Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
AK6.10: AK: Bewegung und Gesundheit in der Pflege
Zeit:
Freitag, 19.09.2025:
8:30 - 9:30

Chair der Sitzung: Jelena Krafft, Karlsruher Institut für Technologie
Ort: Raum Göttingen (S1)

Schloss 200 Plätze

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Präsentationen

Förderung der bewegungsbezogenen Gesundheitskompetenz in der Pflegeausbildung: Erste Ergebnisse einer hybriden Effektivitäts-Implementierungsstudie

Grüne, Eva1; Carl, Johannes1,2; Popp, Johanna1; Hartung, Verena1; Pfeifer, Klaus1

1FAU Erlangen-Nürnberg; 2Deakin University, Melbourne, Australien

EINLEITUNG

Im Jahr 2020 wurde die bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz (BGK) in den Rahmenlehrplan der bayerischen Pflegeausbildung aufgenommen. Folglich bedarf es nun der praktischen Ausgestaltung entsprechender Lehrplaninhalte. Ziel des Beitrags innerhalb des TakeCare!-Projekts ist die Untersuchung der Effektivität sowie Implementierung von Interventionen zur Förderung der BGK in der Pflegeausbildung.

METHODE

In einer cluster-randomisierten Effektivitäts-Implementierungsstudie wurden an 16 Pflegeschulen, aufgeteilt auf drei Interventionsgruppen (IG) und eine Kontrollgruppe (KG), verschiedene Interventionsstrategien zur Umsetzung des Lehrplaninhalts „BGK“ untersucht. In IG-1 wurden Multikomponenten-Interventionen, bestehend aus verschiedenen Maßnahmen zur Förderung der BGK, partizipativ entwickelt. In IG-2 und IG-3 wurde mittels Intervention Mapping ein Programm zur Förderung der BGK entwickelt und von Bewegungsfachkräften bzw. Lehrkräften umgesetzt. Die KG folgte dem regulären Lehrplan. Zur Untersuchung der kurzfristigen Effekte wurden fragebogenbasierte Daten zur BGK, zum Bewegungsverhalten und zur Bewegungsqualität von Pflegeauszubildenden (n = 195) vor (T0/T1) und nach (T2) der ca. viermonatigen Interventionsdurchführung erhoben und mithilfe linearer Modelle analysiert. Zur Untersuchung der Implementierung wurden Fragebögen (n = 4) und Protokolldaten (n = 161) mittels deskriptiver Statistiken und qualitativer Inhaltsanalysen ausgewertet.

ERGEBNISSE

Eine erste Analyse der kurzfristigen Effekte zeigte signifikante Zeit-Gruppen-Interaktionseffekte für die Steuerungs- (F(3, 166) = 3.81, p = .011, η2 = 0.07) und Selbstregulationskompetenz (F(3, 163) = 3.97, p = .009, η2 = 0.07) als BGK-Subskalen sowie Freude an Bewegung in der Freizeit (F(3, 179) = 3.18, p = .025, η2 = 0.05) als psychische Bewegungsqualität, welche jedoch durch entsprechende Post-hoc-Tests nicht bestätigt wurden (p > .05). Die Implementierung folgte den vorgesehenen Interventionsstrategien. Während an den Schulen der IG-1 einzelne Maßnahmen umgesetzt wurden, führten in IG-2 sechs externe Bewegungsfachkräfte alle Programmeinheiten (N = 12) und in IG-3 neun Lehrkräfte der Pflegeschulen die Mehrheit der Programmeinheiten (M = 10.8) durch.

DISKUSSION

Die Evaluation der Effektivität und Implementierung auf Grundlage qualitativer und quantitativer Daten ermöglicht einen umfassenden und detaillierten Vergleich der verschiedenen Interventionen. Während sich für die Effektivität der Interventionen derzeit noch keine klaren Schlussfolgerungen ableiten lassen, erwies sich die erstmalige Implementierung insbesondere in IG-2 und IG-3 als erfolgreich. Auf der Grundlage dieser und zukünftiger Ergebnisse zur langfristigen Effektivität und Implementierung werden Handlungsempfehlungen zur Umsetzung des Lehrplaninhalts „BGK“ an allen bayerischen Pflegeschulen entwickelt.



Umsetzung eines bedarfsgerechten Interventionsprogramms zur Reduktion von Belastungen und Beanspruchungen von Pflegekräften

Otto, Ann-Kathrin1,2; Wollesen, Bettina3

1Universität Hamburg; 2TU Berlin; 3Deutsche Sporthochschule Köln

EINLEITUNG

Der Pflegealltag in der Gesundheits- und Krankenpflege sowie ambulanten Pflege ist durch zunehmende Arbeitsverdichtung und körperliche Belastungen geprägt, was zu hohen Stressbelastungen und Rückenbeschwerden führt. Daher sind gesundheitsfördernde Maßnahmen zur Stärkung der Ressourcen von Pflegekräften besonders relevant (van Hoof et al., 2018). Die vorliegende Studie untersucht die Effekte einer bedarfsgerechten 12-wöchigen Intervention (Tai-Chi und Yoga sowie Ergonomie- und Krafttraining) auf das körperliche und psychische Wohlbefinden, arbeitsbedingte Belastungsfaktoren, körperliche Beschwerden sowie Stressbelastungen.

