Veranstaltungsprogramm

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Sitzungsübersicht
Sitzung
AK3.07: AK: Perspektiven von Sportlehrkräften
Zeit:
Mittwoch, 17.09.2025:
17:00 - 18:30

Chair der Sitzung: Sophie Engelhardt, Universität Hamburg
Ort: Raum Heidelberg (H2)

Schlossplatz 46 120 Plätze

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Präsentationen

Sichtweisen auf Mehrperspektivität von Grundschulsportlehrkräften

Kowalzik, Tina

Universität Potsdam

EINLEITUNG

Die Mehrperspektivität ist ein Prinzip des Erziehenden Sportunterrichts (Neumann, 2018), doch die Rahmenlehrpläne liefern dazu kaum konkrete Erläuterungen. Erste Untersuchungen zeigen, dass Lehrkräfte unterschiedliche Schwerpunkte setzen: (Angehende) Sportlehrkräfte der Sekundarstufe bewerten insbesondere die pädagogischen Perspektiven Leistung und Kooperation als wichtig; jedoch bleiben die Begründungen dafür unklar (vgl. Hapke, 2016). Bisherige Forschung zur Relevanz und Umsetzung der pädagogischen Perspektive fokussierte vor allem die Sekundarstufe, während der Grundschulbereich kaum untersucht wurde. Daher widmet sich die vorliegende Studie der Frage, welche pädagogischen Perspektiven Grundschullehrkräfte als relevant erachten, wie häufig sie diese umsetzen und welche Begründungen sie dafür liefern.

METHODE

Im März 2024 wurde im Land Brandenburg eine Fragebogenstudie mit N = 146 Grundschulsportlehrkräften durchgeführt. Eine sechs-stufige Rating-Skala erfasste, welche Perspektiven sie häufig umsetzen und als relevant erachten (1 = häufig/relevant, 6 = selten/wenig relevant), ergänzt durch kurze Begründungen. Zudem wurden Herausforderung bei der Umsetzung von Mehrperspektivität abgefragt. Der Fragebogen wurde vorab in einem Expert:innen-Panel (N = 10) überprüft, überarbeitet und in einer Pilotphase mittels der Think-Aloud-Methode mit N = 5 Sportlehrkräften getestet. Die Daten wurden deskriptiv mit SPSS (Version 29) ausgewertet.

ERGEBNISSE

Grundschulsportlehrkräfte setzen am häufigsten die pädagogische Perspektive Körpererfahrung um (M = 2.1, SD = 1.3), während Gestaltung (M = 4.3, SD = 1.3) und Wagnis (M = 5.0, SD = 1.3) selten berücksichtigt werden. Die Begründungen variieren und reichen von fehlenden Vorerfahrungen der Kinder über die Rolle der Notenvergabe bis hin zu (mangelnden) Materialien.

DISKUSSION

Auffällig ist, dass ähnliche Begründungen für verschiedene Perspektiven genannt wurden, was auf ein diverses Verständnis der pädagogischen Perspektiven hinweist. Die Begründungen werden im Vortrag diskutiert, mit Fokus auf Herausforderungen bei der Umsetzung und einem Ausblick auf die weitere Auswertung.

LITERATUR

Hapke, J. (2016). Erziehender Sportunterricht zwischen Anspruch und Wirklichkeit – eine differenzanalytische Untersuchung zur Umsetzung pädagogischer Perspektiven. Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.

Neumann, P. (2018). Mehrperspektivischer Sportunterricht: ein Phantom der Schulsportpraxis?, Sportunterricht, 67(7), 290–295.



Überzeugungen von Sportlehrkräften zur Umsetzung einer digitalisierungssensiblen Gesundheitsbildung im Sportunterricht

