*kg-1) sowie eine vLamax_fix von 0.77 (SD = 0.15 mmol*L*s-1 & vLamax_ind = 0.96, SD = 0.18 mmol*L*s-1) mit einer Leistung von Pmax_Sprint = 1115.9 (SD = 225.7 W; M = 14.5, SD = 1.9 W*kg-1). Der Zeitpunkt talak_ind wurde nach 4.4 s (SD = 0.6) bei 1076 W (SD = 217.8; M = 14.0, SD = 1.9 W*kg-1) erreicht. Die ANOVA der Methoden zur Bestimmung von PMLSS ergab einen signifikanten Haupteffekt (F = 10.028, p < .001; η2 = 0.401). Die Post-hoc Analyse ergab das PMLSS (M = 226.2, SD = 38.4 W) und simPMLSSind (M = 204.3, SD = 43.6 W; p = .006) sowie simPMLSSind und simPMLSSfix (M = 217.3, SD = 39.7 W) sich signifikant unterschieden (p < .001) aber keine signifikanten Unterschiede zwischen PMLSS und simPMLSSfix (p > .05) vorlagen.

DISKUSSION

Die Simulation von PMLSS auf Basis einer vLamax mit fixer talak unterscheidet sich nicht signifikant vom PMLSS mittels Dauertests. Dies zeigt, dass ein fixes talak, welches ebenfalls fĂŒr eine bessere ReliabilitĂ€t empfohlen wird, derzeit die beste Methode zur SchĂ€tzung der vLamax zu sein scheint.

LITERATUR

Mader, A. (2003): Glycolysis and oxidative phosphorylation as a function of cytosolic phosphorylation state and power output of the muscle cell. European Journal of Applied Physiology, 88(4-5), 317–338. https://doi.org/10.1007/s00421-002-0676-3



B14: Vergleich von Calipometrie und Bioelektrischer Impedanzanalyse zur Körperfettbestimmung und Interpretation bei Kaderathlet*Innen

Wagner, Silas; Kopp, Christine; Nieß, Andreas M.; Haigis, Daniel

Abteilung Sportmedizin, UniversitĂ€tsklinikum TĂŒbingen

EINLEITUNG

Bestimmungen der prozentualen Körperfettmasse (FM%) werden hĂ€ufig und in verschiedenen Bereichen des Sports durchgefĂŒhrt. Hierbei stehen verschiedene Methoden zur VerfĂŒgung. Allerdings gibt es keine klaren Richtlinien hinsichtlich der Methodenauswahl sowie der Interpretation der Ergebnisse (Meyer et al., 2013). Ziel dieser Studie war es, die Übereinstimmung verschiedener Methoden der FM% Bestimmung bei Athlet:innen und den Einfluss der Methode hinsichtlich der Interpretation der Ergebnisse zu untersuchen.

METHODE

Es wurden Landes- und Bundeskaderathlet:innen in die Studie eingeschlossen, bei denen im Rahmen der sportmedizinischen Jahreshauptuntersuchung die FM % mittels Calipometrie und bioelektrischer Impedanzanalyse (BIA) bestimmt wurde. Zum Vergleich der GerĂ€te wurde der Konkordanz-Korrelationskoeffizient nach Lin (CCC) berechnet sowie abhĂ€ngige t-Tests und Bland-Altman Plots genutzt. Der Einfluss der jeweiligen Methode bezĂŒglich der Klassifikation einer geringen FM% wurde anhand des McNemar Tests untersucht.

ERGEBNISSE

Insgesamt wurden die Daten von 189 Athlet:innen (M = 16.00, SD = 4.68 Jahre, 69.3 % weiblich) analysiert. Die FM % mittels Calipometrie und BIA war M = 9.52 (SD = 3.37) und M = 17.40 (SD = 6.53). Der CCC zeigte eine geringe Übereinstimmung (ρc = .242) zwischen beiden Methoden und der t-Test ergab einen signifikanten Unterschied mit großem Effekt (t = -21.286, p  .001, d = 1.55). Der McNemar Test zeigte ebenfalls einen signifikanten großen Effekt (χ2 = 79.18, p  .001, g = 0.48) zwischen Calipometrie und BIA hinsichtlich der Klassifikation der geringen FM%.

DISKUSSION

Die Wahl der Methode beeinflusst nicht nur die Bestimmung der FM%, sondern hat einen großen Einfluss auf die Interpretation. Vor dem Hintergrund von Themen wie Körperbild, relativem Energiedefizit im Sport und gestörtem Essverhalten, spielt zudem die Kommunikation und der Umgang mit solchen Werten eine wichtige Rolle. Deshalb ist die Standardisierung einheitlicher Bestimmungen der FM% essenziell. Außerdem stellt sich die Frage, ob solche Bestimmungen der FM% ĂŒberhaupt benötigt werden. ZukĂŒnftig mĂŒssen weitere Richtlinien entwickelt und bestehende Vorgaben in die Praxis implementiert werden, um eine angemessene Umsetzung von FM% Bestimmungen zu gewĂ€hrleisten und die Gesundheit von Athlet:innen nachhaltig zu schĂŒtzen.

LITERATUR

Meyer, N. L., Sundgot-Borgen, J., Lohman, T. G., Ackland, T. R., Stewart, A. D., Maughan, R. J., Smith, S., & MĂŒller, W. (2013). Body composition for health and performance: a survey of body composition assessment practice carried out by the Ad Hoc Research Working Group on Body Composition, Health and Performance under the auspices of the IOC Medical Commission. British Journal of Sports Medicine, 47(16), 1044–1053. https://doi.org/10.1136/bjsports-2013-092561



B16: „High Performance, Low data?“ – Ein Scoping Review zu Geschlechterunterschieden im Klettersport

Langer, Kaja1; Fleddermann, Marie-Therese2

1TU Darmstadt; 2Goethe-UniversitÀt Frankfurt

EINLEITUNG

Mit der Aufnahme in das olympische Programm 2016 gewinnt der Klettersport auch im Leistungssport zunehmend an Bedeutung. Trotz dieser Entwicklung bleibt die sportwissenschaftliche Forschung im Frauensport, wie auch in anderen Sportarten, unterreprĂ€sentiert (Stien et al., 2023). Gerade im Klettersport ist der Transfer von Erkenntnissen aus Forschung von mĂ€nnlichen zu weiblichen Athleten nur sehr bedingt möglich. So zeigen Studien zu physiologischen und anthropometrischen Faktoren signifikante Unterschiede zwischen weiblichen und mĂ€nnlichen Kletternden (Saul et al., 2019) und auch Wettkampfanalysen und Leistungsdiagnostiken belegen geschlechtsspezifische Abweichungen. Mit dem Ziel, einen möglichst umfassenden Überblick ĂŒber geschlechtsspezifische Unterschiede im Bereich des Klettersports zu erlangen, bestehende ForschungslĂŒcken zu identifizieren und daraus Empfehlungen fĂŒr zukĂŒnftige Studien abzuleiten, wurde ein Scoping Review durchgefĂŒhrt. Erwartet werden u. a. unterschiedliche Verletzungsmuster sowie abweichende Techniken bzw. Kletterstile aufgrund variierender Kraftprofile.

METHODE

Es wurde eine Literaturanalyse anhand der PRISMA Leitlinien in fĂŒnf Datenbanken (SURF, PubMed, APA PsychInfo, Web of Science und SPORTDiscus) durchgefĂŒhrt. Nach Abschluss des Screening-Prozesses werden die inkludierten Studien mittels qualitativer Inhaltsanalyse in Kategorien eingeteilt. In diesen soll in einem nĂ€chsten Schritt die Datenlage hinsichtlich der Evidenz fĂŒr mĂ€nnliche und weibliche Athleten analysiert und in einer vertiefenden Betrachtung geschlechtsspezifische Unterschiede herausgearbeitet werden.

ERGEBNISSE

Insgesamt konnten 7.488 Studien identifiziert werden. 2.313 Duplikate wurden entfernt und nach dem Titel- und Abstract-Screening wurden 484 Studien in das Review inkludiert. Die Ergebnisse des Volltextscreenings sowie die identifizierten Kategorien, einschließlich der darin identifizierten Daten, Evidenzen und Diskrepanzen, werden auf dem Hochschultag vorgestellt.

DISKUSSION

Nach erster Sichtung lassen sich die Artikel voraussichtlich in mehrere Kategorien zusammenfassen (z. B. Koordination und Technik, Verletzungen, etc.). Geschlechtsspezifische Unterschiede, daraus resultierende Diskrepanzen sowie Empfehlungen und Implikationen fĂŒr zukĂŒnftige Forschungsarbeiten werden beim Hochschultag aufgezeigt.

LITERATUR

Saul, D., Steinmetz, G., Lehmann, W., & Schilling, A. F. (2019). Determinants for success in climbing: A systematic review. Journal of Exercise Science & Fitness, 17(3), 91–100.

Stien, N., Riiser, A., Shaw, M. P., Saeterbakken, A. H., & Andersen, V. (2023). Effects of climbing-and resistance-training on climbing-specific performance: a systematic review and meta-analysis. Biology of Sport, 40(1), 179–191.



B18: VerĂ€nderungen der KalziumisotopenverhĂ€ltnisse nach Fußballtraining bei jugendlichen Athleten – Eine Querschnittsstudie

Scinicarelli, Giordano1; Eisenhauer, Anton2; Wilke, Christiane1

1Deutsche Sporthochschule Köln; 2Osteolabs GmbH

EINLEITUNG

Intensives Training kann bei jugendlichen Fußballern knochenbedingte Überlastungen fördern. Das Urin-CalziumisotopenverhĂ€ltnis (ÎŽ44/42Ca_Urin) gilt als sensitiver Marker fĂŒr Calciumresorption, es ist im Jugendleistungssport jedoch kaum erprobt. Ziel dieser Studie war es, akute VerĂ€nderungen des Kalziumstoffwechsels nach intensiver Belastung zu analysieren.

METHODE

Zur Untersuchung der Belastungsreaktion wurden bei 32 mĂ€nnlichen Nachwuchsfußballern (M = 15.2, SD = 1.4 Jahre) Urinproben zu drei Zeitpunkten erhoben: T1 (morgens nĂŒchtern), T2 (vor dem Training) und T3 (nach dem Training). Der Kalziumstoffwechsels (ÎŽ44/42Ca_Urin) wurde mittels validierter Methode (Eisenhauer et al., 2019) analysiert. Die Ausschlusskriterien umfassten u. a. Nierenerkrankungen und Vitamin-D-Mangel. Die Einteilung in zwei Gruppen erfolgte durch Stratifizierung basierend auf der individuellen Reaktionsrichtung zwischen T2 und T3 (Abfall vs. Anstieg). Anschließend, eine zweifaktorielle ANOVA mit Messwiederholung prĂŒfte Zeit-, Gruppen- und Interaktionseffekte (p < .05; η2 > .14), ergĂ€nzt durch Bonferroni-Post-hoc-Tests.

ERGEBNISSE

Die Stratifizierung ergab zwei gegensĂ€tzliche Reaktionsmuster. Gruppe 1 (n = 23) zeigte einen signifikanten Abfall des ÎŽ44/42Ca_Urin nach dem Training (MT2 = 1.63, SD = 0.50; MT3 = 0.96, SD = 0.33 mmol/L; F (22) = 44.6, η2 = .75, p  .001), Gruppe 2 (n = 9) hingegen einen Anstieg (MT2 = 0.90, SD = 0.37; MT3 = 1.11, SD = 0.45 mmol/L; F (8) = 15.1, η2 = .51, p  .001). Die ANOVA bestĂ€tigte eine signifikante Gruppen-Zeit-Interaktion (F(1) = 63.8, p  .001, η2 = .68). Zudem lagen die Werte in Gruppe 1 vor dem Training höher (p  .001) und danach niedriger (p = .002) als in Gruppe 2.

DISKUSSION

Die identifizierten Reaktionsmuster deuten auf differenzielle, möglicherweise kompensatorische Kalziumregulationen hin (z. B. in Gruppe 2). Ein longitudinales Monitoring könnte individuelle Belastungsprofile erfassen und zur Entwicklung sportartspezifischer Referenzwerte im Jugendleistungssport beitragen. Um prÀventive Strategien, wie Kalziumsupplementierung oder Trainingsanpassung bei Risikoprofilen, gezielt ableiten zu können, sind weitere Interventions- und Vergleichsstudien erforderlich.

LITERATUR

Eisenhauer, A., MĂŒller, M., Heuser, A., Kolevica, A., GlĂŒer, C. C., Both, M., Laue, C., Hehn, U. V., Kloth, S., Shroff, R., & Schrezenmeir, J. (2019). Calcium isotope ratios in blood and urine: A new biomarker for the diagnosis of osteoporosis. Bone reports, 10, 100200. https://doi.org/10.1016/j.bonr.2019.100200



B22: Steigerung der kognitiven LeistungsfÀhigkeit durch handmotorisches Training

Schmitz, Gerd; Hwang, Tong-Hun

Leibniz UniversitÀt Hannover

EINLEITUNG

Eine mehrwöchige Intervention mit wiederholter Adaptation des handmotorischen Systems kann laut
Schmitz (2022) die kognitive LeistungsfÀhigkeit verbessern. Der Effekt wurde bisher nur im Vergleich
zu einer passiven Kontrollgruppe belegt, sodass unklar bleibt, ob die Intervention selbst oder die wiederholte Adaptation verantwortlich ist. Daher wurde in dieser Studie eine Intervention ohne Adaptation
durchgeführt.

METHODE

Vier Frauen und drei MĂ€nner (MAlter = 23.7, SD = 2.8 Jahre) trainierten mit Hilfe eines interaktiven
Computerprogramms zielgerichtete Handbewegung zu zeitverzögerten Double-Steps. Dabei springt
das Bewegungsziel 400 ms nach Bewegungsbeginn an eine neue Position, was eine Bewegungskorrektur induziert. Vor und nach 24 Trainingseinheiten wurde die kognitive LeistungsfÀhigkeit mittels Trail-Making-, Stroop-, Labyrinth-, 5-Punkte-Test, der Zahlenspanne vorwÀrts sowie dem Frankfurter-Aufmerksamkeitsinventar 2 erfasst.
Zur Leistungserfassung in der handmotorischen Aufgabe wurden die Bewegungsrichtung auf einem
Digitalisiertablett 100 ms nach Bewegungsbeginn, die Reaktions- sowie die Bewegungszeit bestimmt.
Diese Parameter wurden hinsichtlich VerÀnderungen auf mehreren Zeitskalen analysiert. Die gemittelten, z-transformierten Ergebnisse der kognitiven Leistungstests wurden mit denen von Schmitz (2022) verglichen (n = 24). Die statistische Auswertung erfolgte mittels Varianzanalyse, Kovarianzanalyse sowie bayesianischer Analyse.

