Veranstaltungsprogramm

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Die momentane Konferenzzeit ist: 14. Sept. 2025 20:34:47 MESZ

 
 
SitzungsĂŒbersicht
Sitzung
AK4.10: AK: Verletzungen, PrÀvention & Rehabilitation
Zeit:
Donnerstag, 18.09.2025:
8:30 - 9:30

Chair der Sitzung: Lina Rahlf, Europa-UniversitÀt Flensburg
Ort: Raum Göttingen (S1)

Schloss 200 PlÀtze

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PrÀsentationen

Vergleich zweier Messverfahren zur Identifizierung eines potentiellen Verletzungsrisikos der unteren ExtremitÀten

Schulte, Sarah; Bopp, Jessica; BĂŒsch, Dirk

Carl von Ossietzky UniversitÀt Oldenburg

EINLEITUNG

Der Landing-Error-Scoring-System-Test (LESS-T; De Blaiser et al., 2022) und Lateral-Step-Down-Test (LSD-T; De Blaiser et al., 2019) werden in der Diagnostik eingesetzt, um bei einbeinigen Lande- bzw. Absteigebewegungen biomechanische Bewegungsmuster zu identifizieren, die mit einem potenziellen Verletzungsrisiko der unteren ExtremitĂ€ten assoziiert sind. Beide Tests verwenden fĂŒr die Bewertung der AusfĂŒhrungsqualitĂ€t spezifische Items mit identischen Kinematiken. Ziel dieser Studie war es, die relevanten Parameter dieser Kinematiken zwischen dem LSD-T und dem LESS-T zu vergleichen.

METHODE

An der Studie nahmen N = 41 gesunde Sportstudierende (MAlter = 24.0, SD = 2.9 Jahre, MGrĂ¶ĂŸe = 178.9, SD = 9.8 cm, MGewicht = 75.2, SD = 12.8 kg) teil. An zwei Testtagen absolvierten sie den LESS-T (3 Versuche) und LSD-T (2 Versuche) jeweils mit dem Sprung- (SB) und Nicht-Sprungbein (NSB). Die TestausfĂŒhrungen wurden aus der Frontalperspektive videografisch aufgezeichnet. Die mit einem potenziellen Verletzungsrisiko assoziierten Parameter des Becken- (BW), Knie- (KW) und Rumpfneigungswinkels (LNW) wurden zum Zeitpunkt der maximalen Kniebeugung im LESS-T und zum Zeitpunkt der BodenberĂŒhrung der Ferse beim Absteigen im LSD-T mittels Kinovea bestimmt. Die Unterschiede sowie der Zusammenhang zwischen den identischen Parametern beider Messverfahren wurden mit einem t-Test fĂŒr abhĂ€ngige Stichproben geprĂŒft.

ERGEBNISSE

FĂŒr den BW (SB: d = -1.63; NSB: d = -1.40), KW (SB: d = -1.17; NSB: d = -0.93) und LNW (SB: d = 2.16; NSB: d = 1.94) ergeben sich praktisch bedeutsame und statistisch signifikante Unterschiede (p  .001), wobei die Proband:innen im LESS-T geringere KW und BW, jedoch grĂ¶ĂŸere LNW aufweisen als im LSD-T. Die Unterschiede sind mit mittleren ZusammenhĂ€ngen des KW (r = .41-.58) und LNW (r = .31-.37) zwischen dem LESS-T und LSD-T und geringen ZusammenhĂ€ngen fĂŒr den BW verbunden.

DISKUSSION

Die praktisch bedeutsamen Unterschiede in Verbindung mit den maximal moderaten ZusammenhÀngen deuten darauf hin, dass der LESS-T und LSD-T sich gegenseitig nicht substituieren können. Weitere Untersuchungen zur Identifizierung eines potenziellen Verletzungsrisikos mit unterschiedlichen oder vergleichbaren Verfahren unter ValiditÀtsgesichtspunkten erscheinen daher notwendig.

