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Die momentane Konferenzzeit ist: 14. Sept. 2025 23:14:57 MESZ

 
 
SitzungsĂŒbersicht
Sitzung
AK4.09: AK: Bewegung und psychische Gesundheit
Zeit:
Donnerstag, 18.09.2025:
8:30 - 9:30

Chair der Sitzung: Bettina Wollesen, Deutsche Sporthochschule Köln
Ort: Raum Frankfurt a.M. (SP4 107)

Biologie/ Schlossplatz 4 34 PlÀtze

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PrÀsentationen

Effekte von Bewegungstherapie auf depressive Symptome und LebensqualitĂ€t bei Depression und chronischen-unspezifischen RĂŒckenschmerzen: eine systematische Literaturrecherche mit Netzwerk-Meta-Analyse

SchÀffer, Larissa1; Köbel, Leonard1; Overath, Jonathan2; Niederer, Daniel3; Haller, Nils1,4

1Johannes Gutenberg UniversitĂ€t Mainz; 2Bergische UniversitĂ€t Wuppertal; 3Goethe-UniversitĂ€t Frankfurt; 4Paris Lodron UniversitĂ€t Salzburg, Österreich

EINLEITUNG

Bewegungstherapie gilt bei chronisch unspezifischen RĂŒckenschmerzen als auch bei Depressionen als wirksame Behandlungsoption (Noetel et al., 2024; Hayden et al., 2005). Unklar ist die Behandlung bei komorbider Erkrankung.

METHODE

Eine systematische Literaturrecherche randomisiert-kontrollierter Studien (RCTs) wurde in sieben Datenbanken (Medline, PsycInfo, WoS Core Collection, EMBASE, CINAHL, CENTRAL, Google Scholar) bis Januar 2025 durchgefĂŒhrt. Die vergleichende EffektivitĂ€t (jeweils zur Standardversorgung) wurde mittels Netzwerk-Meta-Analyse gepoolt (als Standardisierte Mittelwertdifferenz, SMD).

ERGEBNISSE

FĂŒnf RCTs aus initial 2,138 identifizierten Studien wurden in das Review eingeschlossen (834 Teilnehmende, 50.1 % weiblich, MAlter = 52.8 Jahre). Die Studien zeigten ein mĂ€ĂŸiges bis geringes Verzerrungsrisiko. Direkte und indirekte Vergleiche wurden berĂŒcksichtigt. Yoga mit Edukation (YE) bewirkte mittelfristig (Interventionsdauer: ca. 12 Wochen) eine klinisch relevante Verbesserung depressiver Symptome (SMD = -1.48, 95 % CI [-1.81; -1.14]). Moderate Effekte auf depressive Symptome zeigten die Interventionsstudien Antidepressiva-Therapie mit Schmerzselbstmanagement (ATS) (SMD = -0.56 [-0.60; -0.53]), Behaviorale Aktivierung (BA) (SMD = -0.31 [-0.60; -0.53]) und Online-Therapie (OT) (SMD = -0.23 [-0.27; -0.20]). Langfristig (≄ 6 Monate) verbesserten ATS und OT depressive Symptome (SMD = -0.56 [-0.60; -0.53]; SMD = -0.23 [-0.27; -0.20]) und LebensqualitĂ€t (SMD = 0.23 [0.20; 0.26]; SMD = 0.23 [0.19; 0.27]). BA hatte einen positiven Einfluss (SMD = -0.31[-0.36; -0.25]) auf depressive Symptome.

DISKUSSION

Mit geringem Evidenzniveau zeigt YE klinisch relevante Symptomverbesserungen bei komorbiden Depressionen und chronisch unspezifischen RĂŒckenschmerzen. Langfristig zeigen ATS und OT eine Verbesserung der LebensqualitĂ€t und depressiver Symptome. BA wirkt positiv auf depressive Symptome. Qualitativ hochwertigen Studien sind erforderlich.