ERGEBNISSE

Die Bewegungsrichtung verÀnderte sich im Laufe der Intervention nicht signifikant. Verbesserungen
sind auf einer kurzfristigen Zeitskala bei der Reaktionszeit, auf allen drei Zeitskalen bei der Bewegungszeit nachweisbar. Die bayesianische Analyse weist auf eine grĂ¶ĂŸere kognitive Leistungssteigerung nach Intervention ohne Adaptation im Vergleich zu einer Intervention mit Adaptation hin (Bayes-Faktor 3.21). Darüber hinaus sind Kovariationen zwischen kognitiver und motorischer Leistungssteigerung nachweisbar.

DISKUSSION

Für die Intervention wurde eine motorische Leistungssteigerung, jedoch keine sensomotorische
Adaptation nachgewiesen. Die motorische Leistungssteigerung steht in negativem Zusammenhang
zur kognitiven Leistungssteigerung. Mit Bezug auf Schmitz (2022) wird gefolgert, dass eine Adaptation
die motorische Aufgabe vereinfacht und die kognitiven Effekte im Vergleich zu einer Intervention
ohne Adaptation reduziert. Aufbauend auf den Ergebnissen werden Ideen für eine Implementierung
im sportlichen Training diskutiert.

LITERATUR

Schmitz G. (2022). Enhanced cognitive performance after multiple adaptations to visuomotor transformations. PLOS ONE, 17(9), e0274759. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0274759



B24: Einflussfaktoren auf die Dual-Task-Leistung – Ein Rahmenmodell zur Aufgabenklassifizierung für den Leistungssport

Ahle, Judith; Zentgraf, Karen

Goethe-UniversitÀt Frankfurt

EINLEITUNG

Die gleichzeitige AusfĂŒhrung motorischer und kognitiver Prozesse ist zentral fĂŒr open-skill-Sportarten und fĂŒhrt in Dual-Task-Paradigmen (DTP) hĂ€ufig zu Leistungsreduktionen, sog. Kosten (Moreira et al., 2021). Vor dem Hintergrund identifizierter leistungsrelevanter Faktoren sowie heterogener Methodik und Stichproben wurden KlassifizierungsansĂ€tze fĂŒr DTP entwickelt (z. B. McIsaac et al., 2015). Diese wurden bislang jedoch nicht spezifisch auf den Leistungssport ĂŒbertragen. Ziel dieses Scoping-Reviews ist es, DTP nach aufgaben- und stichprobenbezogenen Merkmalen zu klassifizieren und Kosten auf dieser Basis einzuordnen, um DTP im Leistungssport zu systematisieren.

METHODE

Es wurde eine systematische Literaturrecherche (PubMed, Web of Science) durchgefĂŒhrt, um Originalstudien zu kognitiv-motorischen DTP bei open-skill-Leistungssportler:innen zu identifizieren. Die DTP wurden anhand literaturbasierter Merkmale (abhĂ€ngige Variable, ReizmodalitĂ€t, KontinuitĂ€t, Zeitdruck, KomplexitĂ€t, UnabhĂ€ngigkeit, Priorisierung, Sportartspezifik) kodiert und in einen Klassifikationsbaum eingeordnet. Die Angaben zu Expertiselevel, Geschlecht und Sportart sowie jeweils entstehende Kosten wurden extrahiert und im Klassifikationsbaum studienspezifisch zugeordnet.

ERGEBNISSE

Die eingeschlossenen 44 Studien wurden basierend auf der motorischen AV in vier Kategorien eingeteilt (Athletik, Kinetik/Kinematik, Posturale Kontrolle, PrÀzision). Innerhalb dieser Kategorien erfolgte eine schrittweise Kodierung anhand der weiteren Merkmale als Klassifikationsebenen (z. B. KontinuitÀt: kontinuierlich/diskret). Die explorativen Analysen spezifischer Merkmalskombinationen mittels Heatmaps deuten darauf hin, dass kontinuierliche DTP mit hoher KomplexitÀt unter Zeitdruck besonders kostenintensiv sind. Desiderate sind sportartspezifische kognitive Aufgaben, die einheitliche Definition der Expertisegrade sowie aussagekrÀftige Untersuchungen von Geschlechterunterschieden.

DISKUSSION

Der Klassifikationsbaum strukturierte DTP anhand ihrer methodischen Eigenschaften, differenzierte Kosten anhand spezifischer Merkmalskombinationen und identifizierte unzureichend untersuchte Anforderungen. Die Analyse der ExpertiseeinflĂŒsse erfordert zusĂ€tzlich eine studienĂŒbergreifende Klassifikation der Expertisegrade.

LITERATUR

McIsaac, T. L., Lamberg, E. M., & Muratori, L. M. (2015). Building a framework for a dual task taxonomy. BioMed Research International, 2015(1), 591475. https://doi.org/10.1155/2015/591475

Moreira, P. E. D., Dieguez, G. T. O., Bredt, S. D. G. T., & Praça, G. M. (2021). The acute and chronic effects of dual-task on the motor and cognitive performances in athletes: A systematic review. International Journal of Environmental Research and Public Health, 18(4), 1732. https://doi.org/10.3390/ijerph18041732ie



B26: Effekte einer telefonbasierten Personal-Health-Coaching-Intervention auf körperliche AktivitÀt und glykÀmische Kontrolle bei Menschen mit Typ 2 Diabetes - Eine pragmatische randomisiert kontrollierte Studie

Hohberg, Vivien1,2; Lichtenstein, Eric2; Kreppke, Jan-Niklas2; Kohl, Jan3; Donath, Marc4; Streckmann, Fiona2; Gerber, Markus2; Zahner, Lukas2; Faude, Oliver2

1Deutsche Sporthochschule Köln; 2UniversitÀt Basel, Schweiz; 3UniversitÀt Freiburg; 4UniversitÀtsspital Basel, Schweiz

EINLEITUNG

Prognosen bestÀtigen die Steigerung der PrÀvalenz von Typ-2-Diabetes (T2D) von 10.5 % im Jahr 2021 auf 12.2 % im Jahr 2045 (Sun et al., 2022). Die Förderung eines gesunden Lebensstils kann das Fortschreiten von T2D verlangsamen und potenzielle Begleiterkrankungen vermeiden. Lebensstilinterventionen, die einen gesunden Lebensstil fördern, können sich positiv auf den Verlauf von T2D auswirken (Colberg et al., 2016).

METHODE

Diese Studie untersuchte die Wirksamkeit der dbcoach-Intervention zur Verbesserung des Gesundheitsverhaltens bei Menschen mit T2D. In einer pragmatischen, randomisiert kontrollierten Studie wurden N = 100 Teilnehmer:innen entweder in die Interventionsgruppe randomisiert, in der sie ein telefonbasiertes Coaching mit 24 Telefonsitzungen ĂŒber ein Jahr zusĂ€tzlich zur Standardversorgung erhielten, oder in die Kontrollgruppe (nur Standardversorgung). PrimĂ€re Endpunkte waren die mit einem Akzelerometer gemessene, moderate bis intensive körperliche AktivitĂ€t (MVPA) sowie glykiertes HĂ€moglobin (HbA1c). SekundĂ€re Endpunkte umfassten weitere Bewegungsparameter, ErnĂ€hrungsqualitĂ€t, anthropometrische Maße, Medikamenteneinnahme und LebensqualitĂ€t. Die Datenerhebung erfolgte zur Baseline sowie nach sechs und 12 Monaten. Zur Auswertung wurden lineare gemischte Modelle verwendet.

ERGEBNISSE

Die Intervention fĂŒhrte zu einer moderaten Steigerung der MVPA (d = 0.51, 95 % KI [0.11; 0.90]) mit einer Zunahme von M = 14.2 [3.0; 25.3] Minuten pro Tag. Der Effekt auf den HbA1c-Wert betrug d = -0.20 [-0.72; 0.32] zugunsten der Kontrollgruppe. Das sitzende Verhalten der Interventionsgruppe konnte reduziert werden (d = -0.20 [-0.71; 0.31]. WĂ€hrend die Rate der Einnahme von Insulin in der Interventionsgruppe um 18 % (RR = 0.82 [0.50; 3.03]) zurĂŒckging, stieg die Rate der Einnahme von Diabetesmedikamenten insgesamt um 14 % (RR = 1.14 [0.59, 1.32]). FĂŒr ErnĂ€hrungsqualitĂ€t (d = -0.12 [-0.78; 0.53]), BMI (d = 0.01 [-0.16; 0.15]) und LebensqualitĂ€t (d = -0.16 [-0.61; 0.28]) zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.

DISKUSSION

Trotz der Steigerung der MVPA ist eine Weiterentwicklung der Intervention nötig, um den HbA1c- Wert im Vergleich zur Kontrollgruppe positiv zu beeinflussen.

LITERATUR

Colberg, S. R., Sigal, R. J., Yardley, J. E., Riddell, M. C., Dunstan, D. W., Dempsey, P. C., ... & Tate, D. F. (2016). Physical activity/exercise and diabetes: a position statement of the American Diabetes Association. Diabetes care, 39(11), 2065.

Sun, H., Saeedi, P., Karuranga, S., Pinkepank, M., Ogurtsova, K., Duncan, B. B., et al. (2022). IDF Diabetes Atlas: Global, regional and country-level diabetes prevalence estimates for 2021 and projections for 2045. Diabetes Research and Clinical Practice, 183, 109119.



B28: Freude an Bewegung: Der SchlĂŒssel zu einem gesunden Körpergewicht bei Kindern und Jugendlichen?

Tschuschke, Lara; Niessner, Claudia; Jekauc, Darko; Woll, Alexander; Fiedler, Janis

Karlsruher Institut fĂŒr Technologie

EINLEITUNG

Psychologische Faktoren wie Freude an Bewegung spielen eine zentrale Rolle fĂŒr die körperliche AktivitĂ€t und können damit potenziell den Gewichtsstatus beeinflussen. Bisherige Untersuchungen haben gezeigt, dass ein höherer Body Mass Index (BMI) nicht mit Freude an Bewegung assoziiert war (Greule et al., 2023); jedoch wurde in diesen Studien nicht der alters- und geschlechtsadjustierte BMI berĂŒcksichtigt. Ziel dieser Analysen ist es, den Einfluss von Freude an Bewegung auf den BMI anhand der MoMo 2.0-Studie zu untersuchen.

METHODE

Die Datenerhebung erfolgte von September 2023-Dezember 2024. Geschulte Testleitende maßen nach einem standardisierten Protokoll das Körpergewicht und die KörpergrĂ¶ĂŸe. Der BMI wurde berechnet (kg/mÂČ) und gemĂ€ĂŸ Kromeyer-Hauschild et al. (2001) in alters- und geschlechtsspezifische Perzentile umgewandelt. Freude an Bewegung wurde mit der Kurzform der Physical Activity Enjoyment Scale (PACES) (Chen et al., 2024) erfasst und der Mittelwert gebildet. Eine lineare Regression analysierte den Zusammenhang mit den BMI-Perzentilen.

ERGEBNISSE

Es liegen Daten fĂŒr 3.802 Kinder und Jugendliche (4-17 Jahre, 48 % weiblich; M = 10.4, SD = 3.7 Jahre) vor. Der mittlere BMI-Perzentilwert lag bei 52.4 (SD = 28.5). Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten, negativen Zusammenhang (p ≀ .01; ꞔ = -0.10; b = -3.84) zwischen Freude an Bewegung und den BMI-Perzentilen.

DISKUSSION

Die vorlĂ€ufigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass höhere BMI-Perzentile mit einer geringeren Freude an Bewegung verbunden sind, auch wenn der Effekt schwach ist. ZukĂŒnftige Analysen sollten untersuchen, ob Freude an Bewegung potentiell den Zusammenhang zwischen körperlicher AktivitĂ€t und Gewichtsstatus moderiert.

LITERATUR

Chen, C., Weyland, S., Fritsch, J., Woll, A., Niessner, C., Burchartz, A., Schmidt, S. C. E., & Jekauc, D. (2021). A Short Version of the Physical Activity Enjoyment Scale: Development and Psychometric Properties. International Journal of Environmental Research and Public Health, 18(21), 11035. https://doi.org/10.3390/ijerph182111035

Greule, C., Sudeck, G., Thiel, A., Kastner, L., Janßen, P., Nieß, A., Rapp, F., Junne, F., & Krauß, I. (2024). Correlates of physical activity enjoyment in children and adolescents for a new perspective on the treatment of overweight: A systematic literature review. Obesity Reviews, 25(2), e13655. https://doi.org/10.1111/obr.13655

Kromeyer-Hauschild, K., Wabitsch, M., Kunze, D., Geller, F., Geiß, H. C., Hesse, V., Hippel, A., Jaeger, U., Johnsen, D., Korte, W., Menner, K., MĂŒller, G., MĂŒller, J. M., Niemann-Pilatus, A., Remer, T., Schaefer, F., Wittchen, H.-U., Zabransky, S., Zellner, K., 
 Hebebrand, J. (2001). Perzentile fĂŒr den Body-mass- Index fĂŒr das Kindes- und Jugendalter unter Heranziehung verschiedener deutscher Stichproben. Monatsschrift Kinderheilkunde, 149(8), 807–818. https://doi.org/10.1007/s001120170107



B30: AktivitĂ€tsschnipsel fĂŒr eine nachhaltige Bewegungsförderung im Berufsalltag von Bus- und StraßenbahnfahrerInnen – Die ActivitySnippets Studie

Reimann, Leonie1; Arnold, Christina1; Klemp, Jonas1; Alfuth, Martin1; Streese, Lukas1,2

1Fachbereich Gesundheitswesen, Hochschule Niederrhein, Krefeld; 2Klinik fĂŒr Nephrologie, UniversitĂ€tsklinikum DĂŒsseldorf

EINLEITUNG

Körperliche AktivitĂ€t (KA) ist entscheidend fĂŒr die PrĂ€vention nicht-ĂŒbertragbarer Erkrankungen. Trotz der hohen Evidenz fĂŒr den Nutzen bereits kleiner Bewegungsimpulse erreicht die Mehrheit der Gesellschaft nicht die WHO-Empfehlungen (Koemel et al., 2024). Besonders Bus- und Straßenbahnfahrer:innen gelten aufgrund ihrer Arbeitsbedingungen als schwer erreichbare Zielgruppe fĂŒr Bewegungsförderungen (Brodie et al., 2021). Die Studie zielt darauf ab, kurze AktivitĂ€tsschnipsel (AS) zu entwickeln und deren Wirksamkeit zur Reduktion langer Sitzphasen in einer randomisierten, kontrollierten Studie (RCT) zu analysieren.