LITERATUR

De Blaiser, C., De Ridder, R., Willems, T., Danneels, L., & Roosen, P. (2019). Reliability of two functional clinical tests to evaluate trunk and lumbopelvic neuromuscular control and proprioception in a healthy population. Brazilian Journal of Physical Therapy, 23(6), 541–548.

De Blaiser, C., Roosen, P., Vermeulen, S., De Bleecker, C., & De Ridder, R. (2022). The development of a clinical screening tool to evaluate unilateral landing performance in a healthy population. Physical Therapy in Sport, 55, 309–315.



Belastungssteuerung beim Krafttraining fĂŒr Kreuzschmerzpatient*innen in der Physiotherapie: Eine Vignettenstudie

Terhorst, Stefanie1,2; Sudeck, Gorden3; Thiel, Christian1,2

1Ruhr-UniversitĂ€t Bochum; 2Hochschule Bochum, Standort Gesundheitscampus; 3UniversitĂ€t TĂŒbingen

EINLEITUNG

Physiotherapeut:innen fĂŒhren mit Patient:innen mit Kreuzschmerzen (LBP) hĂ€ufig Krafttraining durch (Bahns et al., 2021). BezĂŒglich der Belastungssteuerung zeigen Studienergebnisse, dass Physiotherapeut:innen ihren Patient:innen nicht immer ausreichend spezifische Dosierungsempfehlungen geben (Wingood et al., 2023). Die vorliegende Studie untersucht die physiotherapeutische Belastungssteuerung und deren Determinanten beim Krafttraining fĂŒr Patient:innen mit LBP.

METHODE

In einer explorativen Querschnittstudie beantworteten Physiotherapeut:innen online Fragen zur DurchfĂŒhrung von Krafttraining anhand zweier fiktiver Kreuzschmerzpatient:innenbeispiele (Fallvignetten): Einer Informatikerin (IT: geringere körperliche Anforderungen im Beruf, hohes Chronifizierungsrisiko, Angstvermeidungsverhalten) und einem Bauarbeiter (BA: hohe körperliche Belastung im Beruf, mittleres Chronifizierungsrisiko, Aufgabenpersistenzverhalten). Die Daten wurden quantitativ-deskriptiv betrachtet.

ERGEBNISSE

Die meisten Therapeut:innen stimmten der Aussage zu, dass der BA und die IT eine gut trainierte Bauch- und RĂŒckenmuskulatur benötigen (je 50 von 64 Befragten). Es wurden im Mittel 2.7 (SD = 0.8, IT) bzw. 2.9 (SD= 1.1) SĂ€tze (BA) mit M = 11.5 (SD = 3.6) bzw. M = 11.7 (SD = 3.7) Wiederholungen erwartet (IT; BA). FĂŒr die IT wurde dabei hĂ€ufiger (43 von 64) eine geringe (und nicht moderate oder hohe) Anstrengung antizipiert als fĂŒr den BA (24 von 64 Befragten) (p  .001). Die Belastungssteuerung orientierte sich insbesondere an Response/Feedback der Patient:innen (IT: 39, BA: 43) und der SchmerzintensitĂ€t (IT: 30, BA: 35 Befragte). Erfahrene Therapeut:innen tolerierten fĂŒr den BA eine geringere SchmerzintensitĂ€t als Berufseinsteiger:innen (Md = 3.5 zu 5.0 von 10 Punkten, p = .013).

DISKUSSION

Die Antworten der Teilnehmer:innen sind ĂŒberwiegend adĂ€quat. Sie verdeutlichen die KomplexitĂ€t des Themas und legen nahe, dass Entscheidungen zur Belastungssteuerung nicht ausreichend stak individualisiert getroffen werden. Auf Basis weiterer Untersuchungen zum besseren VerstĂ€ndnis der Thematik könnten AnsĂ€tze zur gezielteren Förderung der Belastungssteuerungs-Kompetenz in der Physiotherapie entwickelt werden.

LITERATUR

Bahns, C., Happe, L., Thiel, C., & Kopkow, C. (2021). Physical therapy for patients with low back pain in Germany: a survey of current practice. BMC Musculoskeletal Disorders, 22(1), 563.