LITERATUR

Hayden, J., Van Tulder, M. W., Malmivaara, A., & Koes, B. W. (2005). Exercise therapy for treatment of non- specific low back pain. The Cochrane Database of Systematic Reviews, 3. https://doi.org/10.1002/14651858.cd000335.pub2

Noetel, M., Sanders, T., Gallardo-Gómez, D., Taylor, P., Del Pozo Cruz, B., Van den Hoek, D., (
) & Lonsdale, C. (2024). Effect of exercise for depression: systematic review and network meta-analysis of randomised controlled trials. BMJ, 384, e075847, https://doi.org/10.1136/bmj-2023-075847



Effekte von Bewegungstherapie bei Depression und chronisch-unspezifischen RĂŒckenschmerzen auf SchmerzintensitĂ€t und funktionelle EinschrĂ€nkung: Ein systematisches Review mit Netzwerk Meta-Analyse

Köbel, Leonard1,2; SchÀffer, Larissa1; Overath, Jonathan3; Haller, Nils1,4; Niederer, Daniel5

1Johannes Gutenberg UniversitĂ€t Mainz; 2Georg-August-UniversitĂ€t Göttingen; 3Bergische UniversitĂ€t Wuppertal; 4Paris Lodron UniversitĂ€t Salzburg, Österreich; 5Goethe-UniversitĂ€t Frankfurt

EINLEITUNG

Chronische RĂŒckenschmerzen und Depression gehören zu den verbreitetsten Erkrankungen. Sporttherapie wird als wirksame Intervention fĂŒr beide Krankheitsbilder empfohlen (Noetel et al., 2024; Hayden et al., 2005). Die optimale Behandlung beider Erkrankungen als KomorbiditĂ€t ist bisher nicht systematisch erforscht.

METHODE

Ein systematisches Review wurde im Januar 2025 mit den Datenbanken Medline, PsycINFO, WoS Core Collection, EMBASE, CINAHL, CENTRAL und Google Scholar durchgefĂŒhrt. Zur Bestimmung der wirksamsten Bewegungsinterventionen wurden die vergleichenden Effekte (jeweils zur Standardversorgung) der Studien auf Schmerz und funktionelle EinschrĂ€nkungen mittels einer Netzwerk- Meta-Analyse zusammengefasst.

ERGEBNISSE

Von 2.138 identifizierten Studien wurden fĂŒnf RCTs (N = 834 Teilnehmer:innen, MAlter = 52.8 Jahre) mit acht unterschiedlichen Behandlungsformen eingeschlossen: Yoga mit Edukation (YE), Antidepressiva-Therapie mit Schmerzselbstmanagement (ATS), Self-System-Therapie (SST), Online- und mobilbasierte Therapie (OMT), behaviorale Aktivierung (BA), Acceptance und Commitment-Therapie (ACT), Edukation (E) und die Standard-Versorgung (SV). Das Bias-Gesamtrisiko war mĂ€ĂŸig bis gering. In der mittelfristigen Untersuchung (Interventionsdauer circa 12 Wochen, k = 9 Studienarme) war YE die wirksamste Intervention mit klinisch relevanten Verbesserungen bezĂŒglich SchmerzintensitĂ€t (SMD = -1.05, 95% KI [-1.38; -0.72]) und funktioneller EinschrĂ€nkung (SMD = -0.38 [-0.35; -0.06]). ATS reduzierte die SchmerzintensitĂ€t mit einem mittleren Effekt (SMD = -0.53 [-0.56; -0.49]). Bei der langfristigen Untersuchung reduzierte ATS weiterhin die SchmerzintensitĂ€t (SMD = -0.69 [-0.72; -0.65]) und funktionelle EinschrĂ€nkung (SMD = -0.67 [-0.70; -0.64]). Langfristige Daten fĂŒr YE waren nicht verfĂŒgbar.

DISKUSSION

Mit sehr geringer klinischer Sicherheit erwies sich YE als vielversprechend zur Reduktion von SchmerzintensitÀt und funktioneller EinschrÀnkung in der untersuchten Personengruppe. ATS zeigte positive Wirkungen, vor allem im langfristigen Follow-up. Andere AnsÀtze zeigten kleine bis mittlere Effekte, erreichten jedoch keine klinische Relevanz.

LITERATUR

Hayden, J. A., van Tulder, M. W., Malmivaara, A., & Koes, B. W. (2005). Exercise therapy for treatment of non- specific low back pain. The Cochrane database of systematic reviews, 2005(3), CD000335.

