Hör auf dein(e) Herz (-frequenzvariabilitÀt) - eine Pilotstudie zu subjektiven und objektiven Bewertungen sportlicher Beanspruchung
Eckardt, Nils1; Schubert, Nele Lisann1,2; Claussen, Lisa3
1Leibniz UniversitÀt Hannover; 2Goethe-UniversitÀt Frankfurt; 3UniversitÀt Kassel
EINLEITUNG
Die optimale Steuerung der objektiven Belastung und der subjektiven Beanspruchung stellt ein wichtiger Faktor im Training dar. In den zurĂŒckliegenden Jahren hat zudem die Erfassung kognitiver Beanspruchung an Bedeutung gewonnen. Trotz technischer Fortschritte fehlt es in der Praxis an effektiven Methoden zum Monitoring der physischen und kognitiven Beanspruchung (Perrey, 2022). Wir explorieren, ob HerzfrequenzvariabilitĂ€t (HRV) als ein potenzieller Marker fĂŒr eine objektive physische und kognitive Beanspruchung zwischen verschiedenen Belastungsgraden differenzieren kann. Wir gehen davon aus, dass eine erhöhte physische und kognitive Belastung mit einer abnehmenden HRV und einer höheren subjektiven EinschĂ€tzung der Beanspruchung einhergeht.
METHODE
Sechzehn Teilnehmer durchliefen in zufĂ€lliger Reihenfolge drei Bedingungen: a) stabile Kniebeugen (SRT), b) instabile Kniebeugen (MRT) und c) eine kognitive auditive 3-back Aufgabe. FĂŒr jede Bedingung wurde die HRV und der NASA-TLX (-Task Load indeX) zur subjektiven SelbsteinschĂ€tzung erhoben. Zur PrĂŒfung unserer Hypothese nutzten wir RM-ANOVAs, um die Effekte der Bedingungen auf die HRV und den NASA-TLX zu analysieren.
ERGEBNISSE
Wir fanden Unterschiede in der HRV zwischen MRT und SRT (pholm = .018, d = 0.62, BF10 = 4.96), ebenso zwischen MRT und der 3-back-Aufgabe (pholm ïŒ .001, d = -1.70, BF10 = 23.33). In der subjektiven Wahrnehmung der Gesamtbeanspruchung haben wir zwischen SRT und MRT Evidenz auf eine höher empfundene Beanpruchung wĂ€hrend MRT gefunden (pholm ïŒ .001, d = -1,10, BF10 = 1004,85). Die 3-back Aufgabe wurde subjektiv schwieriger als SRT empfunden (pholm = .021, d = -0,91, BF10 = 5,17).
DISKUSSION
Die niedrigere HRV bei MRT reflektiert eine reduzierte parasympathische und erhöhte sympathische AktivitĂ€t, ausgelöst von einer erhöhten neuromuskulĂ€ren und kognitiven AktivitĂ€t (Marasingha-Arachchige et al., 2022). Die Inkonsistenz der subjektiven Bewertung könnte auf Gewohnheit basieren, was die Bedeutung von multidimensionalem Monitoring betont, um Leistung zu optimieren und Ăber-oder Unterforderung im Training zu vermeiden.