Wingood, M., Bruch, K. C., Franssen, N., Mulpeter, K., Scott, L., Henry, S., & Gell, N. (2023). Physical activity for patients with chronic low back pain: What are physical therapists prescribing?. Journal of Back and Musculoskeletal Rehabilitation, 36(6), 1335–1343.



Mechanismen und Bewegungsmuster von Knöchelverstauchungen im MÀnnerhandball: eine videobasierte Analyse

Baldauf, Lukas

UniversitÀt Bayreuth

EINLEITUNG

Verstauchungen des Sprunggelenks zĂ€hlen zu den hĂ€ufigsten Verletzungen im Handball (Popovich et al., 2020). Bisher liegen jedoch nur wenige Erkenntnisse ĂŒber risikoreiche Bewegungen und VerletzungsumstĂ€nde vor. In der vorliegenden Videoanalyse-Studie wurden situativen Merkmale von Sportlern untersucht, die sich eine Knöchelverstauchung zugezogen haben.

METHODE

Eine systematische Websuche (YouTube, Google News) wurde durchgefĂŒhrt, um Videoaufnahmen von Knöchelverletzungen bei mĂ€nnlichen Handballspielern zu identifizieren. Zwei unabhĂ€ngige PrĂŒfer extrahierten Informationen ĂŒber die Stichprobe (z. B. Alter, GrĂ¶ĂŸe, Gewicht, Position), den Verletzungsmechanismus (direkt, indirekt, kontaktlos), das Bewegungsmuster (Landung, Richtungswechsel/CoD, Laufen, Shuffle, Schritt/Ausfallschritt, Andere), die Bewegungsgeschwindigkeit, der visuelle Fokus und den Zeitpunkt der Verletzung. ZusĂ€tzlich zur deskriptiven Statistik wurden Chi-2-Tests verwendet, um die ZusammenhĂ€nge zwischen den Variablen zu untersuchen.

ERGEBNISSE

Insgesamt wurden 112 videodokumentierte Verletzungen analysiert. Die Mehrheit der Verstauchungen resultieren aus direkten Kontaktverletzungen (n = 69, 61.6 %). die hĂ€ufigsten Bewegungsmuster waren Landungen (n = 43), Laufen (n = 14), Schritt/Ausfallschritt (n = 14) und CoD (n = 12). WĂ€hrend direkte Verletzungen vor allem bei der Landung (42 %) auftraten, waren CoD (83 %) die mit Abstand hĂ€ufigste Spieleraktion bei kontaktlosen Verletzungen (p  .001). In den meisten FĂ€llen erfolgten die Verletzungen bei einer moderaten Bewegungsgeschwindigkeit (n = 59) und mit einem auf den Ball gerichteten visuellen Fokus (n = 53).

DISKUSSION

Landungen sind die hĂ€ufigste Ursache fĂŒr Knöchelverstauchungen bei mĂ€nnlichen Handballspielern. Obwohl der grĂ¶ĂŸte Teil der Verletzungen, insbesondere bei Landungen, auf direkten Kontakt zurĂŒckzufĂŒhren ist, treten Verstauchungen ohne Kontakt ausschließlich beim CoD auf. Trainer und Gesundheitspersonal sollten diese Diskrepanz bei der Entwicklung von PrĂ€ventionsmaßnahmen berĂŒcksichtigen.

LITERATUR

Popovich, A., Bezukladnova, L., Bezukladnov, A., & Goncharova, E. (2020). Competitive activity indicators in handball. Statistics, analysis, forecast. BIO Web of Conferences, 26, 00057. https://doi.org/10.1051/bioconf/20202600057.