METHODE

In einem partizipativen Entwicklungsprozess wurden die AS in Zusammenarbeit mit der Zielgruppe sowie sportwissenschaftlicher und physiotherapeutischer Expertise entwickelt. Sie enthalten alltagsnahe Übungen zur Förderung der körperlichen und mentalen Gesundheit und orientieren sich an den Prinzipien der Ritualisierung und Individualisierung. Strukturgebende Elemente wie Kalenderkarten und kurze Übungsdauern sollen die regelmĂ€ĂŸige Anwendung im Berufsalltag fördern. Alle drei Wochen erfolgt ein telefonisches Gesundheitscoaching, das auf evidenzbasierten „Behaviour Change Techniques“ basiert. Die Wirksamkeit dieser Intervention wird in einer 16-wöchigen RCT mit 70 Fahrer:innen im Vergleich zu den aktuellen KA-Empfehlungen untersucht. Das primĂ€re Outcome ist die VerĂ€nderung der KA im Berufsalltag, gemessen mittels AktivitĂ€tsmonitoren anhand von Sitzunterbrechungen und Herzfrequenzdaten. SekundĂ€re Outcomes umfassen unter anderem VerĂ€nderungen der Körperzusammensetzung, der Beweglichkeit und der KraftfĂ€higkeit. In der finalen Phase wird die Übertragbarkeit des Konzepts auf weitere inaktive Berufsgruppen ĂŒberprĂŒft.

ERGEBNISSE

Bis zum dvs-Hochschultag werden erste Ergebnisse zur KA der Zielgruppe und erste Interventionsergebnisse vorliegen. Der RCT wird Ende des Jahres vollstÀndig ausgewertet sein.

DISKUSSION

ActivitySnippets untersucht, wie berufsbedingte InaktivitĂ€t durch kurze Bewegungsimpulse aktiviert werden kann, um zu einer aktiveren und gesĂŒnderen Gesellschaft beizutragen.

LITERATUR

Brodie, A., Pavey, T., Newton, C., & Sendall, M. (2021). Australian bus drivers’ modifiable and contextual risk factors for chronic disease: A workplace study. PLoS ONE, 16(7), 1-16. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0255225

Koemel, N., Ahmadi, M., Biswas, R. K., Koster, A., Atkin, A., Sabag, A., & Stamatakis, E. (2024). Can incidental physical activity offset the deleterious associations of sedentary behaviour with major adverse cardio-vascular events? European Journal of Preventive Cardiology, 32(1), 77–85. https://doi.org/10.1093/eurjpc/zwae316



B32: Gesundheitsbezogene LebensqualitĂ€t und Körperliches Verhalten – Ergebnisse der MoMo 2.0-Studie

Fleps, Manuel1; Burchartz, Alexander1; Volk, Carmen1; Kolb, Simon1; Zöller, Clara1; Tschuschke, Lara1; von Haaren-Mack, Birte2; Woll, Alexander1; Niessner, Claudia1; Fiedler, Janis1

1Karlsruher Institut fĂŒr Technologie; 2Bundesinstitut fĂŒr Sportwissenschaft

EINLEITUNG

Das körperliche Verhalten besteht aus der körperlichen AktivitÀt, dem sedentÀren Verhalten und dem Schlaf (Trembley et al., 2017). Diese Studie untersucht den Zusammenhang der gesundheitsbezogenen LebensqualitÀt mit dem gerÀtebasiert erfassten körperlichen Verhalten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland nach der COVID-19-Pandemie.

METHODE

Um das körperliche Verhalten zu erfassen, wurden 1688 Kinder und Jugendliche mit Akzelerometern ausgestattet und trugen diese acht Tage (24 Stunden). Die gesundheitsbezogene LebensqualitÀt wurde mit dem KIDSCREEN10 erfasst und anhand der Bella Referenzdaten (Ravens-Sieberer et al., 2008) in drei Gruppen eingeteilt (niedrig, durchschnittlich, hoch). In die Analysen wurden 1395 Kinder (675 weiblich, Alter 6-17 Jahre) eingeschlossen. Es wurden drei lineare Regressionen mit dem körperlichen Verhalten als abhÀngiger Variable und der gesundheitsbezogenen LebensqualitÀt als unabhÀngiger Variable gerechnet.

ERGEBNISSE

Es zeigt sich, dass eine hohe AusprÀgung der gesundheitsbezogenen LebensqualitÀt mit einer erhöhten körperlichen AktivitÀt, lÀngeren Schlafdauer und geringerem sedentÀrem Verhalten assoziiert ist.
Tab. 1. Unterschiede des körperlichen Verhaltens in AbhÀngigkeit der gesundheitsbezogenen LebensqualitÀt (s. Abstractband)

DISKUSSION

Die Befunde dieser Studie bestĂ€tigen frĂŒhere Untersuchungen, die einen positiven Zusammenhang zwischen dem körperlichen Verhalten und der LebensqualitĂ€t zeigen. Insbesondere die Unterschiede zwischen den Gruppen mit niedriger und hoher LebensqualitĂ€t unterstreichen die potenzielle Bedeutung, das körperliche Verhalten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland gezielt zu fördern, um ihre LebensqualitĂ€t nachhaltig zu stĂ€rken.

LITERATUR

Ravens-Sieberer, U., Erhart, M., Wille, N., Bullinger, M., & the BELLA Study Group. (2008). Health-related quality of life in children and adolescents in Germany: results of the BELLA study. European Child and Adolescent Psychiatry, 17 (Suppl. 1), 148-156. https://doi.org/10.1007/s00787-008-1016-x

Tremblay, M. S., Aubert, S., Barnes, J. D., Saunders, T. J., Carson, V., Latimer-Cheung, A. E., Chastin, S. F., Altenburg, T. M. & Chinapaw, M. J. (2017). Sedentary Behavior Research Network (SBRN) – Terminology Consensus Project process and outcome. International Journal Of Behavioral Nutrition And Physical Activity, 14(1). https://doi.org/10.1186/s12966-017-0525-8



B34: Sportengagement und sportspielbezogene Fertigkeiten von Kindern

Toby, Lukas; Heussner, Florian; Albert, Andreas

UniversitÀt Kassel

EINLEITUNG

Unter sozialisationstheoretischer Perspektive werden eine Vielzahl von Ă€ußeren und inneren Faktoren betrachtet, welche sich auf das Sportengagement von Kindern auswirken (Burrmann, 2005). ZusammenhĂ€nge zwischen Sportengagement und motorischer LeistungsfĂ€higkeit im Kindesalter konnten in mehreren Studien identifiziert werden (Wagner, 2011). Diese Studie untersucht ZusammenhĂ€nge zwischen sportspielbezogenen Fertigkeiten und dem Sportengagement von Kindern in non-formalen Vereins- und informellen Freizeitsettings (Neuber & Golenia, 2021). Im Fokus der Studie stehen die Rolle eines unterstĂŒtzenden familiĂ€ren Umfeldes sowie mögliche VerĂ€nderungen aufgrund des Wechsels von der Grundschule zur weiterfĂŒhrenden Schule auf das Sportengagement.

METHODE

In einer ersten Erhebung wurden 2024 Daten von insgesamt N = 54 Kindern an vier Grundschulen erhoben (8.-10. Lebensjahr, 33 Jungen und 21 MĂ€dchen). Die Kinder nahmen an Ballsportgruppen im Rahmen des Ganztagsangebotes teil, die eine integrative Sportspielvermittlung nach dem Kasseler Modell anstrebten. Zum einen wurde der eigens entwickelte Ballspiel-Test (BST) zur Erfassung des Leistungsstandes der sportspielbezogenen Fertigkeiten durchgefĂŒhrt (Heussner et al., 2023). Zum anderen wurde mithilfe eines Elternfragebogens sowohl das non-formale Sporttreiben als auch informelle SportaktivitĂ€ten erfasst.

ERGEBNISSE

Es wurde eine moderate positive Korrelation zwischen dem Umfang non-formaler SportaktivitĂ€t und dem Leistungsstand sportspielbezogener Fertigkeiten festgestellt (r = .43, p = .004). Zudem zeigen die Auswertungen positive Korrelationen zwischen familiĂ€rer UnterstĂŒtzung und dem Umfang non-formaler SportaktivitĂ€t (r = .30, p = .009) sowie familiĂ€rer UnterstĂŒtzung und dem Umfang informeller SportaktivitĂ€ten (r = .30, p = .029).

DISKUSSION

Der Zusammenhang der Leistungen in den sportspielbezogenen Fertigkeiten und dem Sportengagement der Grundschulkinder konnte in der vorliegenden Studie bestĂ€tigt werden. Die festgestellten moderaten Korrelationen zwischen dem Umfang sportlicher AktivitĂ€ten und der familiĂ€ren UnterstĂŒtzung geben Hinweise zur Bedeutung eines unterstĂŒtzenden Umfeldes fĂŒr das Sportengagement der Kinder.

LITERATUR

Burrmann, U. (2005). Zur EinfĂŒhrung. In U. Burrmann (Hrsg.), Sport im Kontext von Freizeitengagements Jugendlicher: Aus dem Brandenburgischen LĂ€ngsschnitt 1998-2002 (S. 9–22). Sport und Buch Strauß.

Heussner, F., Scheid, V., & Albert, A. (2025). ballstars II: Didaktik und Forschung zu Zielschussspielen im Grundschulalter (Reihe Körperbildung & Sport, Bd. 28). Hofmann.

Neuber, N., & Golenia, M. (2021). Lernorte fĂŒr Kinder und Jugendliche im Sport. In A. GĂŒllich & M. KrĂŒger (Hrsg.), Sport in Kultur und Gesellschaft (S. 55–68). Springer.

Wagner, M. (2011). Motorische LeistungsfÀhigkeit im Kindes- und Jugendalter. Hofmann.



B36: Entwicklung eines Fragebogens zur körperlichen AktivitĂ€t fĂŒr Kinder, die einen Rollstuhl nutzen

SeemĂŒller, Selina; Beck, Franziska; Reimers, Anne Kerstin

FAU Erlangen-NĂŒrnberg

EINLEITUNG

RegelmĂ€ĂŸige körperliche AktivitĂ€t (kA) ist, unabhĂ€ngig von einer Behinderung, fĂŒr alle Kinder wichtig, da sie die Gesundheit, Fitness, kognitive Entwicklung und soziale Interaktion fördert. Kinder mit MobilitĂ€tseinschrĂ€nkungen werden in der AktivitĂ€tsforschung bislang kaum berĂŒcksichtigt. HierfĂŒr bedarf es valider und reliabler Messinstrumente wie Fragebögen (Nightingale et al., 2017). Ziel dieses Beitrags ist es, die Entwicklung eines modifizierten Fragebogens zur subjektiven Erfassung der kA bei Kindern im Rollstuhl vorzustellen und dessen Anwendung zur Diskussion zu stellen.

METHODE

Der entwickelte Fragebogen basiert auf dem validierten deutschen MoMo-AFB-Fragebogen (Schmidt et al., 2016). Auf Grundlage einer vorangegangenen Interviewstudie (SeemĂŒller et al., unveröffentlicht) wurden Inhalte und Terminologie angepasst und durch Interviews mit fĂŒnf Expert:innen weiterentwickelt. Die erste Version wurde in fĂŒnf Think-Aloud-Interviews mit Eltern-Kind-Paaren auf VerstĂ€ndlichkeit und Beantwortbarkeit geprĂŒft. Die Interviews berĂŒcksichtigten verschiedene Altersgruppen (7-16 Jahre) und Geschlechter. Die Daten wurden transkribiert und mittels qualitativer Inhaltsanalyse auf mögliche Antwortfehler untersucht. Die Anzahl der Fehler pro Kategorie wurde analysiert, um die Beantwortbarkeit des Fragebogens zu bewerten.

ERGEBNISSE

Im Rahmen der Expert:inneninterviews wurden 37 Items sprachlich und inhaltlich ĂŒberarbeitet. Die Think-Aloud-Interviews mit fĂŒnf Kindern ergaben 42 identifizierte Probleme, hauptsĂ€chlich im Bereich des VerstĂ€ndnisses (einzelne Fragen werden nicht wie beabsichtigt verstanden; 60 %) und der BegrĂŒndung (die abgerufenen Daten können nicht bewertet werden; 20 %). Beispielhaft wurde die Frage zur AlltagsaktivitĂ€t („Gehst du zu Fuß zur Schule?“) durch die Formulierung („FĂ€hrst du mit dem Rollstuhl zur Schule?“) ersetzt.

DISKUSSION

Die Entwicklung und Validierung des Fragebogens gewĂ€hrleisteten eine inhaltlich und sprachlich zielgruppengerechte Anpassung. In einer weiteren Studie wird der Fragebogen auf seine ReliabilitĂ€t ĂŒberprĂŒft und kann dann in der Forschung eingesetzt werden.

LITERATUR

Nightingale, T. E., Rouse, P. C., Thompson, D., & Bilzon, J. L. (2017). Measurement of physical activity and energy expenditure in wheelchair users: methods, considerations and future directions. Sports medicine-open, 3, 1–16.

Schmidt, S., Will, N., Henn, A., Reimers, A., & Woll, A. (2016). Der Motorik-Modul AktivitĂ€tsfragebogen MoMo-AFB: Leitfaden zur Anwendung und Auswertung. Karlsruher Institut fĂŒr Technologie (KIT). http://dx.doi.org/10.5445/IR/1000062199

SeemĂŒller, S., Beck, F., BĂŒkers, F., Krieger, C., & Reimers, A. (in Begutachtung). Habitual physical activity and its determinants – experiences from the perspective of children using wheelchairs. International Journal of Adolescents and Youth.



B38: Körperliche AktivitÀt von Kindern im Grundschulalter: Die Rolle intrapersoneller und umgebungsbezogener PrÀdiktoren

Melzer, Pia; Speer, Andreas; Streicher, Heike; Wagner, Petra

UniversitÀt Leipzig

EINLEITUNG

Ein bewegter Lebensstil ist förderlich fĂŒr eine gesunde Entwicklung im Kindesalter. Trotzdem erreicht die Mehrheit der Kinder nicht die nationalen Bewegungsempfehlungen. Die KOMPASS(2)-Studie (Streicher et al., 2024) ĂŒberprĂŒft auf Basis eines sozial-ökologischen Mehrebenenansatzes (MEA) das Zusammenwirken ausgewĂ€hlter individueller und umweltbezogener Kontextfaktoren fĂŒr die körperliche AktivitĂ€t (KA) von Grundschulkindern.

METHODE

Die Studie analysiert Querschnittsdaten von N = 594 ErstklĂ€ssler:innen (M = 7.4, SD = 0.4 Jahre, weiblich: 49.04 %) zur KA, zu individuellen (u. a. Geschlecht, Körperfettanteil) und umweltbezogenen (Wohn- und Schulumgebung) Korrelaten, die mittels Elternfragebogen und Screening ermittelt wurden. Das Erreichen der nationalen Bewegungsempfehlungen waren leitend fĂŒr die Bewertung der KA. Aufgrund der fehlenden Konvergenz gemischter Modelle des MEA wurden zur VarianzaufklĂ€rung der KA robuste multiple Regressionen gerechnet.

