Veranstaltungsprogramm

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Die momentane Konferenzzeit ist: 14. Sept. 2025 20:47:51 MESZ

 
 
SitzungsĂĽbersicht
Sitzung
AK4.07: AK: Kognitive Aktivierung und innovative Lernformen im Sportunterricht
Zeit:
Donnerstag, 18.09.2025:
8:30 - 9:30

Chair der Sitzung: Anneke Langer, Europa-Universität Flensburg
Ort: Raum Heidelberg (H2)

Schlossplatz 46 120 Plätze

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Präsentationen

Was wissen wir ĂĽber Lernaufgaben im Sportunterricht? Empirische Erkenntnisse eines Scoping Reviews

Aumann, Hannes; Töpfer, Clemens

Friedrich-Schiller-Universität Jena

EINLEITUNG

Lernaufgaben gelten als zentraler Bestandteil eines lernwirksamen Unterrichts, auch im Fach Sport (Pfitzner, 2018). Im deutschsprachigen Raum wurden dazu theoretisch-konzeptionelle Ansätze entwickelt sowie empirische Studien durchgeführt. Aktuell fehlt eine Überblicksarbeit, die insbesondere die empirischen Befunde bündelt. Wir gehen der Frage nach, welche empirischen Erkenntnisse zur Umsetzbarkeit und Akzeptanz sowie zur Wirksamkeit von Lernaufgaben im Sportunterricht im deutschsprachigen Raum vorliegen.

METHODE

Es wurde ein Scoping Review durchgefĂĽhrt, das sich an der PRISMA-ScR-Checklist (Tricco et al., 2018) orientiert. Der Fokus lag auf deutschsprachiger Literatur, die systematisch in den nationalen Datenbanken SPOLIT und FIS-Bildung recherchiert wurde. Anhand verschiedener Ein- und Ausschlusskriterien wurde in einem Zeitraum von 2000-2024 mit unterschiedlichen Suchbegriffen gearbeitet (z. B.: Lernaufgabe AND Sportunterricht). Alle Treffer wurden in einem dreistufigen Prozess (Titel-, Abstract- und Volltextscreening) von zwei Gutachter:innen bewertet.

ERGEBNISSE

Aus der Datenbank- und Freihandsuche gingen nach Löschung der Dubletten N = 2.029 Treffer hervor. Nach dem Titelscreening (κ = .66) wurden N = 123 Treffer eingeschlossen. Aus dem Abstractscreening (κ = .73) gingen N = 86 Treffer hervor. Das anschließende Volltextscreening ergab N = 50 (κ = .77). Lediglich 20 % der Volltexte zeigen empirische Befunde zu Lernaufgaben auf. Die Studiendesigns sind hierbei überwiegend qualitativ und explorativ ausgerichtet. Im Mittelpunkt stehen entweder Studien zur Aufgabenanalyse oder zur Evaluation der Umsetzbarkeit und Akzeptanz von Lernaufgaben. Es deutet sich an, dass Sportlehrkräfte Lernaufgaben durchaus Relevanz und Potential zuschreiben, jedoch Schwierigkeiten in der Umsetzung bestehen. Nur vereinzelt liegen Aussagen zur Wirksamkeit vor, welche sich wiederum auf spezifische Bewegungsfelder beziehen.

DISKUSSION

Der empirische Kenntnisstand zu Lernaufgaben im Sportunterricht ist insgesamt wenig umfassend. Somit liegt nur ein begrenztes Wissen darüber vor, unter welchen Bedingungen Lernaufgaben im Sportunterricht bei Schüler:innen (welche) Lernprozesse initiieren und inwiefern dadurch Lernzuwächse gesteigert werden können. Es bedarf intensivere Anstrengung zur empirischen Erforschung von Lernaufgaben im Rahmen von Interventionsstudien.

LITERATUR

Pfitzner, M. (2018). Lernaufgaben im kompetenzförderlichen Sportunterricht. Theoretische Grundlagen und empirische Befunde. Springer VS. https://doi.org/10.1007/978-3-658-19776-6.

