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Sitzungsübersicht
Sitzung
SE-19_4: Geschichte der Verwandtschaft
Zeit:
Donnerstag, 19.09.2024:
14:15 - 15:55

Chair der Sitzung: Georg Fertig, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland
Ort: Hörsaal I

Hörsaal I, Raum 1.04 , Adam-Kuckhoff-Str. 35, 190 Plätze

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Präsentationen
14:15 - 14:45

Verwandtschaft 2.0

Anne Purschwitz

Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg, Deutschland

In dem angestrebten Versuch sollen die Ansätze der New Kinship Studies auf ihre Anwendungsmöglichkeiten in bürger- und fachwissenschaftlicher Genealogie untersucht werden. Ausgehend von digitalen Vorarbeiten und in Zusammenarbeit mit bürgerwissenschaftlichen Genealogen soll der Frage nach Verwandtschaft auf unterschiedlichen Ebenen nachgegangen und die bisherigen Befunde systematisch zusammengeführt werden. Zunächst wird ein mit Definitionen unterlegtes ‚Verwandtschaftsvokabular‘ in Wiki-Data (oder Factgrid) erstellt. Daran anschließend wird das ‚genealogische‘ Vokabular / Netzwerk um im Alltag ‚gelebte Verwandtschaft‘ ergänzt, wodurch ein deutlich komplexeres Bild historischer Beziehungsmuster entstehen wird. Durch diese Integration unterschiedlicher Verständnisse von Verwandtschaft sollen bürgerwissenschaftliche Genealogen und Fachwissenschaftler dazu angeregt werden, Verwandtschaft neu und anders zu denken und entsprechende Daten, die sie in zahlreichen Fällen bereits erheben (z.B. Patenschaftsverhältnisse) in neue Zusammenhänge zu stellen.



14:45 - 15:15

Sexualität, Verwandtschaft und soziale Netzwerke: Makro- und Mikroperspektiven (1400-1850)

Sandro Guzzi-Heeb

Universität Lausanne, Schweiz

Seit einigen Jahrzehnten ist die Verwandtschaftsgeschichte ein wachsendes und vielversprechendes Forschungsfeld.

Im ersten Teil werde ich einige Fragen zur Chronologie der Veränderungen im Bereich der Sexualität und ihren Zusammenhang mit den von Sabean beschriebenen Entwicklung von Verwandtschaftsstrukturen stellen, beginnend mit der Unterdrückung der teuflischen und mit sexuellen Bildern besetzten Hexerei seit dem 15. Jahrhundert.

Im zweiten Teil werde ich mich der Frage nach den Mechanismen der Milieubildung rund um Verwandtschaftsnetzwerke im 18. und 19. Jahrhundert widmen. Das Nachdenken über die Wechselwirkung zwischen Verwandtschaftsbanden, politischen oder religiösen Werten, Identitäten und sexuellem Begehren erfordert ausgefeilte Netzwerkanalyse-Tools und -Methoden und kommt um große Datenbanken und DH-Ansätze nicht herum. In diesem Bereich ist das volle Potenzial der digitalen Analyse wohl noch nicht ausgeschöpft.



15:15 - 15:45

Verwandtschaftsgeschichte über Dispensgeschichten (18. und 19. Jahrhundert)

Margareth Lanzinger

Universität Wien, Österreich

Was in vergangenen Jahrhunderten unter „Verwandtschaft“ verstanden wurde und wer als „verwandt“ galt, darauf gibt es unterschiedliche Antworten: je nach den konkreten konfessionell-religiösen, kirchen- und territorialrechtlichen, erbrechtlichen, familialen etc. Kontexten. Im Vortrag wird auf die Definition von Verwandtschaft und familiäre Rollen eingegangen.

Ziel des Beitrags ist es zum einen, zur Diskussion zu stellen, warum es Sinn machen kann, über Blutsverwandtschaft hinaus das gesamte Spektrum dessen, was zeitgenössisch unter das Verständnis von Verwandtschaft fiel, in den Blick zu nehmen. Zum anderen gilt das Interesse abgewiesenen Dispensansuchen, die keine Spur in Kirchenbüchern und Genealogien hinterlassen haben, sowie den wiederholten Anläufen, die manche Paare unternahmen – und damit der Frage, was solche Zugriffe sichtbar machen.