Teutemacher, Brit1; Engelhardt, Sophie2; Hapke-König, Julia2; Sudeck, Gorden1

1Eberhard Karls Universität Tübingen; 2Universität Koblenz

EINLEITUNG

Im Rahmen einer digitalisierungssensiblen Gesundheitsbildung im Sportunterricht (Teutemacher et al., 2024) können digitale Transformationsprozesse der Gesundheits- und Fitnessszene (z. B. digitale Fitnessworkouts) aufgegriffen werden. Für eine breite Umsetzung solcher innovativen Unterrichtsvorhaben sind die Überzeugungen von Sportlehrkräften relevant, da sie deren didaktisches Handeln beeinflussen. Der Forschungsstand zeigt, dass Lehrkräfte bspw. mit Blick auf Digitalisierung im allgemeinen Sportunterricht v. a. Potenziale im Lernen mit und weniger im Lernen über digitale Medien sehen (u. a. Roth, 2021), was für eine digitalisierungssensible Gesundheitsbildung jedoch bedeutsam ist. Für die Schnittstelle von Digitalisierung und Gesundheit im Sportunterricht liegen bislang nur wenig Erkenntnisse vor. Der Beitrag fragt, welche Überzeugungen Lehrkräfte hinsichtlich der Umsetzung einer digitalisierungssensiblen Gesundheitsbildung besitzen.

METHODE

Im Vorfeld einer ko-konstruktiven Unterrichtsplanung zwischen Wissenschaft und Praxis wurden acht semi-strukturierte Expert:innen-Interviews mit den am Planungsprozess teilnehmenden gymnasialen Sportlehrkräften aus Baden-Württemberg (4 weiblich, 4 männlich, MAlter = 37 Jahre) durchgeführt. Die Interviews wurden mittels reflexiver thematischer Analyse (Braun & Clarke, 2022) ausgewertet.

ERGEBNISSE & DISKUSSION

Lehrkräfte schreiben der Thematik eine sehr hohe Relevanz zu, da v. a. psychische Probleme der Schüler:innen durch die Digitalisierung verschärft worden seien (Thema 1). Daher wünschen sich Lehrkräfte, durch den Sportunterricht die Gesundheit der Schüler:innen mithilfe eines veränderten Bewegungsverhaltens nachhaltig positiv beeinflussen zu können, was zugleich als utopisch wahrgenommen wird (Thema 2). Während eine digital unterstützte Fitnessbildung als wünschenswert und umsetzbar erscheint (Thema 3), solle eine kritische Medienbildung aufgrund der hohen kognitiven Anteile nur dosiert stattfinden (Thema 4). Das Körperbild wird im Kontext von Digitalisierung als zentrale, aber auch (zu) heikle Thematik beschrieben, die mit den Rahmenbedingungen des Sportunterrichts nur schwer in Einklang zu bringen sei und die eigenen Kompetenzen übersteige (Thema 5). Die Ergebnisse zeigen, welche Überzeugungen für eine digitalisierungssensible Gesundheitsbildung und eine darauf ausgerichtete ko-konstruktive Unterrichtsentwicklung zu berücksichtigen sind.

LITERATUR

Braun, V., & Clarke, V. (2022). Thematic Analysis: A practical guide. Sage.

Roth, A.-C. (2021). Wie die Digitalisierung Sinnperspektiven beeinflusst – Chancen und Herausforderungen für einen mehrperspektivischen Sportunterricht. In E. Balz & P. Neumann (Hrsg.), Mehrperspektivischer Sportunterricht – Evaluation und Innovationen. Hofmann.

Teutemacher, B., Sudeck, G., & Hapke, J. (2024). Pedagogical Approaches to Health-related Physical Education (PE) in the Context of Digitalisation – a Scoping Review. Physical Education and Sport Pedagogy, 1–17. https://doi.org/10.1080/17408989.2024.2352826



Nachhaltige Lernformen implementieren unter der Bedingung von Ungewissheit – das Beispiel Kooperativer Lernformen im Sportunterricht

Bähr, Ingrid; Klimpki, Tjari; Kieselbach, Tabea

Universität Hamburg

EINLEITUNG

Die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz (KMK, 2024, S. 9) zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) betonen die Bedeutung kooperativer Lernformen (KLF). In der Schulpraxis sind KLF jedoch bislang „in der Breite nicht angekommen“ (Brüning & Siewert, 2024, S. 7), obwohl ihr positiver Einfluss auf fachliches, motivationales und soziales Lernen gut belegt ist (Hattie, 2023, S. 384). Als Einflussfaktoren der geringen Implementierung werden Wissensmangel, Dispositionen sowie Motivation der Lehrpersonen genannt (Adl-Amini & Völlinger, 2021). Das subjektiv-emotionale Erleben als Einflussfaktor auf didaktische Entscheidungen steht kaum im Fokus der Diskussion, erscheint aber vor dem Hintergrund des erziehungswissenschaftlichen Ungewissheitsdiskurs relevant: Die mit KLF verbundene methodische Öffnung von Unterricht verstärkt Ungewissheit im pädagogischen Handeln (Paseka et al., 2018). Diese Studie untersucht, welche Rolle Aspekte von Ungewissheit im Erleben von Lehrpersonen bei der (Nicht-) Implementierung von KLF im Sportunterricht spielen.