ERGEBNISSE

27.4 % der Teilnehmenden erfĂŒllen die Bewegungsempfehlungen. Es gibt keine Geschlechtsunterschiede. Die VerfĂŒgbarkeit von Sportequipment (ÎČ = .096), die NĂ€he zu SpielplĂ€tzen (ÎČ = -.096) und der prozentuale Körperfettanteil (ÎČ = -0.128) haben signifikante EinflĂŒsse auf die KA (p  .05). Geschlechtsspezifische Analysen zeigt, ergaben nur fĂŒr die Jungen eine signifikante VarianzaufklĂ€rung der KA durch diese PrĂ€diktoren (R2 = .103, korr. R2 = .058, p . 05). Weder Schulkontext- (Sportstundenanzahl, zusĂ€tzliche Bewegungsangebote) noch Wohnumgebungsfaktoren (AttraktivitĂ€t, Lage, Sicherheit, Ausstattung) tragen zur VarianzaufklĂ€rung bei.

DISKUSSION

Über 70 % der Kinder erfĂŒllen nicht die nationalen Bewegungsempfehlungen und machen eine effizientere Bewegungsförderung nötig. Der Körperfettanteil war neben umweltbezogenen Einflussfaktoren der Bedeutendste fĂŒr KA von Jungen. Die kĂŒnftige Bewegungsförderung sollte daher infrastrukturelle und edukative Maßnahmen verknĂŒpfen, auch zum Gewichtsmanagement im Kindesalter. Ein umfassenderes VerstĂ€ndnis zur VarianzschĂ€tzung der KA erfordert die BerĂŒcksichtigung zusĂ€tzlicher Determinanten.

LITERATUR

Streicher, H., Estorff, I., Ebert, B., Pawellek, S., Speer, A., Wulff, H., Ziegeldorf, A., & Wagner, P. (2024). Evaluation of Motor Performance, Physical Activity and Health of Primary School Children – A Study Protocol (KOMPASS(2)). Deutsche Zeitschrift fĂŒr Sportmedizin, 75(1), 14–20.



B42: Trainingseffekte eines 30-minĂŒtigen Einsatztrainings im Sportunterricht der Klasse 11

Lowin, Mike

Georg-August-UniversitÀt Göttingen

EINLEITUNG

In Folge körperlicher InaktivitĂ€t ist in den letzten Jahrzehnten ein allgemeiner RĂŒckgang der körperlichen Fitness im Kindes- und Jugendalter erkennbar (Ferrauti et al., 2020). Ein Krafttraining im Sportunterricht kann diesen Aspekten entgegenwirken (BĂŒsch et al., 2017), wobei die damit verbundenen Interventionen zumeist mit großem Zeit- und Organisationsaufwand in Form von mehreren Serien und Trainingseinheiten pro Woche verbunden sind (Granacher et al., 2009). Daher wurde im Rahmen dieser Studie eruiert, inwiefern ein 30-minĂŒtiges Einsatz-Zirkeltraining, welches ĂŒber sieben Wochen einmal wöchentlich durchgefĂŒhrt wird, eine Steigerung der KraftfĂ€higkeiten von SchĂŒler:innen der Klasse 11 bewirken kann.

METHODE

Einundsechzig Proband:innen im Alter von M = 16.4 Jahren (SD = 0.5) wurden im PrĂ€-/Posttest-Design untersucht. Das Testverfahren bestand aus Übungen des DMT 6-18 sowie des IPPTP 9-17 und des Fitnessgrams. Die Interventionsgruppe fĂŒhrte einmal wöchentlich innerhalb von 30 Minuten ein Zirkeltraining mit neun verschiedenen Übungen mit Differenzierungsstufen durch, die Kontrollgruppe absolvierte im Regelunterricht die Themen Badminton und Volleyball.

ERGEBNISSE

Die IG verbesserte sich beim Standweitsprung (p = .019, d = 0.37), beim Medizinballwurf (p = .022, d = .36), beim Klimmzughang (p = .017, d = .39) und bei den LiegestĂŒtzen (p  .001, d = .58) signifikant, wobei sich die Ergebnisse bei den LiegestĂŒtzen (p = .043), beim Medizinballwurf (p = .011) und beim Klimmzughang (p = .041) signifikant von der KG abhoben. Auch der Gesamtkraftzuwachs unterschied sich signifikant (p = .016).

DISKUSSION

Insgesamt stellt das Interventionsprogramm infolge der positiven Effekte eine altersgerechte und sinnvolle Maßnahme gegen den RĂŒckgang der körperlichen Fitness dar. Hierbei kann durch die Differenzierung des Trainings eine Förderung aller SchĂŒler:innen gewĂ€hrleistet werden. Durch die kurze Zeitspanne wird eine Integration des Krafttrainings als supplementĂ€re Einbindung neben dem Regelunterricht möglich, sodass eine DurchfĂŒhrung ĂŒber lĂ€ngere ZeitrĂ€ume sowie die Vermeidung von Detrainingseffekten gewĂ€hrleistet werden kann.

LITERATUR

BĂŒsch, D., Prieske, O., Kriemler, S., Puta, C., Gabriel, H., & Granacher, U. (2017). Krafttraining im Kindes- und Jugendalter: Bedeutung, Wirkung und Handlungsempfehlungen. Schweizerische Zeitschrift fĂŒr Sportmedizin und Sporttraumatologie, 65(3), 34–42.

Ferrauti, A., Stadtmann, T., Ulbricht, A., & Kappenstein, J. (2020). Training im Kindes- und Jugendalter. In A. Ferrauti (Hrsg.), Trainingswissenschaft fĂŒr die Sportpraxis: Lehrbuch fĂŒr Studium, Ausbildung und Unterricht im Sport (S. 507–546). Springer.

Granacher, U., Kriemler, S., Gollhofer, A., & Zahner, L. (2009). NeuromuskulĂ€re Auswirkungen von Krafttraining im Kindes-und Jugendalter: Hinweise fĂŒr die Trainingspraxis. Deutsche Zeitschrift fĂŒr Sportmedizin, 60(2), 41–49.



B44: Digitale Technologien zur Analyse von Gang und motorischen Funktionen bei Àlteren Erwachsenen: Studienprotokoll eines Umbrella Reviews

Drewes, Carolin1; Sejnova, Gabriela2; Stepanova, Karla2; Wollesen, Bettina1

1Deutsche Sporthochschule Köln; 2Tschechische Technische UniversitÀt in Prag, Tschechien

EINLEITUNG

Viele PflegebedĂŒrftige bevorzugen es, zu Hause zu altern (Jong et al., 2022). Dies fĂŒhrt oft zu einer hohen subjektiven Belastung pflegender Angehöriger, insbesondere wenn sie weit entfernt leben und nur eingeschrĂ€nkt unterstĂŒtzen können (GrĂ€ĂŸel & Behrndt, 2016; Teubner & Eggert, 2022). Daher sind innovative AnsĂ€tze fĂŒr individualisiertes Gesundheitsmonitoring wichtig. Ziel dieses Umbrella Reviews ist es, bestehende systematische Übersichtsarbeiten zu digitalen Technologien zur Beurteilung des Gangbildes und der motorischen Funktionen bei Ă€lteren Erwachsenen zu identifizieren, zu bewerten und zusammenzufĂŒhren.

METHODE

Vier Datenbanken (MEDLINE, PsycInfo, CINAHL, Web of Science) werden durchsucht, um systematische Übersichtsarbeiten zu identifizieren, die Gangparameter (z. B. Ganggeschwindigkeit, SchrittlĂ€nge), motorische Funktionen (z. B. posturale StabilitĂ€t, Tremor) und die Genauigkeit digitaler Technologien bewerten. Die Datenextraktion erfolgt durch zwei unabhĂ€ngige Reviewer, die Studien anhand vordefinierter Kriterien inkludieren und relevante Daten (Studiencharakteristik, Demografie, Methodik, Hauptergebnisse) extrahieren. Die methodische QualitĂ€t der systematischen Übersichtsarbeiten wird mit der AMSTAR 2-Checkliste bewertet. Eine quantitative Synthese der EffektgrĂ¶ĂŸen sowie der diagnostischen Genauigkeit der Technologien erfolgt bei ausreichender Datenlage.

ERGEBNISSE

Das Studienprotokoll folgt den PRISMA-PRIOR-Richtlinien. Die Suchergebnisse werden in einem PRISMA-Flussdiagramm dargestellt, ergĂ€nzt durch die zentralen Merkmale und Ergebnisse der eingeschlossenen Übersichtsarbeiten sowie der Bewertungen der methodischen QualitĂ€t. Erste Ergebnisse werden zum dvs Hochschultag verfĂŒgbar sein.

DISKUSSION

Digitale Technologien bieten vielversprechende Möglichkeiten zur objektiven Beurteilung von Gang und motorischen Funktionen Àlterer Erwachsener. Die systematische Synthese ermöglicht es, StÀrken und Limitationen verschiedener Technologien zu identifizieren und die diagnostische Genauigkeit zu bewerten.

LITERATUR

GrĂ€ĂŸel, E., & Behrndt, E.-M. (2016). Belastungen und Entlastungsangebote fĂŒr pflegende Angehörige. In K. Jacobs, A. Kuhlmey, S. Greß, J. Klauber & A. Schwinger (Hrsg.), Pflege-Report 2016. Die Pflegenden im Fokus (S. 169–187). Schattauer.

Jong, L. de, Zeidler, J., & Damm, K. (2022). A systematic review to identify the use of stated preference research in the field of older adult care. European journal of ageing, 19(4), 1005–1056. https://doi.org/10.1007/s10433-022-00738-7

Teubner, C., & Eggert, S. (2022). Distance Caregiving. UnterstĂŒtzung und Pflege auf rĂ€umliche Distanz. Abruf unter https://www.zqp.de/wp-content/uploads/Analyse_DistanceCaregiving.pdf



B46: Statistische Analysen zur ErmĂŒdungsbewertung im Athleten-Monitoring von Profibasketballspielern

Wellm, Dennis; Wieland, Björn; Zentgraf, Karen

Goethe-UniversitÀt Frankfurt

EINLEITUNG

Der datenbasierte Einsatz eines Monitoring-Verfahrens zur EinschÀtzung der individuellen Leistungsbereitschaft (LB) ist in der Praxis weit verbreitet (Mercer et al., 2022). Diese Verfahren zeichnen sich jedoch durch eine enorme HeterogenitÀt aus wodurch sich auf individueller Ebene oft keine zuverlÀssigen Aussagen treffen lassen (Harry et al., 2024). Vor diesem Hintergrund zielte die vorliegende Untersuchung darauf ab, den Einfluss der externen Belastung des Vortags auf die tagesaktuelle LB auf individueller Ebene zu analysieren.

METHODE

Über ein Tracking-System (Catapult Sports©) wurde die externe Belastung (Player Load, PL) von neun Basketballprofis wĂ€hrend des Balltrainings (Wettkampfsaison, August bis Februar) aufgezeichnet. Zur EinschĂ€tzung der LB am Folgetag wurden vor jedem Balltraining Tests der Griffkraft, der maximalen Tappingfrequenz (TF, 5 sec), der Harmonic to Noise Ratio, des Countermovement Jump durchgefĂŒhrt sowie die Kurzskala ‚Erholung und Belastung‘ eingesetzt. Alle Werte wurden abhĂ€ngig vom PL des Vortags (hoch vs. niedrig, individuelle Median Splits) aufgeteilt. Zur Analyse der Unterschiede wurden fĂŒr jeden Spieler drei statistische Verfahren berechnet: Bayes‘sche t-Tests prĂŒften Mittelwertunterschiede hoch vs niedrig auf individueller Spielerebene, der Smallest Worthwhile Change (SWC, Faktor 2,0) bewertete hohe Abweichungen vom Mittelwert des jeweiligen Tests und Spielers und Assoziationsregeln (AR) untersuchten ZusammenhĂ€nge zwischen PL und den einzelnen Testergebnissen fĂŒr jeden Athleten.

ERGEBNISSE

Die Bayes‘sche Analyse zeigte nur bei einem Spieler Unterschiede in der Griffkraft, wĂ€hrend fĂŒr die ĂŒbrigen Spieler und Tests keine klaren Effekte nachweisbar waren. Der SWC ergab 70 auffĂ€llige Werte (28 nach hoher, 42 nach niedriger Belastung). Die AR offenbarte individuelle Muster, wobei bei acht von neun Spielern ein Zusammenhang (Lift >1) zwischen hoher Vorbelastung im PL und niedriger TF am Folgetag bestand.

DISKUSSION

Die Ergebnisse zeigen keine konsistenten, sondern individuelle Muster – unabhĂ€ngig vom Auswerteansatz. Dies spricht fĂŒr ein personalisiertes Monitoring und verdeutlicht den Bedarf an methodischer Weiterentwicklung, um valide individuelle SchlĂŒsse zu ermöglichen. Der Test der TF scheint nach den Aussagen der AR am ehesten die Belastungen zu detektieren.

LITERATUR

Harry, J. R., Hurwitz, J., Agnew, C., & Bishop, C. (2024). Statistical tests for sports science practitioners: Identifying performance gains in individual athletes. Journal of Strength and Conditioning Research, 38(5), e264–e272. https://doi.org/10.1519/JSC.0000000000004727.

Mercer, R. A. J., Russell, J. L., McGuigan, L. C., Coutts, A. J., Strack, D. S., & McLean, B. D. (2022). Understanding ‘monitoring’ data-the association between measured stressors and athlete responses within a holistic basketball performance framework. PloS one, 17(6). https://doi.org/10.1371/journal.pone.0270409



B48: Interindividuelle Anpassung an Schnellkrafttraining: Einfluss des Force-Velocity-Profils und des Genotyps

Carl, Felix1; Bachmann, Philipp1; Reichert, Lukas1; Hacker, Sebastian2; KrĂŒger, Karsten2; Zentgraf, Karen1

1Goethe-UniversitĂ€t Frankfurt; 2Justus-Liebig UniversitĂ€t Gießen

EINLEITUNG

Eine Verbesserung der Schnellkraft geht in vielen Sportarten mit einer gesteigerten sportartspezifischen Leistung einher (Suchomel et al., 2016). Zudem deuten Studien auf interindividuelle Unterschiede in der Anpassung an Schnellkrafttraining, z. B. auf Grundlage des individuellen Force-Velocity-Profils (FVP; Morin & Samozino, 2016) oder der Genetik (Alvarez-Romero et al., 2021), hin. Inwiefern beide Aspekte die Anpassung an ein Schnellkrafttraining beeinflussen, wird in dieser laufenden Studie eruiert.

METHODE

Aktuell absolvierten 21 Proband:innen (w = 10) eine 7-wöchige Schnellkraftintervention (SKI) bestehend aus Countermovement Jumps (CMJ; 120/Woche). Alle Proband:innen absolvierten vor und nach der Intervention eine FVP-Diagnostik und wurden einer Kraft- oder Geschwindigkeitsdefizit-Gruppe (FVP-Gruppe) zugeordnet. Sportbezogene Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs) wurden aus Vollblut mittels DNA-Analyse erfasst. Die Analyse erfolgte mithilfe einer 2x2 ANOVA (Zeit, FVP-Gruppe) mit der abhÀngigen Variable Sprunghöhe im CMJ sowie einer Spearman-Korrelation zwischen der VerÀnderung im CMJ und spezifischen SNPs auf Genen wie ACE, ACTN3 oder PPARA.