Noetel, M., Sanders, T., Gallardo-GĂłmez, D., Taylor, P., Del Pozo Cruz, B., van den Hoek, D., Smith, J. J., Mahoney, J., Spathis, J., Moresi, M., Pagano, R., Pagano, L., Vasconcellos, R., Arnott, H., Varley, B., Parker, P., Biddle, S., & Lonsdale, C. (2024). Effect of exercise for depression: systematic review and network meta-analysis of randomised controlled trials. BMJ, 384, e075847. https://doi.org/10.1136/bmj-2023-075847



Analyse des körperlichen und psychischen Gesundheitszustands Studierender und Voraussetzungen fĂŒr die Gesundheitsförderung

Lorf-Stahl, Sarah1; Otto, Ann-Kathrin1; Wollesen, Bettina2

1UniversitÀt Hamburg; 2Deutsche Sporthochschule Köln

EINLEITUNG

Studierende sind hohen Belastungen durch z. B. Bewegungsmangel, Zeitdruck und ZukunftsĂ€ngsten ausgesetzt, die oft körperliche und psychische Beschwerden verursachen. Dies fĂŒhrt zu einem hohen Bedarf an zielgruppenspezifischen Gesundheitsförderungsmaßnahmen (Wollesen et al., 2015). Studien belegen die positive Wirkung von Exergames auf die körperliche und psychische Gesundheit, wobei digitale AnsĂ€tze zudem rĂ€umlich und zeitlich flexibel integrier- und individualisierbar sind (Marques et al., 2023). Diese Studie analysiert körperliche und psychische Belastungen Studierender und untersucht, welche Faktoren bei der Entwicklung eines Exergames zur Verbesserung der körperlichen und psychischen Gesundheit Studierender zu berĂŒcksichtigen sind.

METHODE

An der laufenden Querschnittstudie nahmen bisher n = 62 Studierende teil (MAlter = 25.8, SD = 6.5 Jahre). Die Online-Befragung umfasste drei standardisierte Fragebögen (Belastungen am Arbeitsplatz nach Slesina, SF-12 und PSS-10) sowie selbstentwickelte Fragebogenkomplexe (WĂŒnsche und HĂŒrden zur Gesundheitsförderung und Exergames, körperliche und sportliche AktivitĂ€t). Die Datenanalyse erfolgte mittels Chi-Quadrat-Tests, der Bildung von Mittelwerten und Standardabweichungen, t-Tests fĂŒr unabhĂ€ngige Stichproben (Unterschiede Summenscores und Referenzwerte) und HĂ€ufigkeitsanalysen (SPSS 29).

ERGEBNISSE

Auf Basis vorlĂ€ufiger Ergebnisse, fĂŒhlten sich Studierende insbesondere durch Erschöpfung (71.2 %, χ2 = 31.47, p .001, φ = 0.73), Zeitdruck (67.2 %, χ2 = 49.28, p  .001, φ = 0.92) und NervositĂ€t/Unruhe (65.5 %, χ2 = 38.24, p  .001, φ = 0.81) belastet. Der psychische Score (SF-12) lag bei M = 39.98 (SD = 11.29), was ein niedriges psychisches Wohlbefinden zeigt (MReferenz = 51.58, SD = 8.05, t(48) = -7.19, p  .001). Der körperliche Score (SF-12) ergab M = 51.39 (SD = 7.74; MReferenz = 50.22, SD = 8, t(48) = 1.06, p = .295). Das Stressniveau (PSS-10) war erhöht M = 19.65, SD = 7.43; MReferenz = 12.58, SD = 6.42, t(56) = 7.18, p  .001). Studierende wĂŒnschten Bewegungsangebote (74.2 %) und sahen Vorteile von Exergames in der rĂ€umlich-zeitlich flexiblen Nutzung (82 %).

DISKUSSION

Die vorlĂ€ufigen Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung von Maßnahmen zum Abbau psychischer Belastungen bei Studierenden. Exergames bieten innovative Potenziale. Spezifische Angebote sollten insbesondere Bewegung integrieren und zeitlich flexibel nutzbar sein.

LITERATUR

Marques, L. M., Uchida, P. M., & Barbosa, S. P. (2023). The impact of Exergames on emotional experience: a systematic review. Frontiers in public health, 11, 1209520.

Wollesen, B., Rahlf, A. L., Gansser, S., Köhler, B., & Guedes, N. P. (2015). Alltagsbelastungen und WĂŒnsche zur Gesundheitsförderung von Studierenden. Bewegungsorientierte Gesundheitsförderung an Hochschulen. UniversitĂ€tsverlag Göttingen, S. 21–36.