METHODE

Es wurden Leitfadeninterviews mit kontrolliert-explorativen Phasen (N = 9) mit Sportlehrpersonen geführt, die mit qualitativer Inhaltsanalyse (Kuckartz, 2018) ausgewertet wurden. KI-gestützte thematische Zusammenfassungen wurden zur Ausdifferenzierung eingesetzt.

ERGEBNISSE

Die in der Ergebnisdarstellung fokussierte Hauptkategorie Interaktionale (Un-) Gewissheit (bezogen auf lehrpersonenseitiges Erleben der Interaktion mit Schüler:innen) zeigt zahlreiche Subkategorien und induktiv entwickelte Facetten, die einen detaillierten Einblick in den Zusammenhang von (Un) Gewissheitserleben und didaktischen Entscheidungen der Lehrpersonen im Kontext der Implementierung von KLF im Sportunterricht geben.

DISKUSSION

Ein besseres Verständnis dieser Zusammenhänge kann im Rahmen einer Lehrpersonenbildung für BNE genutzt werden, um die verstärkte Implementierung von KLF zu unterstützen.

LITERATUR

Adl-Amini, K., & Völlinger, V. (2021). Kooperatives Lernen im Unterricht. Institut für Bildungsanalysen. https://www.researchgate.net/publication/353346236_Kooperatives_Lernen_im_Unterricht

Brüning, L., & Siewert, J. (2024). Kooperatives Lernen: In der Schule angekommen? Pädagogik, (12), 6–11.

Hattie, J. (2023). Visible Learning: The Sequel. A Synthesis of over 2,100 Meta-Analyses. Routledge.

KMK (2024). Empfehlung der Kultusministerkonferenz zur Bildung für nachhaltige Entwicklung in der Schule. https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2024/2024_06_13-BNE- Empfehlung.pdf

Kuckartz, U. (2018). Qualitative Inhaltsanalyse. Methoden, Praxis, Computerunterstützung. Beltz.

Paseka, A., Keller-Schneider, M., & Combe, A. (Hrsg.). (2018). Ungewissheit als Herausforderung für pädagogisches Handeln. Springer. https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-17102-5



Angst bei Sportlehrkräften – Ein Einblick in die empirische Befundlage

Reisch, Svenja1; Donalies-Vitt, Janina2

1Christian-Albrechts-Universität zu Kiel; 2Universität Heidelberg

EINLEITUNG

Das emotionale Wohlbefinden von Lehrkräften beeinflusst ihre eigene Gesundheit und das Lernen der Schüler:innen (Talibali et al., 2023). Während viele Studien Faktoren untersuchen, die zu Ängsten bei Lehrkräften führen, bleibt unklar, welche spezifischen Aspekte im Fach Sport mit seinen besonderen Anforderungen (Pels et al., 2022) berücksichtigt werden müssen.

METHODE

Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde ein systematisches Literaturreview (2009–2024; sieben Datenbanken) zu empirischen Befunden zur Angst bei Sportlehrkräften durchgeführt. Die Recherche kombinierte verschiedene Begriffe (Angst, Lehrkraft, Schule und Sport u. a. in Englisch und Deutsch). Nach Entfernung von Duplikaten wurden N = 268 Artikel gesichtet, unter Anwendung von Ein- und Ausschlusskriterien reduziert und die relevanten Artikel nach einer inhaltlichen Analyse der Volltexte ausgewertet.

ERGEBNISSE

Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass die Ängste von Sportlehrkräften durch das (erwartete) Schüler:innenverhalten, Herausforderungen im Classroom-Management und administrative Faktoren bedingt sind (Simonton et al., 2024). Zudem spielen soziale Ängste, besonders die Angst vor negativer Bewertung des äußeren Erscheinungsbildes, eine zentrale Rolle (Karayol & Doğar, 2020).