LITERATUR
Marasingha-Arachchige, S. U., Rubio-Arias, J. Ă., Alcaraz, P. E., & Chung, L. H. (2022). Factors that affect heart rate variability following acute resistance exercise: A systematic review and meta-analysis. Journal of Sport and Health Science, 11(3), 376â392. https://doi.org/10.1016/j.jshs.2020.11.008
Perrey, S. (2022). Training Monitoring in Sports: It Is Time to Embrace Cognitive Demand. Sports, 10(4), 56. https://doi.org/10.3390/sports10040056
Analyse arterieller und venöser Blutparameter: Lokale physiologische Akutreaktionen beim Low-Load-Training mit Blood Flow Restriction
Ji, Sanghyeon1,2; Vicas, Michaela3; Franz, Alexander4; Boemer, Tobias3; Behringer, Michael5; Wahl, Patrick1,2
1Abteilung Leistungsphysiologie, Deutsche Sporthochschule Köln; 2Das Deutsches Forschungszentrum fĂŒr Leistungssport Köln, Deutsche Sporthochschule Köln; 3ATOS Orthoparc Klinik Köln; 4Klinik fĂŒr Unfallchirurgie und OrthopĂ€die, BG Klinikum Ludwigshafen; 5Arbeitsbereichs fĂŒr Sportmedizin und Leistungsphysiologie, Goethe-UniversitĂ€t Frankfurt
EINLEITUNG
Training mit Blutflussrestriktion (Blood Flow Restriction, BFR) fördert muskulĂ€re Anpassungen bei geringer mechanischer Belastung und gilt als effektive Alternative zum konventionellen hochintensiven Krafttraining (Scott et al., 2015). BFR-Training fĂŒhrt zu ausgeprĂ€gten systemischen Akutreaktionen, insbesondere verstĂ€rkter Hypoxie und Metabolitenakkumulation (Loenneke et al., 2010). Unklar bleibt jedoch, wie sich diese Effekte lokal in der arbeitenden und gleichzeitig okkludierten ExtremitĂ€t ausprĂ€gen â insbesondere im arteriellen und venösen System. Ziel dieser Cross-over-Studie war es, lokale metabolische und ionische VerĂ€nderungen unter Low-Load-BFR-Training (LL-BFR-RT) zu erfassen und mit klassischem Low-Load-Training (LL-RT) sowie High-Load-Training (HL-RT) zu vergleichen.
METHODE
Zehn gesunde MÀnner (MAlter = 26.8, SD = 4.6 Jahre) absolvierten drei randomisierte Protokolle mit je vier SÀtzen unilateraler Bizeps-Curls bis zur Muskelerschöpfung: 1. LL-RT (30 % 1RM), 2. LL-BFR-RT (30 % 1RM mit BFR bei 50 % des individuellen Verschlussdrucks), 3. HL-RT (70 %1 RM). Zur Blutgasanalyse wurden Katheter in A. und V. radialis der trainierten ExtremitÀt gelegt. Blutproben wurden an neun definierten Zeitpunkten vor, wÀhrend und nach der Belastung entnommen.
ERGEBNISSE
LL-RT zeigte die höchste Gesamtarbeit (M = 692, SD = 251 kg) im Vergleich zu HL-RT (M = 327, SD = 65.1 kg) und LL-BFR-RT (M = 378, SD = 58.7 kg; p ïŒ .001). Trotz geringerer Last fĂŒhrte LL-BFR-RT zu ausgeprĂ€gten venösen VerĂ€nderungen (u. a. pH-Abfall, reduzierte SauerstoffsĂ€ttigung und erhöhte [K+]) im Vergleich zu den Bedingungen ohne BFR (p ïŒ .05). Arteriellen VerĂ€nderungen fielen unter BFR tendenziell geringer aus oder waren zwischen den Bedingungen vergleichbar (p ïŒ .05).
DISKUSSION
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass BFR trotz geringerer mechanischer Belastung vergleichbaren oder stĂ€rkeren lokale Stress erzeugt als klassisches Low- und High-Load-Training ohne BFR, sofern bis zur Muskelerschöpfung durchgefĂŒhrt wird. Die unterschiedlichen arteriellen und venösen Reaktionen deuten auf spezifische Regulationsmechanismen in der okkludierten Muskulatur unter Belastung hin. Mögliche stoffwechselbezogene Signalwege sollten in kĂŒnftigen Studien weiter untersucht werden.
