Eine Übersicht aller Sessions/Sitzungen dieser Veranstaltung. Bitte wählen Sie einen Ort oder ein Datum aus, um nur die betreffenden Sitzungen anzuzeigen. Wählen Sie eine Sitzung aus, um zur Detailanzeige zu gelangen.
Anhaltende demografische Konzentrationsprozesse. Chance oder Gefahr für die Regionen außerhalb von Zentren?
Zeit:
Freitag, 21.03.2025:
9:00 - 10:30
Chair der Sitzung: Dr. Steffen Maretzke, BBSR Bonn
Ort:Seminarraum C
A13.207
Zusammenfassung der Sitzung
Die Session des DGD-Arbeitskreises „Städte und Regionen“ stellt die Folgen laufender und sich langfristig fortsetzender demografischer räumlicher Konzentrations- und Peripherisierungstendenzen in den Mittelpunkt der Diskussion. Regional heterogene und teilweise gegenläufige Trends, die beispielsweise ihren Ausdruck in einer relativ günstigeren Bevölkerungsentwicklung zentral gelegener Kreise und Städte gegenüber den peripherer gelegenen finden können, führen tendenziell zu einer Verschärfung regionaler Disparitäten und stellen somit nennenswerte Herausforderungen für die Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse dar. Dies sind Herausforderungen, die schon heute akut sind und denen die regionalen Akteure (Wirtschaft, Kommunen, Länder, Bund …) möglichst schnell aktiv entgegentreten sollten.
Von besonderem Interesse für diese Session sind u. a. Beiträge, die wesentliche regionaldemographische Trends und Probleme von Konzentration und Peripherisierung oder spezifische Herausforderungen dieser Entwicklung differenziert analysieren, prognostizieren und konkrete Handlungsvorschläge für regionale Akteure unterbreiten:
•Regional differenzierte Analysen und Prognosen zu demografischen Konzentrations- und Peripherisierungsprozessen.
•Regionale, ökonomische, soziale und demografische Konsequenzen räumlich-demografischer Heterogenisierung des demografischen Konzentrationsprozesses (Arbeits- und Wohnungsmarkt, Daseinsvorsorge, Integrationsherausforderungen …);
•Wanderungsverflechtungen zentral gelegener Regionen mit den Regionen außerhalb von Zentren;
•Konzentrieren sich die Integrationsherausforderungen auf zentraler gelegene Wachstumsräume?
•Zentral gelegene Wachstumsräume als Garanten für die langfristige Absicherung einer Politik der Sicherung gleichwertiger Lebensverhältnisse?
AK Städte und Regionen
Dr. Steffen Maretzke und Prof. Dr. Bernhard Köppen
Präsentationen
Demografische Konzentrationsprozesse. Chance oder Gefahr für die Regionen außerhalb von Zentren?
Maretzke, Steffen
BBSR Bonn, Deutschland
Der Beitrag analysiert aktuelle und küntige regionale Trends der Bevölkerungsentwicklung. Auf der Grundlage ausgewählter Raumtypen des BBSR werden Analysen zu zurückliegenden (1990 bis 2022) und künftigen demografischen Konzentrationsprozessen (2022 bis 2045) analyiert und bewertet, insbesondere vor dem Hintergrund allgemeiner demografischer Wachstums- und Schrumpfungstrends. Es werden Herausforderungen konkretisiert, die sich für die Konzentrations- und Entleerungsräume ergeben, mit Blicl auf die Sicherung gleichwertiger Lebensverhaälnise, auf den Arbeits- und Wohnungsmarkt ...
Regionale Trends der Bevölkerungsalterung und ihre Bedeutung für die Binnenwanderung
Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB), Wiesbaden
Bevölkerungsalterung schreitet in Deutschland regional sehr unterschiedlich schnell voran. Während in dünn besiedelten, ländlichen Kreisen, v. a. in den neuen Bundesländern, die Bevölkerung rapide altert, weisen Großstädte und urbane Kreise eine noch jüngere Bevölkerungsstruktur auf. Binnenwanderung wurde neben internationaler Migration bereits als Einflussfaktor dieser Unterschiede identifiziert. Vor dem Hintergrund altersspezifischer Muster, wie dem Zuzug junger Erwachsener in die kreisfreien Großstädte, könnten Binnenwanderungsmuster jedoch auch durch die regional unterschiedliche Entwicklung der Altersstruktur beeinflusst sein. Die vorliegende Studie quantifiziert, inwieweit die seit 1991 in Deutschland festzustellenden Phasen der Urbanisierung und Sub- bzw. Counterurbanisierung auf Veränderungen in der Altersstruktur zurückgeführt werden können. Auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamtes und der Statistischen Landesämter differenzieren wir die Entwicklung der Binnenwanderungsraten nach BBSR-Kreistypen zwischen 1991 und 2021 mit Hilfe einer Dekomposition (Kitagawa 1955) in Kompositionseffekte (Veränderungen in der Altersstruktur) und Rateneffekte (Veränderungen in altersspezifischen Präferenzen). Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Entwicklung der Binnenwanderungsraten nach Raumtypen zu großen Teilen auf Veränderungen in den altersspezifischen Präferenzen zurückzuführen ist, während der Einfluss der Entwicklung der Altersstruktur weniger stark ausgeprägt ist. Bevölkerungsalterung hat jedoch einen nicht geringen Einfluss auf den jüngsten Anstieg der Binnenwanderungsraten in dünn besiedelten, ländlichen Kreisen und den gleichzeitigen Rückgang der Umzüge in kreisfreie Städte ausgeübt.