ERGEBNISSE

Die Ergebnisse zeigen einen signifikanten Haupteffekt fĂŒr Zeit (F(1,19) = 48.65, p < .001, ηpÂČ = 0.72) und fĂŒr FVP-Gruppe (F(1,19) = 7.29, p = .014, ηpÂČ = 0.28), jedoch keinen signifikanten Interaktionseffekt (p > .05). Zudem zeigt sich ein Zusammenhang zwischen dem SNP PPARA rs4253778 und der VerĂ€nderung im CMJ (ρ = .57, p = .006), der jedoch nach Bonferroni-Korrektur zur Anpassung an multiples Testen als nicht signifikant erachtet wird (korrigiertes α = .002).

DISKUSSION

Die Ergebnisse des aktuellen Standes der Untersuchung induzieren, dass alle Proband:innen, zunÀchst unabhÀngig der FVP-Gruppe, ihre Sprunghöhe im CMJ durch eine systematische SKI steigern konnten. Zudem könnte eine positive CMJ-VerÀnderung in Zusammenhang mit PPARA rs4253778 stehen. PPARA rs4253778 beeinflusst z. B. die muskulÀre Energieversorgung und könnte so die individuelle Trainingsanpassung modulieren.

LITERATUR

Alvarez-Romero, J., Voisin, S., Eynon, N., & Hiam, D. (2021). Mapping robust genetic variants associated with exercise responses. International Journal of Sports Medicine, 42(1), 3–18.

Morin, J. B., & Samozino, P. (2016). Interpreting power-force-velocity profiles for individualized and specific training. International Journal of Sports Physiology and Performance, 11(2), 267–272.

Suchomel, T. J., Nimphius, S., & Stone, M. H. (2016). The Importance of muscular strength in athletic performance. Sports Medicine, 46(10), 1419–1449.



B52: Effekte eines prĂ€habilitativen Trainings vor Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes auf die ExtensionsfĂ€higkeit des Kniegelenks – eine einfach-verblindete, randomisiert kontrollierte Studie

Abel, Rebecca1; Niederer, Daniel2; Offerhaus, Christoph3; Glowa, Alexander4; Hansen, Niklas1; Wilke, Christiane1

1Deutsche Sporthochschule Köln; 2Goethe-UniversitÀt Frankfurt; 3UniversitÀt Witten/ Herdecke, Sana Dreifaltigkeitskrankenhaus Köln; 4PhysioSport PACE GmbH, Köln

EINLEITUNG

Das Ziel der Studie war der Vergleich der Wirksamkeit eines individuell anpassbaren, angeleiteten, Kriterien gestĂŒtzten PrĂ€habilitationsprogramms (IG) mit einem eigenstĂ€ndig durchgefĂŒhrten Heimtraining (VG) vor Rekonstruktion des vorderen Kreuzbandes (VKB) im Hinblick auf die prĂ€- und postoperative ExtensionsfĂ€higkeit des Kniegelenks.

METHODE

Teilnehmende (TN) im Alter von 16 bis 60 Jahren mit einer einseitigen VKB-Ruptur und geplanter VKB-Rekonstruktion mit einem Hamstrings- oder Quadrizeps-Sehnenautograft wurden rekrutiert und block-randomisiert zugewiesen (IG oder VG). Das aktive Bewegungsausmaß des Kniegelenks wurde an sieben Messzeitpunkten mittels Goniometer erhoben (Anamnese (t1), 1-7 Tage vor OP (t2), am OP-Tag (t3) sowie 30 (t4), 60 (t5), 90 (t6) und 180 (t7) Tage postoperativ). Lineare gemischte Modelle basierend auf den VerĂ€nderungswerten seit der Anamnese wurden nach der Imputation fehlender Werten berechnet.

ERGEBNISSE

N = 114 TN (MAlter = 31.03 Jahre, SD = 10.30, 47 % mĂ€nnlich, 53 % weiblich) wurden analysiert. Die Interaktion Gruppe x Zeit zeigte keine signifikanten Ergebnisse, jedoch konnte das Extensionsdefizit in der IG prĂ€operativ (t1 zu t2) verringert werden, wĂ€hrend es in der VG grĂ¶ĂŸer wurde (vgl. Tab. 1, siehe Abstractbuch)

DISKUSSION

Ein postoperatives Extensionsdefizit steht in Zusammenhang mit der prĂ€operativen ExtensionsfĂ€higkeit (Mauro et al., 2008), was die Relevanz der effektiven Reduktion eines prĂ€operativen Extensionsdefizits betont. Da beim angeleiteten Training im Vergleich zum eigenstĂ€ndigen Training eine qualitativ hochwertige BewegungsausfĂŒhrung durch eine:n Therapeut:in sichergestellt werden kann, ist dieses zur Reduktion eines Extensionsdefizits besonders geeignet.

LITERATUR

Mauro, C. S., Irrgang, J. J., Williams, B. A., & Harner, C. D. (2008). Loss of extension following anterior cruciate ligament reconstruction: analysis of incidence and etiology using IKDC criteria. Arthroscopy: The Journal of Arthroscopic & Related Surgery, 24(2), 146–153.



B54: Die Rolle der Stuhlkonstruktion in der zahnÀrztlichen Ergonomie: Kinematische Analyse und ergonomische Risikobewertung von BewegungsablÀufen

Ohlendorf, Daniela1; Holzgreve, Fabian1; Preuß, Jasmin1; Erbe, Christina2; Wanke, Eileen M.1; BrĂŒggmann, Dörthe1; Groneberg, David A.1; Maurer-Grubinger, Christian1

1Institut fĂŒr Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin, Goethe-UniversitĂ€t Frankfurt; 2Abteilung fĂŒr KieferorthopĂ€die, UniversitĂ€tsmedizin der Johannes-Gutenberg-UniversitĂ€t Mainz

EINLEITUNG

An Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) sind in der Zahnmedizin 68-100 % der Behandelnden betroffen, vor allem in den Regionen unterer RĂŒcken, Schultern und Nacken (Ohlendorf et al., 2020). Ursache sind hĂ€ufige ungĂŒnstige und statische Zwangshaltungen. Diese Studie untersucht den Einfluss von fĂŒnf Stuhltypen bei zahnĂ€rztlicher TĂ€tigkeit mittels kinematischer Analyse und der anschließenden Einstufung dieser durch das Rapid Upper Limb Assessement (RULA).

METHODE

Es nahmen 22 (14w/8m) rechtshĂ€ndige ZahnĂ€rzt:innen (M = 32.9, SD = 8.9 Jahre) mit einer Berufserfahrung von M = 7.5 (SD = 9.6) Jahren an der Studie teil. Mit dem inertialen Messsystem Xsens Awinda wurden kinematische Daten wĂ€hrend der DurchfĂŒhrung zahnmedizinischer TĂ€tigkeiten an einem Phantomkopf erfasst. Die kinematischen Daten wurden in ein kontinuierliches RULA-Schema konvertiert (Maurer-Grubinger et al., 2021). Anschließend wurden statistische Methoden zum Vergleich der RULA-Scores der StĂŒhle oder der GelenkwinkelverlĂ€ufe (statistical parametric mapping, SPM samt Cohen‘s d) verwendet. Das Signifikanzniveau lag bei p ≀ .05.

ERGEBNISSE

Die RULA-Analyse zeigte bei allen getesteten ArbeitsstĂŒhlen ein erhöhtes ergonomisches Risiko (RULA ≄ 5), jedoch keine signifikanten Unterschiede zwischen den StĂŒhlen. Die SPM-Analyse ergab signifikante Unterschiede beim relativen Auftreten der Gesamtgelenkwinkel: zwischen Stuhl 1 und 5 (p ≀ .03 fĂŒr Schulter links, Flexion-Extension), Stuhl 2 und 4 (p ≀ .03 fĂŒr Schulter rechts, Flexion-Extension), Stuhl 1 und 3 (p ≀ .03 fĂŒr Rumpf rechts, Flexion-Extension; p ≀ .04 fĂŒr Rumpf, Lateralflexion; p ≀ .05 fĂŒr Ellbogen links, Flexion-Extension), Stuhl 3 und 4 (p ≀ .05 fĂŒr Schulter links, Flexion- Extension; p ≀ .01 fĂŒr Schulter rechts, Flexion-Extension) sowie zwischen Stuhl 2 und 3 (p ≀ .05 fĂŒr Ellbogen links, Flexion-Extension). Die EffektstĂ€rken von Cohen's d liegen zwischen 0.63 und 0.85.

DISKUSSION

Die Wahl des Arbeitsstuhls hat keinen signifikanten Einfluss auf das RULA-Risiko der oberen ExtremitĂ€t – es war ĂŒber alle StĂŒhle hinweg vergleichbar hoch. Die Analyse der Gelenkwinkel zeigte beim Ghopec-Stuhl (Stuhl 3) tendenziell grĂ¶ĂŸere Auslenkungen, jedoch ohne konsistenten Trend und klinische Relevanz. Die Ergebnisse betonen das potenzielle Risiko der zahnĂ€rztlichen Arbeitshaltung fĂŒr Muskel-Skelett-Erkrankungen, bei untergeordneter Bedeutung der Stuhlergonomie.

LITERATUR

Maurer-Grubinger, C., Holzgreve, F., Fraeulin, L., Betz, W., Erbe, C., Brueggemann, D., Wanke, E. M., Nienhaus, A., Groneberg, D. A, & Ohlendorf, D., (2021). Combining Ergonomic Risk Assessment (RULA) with Inertial Motion Capture Technology in Dentistry-Using the Benefits from Two Worlds. Sensors, 21(12), 4077.

Ohlendorf, D., Naser, A., Haas, Y., Haenel, L., Fraeulin, L., Holzgreve, F., Erbe, C., Betz, W., Wanke, E. M., Brueggemann, D., Nienhaus, A., & Groneberg, D. A. (2020). Prevalence of Musculoskeletal Disorders among Dentists and Dental Students in Germany. Int J Environ Res and Public Health, 17(23), 8740.



B56: Nachhaltigerer Sport durch den Fokus auf die ÖkoeffektivitĂ€t

Schneider, André

Hochschule Mittweida

EINLEITUNG

Eine besondere Herausforderung fĂŒr die Sportbranche stellt der notwendige Wandel von einer bisherigen ressourcenaufbrauchenden und rĂŒckgewinnungsarmen Produkt- und Servicepolitik hin zu einem umweltfreundlicheren Wertschöpfungsnetzwerk dar. Viele der in der Wissenschaft und Praxis diskutierten nachhaltigkeitsorientierten AnsĂ€tze konzentrieren sich jedoch auf die Ökoeffizienz, d. h. einer reinen Schadensreduktion, Einsparungen an Rohstoffen und Energie sowie deren Nutzung (Schneider & Uhlig, 2023). Der Cradle-to-Cradle-Ansatz verfolgt hingegen das Ziel der ÖkoeffektivitĂ€t, indem dieser in einem technischen und biologischen Kreislauf, schadstofffreie und umweltvertrĂ€gliche Materialien einsetzt und damit Produkte und auch Serviceprozesse erzeugt, die unbedenklich fĂŒr Gesundheit und Umwelt sind (Braungart & McDonough, 2012).

METHODE

Der konzeptionelle Beitrag stellt den Ansatz der Ökoeffizienz, dem der ÖkoeffektivitĂ€t gegenĂŒber. Neben einer GegenĂŒberstellung von Vor- und Nachteilen, werden die Treiber einer Transformation hin zu ökoeffektiveren Wertschöpfungsmodellen aufgezeigt und anhand von Fallbeispielen verschiedener Akteure des Sport-Ökosystems diskutiert.

ERGEBNISSE

Cradle-to-Cradle stellt einen geeigneten Ansatz zur Steigerung der Nachhaltigkeit im Sport-Ökosystem dar. Wichtige Treiber einer Transformation hin zu einem ökoeffektiven System sind: die Neuausrichtung von Wertschöpfungsketten (von linear zu circular) sowie kreislauffĂ€higes Service- und Produktdesign (Schneider & Uhlig, 2023), der Einsatz erneuerbarer Energien (Braungart & McDonough, 2012); angepasstes Konsum- und Nutzungsverhalten der Akteure (Borrello et al., 2017); die Etablierung von Sharing-AnsĂ€tzen (Kim & Lee, 2022).

DISKUSSION

Ökoeffizienz und ÖkoeffektivitĂ€t schließen sich als AnsĂ€tze fĂŒr einen nachhaltigen Sport nicht aus, sondern ergĂ€nzen sich. Jedoch ist der Effekt der Ökoeffizienz begrenzt, da selten eine vollstĂ€ndige Reduzierung bzw. Vermeidung von RessourcenverbrĂ€uchen möglich ist. Die ÖkoeffektivitĂ€t hingegen ermöglicht durch Kreislaufprozesse und ein intelligentes Service- und Produktdesign der gesamten Value Chain ein nachhaltiges Wachstum im Sport.

LITERATUR

Borrello, M., Caracciolo, F., Lombardi, A., Pascucci, S., & Cembalo, L. (2017). Consumers‘ Perspective on Circular Economy Strategy for Reducing Food Waste. Sustainability, 9(1), 1–18, 141.

Braungart, M., & McDonough, W. (2012). Einfach intelligent produzieren: Cradle to Cradle: Die Natur zeigt, wie wir die Dinge besser machen können, (7. Aufl.). Piper.

Kim, S., & Lee, K. (2022). Influence of the Characteristics of Sports Sharing Economy Services on Intention of Use: The Mediating Effect of Consumer Attitude and Trust. Social Sciences, 11(2), 57.

Schneider, A., & Uhlig, S. (2023). Von der Ökoeffizienz zur ÖkoeffektivitĂ€t: AnsĂ€tze einer nachhaltigeren Transformation von servicebasierten GeschĂ€ftsmodellen in der Eventbranche. In M. Bruhn & K. Hadwich (Hrsg.), Gestaltung des Wandels im Dienstleistungsmanagement Band 1: Innovationsperspektive–Digitalisierungsperspektive–Nachhaltigkeitsperspektive (S. 545–565), Springer.



Beitrag wurde zurĂŒckgezogen!

B61: „Wir sind auch normal.“ – Leben und Sport mit HĂ€mophilie (zurĂŒckgezogen)

NauschĂŒtz, Tabea1; Theobald, Ulrich2

1Philipps-UniversitÀt Marburg; 2PÀdagogische Hochschule Ludwigsburg

EINLEITUNG

Sport und Bewegung sind essenziell fĂŒr körperliche und psychische Gesundheit sowie individuelle Entwicklungsprozesse (Finger et al., 2017). Der Teilhabebericht der Bundesregierung zeigt jedoch, dass u. a. Menschen mit chronischen Erkrankungen aufgrund verschiedener Barrieren seltener an Sportangeboten teilnehmen (BMAS, 2021). Auch Personen mit HĂ€mophilie (Blutgerinnungsstörung) treiben weniger Sport als ihre Peers ohne HĂ€mophilie (Moretti et al., 2021). Lange galt Sport wegen des Blutungsrisikos als riskant – inzwischen betont man bei adĂ€quater Therapie jedoch seine positiven Effekte wie muskulĂ€re StabilitĂ€t und PrĂ€vention von Folgeerkrankungen (von Mackensen et al., 2016). Ziel dieses Projekts ist es, Einblicke in die sportbezogene Lebenswelt Jugendlicher mit HĂ€mophilie zu gewinnen und AnsĂ€tze fĂŒr den Abbau von Barrieren zu entwickeln.