DISKUSSION

Insgesamt erfüllen nur wenige Studien die festgelegten Kriterien. Die Auswertung zeigt zudem, dass der Forschungsfokus zunehmend auf negativen und unangenehmen Emotionen im Allgemeinen liegt. Daher wird die Suchstrategie um diese übergreifenden Begrifflichkeiten erweitert, und die Ergebnisse werden im geplanten Beitrag hinsichtlich ihrer Relevanz für das emotionale Wohlbefinden von Sportlehrkräften diskutiert. Die Bedeutsamkeit dieser Ergebnisse für die Ausbildung von Lehrkräften soll zusätzlich Beachtung finden.

LITERATUR

Karayol, M., & Doğar, Y. (2020). Examination of cognitive flexibility and social appearance anxiety levels of physical education and primary school teachers. Asian Journal of Education and Training, 6(2), 176– 180. https://doi.org/10.20448/journal.522.2020.62.176.180

Pels, F., Hartmann, U., Schäfer-Pels, A., & von Haaren-Mack, B. (2022). Potential stressors in (prospective) physical education teachers: a comparison of different career stages. German Journal of Exercise and Sport Research, 52, 596–611. https://doi.org/10.1007/s12662-022-00804-3

Simonton, K. L., Shiver, V. N., & Simonton, A. (2024). How teachers feel: Exploring secondary physical educators‘ emotions, control beliefs, and coping mechanisms on the job. Sport, Education & Society, 29(3), 371–384. https://doi.org/10.1080/13573322.2022.2146667

Talibali, N. A., Effendi, M., & Matore, E. M. (2023). Factors contributing to anxiety and depression among teachers through a systematic literature review. International Journal of Academic Research in Busi-ness & Social Sciences, 13(1), 84–101. http://dx.doi.org/10.6007/IJARBSS/v13-i2/16146



Wie erleben Sportlehramtsstudierende authentische und praxisbezogene Diagnosesituationen für ihre Professionalisierung?

Langer, Anneke; Schlapkohl, Nele

Europa-Universität Flensburg

HINFÜHRUNG

Bisherige Studien zeigen, dass Sportlehrkräfte Schwierigkeiten beim Diagnostizieren von Lernenden haben (Seyda, 2018). Dadurch fehlt eine Basis für lernförderliche Unterrichtsgestaltungen. Mit dem Ziel, pädagogische Diagnosen als Teil der Professionalisierung bereits in der Hochschulausbildung zu fördern, wurde ein Seminar mit authentischen und praxisbezogenen Diagnosesituationen durch- geführt und evaluiert (Schlapkohl & Langer, 2024). Die zentrale Forschungsfrage ist, welche Potentiale und Herausforderungen Sportlehramtsstudierende im Hinblick auf die Entwicklung ihrer pädagogischen Diagnosen erleben, wenn sie Kommiliton:innen und Schüler:innen im Bewegungsfeld Wasser diagnostizieren.

METHODE

Mit elf Sportlehramtsstudierenden (6 männlich, 5 weiblich, MAlter = 26 Jahre; SD = 3.74) wurden nach einer Seminarteilnahme (Bewegen im Wasser), bei der sie in authentischen Situationen diagnostizierten, Leitfadeninterviews zu den erlebten Potentialen und Herausforderungen geführt. Die Auswertung erfolgte mit der Inhaltsanalyse nach Kuckartz und Rädiker (2024).

ERGEBNISSE

Die Ergebnisse zeigen mit Blick auf die erlebten Potentiale, dass es vielen Studierenden beim Diagnostizieren von Schüler:innen im Bewegungsfeld Wasser hilft, sich mit diagnostischen Tools auseinanderzusetzen und sie nutzen. Dadurch erleben sie während des Diagnostizierens eine wachsende Sicherheit und Verbesserung. Als Herausforderungen äußern sie die präzise Anwendung diagnostischer Tools bei Schüler:innen und die darauf aufbauende Planung eines differenzierten Unterrichts. Zudem fällt es ihnen schwer, Fehlerursachen bei der Ausführung von Schwimmtechniken ihrer Kommiliton:innen zu identifizieren.

DISKUSSION

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass authentische Diagnosesituationen förderlich für die Entwicklung pädagogischer Diagnosen von Sportlehramtsstudierenden sind. Sie zeigen aber auch komplexe Herausforderungen beim Beobachten entscheidender Bewegungsmerkmale einer Schwimmtechnik, der Zuordnung einer Bewertung und beim Formulieren einer kompetenten Rückmeldung.