Mehr als Wachstum und Schrumpfung: Bevölkerungsentwicklung in deutschen Klein- und Mittelstädten von 2001 bis 2022
Gescher, Jonathan; Tim, Leibert; Jeroen, Royer
Leibniz-Institut für Länderkunde, Deutschland
Die langfristige Bevölkerungsentwicklung in kleinen und mittleren Städten Deutschlands ist äußerst vielfältig. Um demographische Konzentrations- und Dispersionsprozesse sichtbar zu machen, identifizieren wir mithilfe eines neuartigen Dynamic Time Warping-Ansatzes Cluster ähnlicher Bevölkerungsentwicklungen. Die Methodik erlaubt die Einbeziehung vollständiger Zeitreihen, so dass nicht nur Wachstum und Schrumpfung sichtbar werden, sondern auch gegenläufige Entwicklungen innerhalb der Gemeinden. Die identifizierten Typen vereinen Entwicklungen von kontinuierlichem über unterbrochenes Wachstum bis zu durchgängiger Schrumpfung. Unsere Studie zeigt, dass nahezu alle dieser Typen deutschlandweit zu finden sind und sich somit einer simplen Stadt-Land- oder Ost-West-Logik entziehen. Gleichzeitig identifizieren wir durch eine räumliche Autokorrelationsanalyse Muster in der Verteilung der Cluster, die über zufällige Ungleichverteilungen hinausgehen und Konzentrationsprozesse im Raum sichtbar machen.Anhand eines multinomialen Regressionsmodells untersuchen wir die Auswirkungen von Kontextvariablen auf die Bevölkerungsentwicklung, insbesondere strukturelle, räumliche und wirtschaftliche Faktoren. Um die beobachteten Wendepunkte in den Zeitreihen besser zu verstehen, untersuchen wir die Wanderungsmuster auf der Gemeindeebene ebenso wie die natürlichen Entwicklungen. So ergibt sich ein umfassendes Bild der demografischen Entwicklung in deutschen Klein- und Mittelstädten in den letzten 20 Jahren, das über die einfache Dichotomie von Wachstum und Schrumpfung hinausgeht und langfristige Prozesse in den Blick nimmt. Abschließend diskutieren wir die Auswirkungen dieser Beobachtung auf die Raumentwicklungspolitik.
Entwicklung eines Gefährdungsindikators für siedlungsstrukturelle Anpassungsbedarfe auf Basis der Ortsteilebene
Hoymann, Jana; Kerstan-Widmann, Rebekka
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung, Deutschland
Schrumpfung als demographischer Prozess ist in einigen Regionen Deutschlands ein womöglich irreversibles Phänomen. Technische und soziale Infrastruktureinrichtungen, die öffentliche Daseinsvorsorge und Maßnahmen zur Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse müssen angepasst werden. Die Funktionalität grundlegender Versorgungsinfrastruktur bedarf bei dispersen Siedlungsstrukturen eines höheren Aufwands als bei konzentrierten Siedlungsstrukturen. Die Autoren stellen sich die Frage, in welchen Regionen Deutschlands kleine, peripher gelegene Orte vor diesen besonderen Herausforderungen stehen?
Um sich dieser Frage anzunähern, werden in der Analyse kleine, peripher gelegene Siedlungskörper anhand räumlich differenzierter Daten identifiziert, die hinsichtlich ihrer siedlungsstrukturellen, demographischen und infrastrukturellen Voraussetzungen eine ungünstige Entwicklungsperspektive aufweisen. Als Quelle dienten ATKIS, die Einwohnerraster des Zensus 2011und 2022 einschließlich der Altersstruktur, die Bevölkerungsprognose des BBSR sowie im BBSR berechnete Distanzmaße zu Infrastruktureinrichtungen des täglichen Bedarfs. Basierend auf diesen Indikatoren wurden für jeden Themenbereich Kategorien von günstiger bis ungünstiger Entwicklung gebildet, diese additiv verknüpft und auf Verbandgemeindeebene ausgewertet. Dadurch ist es möglich das Maß der Problematik bundesweit zu erfassen. Eine Skala zeigt die Stärke der Ausprägungen günstiger und ungünstiger Entwicklung für die Regionen unter den auf der Mikroebene gegebenen Voraussetzungen an.
Die Ergebnisse zeigen die Betroffenheit von Regionen aufgrund ihrer lokalen Strukturen und dienen der weiteren Erörterung der Problematik auf Bund und Länderebene. So zeigt sich die Kumulierung der Herausforderungen in wenigen Regionen der neuen Länder. Bezogen auf die einzelnen Bereiche Demografie, Siedlungsstruktur und Infrastruktur stellt sich die Situation regional durchaus unterschiedlich dar und beschränkt sich nicht auf die ostdeutschen Länder. Hinsichtlich von Anpassungsstrategien, liefert die Analyse Anhaltspunkte wo Risikovorsorge und Daseinsvorsorge zusammen gedacht werden müssen.