EffektivitÀt verhaltensbezogener m-Health Interventionen auf die mentale Gesundheit von Jugendlichen

Baumann, Hannes1; Singh, Ben2; Staiano, Amanda3; Gough, Claire4; Ahmed, Mavra5; Fiedler, Janis6; Timm, Irina6; Wunsch, Kathrin6; Button, Alyssa7; Yin, Zenong8; Vasiloglou, Maria10; Sivakumar, Bridve11; Dallinga, Joan Martine12; Petersen, Jasmine4; Huong, Christopher8; Schoeppe, Stephanie9; Spring, Katie3; Kracht, Chelsea L13; Maher, Carol2; Vandelanotte, Corneel9

1Deutsche Sporthochschule Köln; 2University of South Australia, Australien; 3Pennington Biomedical Research Center, USA; 4Flinders University, Australien; 5University of Toronto, Kanada; 6Karlsruher Institut fĂŒr Technologie; 7Virginia Commonwealth University, USA; 8University of Texas at San Antonio, USA; 9Central Queensland University, Australien; 10Nestle Institute of Health Sciences, Schweiz; 11Ontario Tech University, Kanada; 12The Hague University of Applied Sciences, Niederlande; 13University of Kansas Medical Center, USA

EINLEITUNG

Psychische Erkrankungen sind bei Jugendlichen global prĂ€valent – etwa jeder siebte Jugendliche ist betroffen. Gesundheitsförderliche Verhaltensweisen wie körperliche AktivitĂ€t (PA), ausgewogene ErnĂ€hrung, Schlaf sowie die Reduktion sitzenden Verhaltens (SB) können die mentale Gesundheit bei Jugendlichen deutlich verbessern. mHealth Interventionen bieten hierfĂŒr zwar ein skalierbares Potenzial auf Bevölkerungsebene, dessen Wirksamkeit bei klinisch relevanten emotionalen, verhaltensbezogenen und Essstörungen bleibt jedoch bisher unklar. Ziel dieser Metaanalyse ist es daher, die EffektivitĂ€t verhaltensbezogener mHealth Interventionen auf die mentale Gesundheit von Jugendlichen zu evaluieren.

METHODE

Eine systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse gemĂ€ĂŸ PRISMA (PROSPERO-ID: CRD42024591285) wurde durchgefĂŒhrt und acht Datenbanken nach RCT‘s durchsucht. Als Einschlusskriterium galten Studien mit Jugendlichen der frĂŒhen (11-14 Jahre), mittleren (15-17 Jahre) und spĂ€ten Adoleszenz (18-21 Jahre) und klinisch diagnostizierten oder selbstberichteten affektiven, Verhaltens- oder Essstörungen, bei denen Interventionen zu PA, SB, ErnĂ€hrung oder Schlaf erfolgten. Das Cochrane ROB2 und GRADE-System wurden genutzt und die gepoolten EffektstĂ€rken als standardisierte Mittelwertdifferenzen (SMD) mit 95 %-Konfidenzintervallen in Random-Effects-Modellen berechnet.

ERGEBNISSE

Neun RCTs mit insgesamt u RCTs mit insgesamt e RCTs mit insgesamt = 3.703 Teilnehmern wurden analysiert. Die Metaanalyse ergab eine signifikante Reduktion von Angstsymptomen (sechs Studien, N = 2.086, SMD [95 %-KI] = -0.19 [-0.37, -0.01], IÂČ = 71 %), insbesondere durch schlaffokussierte und multimodale Interventionen. Bei Essstörungen (drei Studien, N = 732, SMD [95 %-KI] = -0.23 [-0.44, -0.02], IÂČ = 38 %) zeigten ernĂ€hrungsbezogene sowie kombinierte ErnĂ€hrungs-/PA-Interventionen signifikante Effekte. Bei Depression und Verhaltensstörungen ergaben sich keine signifikanten Effekte. Die Evidenz war durch hohe HeterogenitĂ€t und niedrige Evidenzsicherheit (ROB2, GRADE) begrenzt. Studien mit höherer Nutzungsfrequenz, lĂ€ngerer Interventionsdauer und HybridansĂ€tze erzielten grĂ¶ĂŸere EffektstĂ€rken, wiesen jedoch geringere Skalierbarkeit auf.

DISKUSSION

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass mHealth-Interventionen mit gesundheitsbezogenen VerhaltensÀnderungen effektiv Angst- und Essstörungssymptome bei Jugendlichen reduzieren können. Die moderaten und uneinheitlichen Effekte auf depressive und Verhaltensstörungen sowie die geringe Studienzahl, hohe HeterogenitÀt und niedrige Evidenzsicherheit unterstreichen den Bedarf an weiteren hochwertigen RCTs zur Evaluation der Langzeiteffekte. Eine Kombination von mHealth-Interventionen mit der Standardversorgung könnte die Symptomverbesserung zusÀtzlich fördern.