Über die Wirksamkeit von VerletzungsprĂ€ventionsprogrammen im Schulsport: Eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse

Rahlf, Lina; Kröning, Willem

Europa-UniversitÀt Flensburg

EINLEITUNG

Strukturierte PrĂ€ventionsprogramme zur Reduzierung von Sportverletzungen zeigen eine hohe EffektivitĂ€t bei Kindern und Jugendlichen im Breiten- und Vereinssport (Rössler et al., 2014). Generelle Sportverletzungen ereignen sich jedoch auch hĂ€ufig im Kontext Schule. Das primĂ€re Ziel der systematischen Übersichtsarbeit war die Analyse der Wirksamkeit von VerletzungsprĂ€ventionsprogrammen im Schulsport zur Verringerung des Verletzungsrisikos. Etwa 40 % der Sportverletzungen bei Kindern treten im Sportunterricht auf (Woller & EllsĂ€ĂŸer, 2014). Da strukturierte PrĂ€ventionsprogramme im Breiten- und Vereinssport das Verletzungsrisiko signifikant reduzieren (Rössler et al., 2014), ist das Ziel dieser Studie, die Evidenz zu ihrer Wirksamkeit im Schulsport zu untersuchen.

METHODE

Eine systematische computergestĂŒtzte Suche von vier Datenbanken (PubMed, Web of Science, SPORTDiscus, PEDro) wurde mit den Suchbegriffen Schulsport, VerletzungsprĂ€ventionsprogrammen und Sportverletzungen durchgefĂŒhrt. Es wurden nur Studien eingeschlossen, die 1. Kinder oder Jugendliche einbezogen, 2. ein PrĂ€ventionsprogramm untersuchten, 3. mind. eine Vergleichsgruppe beinhalteten, 4. Sportverletzungen erfassten und 5. ein analytisches Design verwendeten. Die Datenextraktion und die Bewertung der StudienqualitĂ€t erfolgte durch zwei Wissenschaftler:innen. Zur Analyse wurden die Verletzungsraten (IRRs) der unteren ExtremitĂ€ten meta-analytisch gepoolt. DarĂŒber hinaus erfolgte eine Moderatorenanalyse zur Wirkung von spezifischen Schulsportprogrammen vs. des allgemeinen Schulsportunterrichts sowie uni- und multimodalen Trainingsprogrammen.

ERGEBNISSE

Insgesamt wurden zehn Studien mit 1,119,247 Athlete-Exposures sowie 1,461 Sportverletzungen analysiert. Die gesamte Verletzungsrate aller eingeschlossenen Studien lag bei 36% (IRR = 0,64, 95 % CI [0.50, 0.81], p = .01). Sowohl Studien im Feld der spezifischen Schulsportprogramme (IRR = 0.67 [0.50, 0.89], p = .01) als auch des allgemeinen Schulsportunterrichtes (IRR = 0.57 [0.33, 0.97], p = .04), durchgefĂŒhrt als unimodale (IRR = 0.62 [0.49, 0.78], p = .01) oder auch multimodale (IRR = 0.63 [0.46, 0.86], p = .01) Programme zeigten signifikante verletzungsprĂ€ventive Effekte.

DISKUSSION

Die Meta-Analyse ergab, dass VerletzungsprĂ€ventionsprogramme im schulischen Kontext signifikant das Verletzungsrisiko um 36 % senken. Sowohl SchĂŒler:innen in spezifischen Schulsportprogrammen als auch in allgemeinen Schulsportklassen profitierten davon, wobei der Effekt in heterogenen Schulsportklassen etwas höher war. Ein Vergleich zwischen unimodalen und multimodalen Programmen zeigte keine signifikanten Unterschiede in der Wirksamkeit.

LITERATUR

Rössler, R., Donath, L., Verhagen, E., Junge, A., Schweizer, T., & Faude, O. (2014). Exercise-based injury prevention in child and adolescent sport: A systematic review and meta-analysis. Sports Medicine, 44(12), 1733–1748.

Woller, T., & EllsĂ€ĂŸer, G. (2014). Sportverletzungen im Kindes- und Jugendalter. Daten der europĂ€ischen Injury Database (iDB) fĂŒr die UnfallprĂ€vention. Deutsche Zeitschrift fĂŒr Sportmedizin, 65(09), 242–247.