METHODE

An der Prä-/Post-Interventionsstudie nahmen n = 40 Pflegekräfte in der Interventionsgruppe (IG) und n = 31 Pflegekräfte in der Kontrollgruppe (KG) aus zwei Krankenhäusern und einem ambulanten Dienst teil (SF-12, Fragebogen nach Slesina, Nordischer Fragebogen, PSS-10). Das wöchentliche, 60-minütige Interventionsprogramm fand am Krankenhaus oder online (ambulante Pflege) statt und wurde als Arbeitszeit gewertet. Zur Analyse von Veränderungen über die Zeit, wurden eine einfaktorielle Varianzanalyse mit Messwiederholung sowie Chi2-Tests durchgeführt (IBM SPSS Version 23, Armonk, NY, USA).

ERGEBNISSE

Das körperliche und psychische Wohlbefinden in der IG und KG unterschied sich nicht signifikant. Die IG berichtete von geringeren Belastungen durch das Halten schwerer Lasten (χ2 = 34.27; p < .001), schwere körperliche Arbeit (χ2 = 49.15; p < .001) sowie Schichtdienst (χ2 = 43.33; p < .001) sowie reduzierte Beschwerden an der Lenden- und Brustwirbelsäule (χ2 = 34.27; p < .001). Gleichzeitig nahm der Zeit- (χ2 = 36.75; p < .001) und Leistungsdruck (χ2 = 45.46; p < .001) zu. Die Stressbelastung blieb in beiden Gruppen hoch.

DISKUSSION

Die Corona-Pandemie und eine folgende Grippewelle könnten zu erhöhtem Zeit- und Leistungsdruck sowie erhöhter Stressbelastung und erschwerter Teilnahme geführt haben. Das Interventionsprogramm sollte weiterhin am Arbeitsplatz oder online stattfinden und während der Arbeitszeit angeboten werden. Kürzere Einheiten könnten die Teilnahmebereitschaft erhöhen. Zudem könnten zusätzliche Schulungen zu Coping-Strategien die Stress Resilienz fördern.

LITERATUR

van Hoof, W., O'Sullivan, K., O'Keeffe, M., Verschueren, S., O'Sullivan, P., & Dankaerts, W. (2018). The efficacy of interventions for low back pain in nurses: A systematic review. International Journal of Nursing Studies, 77, 222–231.



Individualisierung von Bewegungsangeboten für ältere Menschen im Pflegekontext. Systematisches Review zu technologiebasierten Ansätzen

Barisch-Fritz, Bettina; Maier, Leonie; Hartmann, Luis; Krafft, Jelena; Bergmann, Matteo; Krell-Rösch, Janina; Woll, Alexander

Institut für Sport und Sportwissenschaft, Karlsruher Institut für Technologie

EINLEITUNG

Bewegungsinterventionen für ältere Menschen zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit sind im Pflegekontext von großer Bedeutung und werden in den meisten Pflegeeinrichtungen angeboten. Die Evidenz für die Wirksamkeit körperlicher Aktivität bei älteren Menschen ist im Allgemeinen positiv, die Ergebnisse sind jedoch teilweise kontrovers. Wie körperliche Aktivität wirkt, ist eine Frage der Art, Trainingssteuerung und Darreichung mit der jeweiligen Anpassung an individuellen Voraussetzungen. Letzteres ist aufgrund der starken Heterogenität älterer Menschen, z. B. bezogen auf ihren Gesundheitszustand, im Pflegekontext von hoher Relevanz. Diese Studie untersucht, wie Individualisierung von Bewegungsinterventionen im Pflegekontext (Pflegeheim, Betreutes Wohnen) umgesetzt wird und welche technologiebasierten Ansätze dies unterstützen.

METHODE

Es wurde eine systematische Recherche in den Datenbanken Scopus, Web of Science und PubMed durchgeführt. Suchbegriffe und Einschlusskriterien wurden in Anlehnung an das PICO-Schema entwickelt. Die Einschlusskriterien bezogen sich auf Artikel in englischer und deutscher Sprache mit beschriebener Individualisierung im Rahmen eines Bewegungsangebotes (Konzept) für ältere Menschen im Pflegekontext (Population), mit primären Endpunkten der körperlichen Leistungsfähigkeit (Kontext). Es wurden 1.834 Treffer erzielt, die nach Bereinigung von Dubletten und Titel-Abstrakt-Screening mithilfe der Software ASReview in die Volltextanalyse eingingen.

ERGEBNISSE

Von den N = 39 Studien, welche die Einschlusskriterien erfüllten, nutzten 11 eine technologiebasierte Unterstützung des Individualisierungsansatzes. Die Technologieunterstützung reichte von einer App-gesteuerten Progressionen über individualisierte Exergames bis hin zur webbasierten Eingruppierung von Personen, wie z. B. über Vivifrail. Hinsichtlich der Individualisierung konnte herausgearbeitet werden, dass sich diese meist auf die Basismessungen, Gruppenzuordnungen und/ oder vordefinierte Progressionen des Trainingsprogramms, einzeln oder in Kombination, bezogen.

DISKUSSION

Individualisierung als Schlüssel zur Steigerung der Wirksamkeit von Bewegungsinterventionen bei älteren Menschen im Pflegekontext wird derzeit nicht ausreichend berücksichtigt. Auch aktuelle technologiebasierte Lösungen in individualisierten Bewegungsangeboten schöpfen das Individualisierungspotenzial nicht aus, da sie nur vereinzelt die motorische Leistungsfähigkeit bzw. die Trainingsinhalte und deren individuelle Progression berücksichtigen. Zukünftig sollten hier weitere Individualisierungsansätze definiert und evaluiert sowie technologiegestützt implementiert werden, um die Versorgung und vor allem die Effektivität der Bewegungsinterventionen im Pflegekontext für ältere Menschen zu verbessern.