Veranstaltungsprogramm

Sitzung
AK8.09: AK: Aktivität und Gesundheit im Alter
Zeit:
Freitag, 19.09.2025:
12:00 - 13:00

Chair der Sitzung: Bettina Barisch, Karlsruhe Institut für Technologie
Ort: Raum Göttingen (S1)

Schloss 200 Plätze

Präsentationen

Auswirkungen eines app-basierten Bewegungsprogrammes auf die physische und kognitive Leistungsfähigkeit, sowie die Lebensqualität bei Senior*innen in Pflegeeinrichtungen

Krafft, Jelena; Diener, Jonathan; Krell-Rösch, Janina; Rayling, Sabine; Woll, Alexander; Wunsch, Kathrin

Karlsruher Institut für Technologie

EINLEITUNG

Pflegeheimbewohnende sind häufig körperlich inaktiv (Pomiersky et al., 2024), was sich negativ auf die physische und kognitive Leistung sowie die empfundene Lebensqualität auswirkt. Die Effektivität von Bewegungsinterventionen auf diese Parameter ist u.a. aufgrund der Heterogenität der Zielgruppe (v.a. Leistungs- und Gesundheitszustand) nicht vollständig geklärt. Es bedarf individualisierter Ansätze, welche die persönliche Leistungsfähigkeit berücksichtigen. Dieser Beitrag präsentiert erste Ergebnisse zur Wirksamkeit eines digital gestützten, individualisierten Bewegungsprogrammes auf die physische und kognitive Leistung sowie die Lebensqualität von Pflegeheimbewohnenden.

METHODE

Im Rahmen einer cluster-randomisierten kontrollierten Interventionsstudie erhielt eine Interventionsgruppe (IG, n = 137, MAlter = 85.0, SD = 7.6) 12 Wochen lang ein individualisiertes Bewegungsprogramm (multimodales Training, 2x/ Woche für 30min), während die Kontrollgruppe (KG, n = 92, MAlter = 85.9, SD = 7.2) ihren normalen Pflegeheimalltag beibehielt. Das Bewegungsprogramm wurde mit Hilfe einer App durch geschulte Betreuungskräfte angeleitet. Vor sowie nach der Intervention wurden die Lebensqualität sowie die physische (Balance, Mobilität, Ganggeschwindigkeit, Aktivitäten des täglichen Lebens) und kognitive Leistung erfasst. Eine explorative Datenanalyse wurde mit Hilfe von mixed ANOVAs durchgeführt.

ERGEBNISSE

Die IG verbesserte signifikant ihre Balanceleistung im Vergleich zur KG (F(1,185) = 8.52, p < .05, ηp2 = .44). In allen anderen Tests zur physischen und kognitiven Leistungsfähigkeit sowie zur Lebensqualität zeigten sich keine signifikanten Ergebnisse.

DISKUSSION

Die ausbleibenden Effekte des Bewegungsprogrammes könnten darauf zurückzuführen sein, dass ein inklusiver Ansatz gewählt wurde, welcher auch Personen mit Mobilitäts- und kognitiven Einschränkungen die Teilnahme ermöglichte. Zukünftig müssen Effekte innerhalb spezifischer Leistungscluster evaluiert, sowie weitere Merkmale des eingesetzten Bewegungsprogrammes (z. B. Dauer und Länge) und deren Einfluss auf die gewählten Outcomes diskutiert werden. Auch die Motivation und Adhärenz der Teilnehmenden sind mögliche Einflussfaktoren, die es zu untersuchen gilt (Meredith et al., 2023).

LITERATUR

Meredith S. J., Cox, N. J., Ibrahim, K., Higson, J., McNiff, J., Mitchell, S., Rutherford, M., Wijayendran, A., Shenkin, S. D., Kilgour, A. H. & Lim, S. E. R. (2023). Factors that influence older adults' participation in physical activity: a systematic review of qualitative studies. Age Ageing, 52(8) 1–15.