LITERATUR
Loenneke, J. P., Wilson, G. J., & Wilson, J. M. (2010). A mechanistic approach to blood flow occlusion. International journal of sports medicine, 31(1), 1â4. https://doi.org/10.1055/s-0029-1239499
Scott, B. R., Loenneke, J. P., Slattery, K. M., & Dascombe, B. J. (2015). Exercise with blood flow restriction: an updated evidence-based approach for enhanced muscular development. Sports medicine, 45(3), 313â325. https://doi.org/10.1007/s40279-014-0288-1
Unterschiede in der metabolischen Leistung ĂŒber 200m in den vier Lagen im Hochleistungsschwimmen
Smolarek, Tinka1,2; Keller, Sebastian1,2; Wahl, Patrick1,2
1Abteilung Leistungsphysiologie, Deutsche Sporthochschule Köln; 2Das Deutsches Forschungszentrum fĂŒr Leistungssport Köln, Deutsche Sporthochschule Köln
EINLEITUNG
Die Unterschiede in den Wettkampfzeiten zwischen den Schwimmlagen resultieren aus mechanischen sowie metabolischen Faktoren. FrĂŒhere Untersuchungen deuten darauf hin, dass alternierende Schwimmarten (Kraul und RĂŒcken) effizienter sind als simultane Schwimmarten (Schmetterling und Brust) (Barbosa et al., 2006). Ob sich diese Unterschiede jedoch auch in der maximalen metabolischen Leistung, wie der maximalen Sauerstoffaufnahme (V Ì O2peak), widerspiegeln, bleibt aufgrund des bisherigen Forschungsfokus auf das Kraulschwimmen unklar. Ziel der Studie war es daher, mögliche Unterschiede in der maximalen metabolischen Leistung ĂŒber 200 m in allen vier Schwimmlagen unter BerĂŒcksichtigung beider Geschlechter zu untersuchen, um zu evaluieren, ob eine schwimmartspezifische Diagnostik im Hochleistungsschwimmen erforderlich ist.
METHODE
Achtzehn mĂ€nnliche und 20 weibliche (inter-)nationale Schwimmer:innen (V Ì O2peak = 4.38, SD = 0.92 Lâmin-1) absolvierten an separaten Tagen zwei 200-m Tests, einen in Kraul und einen in der jeweiligen Hauptschwimmart (Schmetterling: N = 11, RĂŒcken: N = 11, Brust: N = 16). V Ì O2peak (ermittelt aus einer ~30-s Atemgasanalyse und korrigiert mittels Herzfrequenzkinetik) und die höchste Laktatkonzentration (Lapeak; gemessen zwischen der 1. und 7. Minute) wurden nach der Belastung ermittelt. Unterschiede zwischen den Schwimmlagen wurden mit gepaarten t-Tests analysiert.
ERGEBNISSE
Signifikant höhere V Ì O2peak-Werte wurden im Kraulschwimmen im Vergleich zum Brustschwimmen festgestellt (âM = 0.28, SD = 0.39 Lâmin-1, p = .02), wĂ€hrend sich Schmetterling (M = 0.26, SD = 0,64 Lâmin-1) und RĂŒckenschwimmen nicht signifikant unterschieden (M = 0.18, SD = 0.71 Lâmin-1, p â„ .26). Lapeak zeigte im Kraulschwimmen signifikant niedrigere Werte im Vergleich zum Brustschwimmen (M = -1.12, SD = 1.46 mmolâL-1, p = .01), wĂ€hrend fĂŒr Schmetterling (M = 0.45, SD = 2.42 mmolâL-1) und RĂŒckenschwimmen (M = -0.63, SD = 1.13 mmolâL-1, p â„ .09) keine signifikanten Unterschiede festgestellt wurden.
DISKUSSION
Die deutlichsten Unterschiede traten zwischen Kraul- und Brustschwimmen auf. Letzteres wies eine niedrigere V Ì O2peak auf, was auf unterschiedliche BeitrĂ€ge der ExtremitĂ€ten und damit der Muskelaktivierung zurĂŒckzufĂŒhren sein könnte. Im Gegensatz dazu war Lapeak im Brustschwimmen signifikant höher, was auf einen höheren anaeroben Energiebeitrag hindeutet, die die geringere V Ì O2peak kompensieren könnte. Insgesamt zeigte sich ĂŒber alle Schwimmlagen hinweg eine deutliche intraindividuelle VariabilitĂ€t in V Ì O2peak und Lapeak, besonders beim Schmetterlingsstil, was die Notwendigkeit schwimmartspezifischer metabolischer Diagnostiken im Hochleistungsschwimmen betont.
LITERATUR
Barbosa, T. M., Fernandes, R., Keskinen, K. L., ColaĆĄo, P., Cardoso, C., Silva, J., & Vilas-Boas, J. P. (2006). Evaluation of the energy expenditure in competitive swimming strokes. International Journal of Sports Medicine, 27(11), 894â899.
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