Tricco, A. C., Lillie, E., Zarin, W., O’Brien, K. K., Colquhoun, H., Levac, D., Moher, D., Peters, M. D. J., Horsley, T., Weeks, L., Hempel, S., Akl, E. A., Chang, C., McGowan, J., Stewart, L., Hartling, L., Aldcroft, A., Wilson, M. G., Garritty, C., Lewin, S. … Straus, S. E. (2018). PRISMA extension for scoping reviews (PRISMA-ScR): Checklist and explanation. Annals of Internal Medicine, 169(7), 467–473. https://doi.org/10.7326/M18-0850.



Bewegungsabfolgen lernen mit multiperspektivischen 360°-Videos in VR im Sportunterricht

Maiero, Jens1; KnĂĽppel, Rebecca2; Peiffer-Siebert, Laura1; Ă–zbek, Olga1; Heyn, Luisa3; Rudi, Helena3

1Leibniz Institut für Wissensmedien; 2Eberhard Karls Universität Tübingen; 3Johannes Gutenberg Universität Mainz

EINLEITUNG

Das Erlernen komplexer Bewegungsabfolgen, wie im Breaking, erfordert hohe kognitive und motorische Merkfähigkeit. Virtual Reality (VR) bietet vielversprechende Ansätze zur Unterstützung dieses Lernprozesses (Rosendahl & Wagner, 2021). Besonders 360°-Videos erleichtern im Vergleich zu herkömmlichen 2D-Videos das intuitive Erfassen von Bewegung (ebd.) und ermöglichen eine verbesserte räumliche Wahrnehmung (Aitamurto et al., 2018). Es wird untersucht welchen Einfluss verschiedene Perspektiven – frontale und multiperspektivische Ansicht auf den Tänzer (von vorne, hinten, rechts und links) – und der Grad der Immersion (2D und 360°) auf den kognitiven Lernerfolg haben (siehe Abb. 1).

Abb. 1. 360°- und 2D-Ansicht mit vier und einer Frontalperspektive. (s. Abstractband)

METHODE

Material: Die Studie beinhaltet die Aufgabe einer 15-minütigen Auseinandersetzung mit einer Breaking-Choreografie in VR. Ziel ist es, sich die Bewegungsabfolgen möglichst präzise einzuprägen. Die Teilnehmenden haben die Möglichkeit, das Video flexibel zu steuern, anzuhalten und zu wiederholen, um individuelle Lernstrategien zu ermöglichen. Fragebogen: Erfasst werden neben demografischen Daten u. a. soziale und räumliche Präsenz, Immersion und situationales Interesse. Der Lerneffekt wird unmittelbar nach der Anwendung durch choreografiespezifische Aufgaben gemessen und nach einer Woche erneut überprüft. Design: Die Studie folgt einem 2x2-Zwischensubject-Design, in dem zwei unabhängige Variablen untersucht werden: Immersion (2D & 360°-Video) und Perspektive (frontal & multiperspektivisch).

ERGEBNISSE/DISKUSSION

Die Datenerhebung ist fĂĽr April geplant. Die Ergebnisse der Studie werden im Rahmen der Tagung vorgestellt und in einem wissenschaftlichen Diskurs reflektiert.

LITERATUR

Aitamurto, T., Zhou, S., Sakshuwong, S., Saldivar, J., Sadeghi, Y., & Tran, A. (2018). Sense of Presence, Attitude Change, Perspective-Taking and Usability in First-Person Split-Sphere 360° Video. Proceedings of the 2018 CHI Conference on Human Factors in Computing Systems. Association for Computing Machinery, New York (Paper 545, 1–12). https://doi.org/10.1145/3173574.3174119

Rosendahl, P. & Wagner, I. (2021). 360°-Videos zum Erlernen von Bewegungsmustern - eine Konzeptidee für den Einsatz als Lehr-Lernmedium. Zeitschrift für Studium und Lehre in der Sportwissenschaft, 4(3), 38–42. https://doi.org/10.5445/IR/1000144651