Pomiersky R. et al. (2024). Physical Activity, Sedentary Behavior, and Their Predictors Among Nursing Home Residents-Cross-Sectional Results of the BaSAlt Study. J Aging Phys Act, 32(5), 588–597.



Augmented-Reality-Technologien mit kopfgetragenen Displays zur Bewertung von Variablen in Bezug auf Gang, Motorik und Aktivitäten des täglichen Lebens: eine systematische Übersicht

Bergmann, Matteo; Krell-Rösch, Janina; Knoben, Valentin; Krafft, Jelena; Maier, Leonie; Woll, Alexander; Barisch-Fritz, Bettina

Karlsruher Institut für Technologie

EINLEITUNG

Kognitive Beeinträchtigungen bei älteren Erwachsenen können erhebliche Auswirkungen auf die motorischen Funktionen, Gangparameter und die Fähigkeit zur Durchführung von Aktivitäten des täglichen Lebens (ADL) haben. Eine frühzeitige und genaue Bewertung dieser Fähigkeiten ist entscheidend, um die Lebensqualität zu verbessern oder zu erhalten. Herkömmliche Beurteilungsmethoden stützen sich häufig auf Beobachtungen und kategorisierte Bewertungssysteme, denen es möglicherweise an Validität mangelt und subtile Veränderungen nicht erfasst werden. Augmented Reality (AR) unter Nutzung von Head-Mounted Displays (HMD) stellt eine vielversprechende Lösung für die Konzeption und Entwicklung interaktiver und kontextbezogener Beurteilungen dar, die durch eingebaute Sensoren und Kameras die Messempfindlichkeit und das Engagement der Nutzer:innen verbessern können. In einer systematische Übersichtsarbeit untersuchen wir den aktuellen Stand der Forschung zur Nutzung von HMD-basierten AR-Technologien für die Bewertung von Variablen im Zusammenhang mit dem Gang, der Motorik und der ADL-Leistung bei Erwachsenen. Hierbei wollen wir die Effektivität, Nutzbarkeit und potenziellen Grenzen von AR-Anwendungen ermitteln.

METHODE

Es wurde eine systematische Literaturrecherche in fünf großen Datenbanken durchgeführt: PubMed, IEEE, ACM Digital Library, Web of Science und Scopus. Die Suche konzentrierte sich auf von Experten begutachtete, in englischer Sprache veröffentlichte Studien, die HMD-basierte AR-Anwendungen zur Bewertung von Variablen in Bezug auf Gang, Motorik und ADL bei Erwachsenen untersuchten. Die Einschlusskriterien umfassten Studien, die HMD-basierte AR als primäres Bewertungsinstrument einsetzten und quantitative oder qualitative Ergebnisse in Bezug auf den Gang, die motorische oder funktionelle Leistung und/oder ADL berichteten. Zwei unabhängige Gutachter führten die Auswahl der Studien, Datenextraktion und Qualitätsbewertung anhand der PRISMA-Richtlinien durch. Das Risiko einer Verzerrung wurde mit standardisierten Bewertungsinstrumenten bewertet.

ERWARTETE ERGEBNISSE

Die Überprüfung ist noch nicht abgeschlossen. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass HMD- basierte AR hauptsächlich zur Unterstützung älterer Erwachsener bei der Durchführung von ADLs, zur Rehabilitation nach einem Schlaganfall oder zum Training von Personen mit neurologischen Erkrankungen (z. B. Parkinson) eingesetzt wird. Es wird erwartet, dass die Studie nach ihrer Fertigstellung wertvolle Informationen sowohl über die potenziellen Vorteile wie z. B. erhöhte Validität und Sensitivität, verstärktes Engagement der Teilnehmer und verbesserte Datenerfassung in Echtzeit, als auch über potenzielle Herausforderungen, wie z. B. technologische Einschränkungen und mögliche Nebenwirkungen im Zusammenhang mit HMD-basierten AR-Bewertungen, liefern wird. Dies kann Auswirkungen auf Forscher, Kliniker und Technologieentwickler haben und über die Durchführbarkeit und Wirksamkeit von AR als innovatives Instrument zur Bewertung funktioneller Fähigkeiten bei älteren Erwachsenen informieren.