METHODE

Zusammen mit dem UniversitĂ€tsklinikum Frankfurt/Main werden zwei Sport-Wochenenden (11/2024, 05/2025) fĂŒr junge Menschen mit HĂ€mophilie (14–30 Jahre) organisiert, auf denen verschiedene Sportarten ausprobiert werden können. An beiden Terminen werden Teilnehmende (n = 30) in Form von Gruppendiskussionen zu sportbezogenen Barrieren und Förderfaktoren befragt. Die GesprĂ€che werden mit Hilfe der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz und RĂ€diker (2024) ausgewertet.

ERGEBNISSE

Das Poster zeigt die Ergebnisse der Gruppendiskussionen beider Termine anhand eines Kategoriensystems zu Barrieren und Förderfaktoren. Eine Differenzierung nach Sportarten erfolgt nicht, da die Fallzahlen gering und die Perspektiven explorativ sind. Die Analyse verdeutlicht: Alter, LebensumstĂ€nde und körperliche Verfassung beeinflussen die Wahrnehmung sportbezogener Barrieren (z. B. eingeschrĂ€nkter Schulsport) und Förderfaktoren (z. B. unterstĂŒtzende LehrkrĂ€fte). Diese Aspekte sind spezifisch fĂŒr junge Menschen mit HĂ€mophilie und sollten bei der Entwicklung inklusiver Sportangebote berĂŒcksichtigt werden.

LITERATUR

Bundesministerium fĂŒr Arbeit und Soziales (Hrsg.). (2021). Dritter Teilhabebericht der Bundesregierung ĂŒber die Lebenslagen von Menschen mit BeeintrĂ€chtigungen. Teilhabe – BeeintrĂ€chtigung – Behinderung. Abruf von https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/Publikationen/a125-21-teilhabebericht.pdf?__blob=publicationFile&v=7.

Finger, J. D., Manz, K., Krug, S., & Mensik, G. B. (2017). Epidemiologie der körperlichen AktivitÀt und InaktivitÀt. In W. Banzer (Hrsg.), Körperliche AktivitÀt und Gesundheit. PrÀventive und therapeutische AnsÀtze der Bewegungs- und Sportmedizin. Springer.

Kuckartz, U., & RĂ€diker, S. (2024). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Umsetzung mit Software und kĂŒnstlicher Intelligenz, (6. Auflage). Beltz Juventa.

Moretti, L., Bizzoca, D., Buono, C., Ladogana, T., Albano, F., & Moretti, B. (2021). Sports and Children with Hemophilia: Current Trends. Children, 8(11).

von Mackensen, S., Harrington, C., Tuddenham, E., Littley, A., Will, A., Fareh, M., Hay, C. R. M., & Khair, K. (2016). The impact of sport on health status, psychological well-being and physical performance of adults with haemophilia. Haemophilia, 22(4), 521–530.



B62: Inklusiver Sportunterricht fĂŒr SchĂŒler:innen mit chronischer Erkrankung: ein Scoping Review

Theobald, Ulrich1; Mayer, Jochen2; Giese, Martin1

1Philipps-UniversitĂ€t Marburg; 2PĂ€dagogische Hochschule SchwĂ€bisch GmĂŒnd

EINLEITUNG

Die Planung und DurchfĂŒhrung von Sportunterricht fĂŒr SchĂŒler:innen mit chronischen Erkrankungen(cE) ist herausfordernd. Mit Blick auf Kinder und Jugendliche mit Bedarf an sonderpĂ€dagogischerUnterstĂŒtzung stellen SchĂŒler:innen mit einer chronischen körperlichen oder psychischen Erkrankung eine Ă€ußerst heterogene Untergruppe dar. AbhĂ€ngig von der jeweiligen gesundheitlichen Disposition können individuelle körperliche, psychische und motivationale Voraussetzungen sehr verschieden sein (Vickerman & Maher, 2019). Manche SchĂŒler:innen können am Unterricht in einer allgemeinen Schule teilnehmen, andere sind auf „Schulen fĂŒr Kranke“ oder alternative Settings angewiesen (Maher et al., 2025).

METHODE

Ein diversitĂ€tssensibler Zugang zu Sportunterricht fĂŒr SchĂŒler:innen mit cE muss die unterschiedlichen individuellen Potenziale berĂŒcksichtigen, um gehaltvolle Bildungserfahrungen zu ermöglichen (Giese & Weigelt, 2015) und Lernerfahrungen in unterschiedlichen Domains anzubahnen (Theobald, 2021). Aus diesem Grund wurde im Rahmen eines Scoping Literaturreviews der einschlĂ€gige Literaturkorpus in diesem Bereich aufgearbeitet, um den aktuellen Forschungsstand sowie etwaige WissenslĂŒcken zu skizzieren. Dazu wurden die Datenbanken PubMed, PsycInfo, SportDiscus und ERIC systematisch nach Literatur durchsucht. Der Forschungsstand wurde thematisch zusammengefasst und kartiert.

ERGEBNISSE

Der Schwerpunkt aktueller Forschung zu Sportunterricht fĂŒr SchĂŒler:innen mit cE liegt auf einzelnen Krankheits- und Störungsbildern sowie den positiven Auswirkungen körperlicher AktivitĂ€t. Studien zu pĂ€dagogischen und didaktischen Konzepten oder zu relevanten Kompetenzen seitens der LehrkrĂ€fte sind in der Unterzahl.

DISKUSSION

ZukĂŒnftige Forschungsvorhaben sollten daran ausgerichtet sein, die genannten ForschungslĂŒcken im pĂ€dagogischen und didaktischen Bereich zu schließen.

LITERATUR

Giese, M., & Weigelt, L. (Hrsg.). (2015). Inklusiver Sportunterricht in Theorie und Praxis. Meyer & Meyer.

Maher, A. J., Quarmby, T., Hooper, O., Wells, V., & Slavin, L. (2025). Physical education in alternative provision schools: A case of spatial (in)justice? British Educational Research Journal, 51(1). https://doi.org/10.1002/berj.4064

Theobald, U. (2021). Kompetenzorientierter Sportunterricht fĂŒr SchĂŒlerinnen und SchĂŒler mit motorischen BeeintrĂ€chtigungen. Zeitschrift fĂŒr HeilpĂ€dagogik, 72(11), 580–591.

Vickerman, P. & Maher, A. (2019). Teaching Physical Education to Children with Special Educational Needs and Disabilities (2nd. edition). Routledge.



B64: Tanz und Wirkung - Das sportpÀdagogische Projekt StuDance ProSchool

Weiß, Kathrin; Kirsch, Silke

UniversitÀt Augsburg

EINLEITUNG

Die tanzwissenschaftliche Forschung attestiert dem Komplex Tanz im Kontext Schule unter anderem eine hohe Effizienz bei der Förderung kultureller Bildungsimpulse, der Verbesserung des Klassen- und Schulklimas und eine StĂ€rkung des allgemeinen Selbstkonzepts. Dabei bedient Tanz viele Kompetenzfacetten, die nur schwerlich durch andere Unterrichtsinhalte abgedeckt werden können (Conzelmann et al., 2011; Keuchel, 2013). Trotz der positiven Wirkungen von Tanz in der Schule ist dieser Bereich allerdings immer noch wenig im Sportunterricht prĂ€sent. Dieser Herausforderung stellt sich das Institut fĂŒr Sportwissenschaft der UniversitĂ€t Augsburg im Rahmen der SportlehrkrĂ€fteausbildung mit dem sportpĂ€dagogischen Projekt StuDance ProSchool.

METHODE

Aus den Ergebnissen qualitativer Interviews vorangegangener Projekte ergibt sich fĂŒr vorliegende empirische Studie die Zielstellung, VerĂ€nderungen des Wohlbefindens sowie des physischen Selbstkonzepts der SchĂŒlerinnen und SchĂŒler wĂ€hrend der Projektteilnahme zu ĂŒberprĂŒfen. Hierzu wird eine Fragebogenerhebung im PrĂ€-Posttest-Design durchgefĂŒhrt. Als Erhebungsinstrument kommen Skalen zum Wohlbefinden (KINDL-R, Ravens-Sieberer & Bullinger, 1998) sowie zum Physischen Selbstkonzept (Stiller et al., 2011) zum Einsatz. Die Stichprobe setzt sich aus N = 189 (Klasse 5-10; MAlter = 13.5 Jahre; 21 % mĂ€nnlich, 79 % weiblich) SchĂŒlerinnen und SchĂŒlern zusammen.

ERGEBNISSE

Die Ergebnisdaten attestieren in Bezug auf das Wohlbefinden dem Selbstwert und dem schulischen Wohlbefinden sowie in Bezug auf das physische Selbstkonzept der Ausdauer und der allgemeinen körperlichen LeistungsfÀhigkeit eine signifikante Mittelwertsteigerung von PrÀ- zu Posttest.

DISKUSSION

Aus den Erkenntnissen der empirischen Studie sowie zu Grunde liegender theoretischer Auseinandersetzungen werden Implikationen fĂŒr die Praxis abgeleitet, die auf die Förderung schwer abdeckbarer Kompetenzfacetten sowie auf die Schaffung innovativer Gelegenheiten zur langfristig positiven Persönlichkeitsweiterentwicklung durch Tanzprojekte abzielen.

LITERATUR

Conzelmann, A., Schmidt, M., & Valkanover, S. (2011). Persönlichkeitsentwicklung durch Schulsport. Theorie, Empirie und Praxisbausteine der Berner Interventionsstudie Schulsport (BISS). Huber.

Keuchel, S. (2013). Kulturelle Teilhabe junger Menschen in der zeitlichen perspektive. Ergebnisse aus dem 2. Jugend-KulturBarometer. In Bundesministerium fĂŒr Bildung und Forschung (BMBF) Referat Kulturelle Bildung. Perspektiven der Forschung zur kulturellen Bildung. Dokumentation der Fachtagung am 6. Und 7. Juni 2013 in Berlin. (S. 77–79). Werbeproduktion Bucher.

Ravens-Sieberer, U., & Bullinger, M. (1998). Assessing health-related quality of life in chronically ill children with the German KINDL: First psychometric and content analytical results. Quality of Life Research, 7(5), 399–407. https://doi.org/10.1023/A:1008853819715

Stiller, J., WĂŒrth, S., & Alfermann, D. (2004). Die Messung des physischen Selbstkonzepts (PSK). Zeitschrift FĂŒr Differentielle Und Diagnostische Psychologie, 25(4), 239–257. https://doi.org/10.1024/0170-1789.25.4.239



B66: Zwischen Schule und Sport: Zeitaufwendungen und Motivationsunterschiede von Nachwuchsleistungssportler:innen

Walter, Melina; Niehues, Maike

UniversitÀt Hamburg

EINLEITUNG

Nachwuchsleistungssportler:innen stehen vor der Herausforderung, eine duale Karriere erfolgreich zu bewÀltigen (Lupo et al., 2012). Bisherige Studien zeigen, dass Individualsportler:innen eine geringere akademische, aber Àhnliche athletische Motivation haben und mehr trainieren als Teamsportler:innen, wobei sich die Trainingszeiten und Motivation zwischen den Geschlechtern nicht unterscheiden (Lupo et al., 2012; Baron-Thiene, 2014). Diese Studie analysiert geschlechts- und sportartenspezifische Unterschiede in den Zeitaufwendungen und der Motivation im sportlichen und schulischen Bereich.

METHODE

In einer schriftlichen Befragung wurden bei N = 340 leistungssportlich aktiven Sportler:innen (MAlter = 16.93 Jahre, 42 % weiblich) die wöchentliche Zeitinvestition fĂŒr schulische Aufgaben und Training, die Wettkampfanzahl der letzten 12 Monate, das Geschlecht, die Sportart sowie die akademische und athletische Motivation erfasst. Es wurden t-Tests und Pearson-Korrelationen berechnet.

ERGEBNISSE

Individualsportler:innen investierten signifikant mehr Zeit ins Training als Teamsportler:innen (p  .001, d = 0.40). Sportlerinnen wendeten signifikant mehr Zeit fĂŒr schulische Aufgaben auf als Sportler (p  .001, d = -0.68). Außerdem zeigte sich eine höhere Wettkampfdichte in den Teamsportarten im Vergleich zu den Individualsportarten (p  .001, d = -1.23). Die Analyse der akademischen Motivation zeigte, dass Sportlerinnen höhere Werte aufwiesen (p  .001, d = -0.40), wĂ€hrend sich Sportler im Geschlechtervergleich (p = .034, d = 0.24) und Teamsportler:innen im Sportartenvergleich (p  .001, d = -0.50) athletisch motivierter zeigten. Zudem korrelierten die akademische Motivation und die Zeitaufwendungen fĂŒr schulische Aufgaben (p  .001, r = .26) sowie die athletische Motivation und die Zeitaufwendungen fĂŒr das sportliche Training (p  .001, r = .20) und die Anzahl der WettkĂ€mpfe (p  .001, r = .22).

DISKUSSION

Die Unterschiede in den Zeitaufwendungen stimmen mit den bisherigen Befunden ĂŒberein, wĂ€hrend die Ergebnisse zur akademischen und athletischen Motivation im Widerspruch dazu stehen. Diese Differenzen könnten auf unterschiedliche kulturelle EinflĂŒsse zurĂŒckzufĂŒhren sein. ZukĂŒnftige Studien sollten Clusteranalysen nutzen, um unterschiedliche Motivationsprofile detaillierter zu untersuchen. Diese sind fĂŒr die adĂ€quate Auswahl von UnterstĂŒtzungsmaßnahmen fĂŒr Nachwuchsleistungssportler:innen besonders wertvoll.

LITERATUR

Baron-Thiene, A. (2014). Das Dropout-PhÀnomen: Eine Untersuchung an Eliteschulen des Sports in Sachsen. UniversitÀt Leipzig, Leipzig.

Lupo, C., Tessitore, A., Capranica, L., Rauter, S. & Doupona Topic, M. (2012). Motivation for a dual-career: Italian and Slovenian student-athletes. Kinesiologia Slovenica, 18(3), 47–56.