Die Beurteilung kognitiver Anforderungen in Aufgaben als eine Voraussetzung zur kognitiven Aktivierung von SchĂĽler*innen im Sportunterricht

Hendricks, Philipp

TU Dortmund

EINLEITUNG

Im Sportunterricht sollen durch kognitiv aktivierende Aufgaben u. a. wissensbezogene Lernprozesse angebahnt werden. Die Auswahl geeigneter Aufgaben setzt voraus, dass Sportlehrkräfte die kognitiven Anforderungen beurteilen können. Hierzu müssen sie Aufgabenmerkmale (z. B. Operatoren) wahrnehmen, interpretieren und eine Entscheidung zum Anforderungsniveau treffen. Sportstudierende in Praxisphasen scheinen meist Aufgaben mit einem geringen Grad an kognitiver Komplexität zu stellen (Heemsoth, 2024). Dies könnte ein Hinweis darauf sein, dass sie die kognitiven Anforderungen in Aufgaben nicht angemessen beurteilen. Der Vortrag knüpft an dieser Annahme an und untersucht die Fragen, ob es Sportlehramtsstudierenden gelingt, die kognitiven Anforderungen in Aufgaben akkurat zu beurteilen und inwiefern sich die Informationsverarbeitungsprozesse während der Aufgabenanalyse von Studierenden mit unterschiedlich akkuraten Urteilen unterscheiden.

METHODE

Es wurden Aufgaben zum Weitsprung für eine 8. Klasse entwickelt und ihr kognitives Anforderungsniveau durch Expert:innen auf einer 5-stufigen Skala festgelegt. Anschließend beurteilten N = 323 Sportstudierende die Aufgaben. Zur Beantwortung der ersten Frage wurde die Niveaukomponente (NK) nach Schrader und Helmke (1987) berechnet und mittels Ein-Stichproben-t-Test geprüft, inwiefern der Mittelwert der Beurteilungen der Studierenden vom Idealwert 0 verschieden ist. Zur Beantwortung der zweiten Frage wurden n = 10 der zuvor befragten Studierenden (je fünf mit einer akkuraten Beurteilung sowie einer Tendenz zur Überschätzung) in einem qualitativen Interview mit integrierter Methode des lauten Denkens befragt. Hierbei analysierten die Befragten Aufgaben und verbalisierten währenddessen ihre Gedanken. Die Auswertung erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse.

ERGEBNISSE & DISKUSSION

Der Mittelwert der NK fällt leicht positiv aus (M = 0.09) und ist signifikant von 0 verschieden (t(323) = 3.37, p < .001; d = 0.19). Die Studierenden überschätzten somit das kognitive Anforderungsnivea leicht. In den Interviews zeigte sich, dass sowohl Studierende mit einer akkuraten Beurteilung als auch mit einer Tendenz zur Überschätzung die Operatoren wahrnehmen konnten. Die „Realist:innen“ griffen im Gegensatz zu den „Überschätzer:innen“ in der Interpretation vermehrt auf Fachwissen zurück und begründeten ihre Entscheidung häufiger über die für die Aufgabenbearbeitung notwendigen kognitiven Prozesse. Die Ergebnisse und Schlussfolgerungen für die Sportlehrkräftebildung werden im Vortrag diskutiert.

LITERATUR

Heemsoth, T. (2024). Unterrichtliches Handeln angehender Sportlehrkräfte zur Aktivierung von Lernenden im Sportunterricht. Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, 72, 1613-1638.

Schrader, F.-W., & Helmke, A. (1987). Diagnostische Kompetenz von Lehrern. Komponenten und Wirkung. Empirische Pädagogik, 1, 27–52.