Normative Daten für den 4-Meter-Gehtest: Optimierung der Short Physical Performance Battery bei multimorbiden älteren Erwachsenen

Labott, Berit1; Belkin, Vera1; Wollesen, Bettina2; Voelcker-Rehage, Claudia1

1Universität Münster; 2Deutsche Sporthochschule Köln

EINLEITUNG

Die Short Physical Performance Battery (SPPB) (Guralnik et al., 1994) stellt ein gängiges Instrument zur Erfassung der Leistungsfähigkeit der unteren Extremitäten bei gesunden älteren, aber auch bei gebrechlichen/multimorbiden älteren Erwachsene sowie Pflegeheimbewohnenden dar. In der Literatur wird über Bodeneffekte der SPPB für vulnerable Bevölkerungsgruppe berichtet, insbesondere für die Bewertung des 4-m-Gehtests. Ziel dieser Studie ist die Entwicklung adaptierter Normwerte für den 4-m-Gehtest zur plausibleren Beurteilung der körperlichen Funktionsfähigkeit von Pflegeheimbewohnenden. Darüber hinaus soll die Änderungssensitivität des neuen Bewertungssystems im Vergleich zu dem bestehenden geprüft werden.

METHODE

Daten von N = 593 (MAlter = 83.9, SD = 8.2 Jahre) Teilnehmenden aus drei multizentrischen Projekten (PROCARE, PROfit und PROGRESS) wurden ausgewertet. Die Pflegeheimbewohnenden nahmen an 12- bis 16-wöchigen multimodalen Bewegungsinterventionen zur Förderung der körperlichen Aktivität teil. Die SPPB wurde vor und nach Beginn der Bewegungsinterventionen durchgeführt. Die Quartile der Stichprobe für die Zeit der Absolvierung des 4-m-Gehtests wurden analysiert und Normwerte sowie ein entsprechendes Punktesystem vorgeschlagen. Die Bewertung der Bodeneffekte erfolgte anhand des Prozentsatzes der Teilnehmenden, die die niedrigste mögliche Punktzahl erreichten. Die Änderungssensitivität wurde anhand der Bewertungsintervention evaluiert.

ERGEBNISSE

Das für multimorbide Personen vorgeschlagene angepasste Punktesystem bewertet eine Zeit von weniger als 5.61 Sekunden für den 4-m-Gehtest mit der höchsten Punktzahl von vier Punkten und eine Zeit von mehr als 10.29 Sekunden mit der niedrigsten Punktzahl von einem Punkt. Personen, die den Test nicht absolvieren können, erhalten weiterhin null Punkte. Das vorgeschlagene Punktesystem reduziert die Bodeneffekte von 35 % auf 25 %. Die Änderungssensitivität befindet sich aktuell in der Auswertung.

DISKUSSION

Eine Stichprobe von Pflegeheimbewohnern wurde genutzt, um das Bewertungssystem des SPPB 4-m-Gehtests für multimorbide ältere Erwachsene zu überarbeiten. Das entwickelte Bewertungssystem ermöglicht eine bessere Differenzierung von leistungsschwachen älteren Erwachsenen, zeigt eine geringere Anfälligkeit für Bodeneffekte und berücksichtigt physiologische Defizite und eingeschränkte Mobilität bei multimorbiden älteren Erwachsenen.

LITERATUR

Guralnik, J. M., Simonsick, E. M., Ferrucci, L., Glynn, R. J., Berkman, L. F., Blazer, D. G., Scherr, P. A., & Wallace, R. B. (1994). A short physical performance battery assessing lower extremity function: association with self-reported disability and prediction of mortality and nursing home admission. Journal of gerontology, 49(2), M85–M94.