Im Vortrag wird diskutiert, wie das Seminar weiterentwickelt werden kann, um Professionalisierungsprozesse von Studierenden zu unterstützen.

LITERATUR

Kuckartz, U., & Rädiker, S. (2024). Fokussierte Interviewanalyse mit MAXQDA. Schritt für Schritt. (2. Aufl.). Springer.

Schlapkohl, N., & Langer, A. (2024). Einbindung pädagogischer Diagnosen in die Lehramtsausbildung – Umsetzungsmöglichkeiten im Seminar Bewegen im Wasser. Zeitschrift für Studium und Lehre in der Sportwissenschaft, 7(2), 13–19.

Seyda, M. (2018). Können Sportlehrkräfte die Perspektive ihrer Schülerinnen und Schüler einnehmen? Eine Untersuchung über die Akkuratheit von Beurteilungen physischer Fähigkeitsselbstwahrnehmungen. Unterrichtswissenschaft, 46(1), 215–231.



Kein Raum für Ungewissheit! – Haltungen Sportstudierender zum Forschenden Lernen im Praxissemester

Nocon-Stoffers, Renate; Neuber, Nils

Universität Münster

EINLEITUNG

Forschendes Lernen im Praxissemester ist für Lehramtsstudierende in den meisten Bundesländern verpflichtend. Kernanliegen sind die Herausbildung einer forschenden Lernhaltung und die Professionalisierung der Studierenden. In der Sportlehrkräftebildung fordert Forschendes Lernen die Relationierung von Theorie, Praxis und Person (Weyland, 2010) in besonderer Weise heraus. Jedoch existieren nur wenige Forschungsarbeiten über konzeptbezogene Verständnisse, Haltungen und Bedeutungszuschreibungen Sportstudierender. Auf Grundlage bildungstheoretischer Annahmen untersucht die Studie a) Verständnisse Sportstudierender vom Forschenden Lernen im Praxissemester, b) ihr diesbezüglichen Haltungen und c) die Bedeutung, die sie Forschendem Lernen für ihre Professionalisierung beimessen.

METHODE

In einer explorativen, längsschnittlichen Mixed-Methods-Studie wurden Sportstudierende (n = 221) vor und nach dem Praxissemester schriftlich befragt. Qualitative Daten wurden zudem aus teilstrukturierten Interviews gewonnen, die 6–12 Wochen (n = 15) und ca. 1 ½ Jahre (n = 12) nach dem Praxissemester geführt wurden. Mit Hilfe qualitativer Inhaltsanalyse (Kuckartz & Rädiker, 2022) wurden deduktive und induktive Kategorien ermittelt.

ERGEBNISSE

In der Fragebogenstudie weisen Antworten auf offene Fragen darauf hin, dass Verständnisse vom Forschenden Lernen vor und nach dem Praxissemester unvollständig bleiben. Die Interviewstudie verdeutlicht fehlende Verständnisdimensionen und dass diese langfristig diffuser werden. Hinsichtlich der Haltungen und Bedeutungszuschreibungen existieren signifikante Veränderungen vor und nach dem Praxissemester, wobei beide negativer werden (d = .49; d = .54). In den Interviews zeigt sich, dass ablehnende Haltungen auf der Komplexität der Anforderungen, Zeitnot, geringer Autonomie und Wertschätzung beruhen. Ablehnende Haltungen bleiben ablehnend. Die Bedeutung, die Sportstudierende Forschendem Lernen für ihre Professionalisierung zuschreiben, bleibt gering bzw. unklar.

DISKUSSION

Die komplementäre Betrachtung der Studien veranschaulicht die Notwendigkeit, Forschendes Lernen in der Sportlehrerinnen- und Sportlehrerbildung langfristig und vertieft einzuführen. Diskussionswürdig sind die herausfordernden Rahmenbedingungen Forschenden Lernens im Praxissemester im Hinblick auf bildungstheoretische und curriculare Zielsetzungen.

LITERATUR

Kuckartz, U., & Rädiker, S. (2022). Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung (5. Auflage). Beltz.

Weyland, U. (2010). Zur Intentionalität schulpraktischer Studien im Kontext universitärer Lehrerbildung. Eusl.