Potenziale zur kognitiven Aktivierung bei einer digital gestĂĽtzten und analogen Spielszenenanalyse - Eine Interaktionsanalyse

Steger, Marco

Pädagogische Hochschule Freiburg

EINLEITUNG

Die Studie untersucht qualitativ rekonstruktiv die bei einer digitalen und analogen Spielszenenanalyse im Sportunterricht der Grundschule ablaufenden Interaktionsmuster sowie -prozesse und weist anschließend die kognitiven Aktivierungspotenziale aus, die sich mit den jeweiligen Unterrichtssettings (digital vs. analog) verbinden. Sportunterricht zeichnet sich durch vielfältige, intensive und spezifische Interaktionen aus. Interaktionen sind die „durch Kommunikation vermittelte wechselseitige Beziehung zwischen Personen/Gruppen und die daraus resultierende Beeinflussung ihrer Einstellungen, Erwartungen und Handlungen“ (Hofer, 1997, S. 213). Digitale Medien erweitern Face-to-face-Interaktionen, indem sie als Interaktionspartner fungieren. Hierdurch erfahren Interaktionen eine Transformation (Krotz, 2008). Sie sind maßgeblich für einen kognitiv aktivierenden Unterricht und daher zentral für qualitätsvolle Lernprozesse. Das Ausmaß, in dem die Lernenden kognitiv aktiv sind, kann durch Interaktionen beeinflusst werden, die sich in der Schnittstelle zwischen der kognitiven Aktivierung durch die Lehrkraft und der kognitiven Aktivität seitens der Schüler:innen verorten.

METHODE

Hierauf basierend untersucht die Studie die Interaktionsmuster und -prozesse bei einer digitalen und analogen Spielszenenanalyse. Während in der digital gestützten Analyse ein Standbild einer video-graphierten Spielszene analysiert wurde, befassen sich die Schüler:innen der analogen Analyse mit einer durch Hütchen nachgestellten Spielsituation. Im Anschluss soll untersucht werden, welche kognitiven Aktivierungspotenziale sich mit den Interaktionsmustern und -prozessen beider Unterrichtssettings verbinden. Zur Erfassung der im Rahmen der digital gestützten und analogen Spielszenenanalysen ablaufenden Interaktionsgeschehen wurden die Analysen videographiert. Aktuell werden die videographierten Interaktionen mittels einer Videointeraktionsanalyse (Herrle & Dinkelaker, 2016) ausgewertet, um Interaktionsmuster zu identifizieren. Im Anschluss werden Transkripte der zuvor untersuchten Sequenzen mit der Interaktionsanalyse nach Krummheuer (2011) analysiert, um Interaktionsprozesse zu rekonstruieren. Im Vortrag werden die Ergebnisse der Analysen und die Potenziale zur kognitiven Aktivierung, die sich mit den Interaktionsmustern und -prozessen beider Unterrichtssettings verbinden, präsentiert. Durch die Untersuchung des Potenzials zur kognitiven Aktivierung, die als entscheidend für ein vertieftes Verständnis der Lerninhalte gilt, leistet die Studie einen wesentlichen Beitrag zur Nachhaltigkeit des Lernens im Sportunterricht.

LITERATUR

Herrle, M., & Dinkelaker, J. (2016). Qualitative Analyseverfahren in der videobasierten Unterrichtsforschung. In U. Rauin, M. Herrle & T. Engartner (Hrsg.), Videoanalysen in der Unterrichtsforschung. Methodische Vorgehensweisen und Anwendungsbeispiele (S. 76–129). Beltz Juventa

Hofer, M. (1997). Lehrer-Schüler-Interaktion. In F. E. Weinert (Hrsg.), Psychologie des Unterrichts und der Schule. Enzyklopädie der Psychologie (S. 213–252). Hogrefe.

Krotz, F. (2008). Kultureller und gesellschaftlicher Wandel im Kontext des Wandels von Medien und Kommunikation. In T. Thomas (Hrsg.), Medienkultur und soziales Handeln (S. 43–62). Springer VS.

Krummheuer, G. (2011). Interaktionsanalyse. In http://www.fallarchiv.uni-kassel.de/backup/wpcontent/plugins.old/lbg_chameleon_videoplayer/lbg_vp2/videos//krummheuer_interaktionsanalyse.pdf,10.03.2011