Unterschiede in den CoP-Bewegungen bei älteren Erwachsenen während statischer Gleichgewichtsaufgaben mit und ohne passives 3-DoF-Knöchel-Exoskelett

Moeller, Tobias1; Herzog, Michael1; Dežman, Miha2; Marquardt, Charlotte2; Asfour, Tamim2; Krell-Roesch, Janina1; Woll, Alexander1; Stein, Thorsten1

1Institut für Sport und Sportwissenschaft, Karlsruher Institut für Technologie; 2Institut für Anthropomatik und Robotik, Karlsruher Institut für Technologie

EINLEITUNG

Mit zunehmendem Alter nimmt die motorische Leistungsfähigkeit ab, was wiederum zu einer Abnahme der Mobilität und der Aktivitäten des täglichen Lebens bei älteren Erwachsenen führt. Um ein unabhängiges und selbstbestimmtes Leben aufrechtzuerhalten, können Exoskelette ein vielversprechendes Hilfsmittel sein, um körperliche Unterstützung zu bieten, und können darüber hinaus zur Bewertung der motorischen Leistung durch eingebaute Sensoren und die Nähe zum menschlichen Körper verwendet werden (Grimmer et al., 2019). Diese Studie zielt darauf ab, Unterschiede in biomechanischen Messungen bei älteren Erwachsenen zu untersuchen, die statische Gleichgewichtsaufgaben mit und ohne passives Exoskelett mit 3 Freiheitsgraden (DoF) am Knöchel durchführen.

METHODE

Es sollen 16 gesunde Personen (≥ 65 Jahren) rekrutiert werden. Nach einer 5-minütigen Eingewöhnungsphase auf einem Laufband mit dem Exoskelett führten die Teilnehmenden vier verschiedene Standaufgaben (30 Sek. Side-by-Side-Stand, Semi-Tandem-Stand, Tandem-Stand, 15 Sek. Einbeinstand (EBS)) mit und ohne passivem 3-DoF-Knöchel-Exoskelett auf einer 3D-Kraftmessplatte (AMTI, 1000 Hz) durch. Für jede Aufgabe und Bedingung wurden zwei gültige Versuche aufgezeichnet. Das in dieser Studie verwendete Exoskelett wurde in Dežman et al. (2024) beschrieben. Die Daten des Druckmittelpunkt wurden mit einem Butterworth-Tiefpassfilter vierter Ordnung mit einer Grenzfrequenz von 10 Hz gefiltert. Für alle Aufgaben wurden die mittlere Schwankungsgeschwindigkeit in beide Richtungen und die Schwankungsfläche berechnet.

ERGEBNISSE

Nach drei Messungen (zwei männliche Probanden; 72 und 75 Jahren, eine weibliche Probandin; 72 Jahren) zeigte sich, dass die mittlere Schwankungsgeschwindigkeit in anterior-posteriorer und medio-lateraler Richtung sowie die Schwankungsfläche bei allen vier Standaufgaben beim Tragen des Exoskeletts im Vergleich zur Bedingung ohne Exoskelett tendenziell reduziert waren. Ausnahmen zeigten sich in einzelnen Aufgaben / Probanden: erhöhte mittlere Schwankungsgeschwindigkeit in anterior-posteriorer Richtung im Semi-Tandem-Stand und vergrößerte Schwankungsfläche im Tandem- und EBS bei einem männlichen Probanden; erhöhte Schwankungsgeschwindigkeit in beiden Richtungen sowie größere Schwankungsfläche im EBS bei der weiblichen Probandin.

DISKUSSION

Wir zeigen, dass ein 3-DoF-Knöchel-Exoskelett die statische Gleichgewichtsleistung bei älteren Erwachsenen unterstützen kann. Die Ergebnisse gelten als vorläufig, bis sie in einer größeren Stichprobe bestätigt werden. Alle Messungen werden bis zum Kongress abgeschlossen sein.

LITERATUR

Die Literatur ist bei den Autor:innen zu erfragen.