B72: Netzwerkanalyse im studentischen Gesundheitsmanagement: Kommunikation als SchlĂŒssel fĂŒr Vielfalt und Nachhaltigkeit

Kubin, Nathalie1; Dr. Preuß, Manuela1; Dr. Preuß, Peter1; Prof. Dr. Renner, Robert2

1Rheinische Friedrich-Wilhelms-UniversitÀt Bonn; 2Hochschule Rhein-Waal

EINLEITUNG

Obwohl das Studentische Gesundheitsmanagement (SGM) an Hochschulen an Relevanz gewinnt, fehlt es bislang an fundierten Analysen zur Struktur hochschulinterner Kommunikationsprozesse. Kommunikation gilt jedoch als zentrale Voraussetzung, um nachhaltige Strukturen zu etablieren und Vielfalt zu fördern. Gerade im Bereich der Gesundheitsförderung können strukturierte Kommunikationsprozesse dazu beitragen, bedarfsgerechte Angebote fĂŒr Studierende wirksam zu gestalten. Hochschulen ĂŒbernehmen damit sowohl eine Bildungs-, als auch eine gesundheitsbezogene Sozialisationsfunktion. Hieraus ergibt sich folgende Fragestellung: Welche Akteur:innen an der UniversitĂ€t Bonn spielen eine zentrale Rolle im Bereich des SGMs? Wie wird kommuniziert – und was kann optimiert werden?

METHODE

Zur Beantwortung dieser Fragestellungen wurde eine explorative Netzwerkanalyse als Querschnittstudie durchgefĂŒhrt – angelehnt an das methodische Vorgehen von Bachert et al. (2021). Anhand semistrukturierter Interviews mit 18 von 23 identifizierten internen Akteur:innen wurden deren Kommunikationsbeziehungen im Kontext des SGMs an der UniversitĂ€t Bonn erfasst. Die Auswertung erfolgte mithilfe von EXCEL, SPSS, UCINET 6 und GEPHI.

ERGEBNISSE

Die Ergebnisse verdeutlichen, dass neben dem UniversitĂ€ren Gesundheitsmanagement (UGM) der Hochschulsport im Netzwerk des SGMs eine zentrale Rolle einnehmen und die HĂ€ufigkeit sowie Struktur der Kommunikationsbeziehungen von Bedeutung sind. Eine Netzwerkkarte und KenngrĂ¶ĂŸen identifizieren hier Schwachstellen. 14 thematische Schwerpunkte, allen voran Studienberatung und StressbewĂ€ltigung, wurden hinsichtlich ihrer Relevanz fĂŒr die Studierendengesundheit von den Befragten priorisiert. Auf Grundlage der Ergebnisse wurden Handlungsempfehlungen entwickelt, die Vielfalt und nachhaltige Maßnahmen unter BerĂŒcksichtigung von Sport und Gesundheit fördern.

DISKUSSION

Die Ergebnisse verdeutlichen: Effektive Kommunikationsstrukturen sind unerlĂ€sslich fĂŒr nachhaltige und vielfĂ€ltigkeitsfördernde Gesundheitsmaßnahmen. Netzwerkanalysen dienen der strukturellen Bewertung an Hochschulen, da sie neben AktivitĂ€ten auch VerĂ€nderungen erfassen. Die Identifikation zentraler Akteur:innen und KommunikationslĂŒcken stĂ€rkt die Steuerung im Netzwerk. Ein ganzheitlich vernetztes UGM bildet so eine Grundlage zur Förderung des sozialen Aspekts der Nachhaltigkeit.

LITERATUR

Bachert, P., WĂ€sche, H., Albrecht, F., Hildebrand, C., Kunz, A. M., & Woll, A. (2021). Promoting students' health at university: Key stakeholders, cooperation, and network development. Frontiers in Public Health, 9. https://doi.org/10.3389/fpubh.2021.680714



B74: Empowerment of women with the aim of a sustainable society: ”The spirit of no one behind”

Sone, Junya

Osaka University Health and Sport Sciences, Japan

INTRODUCTION

Misogynistic comments by the former president of the 2021 Tokyo Olympics and the Olympics Creative Director garnered criticism as a gender discrimination issue. These incidents exposed the reality of the misogyny and lack of recognition of the dignity of others in Japanese sports. To address this issue of female empowerment through sports education, the present study aimed to demonstrate the relationship concept in Makiguchi’s value-creation theory and consider how sports education can foster solidarity.

METHODS

Semi-structured interviews were conducted in October 2023 using a version of the phenomenological approach by Hirose (1992). The subjects were two women’s baseball players (24 & 27). The results were analyzed using hermeneutic text analysis and differentiated into three categories: 1) a relationship that makes us display an attitude of aesthetic reaction, 2) a relationship that makes us adopt an attitude of profitable reaction, and 3) a relationship that makes us take an attitude of international or practical reaction. This is Makiguchi’s method of emphasizing the science of inner life as applied science focused on value creation to find the laws of cause and effect.

RESULTS

Both athletes expressed their feelings of joy, happiness and interest in sports. They also described situations and self-perceptions in which they experienced profitable reaction. In relation to others and the competitive environment, statements were made regarding undesired competition and rivalry as well as strategies of sports education to deal with corporal punishment. Detailed quotes are presented at the conference.

DISCUSSION

In the results, sports education as an opportunity for feelings of joy and happiness is the value of beauty expressed by Makiguchi. Makiguchi sees additional value in recognizing oneself as working hard and strong enough to live and see one’s own mental and physical health through sports education. This is found in the “2020 Beauty is #NOCOMPETITION” declaration, highlighting undesired competition. Sports education needs to undergo a paradigm shift towards the dignity of life. Here, experience of contacts and interactions can be a starting point for experiencing solidarity (Isidori, 2015). Through sports education, people can perceive the effort being undertaken by oneself and others and lead a life that recognizes the presence of and empathizes with others. Shifting one’s mind-set to solidarity and the empowerment of women will contribute to the realization of a sustainable and peaceful environment.

LITERATURE

Ikeda, D. (2020). 2020 Peace Proposal: Toward Our Shared Future: Constructing an Era of Human Solidarity. Soka Gakkai International.

Isidori, E. (2015). Sport Pedagogy and Well-Being: A Phenomenological Approach. International Journal of Social Science and Humanities Research, 3(4), 1–6.

Hirose, H. (1992). A study of an application of phenomenological approach in nursing research: Focusing on the process of the development of a phenomenological analysis method for interpreting nurse counseling. Journal of the Japanese Academy of Nursing Science, 12(2), 45–57.

Makiguchi, T. (1964). The Philosophy of Value, Translated by Translation Division Overseas Bureau, Seikyo Press Tokyo.



B76: Entwicklung bedarfsgerechter Bewegungsangebote im Betreuten Wohnen – Ergebnisse einer qualitativen Bedarfsanalyse

Maier, Leonie; Krafft, Jelena; Bergmann, Matteo; Krell-Roesch, Janina; Woll, Alexander; Barisch-Fritz, Bettina

Karlsruher Institut fĂŒr Technologie

EINLEITUNG

Mit beginnender PflegebedĂŒrftigkeit nimmt bei Ă€lteren Personen die allgemeine Leistung sowie die FĂ€higkeit der AusĂŒbung von AktivitĂ€ten des tĂ€glichen Lebens progredient ab. Um diesem Prozess entgegenzuwirken, mĂŒssen fĂŒr vulnerable Zielgruppen wie Personen im Betreuten Wohnen bedarfsgerechte Bewegungsprogramme entwickelt werden, die dem Abbau der Leistungs- und AlltagsfĂ€higkeit entgegenwirken. Im Rahmen des Projekts wird ein multimodales Bewegungsprogramm fĂŒr Senior:innen im Betreuten Wohnen entwickelt, evaluiert und implementiert. Ziel dieser Untersuchung ist es, auf Basis einer qualitativen Bedarfsanalyse, die sich am Consolidated Framework for Implementation Research (CFIR) orientiert, eine erfolgreiche Implementierung in die Versorgung zu forcieren.

METHODE

Im Rahmen der Bedarfsanalyse werden drei Fokusgruppen mit Senior:innen aus dem Setting Betreutes Wohnen durchgefĂŒhrt. Die LeitfĂ€den beinhalten Fragen zu möglichen Inhalten von Bewegungsprogrammen, Barrieren und Förderfaktoren bei der Umsetzung sowie zur allgemeinen Einstellung der Teilnehmer:innen in Bezug auf Bewegungsförderung. Der Aufbau der InterviewleitfĂ€den orientiert sich dabei an den DomĂ€nen des CFIR, zugeschnitten auf die erwartete Expertise der Zielgruppe (DomĂ€nen Senior:innen: „innovation“, „inner setting“, „individuals“ und „outer setting“). Es wird eine Teilnehmer:innenzahl von sechs bis acht Personen pro Fokusgruppe angestrebt, insgesamt wird eine Teilnehmer:innenzahl von 18 angestrebt. Zum jetzigen Zeitpunkt wurden bereits zwei Fokusgruppen mit jeweils sechs Teilnehmer:innen durchgefĂŒhrt. Die Auswertung erfolgt in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse nach Kuckartz, unterstĂŒtzt durch die Auswertungssoftware MAXQDA (Kuckartz, 2018).

ERGEBNISSE

Die erwarteten Ergebnisse in Bezug auf die BedĂŒrfnisse und Bedarfe von Senior:innen sollen dazu beitragen, die Entwicklung und Implementierung eines multimodalen Bewegungsprogramms im Betreuten Wohnen vorzubereiten und zu gewĂ€hrleisten. Die Ergebnisse werden in das CFIR eingeordnet und beziehen sich inhaltlich auf die DomĂ€nen „inner setting“, „outer setting“, „implementation process“, „innovation“ und „individuals“.

DISKUSSION

Die Ergebnisse liefern wichtige Erkenntnisse fĂŒr die zukĂŒnftige Entwicklung und Implementierung weiterer Interventionen und Projekte. Außerdem bieten die Ergebnisse eine gute Grundlage fĂŒr die weitere Ausgestaltung der Intervention.

LITERATUR

Kuckartz, U. (2018). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, ComputerunterstĂŒtzung. Beltz Juventa.



B78: Wie inhaftierte Frauen Sport im GefÀngnis erleben: Ein systematisches Review qualitativer Studien

MĂŒller, Johannes1; Norman, Mark2; Meek, Rosie3; Mutz, Michael4

1UniversitĂ€t Wien, Österreich; 2St. Francis Xavier University, Canada; 3Royal Holloway University of London, UK; 4Justus-Liebig UniversitĂ€t Gießen

EINLEITUNG

Weltweit sind aktuell ĂŒber 740.000 Frauen in GefĂ€ngnissen inhaftiert (Fair & Walmsley, 2022). Genauso wie in MĂ€nnergefĂ€ngnissen ist Sport auch in FrauengefĂ€ngnissen in den meisten LĂ€ndern ein Bestandteil des Haftalltags. Die bisherige sportsoziologische Forschung zum GefĂ€ngnissport hat sich jedoch primĂ€r auf die mĂ€nnliche GefĂ€ngnispopulation konzentriert. Vor diesem Hintergrund befasst sich dieser Beitrag mit Sport in FrauengefĂ€ngnissen und geht der Frage nach, wie inhaftierte Frauen Sport im GefĂ€ngnis erleben und welche Bedeutungen sie Sport beimessen.

METHODE

Die Untersuchung wurde als systematisches Literaturreview qualitativer Studien konzipiert, die zwschen 2000 und 2024 veröffentlicht wurden. Die prozessuale Studienauswahl wurde nach PRISMA durchgefĂŒhrt (Moher et al., 2015). Durch systematische Literaturrecherche in den Datenbanken Web of Science, ERIC und SURF haben wir N = 13 qualitative Studien identifiziert, die unsere Einschlusskriterien erfĂŒllten. Die Auswertung der aus den Studien extrahierten Daten erfolgte auf der Grundlage einer Inhaltsanalyse.

ERGEBNISSE

Auf ĂŒbergeordneter Ebene zeigt unsere vergleichende Analyse, dass inhaftierte Frauen den Sport im GefĂ€ngnis unterschiedlich wahrnehmen. Einerseits erleben einige Insassinnen den Sport Ă€ußerst positiv, da sie a) im Sport gesundheitsfördernde Erfahrungen machen, b) der Sport ihnen hilft, die Belastungen der Haft zu bewĂ€ltigen und c) sie im Sport selbstwertstĂ€rkende Erfahrungen machen und eine persönliche Entwicklung wahrnehmen. Sport erweist sich somit in einigen FĂ€llen als positiver Erfahrungsraum. Andererseits wird Sport von inhaftierten Frauen mitunter negativ erlebt, da sie a) zwischenmenschliche und emotionale Spannungen erfahren, b) die Teilnahme am Sport körperbezogene Ängste und Sorgen auslöst und c) sie oftmals einen Sport nach mĂ€nnlichen Vorstellungen akzeptieren mĂŒssen. Sport erweist sich daher in einigen FĂ€llen auch als negativer Erfahrungsraum.

DISKUSSION

Unser Review zeigt, dass inhaftierte Frauen den Sport im GefĂ€ngnis deutlich negativer erleben als MĂ€nner (MĂŒller & Mutz, 2019) und liefert gleichzeitig Anhaltspunkte, fĂŒr die in frĂŒheren Studien berichtete, geringe Sportbeteiligung inhaftierter Frauen.

LITERATUR

Fair, H., & Walmsley, R. (2022). World female imprisonment list. London, UK: Institute for Crime and Justice Policy Research.

Moher, D., Shamseer, L., Clarke, M., Ghersi, D., Liberati, A., Petticrew, M., Shekelle, P., Stewart, L. A., & PRISMA-P Group. (2015). Preferred reporting items for systematic review and meta-analysis protocols (PRISMA-P) 2015 statement. Systematic reviews, 4, 1–9.

MĂŒller, J., & Mutz, M. (2019). Sport im Strafvollzug aus der Perspektive der Inhaftierten: Ein systematisches Review qualitativer Forschungsarbeiten. Sport und Gesellschaft, 16(2), 181–207.



B82: Motiv-Image-Analyse von Jugendlichen im Hallenhandball: Ergebnisse einer qualitativen Studie

Hartmann, Ulrike; Boss, Martin; Wiesen, Theresa; Kleinert, Jens

Deutsche Sporthochschule Köln

EINLEITUNG

Aufgrund der gering ausgeprĂ€gten Mitgliederzahlen im Hallenhandball ist das Ziel des BISp-Projekts (in Kooperation mit dem Deutschen Handballbund), Mechanismen der Vereinspartizipation von Jugendlichen zu analysieren, um Handlungsempfehlungen abzuleiten. Theoretisch wird angenommen, dass Motive (z. B. BedĂŒrfnisbefriedigung; Deci & Ryan, 1985) zur Vereinspartizipation in Einklang mit dem Image des Handballsports stehen mĂŒssen, damit Jugendliche fĂŒr den Sport motiviert sind. Ziel der qualitativen Teilstudie ist es, die Unterschiede in vereinsbezogenen Motiven und dem Image zwischen Jugendlichen der drei Phasen der Vereinspartizipation (nicht Aktive, Aktive, nicht-mehr Aktive) zu analysieren.

METHODE

Es wurden 23 halbstrukturierte Interviews mit Jugendlichen gefĂŒhrt (13-18 Jahre, nicht Aktive, Aktive, nicht-mehr Aktive). Die Interviews wurden gemĂ€ĂŸ der qualitativen Inhaltsanalyse sowohl induktiv (Kuckartz, 2016) als auch deduktiv aufgrund der Theoriebildung (GrĂŒnde fĂŒr/gegen Vereinspartizipation, Image Handballsport) mit MAXQDA ausgewertet.

ERGEBNISSE

Aus der induktiven Analyse ergeben sich sowohl fĂŒr als auch gegen die Vereinspartizipation sechs Hauptaspekte (soziale, emotionale, körperliche, leistungsbezogene, strukturelle, sportartspezifische). Der soziale Aspekt ist sowohl bei Aktiven als auch bei nicht-mehr Aktiven und nicht Aktiven (bzgl. ihrer Sportart) am stĂ€rksten ausgebildet. Der deduktive Schritt zeigt, dass sich die theoretischen Konstrukte (z. B. BedĂŒrfnisbefriedigung) in diesen Hauptaspekten systematisch abbilden, jedoch auch LĂŒcken in der theoretischen Konstruktion offenbaren. Beispielsweise findet sich die Befriedigung körperlicher BedĂŒrfnisse im Theoriemodell (Selbstbestimmungstheorie) nicht unmittelbar wieder. WĂ€hrend das Image von Aktiven und nicht-mehr Aktiven durch eigene Spielerfahrungen und soziale Medien geprĂ€gt ist, erhalten nicht Aktive ihr Bild ĂŒber den Sport auch durch ErzĂ€hlungen von Bekannten.

DISKUSSION

Die fehlende theoretische SĂ€ttigung des induktiven Kategoriensystems zeigt, dass aus theoretischer Sicht Motiv-Modelle angepasst bzw. erweitert werden mĂŒssen. Aus Sicht des Images sind zusĂ€tzlich verschiedene Phasen der Vereinspartizipation mit verschiedenen Quellen des Images verbunden. Das zeigt, welche Quellen hinsichtlich der Ansprache und Werbung von Jugendlichen besondere Relevanz haben. Die vorliegenden Ergebnisse gehen in die Konstruktion einer quantitativen Analysephase des Projekts ein und sollen abschließend zu differenzierten Handlungsempfehlungen fĂŒhren.

LITERATUR

Deci, E. L. & Ryan, R. M. (1985). Intrinsic Motivation and Self-Determination in Human Behavior. Springer Science & Business Media.

Kuckartz, U. (2016). Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, ComputerunterstĂŒtzung (3. Aufl.). Beltz.



B84: 360°-Videos in der SportlehrkrÀftebildung: Förderung des professionellen Blicks durch immersive Lernumgebungen

Brandt, Swantje; Heemsoth, Tim

Europa UniversitÀt Flensburg

EINLEITUNG

Immersiven Lernumgebungen, etwa mit 360°-Videos, wird zugesprochen, den professionellen Blick, d. h. die FĂ€higkeit, relevante Unterrichtssituationen zu erkennen, besonders gut fördern zu können. Insbesondere im Sportunterricht, mit seinen vielfach parallelen HandlungsablĂ€ufen, bietet sich der Einsatz von 360°Videos an. In bisherigen Studien – außerhalb des Sportunterrichts – konnte gezeigt werden, dass immersive Medien die Motivation unterstĂŒtzen, aber auch eine erhöhte mentale Belastung verursachen können (DaltoĂ© et al., 2024). FachĂŒbergreifend fehlen jedoch Studien zur Wirkung von verschiedenen Darstellungsweisen von 360°Videos auf den professionellen Blick. Vor diesem Hintergrund untersucht der Beitrag folgende Forschungsfrage: Wie wirken sich unterschiedliche Darstellungsformate von 360°Videos auf das affektiv-kognitive Erleben (z. B. Immersion, Motivation, mentale Belastung) sowie den professionellen Blick bei Sportlehramtsstudierenden aus?

METHODE

123 Sportlehramtsstudierende wurden in einem quasi-experimentellen Design auf drei Gruppen randomisiert aufgeteilt: Sie betrachteten entweder 1. zwei parallele Standardvideos, ein 360°-Video 2. am Laptop oder 3. im VR-Headset. Dabei sollten sie relevante Ereignisse im Sportunterricht identifizieren und in einer offenen Textform benennen. Die Antworten wurden mit einem standardisierten Kodiermanual ausgewertet (vorlĂ€ufiges Cohen‘s Kappa im Bereich .70 - .85). Zudem wurden nach der Intervention die Maße Immersion, Emotionen, Motivation und mentale Belastung ĂŒber etablierte Likert-Skalen erhoben (.78  α  .90).

ERGEBNISSE

Die Ergebnisse zeigen signifikante Unterschiede zwischen den Darstellungsweisen: Die Nutzung eines VR-Headsets fĂŒhrte zu höherer Immersion, gesteigerter Motivation und intensiverem emotionalen Erleben im Vergleich zum Standardvideo (p  .05). Nahezu alle anderen paarweisen Vergleiche sind nicht signifikant. Befunde zum professionellen Blick liegen zum Zeitpunkt der PosterprĂ€sentation vor.

DISKUSSION

Die Befunde deuten darauf hin, dass 360°-Videos insbesondere in VR-Umgebungen das motivational-emotionale Erleben fördern können, was auch einem professionellen Blick entgegenkommen könnte (Befunde stehen hier noch aus). Der gezielte Einsatz von immersiven 360°-Videos in der LehrkrÀftebildung könnte daher nicht nur die Unterrichtswahrnehmung vertiefen, sondern auch die Motivation und Professionalisierung angehender (Sport-)LehrkrÀfte nachhaltig fördern.

LITERATUR

DaltoĂš, T., Ruth-Herbein, E., Brucker, B., Jaekel, A.-K., Trautwein, U., Fauth, B., Gerjets, P., & Göllner, R. (2024). Immersive insights: Unveiling the impact of 360-degree videos on preservice teachers’ classroom observation experiences and teaching-quality ratings. Computers & Education, 213, 104976. https://doi.org/10.1016/j.compedu.2023.104976



B86: Ungewissheitsmomente inszenieren – eine empirische Analyse reflektierter Praxis im Sportunterricht

Engelhardt, Sophie1; Serwe-Pandrick, Esther2

1UniversitÀt Koblenz; 2TU Braunschweig

EINLEITUNG

SportpĂ€dagogische und -didaktischen Konzepte wie das der reflektierten Praxis fordern die VerknĂŒpfung von Praxis und Theorie im Sportunterricht, die durch die Reflexion sport- und bewegungsbezogener Erfahrungen bei SchĂŒler:innen angeregt werden kann (Serwe-Pandrick, 2013). Reflexion lĂ€sst sich entlang der Fragen nach ihrer BegrĂŒndung, ihrem Gegenstand, ihrer Zielrichtung und ihrer didaktischen Inszenierung ordnen. Zur didaktischen Inszenierung können SportlehrkrĂ€fte Ungewissheitsmomente schaffen, in denen sport- und bewegungsbezogene Gewissheiten irritiert werden (BjĂžrke & Quennerstedt, 2023). Empirische Studien zeigen jedoch, dass LehrkrĂ€fte mitunter Schwierigkeiten haben, Ungewissheitsmomente zu gestalten und stattdessen oftmals auf Gewissheitslogiken traditioneller UnterrichtsverstĂ€ndnisse zurĂŒckgreifen (Stabick, 2025). Unser Fokus richtet sich deshalb auf die gezielte didaktische Inszenierung von Ungewissheitsmomenten, in denen sport- und bewegungsbezogene Gewissheiten irritiert und thematisch verhandelt werden. Unterricht wird dabei als kommunikatives Geschehen verstanden. Der Beitrag fragt daher, wie SportlehrkrĂ€fte Ungewissheitsmomente kommunikativ inszenieren, um SchĂŒler:innen zur Reflexion anzuregen.

METHODE

In einem fachdidaktischen Unterrichtsentwicklungsprojekt wurden in Kooperation von Schulen, UniversitĂ€ten, Seminaren und Fachberatung Unterrichtsvorhaben entwickelt, die auf die Umsetzung einer reflektierten Praxis abzielen. Eine ausgewĂ€hlte achtstĂŒndige Unterrichtsreihe (Sek II) wurde videographiert und die UnterrichtsgesprĂ€che transkribiert. Die GesprĂ€che werden mittels reflexiver thematischer Analyse ausgewertet (Braun & Clarke, 2022).

ERGEBNISSE & DISKUSSION

Die vorlĂ€ufige Ergebnisinterpretation deutet an, dass SportlehrkrĂ€fte zur didaktischen Inszenierung von Ungewissheitsmomenten die gewohnte Sportunterrichtspraxis bewusst verfremden (Thema 1), sport- und bewegungsbezogene Erfahrungen aus verschiedenen Kontexten kontrastieren (Thema 2) und SchĂŒler:innen theoretisches Wissen durch sportliche Erfahrungen prĂŒfen lassen (Thema 3). Die Ergebnisse tragen dazu bei, didaktisch Inszenierungsstrategien fĂŒr eine reflexive Praxis auf einer kommunikativen Ebene zu konkretisieren, um SportlehrkrĂ€fte pĂ€dagogisch und praktisch an Ungewissheitsmomente heranzufĂŒhren.

LITERATUR

Bjþrke, L., & Quennerstedt, M. (2023). Reflecting on student reflections in physical education practice: moving beyond a theory-and-practice divide. Physical Education and Sport Pedagogy, 1–14. https://doi.org/10.1080/17408989.2023.2281913

Braun, V., & Clarke, V. (2022). Thematic Analysis: A practical guide. SAGE.

Serwe-Pandrick, E. (2013). „The reflective turn”? Fachdidaktische Positionen zu einer “reflektierten Praxis“ im Sportunterricht. Zeitschrift fĂŒr sportpĂ€dagogische Forschung, 1(2), 25–44.

Stabick, O. (2025). Ungewissheit als Dimension pÀdagogischen Handelns in einem aktivierenden Sportunterricht. Dissertation. UniversitÀt Hamburg.



B88: Herausforderungen und Gelingensbedingungen im GerÀtturnen an bayerischen Gymnasien aus LehrkrÀftesicht

Fehr, Uli

UniversitÀt Bayreuth

EINLEITUNG

GerĂ€tturnen stellt LehrkrĂ€fte im Schulsport vor besondere Herausforderungen (Tross, 1992). Deren Identifikation fĂŒr bayerische Gymnasien ist Ziel der Studie, um sie gegebenenfalls verstĂ€rkt in der LehrkrĂ€fteausbildung berĂŒcksichtigen zu können.

METHODE

Mittels standardisierter Onlinebefragung (EFS Survey, Tivian XI GmbH) wurde eine Ad-hoc-Stichprobe von 165 SportlehrkrĂ€ften an bayerischen Gymnasien (54 % ♀, MAlter = 44.8, SD = 9.8 Jahre, MBerufserfahrung = 15.8, SD = 9.3 Jahre) in Anlehnung an Tross (1992) anonym zu Herausforderungen und Gelingensbedingungen im Schulturnen befragt.

ERGEBNISSE

96.9 % der LehrkrÀfte sehen sich beim GerÀtturnen in Einklang mit den Befunden von Tross (1992) mit besonderen Herausforderungen konfrontiert.

Tab. 1. Einfluss vorgegebener Herausforderungen (5-stufige Skala von 1 „sehr wenig“ bis 5 „sehr stark“) (s. Abstractband)

DISKUSSION

Unzureichende Ausbildung wird von LehrkrÀften nur nachrangig als Herausforderung identifiziert. Die verstÀrkte Thematisierung der höher gewichteten Herausforderungen in der Ausbildung sollte dennoch in ErwÀgung gezogen werden.

LITERATUR

Tross, R. (1992). Untersuchung zur Entwicklung und zum Stellenwert des GerĂ€tturnens an Gymnasien in Baden-WĂŒrttemberg (Dissertation, UniversitĂ€t Heidelberg).



B89: Sportwissenschaftliche Professuren in Deutschland – Bestandsaufnahme und Berufsperspektiven

Fehr, Uli1,2

1UniversitĂ€t Bayreuth; 2Deutsche Vereinigung fĂŒr Sportwissenschaft (dvs)

EINLEITUNG

Die Chance auf eine der 269 etablierten Professuren in Deutschland (Destatis, 2024) als Karriereziel reduziert sich durch Fachausrichtung und Neubesetzungszeitpunkt. Der Beitrag soll Nachwuchswissenschaftler:innen diesbezĂŒgliche Informationen liefern und zudem ein Bild der Sportwissenschaft anhand ihrer aktuellen Lehrstuhlbesetzungen zeichnen.

METHODE

Die Informationen zu LehrstĂŒhlen und Besetzungen wurde ĂŒber eine Internetrecherche erhoben und sowohl die Sprecher:innen der dvs-Sektionen um VervollstĂ€ndigung gebeten als auch Personen mit fehlendem Geburtsjahr zweimal per E-Mail um Auskunft gebeten.

ERGEBNISSE

Zum 20.03.2025 wurden an 58 staatlichen Hochschulen 289 Professuren mit einem Frauenanteil von 26.1 % identifiziert. Weitere 63 Professuren an 18 privaten Hochschulen – der Frauenanteil liegt dort bei 19.0 %. Bei je mindestens zehn Professuren bewegt sich die Frauenquote von 11.0 % in Hessen bis 36.4 % in Hamburg. In der Trainingswissenschaft sind 9.4 % weiblich besetzt, in der Gesundheitswissenschaft dagegen 46.4 %. 32.4 % der Professoren sind in Wikipedia vertreten – bei Professorinnen sind es dagegen nur 21.0 %. SportpĂ€dagogische Professuren sind mit 16.4 % am meisten vertreten, gefolgt von der Sportmedizin mit 11.6 %. Von den 72.8 % mit bekanntem Hochschulabschluss haben 72.0 % (auch) Sport studiert, davon 35.7 % Lehramt. Beim Studium der „Mutterwissenschaften“ dominieren Psychologie (n = 17; 24.3 %) und Medizin (n = 14; 20.0 %). Die Denomination beinhaltet zu 66.1 % „Sport“, zu 21.5 % „Bewegung“ und zu 11.0 % „Gesundheit“. Die altersbedingt potenziell freiwerdenden Professuren in Deutschland zeigt Tabelle 1. (s. Abstractband)

Tab. 1. Aufgrund des rechnerischen Ruhestandalters potenziell neu zu besetzende sportwissenschaftliche Professuren an Hochschulen in Deutschland (Auszug, 17.4 % fehlende Daten)

DISKUSSION

Der Frauenanteil liegt mit 24.7 % noch unter den 36.7 % aller FÀchergruppen (Destatis, 2024) und zeigt Handlungsbedarf auf. Bedenklich können auch die fast nur noch singulÀr existenten Denominationen Sportphilosophie, Sportgeschichte und Sportmotorik stimmen.

LITERATUR

Destatis Statistisches Bundesamt (2024). Statistischer Bericht - Statistik des Hochschulpersonals 2023. Abgerufen von https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Hochschulen/Publikationen/_publikationen-innen-hochschulen-personal.html